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Eine Sim, die zugleich eine Wallet ist

Ein Startup will die bitSIM bauen: eine Sim-Karte fürs Handy, die es ermöglicht, per SMS Bitcoins zu senden und zu empfangen. Man soll sie einfach auf die bestehende Sim-Karte auflegen können, um das Handy zur Bank zu machen. Ohne dass eine weitere Software nötig wäre.

Der große Unterschied zwischen Bitcoin und einem Zahlungsprovider wie PayPal ist nicht, dass Bitcoin sicherer, effektiver oder privater ist. Der entscheidende Unterschied ist, dass Bitcoin offen ist. Bitcoin ist, wie das Internet, eine Kerninfrastruktur, die es jedem erlaubt, einen Service darauf zu bauen. Wer mit PayPal bezahlt, bezahlt nur über PayPal. Wer mit Bitcoin bezahlt, bezahlt über Bitcoin Core, Multibit, Armory, Mycelium, BitPay, Coinbase, Coinzone und vielen mehr. Während bei einer Firma wie PayPal jede Innovation von unten nach oben und von oben nach unten rauschen muss, entstehen Innovationen beim Bitcoin dezentral: indem sich ein Startup bildet und etwas erschafft.

Ein Beispiel hierfür ist BitSim. Dieses Startup aus Hongkong hat es heute durch ein Video-Interview mit Gründer Leon-Gerard Vandenberg bei r/bitcoin ganz nach oben geschafft. Das Thema ist technologisch nicht ganz einfach, und die Webseite von BitSim geht nicht wirklich ins Detail, weshalb es schwierig ist, die Fakten zusammenzubringen. Ich versuche es dennoch.

Die Kurzversion: BitSim möchte eine Sim fürs Handy bauen, die so programmiert ist, dass ohne ein weiteres Programm und ohne einen zentralen Server Bitcoins per SMS versendet werden können. Die Sim-Karte wird damit also zur Bitcoin-Wallet. Schon eine starke Vorstellung. Das Handy wird, ohne ein weiteres Programm, zur Bank, und Bitcoins können per SMS versendet und empfangen werden. Und zwar in echt und nicht so, wie es machmal angeboten wird, dass man eine Einladung für eine Online-Wallet bekommt. Die SMS-Software wird zur Wallet.

Wie soll das gehen? Woher hat die bitSIM einen Netzanschluss? Kommt sie wirklich ohne ein Programm fürs Handy aus? Muss man dann die Adresse von Hand eingeben?

Ehrlich gesagt sind meine Antworten auf solche Fragen etwas ungenau. Ich habe mir das Video mit Leon-Gerard Vandenberg angeschaut, ohne wirklich durchzusteigen, ich habe auf der Webseite von bitSIM geschmökert und ich habe ein Interview von Bravenewcoin mit Vandenberg gelesen. Trotzdem verstehe ich nur Bruchteile. Grob gesagt verbindet Vandenberg mehrere bestehende Technologien, um etwas neues zu erschaffen.

Da wäre zunächst JavaCard. JavaCard ist eine Variante der Programmiersprache Java, die es erlaubt, kleine Java-Programme auf Chipkarten auszuführen. Mit JavaCard werden überwiegend kryptographische Schlüssel gespeichert. Bei der bitSIM soll dieses Programm wohl eine Bitcoin-Transaktion in eine SMS hineinverschlüsseln und diese entpacken. Nicht klar ist die Sache mit der Blockchain: da man kaum die ganze Blockchain auf eine SIM-Karte packen kann, muss die bitSIM wohl eine Art LightWallet sein, die Verbindung mit einem Servernetzwerk aufnimmt. Laut Vandenberg ist eine Kooperation mit der Hive-Wallet geplant, die für iOS und Android sowie als Web-Wallet funktioniert. Ebefalls nicht klar ist, ob die SIM-Karte auch eine Anzeige mitbringen soll, wie viele Bitcoins man hat, und wie die Adresse eingelesen wird. Eventuell als Telefonnummer, aber dazu gibt es keine weiteren Hinweise.

Der zweite Teil ist die SIM Overlay Technology, auch Thin Sims genannt. Dies meint eine dünne SIM-Karte, die sich über eine Standard-SIM legen lässt und diese damit erweitert. Dies macht es möglich, dass ein Nutzer gleichzeitig zwei SIMs benutzt, ohne zwei Provider zu bezahlen. In Kenia, wo Safaricoms mPesa-System eines der beliebtesten Zahlungsmittel wurde – wenn nicht DAS Zahlungsmittel – , werden die Thin Sims derzeit zur Herausforderung für den Mobilfunkkonzern. Denn durch sie können Banken unabhängig von Safaricom Überweisungen per Handy anbieten. Allerdings behauptet Safaricom, dass Thin Sims Man-in-the-Middle-Angriffe ermöglichen.

Die bitSim soll also über die bereits existierende SIM gelegt werden und mittels JavaCard über das SIM-Menü des Handys eine Wallet-Software ausführen, welche es ermöglicht, per SMS Bitcoins zu versenden und zu empfangen.

Laut Vandenberg ist alles, was über die Blockchain läuft, auch mit einer bitSIM möglich: also auch digitale Assets wie von Counterparty oder Colored Coins. Laut dem Interview will bitSIM in Australien beginnen und dann nach China und Afrika ausschwärmen um schließlich Indien, Kanada, die Philippinen und Mexiko zu erreichen. Die USA ist für Vandenberg wegen der Bit-Lizenz und deren „nackten Dummheit“ kein Ziel.

Man darf gespannt sein, wie sich dieses Projekt entwickelt. Wenn es gut gemacht wird, könnte es groß werden.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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2 Kommentare zu Eine Sim, die zugleich eine Wallet ist

  1. Frankfurter Würstchen // 20. April 2015 um 17:19 // Antworten

    „Die USA ist für Vandenberg wegen der Bit-Lizenz und deren “nackten Dummheit” kein Ziel.“

    Dann ist Deutschland leider auch kein Ziel 😉

  2. Wenn dieses Ding irgendwann wirklich funktioniert, vielleicht auch noch mit Funk-USB-Stick, bin ich sofort dabei; versprochen!
    Da werden die Würstchen in der Pfanne landen.:)

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