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Türkei ist laut Studie das Land mit der größten Bitcoin-Begeisterung weltweit

Viele Leute sagen, Istanbul sei die spannendste Stadt Europas. Foto von Moyan Brenn via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Eine Studie der niederländischen Großbank ING zum Mobile Banking untersucht, wie Leute aus 15 Ländern über mobiles Banking und den Bitcoin denken. Die Ergebnisse sind, untertrieben gesagt, überraschend.

Eigentlich gilt die Niederlande als Bitcoin-Hotspot, während man von der Türkei nicht allzuviel hört. Die Ergebnisse der Studie von ING legen nun nahe, dass man mit diesem Eindruck auf einem ziemlich morschen Holzweg wandelt. Die niederländische Großbank hat jeweils 1000 Leute aus 15 Ländern, vor allem in Europa, befragt, wie sie zu mobilem Banking / Payment und zum Bitcoin stehen. Die Befragung fand über mobile Geräte statt, weshalb anzunehmen ist, dass die Ergebnisse nicht ganz repräsentativ sind.

Der Großteil der Untersuchung widmet sich dem mobilen Banking / Payment. Dabei steht die Niederlande an der Spitze, wo 58 Prozent der Befragten angegeben haben, dass sie mobiles Banking nutzen. Darauf folgen die USA (50), Großbritannien (49), Spanien (45), Australien (44), Polen (43), Deutschland (42), in genau dieser Reihenfolge. Die Schlußlichter bilden Rumänien, Tschechien, die Türkei, Belgien und Italien.

Worum es hier aber geht, sind die Ergebnisse zum Bitcoin. Und die liefern eine merkwürdige negative Korrelation zu den Ergebnissen zum mobilen Banking. ING hat den Befragten die Aussage vorgelegt, dass digitale Währungen wie Bitcoin die Zukunft des Online-Bezahlens darstellen. Die Befragten konnten darauf hin mit “Ja”, “Nein” oder “keine Ahnung” antworten. Das ziemlich schräge Ergebnis ist, dass der Satz ausgerechnet in den Niederlanden mit 9 Prozent die geringste, und in der Türkei mit satten 45 Prozent die höchste Zustimmung erfährt. Nach der Türkei folgen Italien (43), Spanien (33), Polen (31) und Rumänien (26). Deutschland landet vor Luxembourg, Belgien und den Niederlanden auf dem viertletzten Platz.

Weiter hat ING gefragt, ob die Teilnehmer schon einmal Bitcoins benutzt haben. Es gab vier Antworten: “ja”, “nein”, “ich weiß nicht, was Bitcoins sind,” und “keine Meinung”. Auch diese Ergebnisse passen ins Bild: In der Niederlande haben mit 55 Prozent die meisten Befragten “nein”, in der Türkei mit 9 Prozent die meisten mit “Ja” geantwortet. Auf die Türkei folgen die USA (7), Italien (7), Polen (6) und Spanien (5).

Was sagt uns das jetzt also? Dass der echte Bitcoin-Trend nicht in den Niederlanden oder Deutschland stattfindet, sondern in der Türkei, in Italien, Spanien und Polen? Dass in den Ländern, in denen die Leute bereits an mobiles Banking gewohnt sind, der Bitcoin gerade nicht genutzt wird, mit Ausnahme von Spanien? Und woher kommt diese seltsame, aber signifikant erkennbare Korrelation, die man eher andersherum erwartet hätte? Weil der Bitcoin eine Art “Lückenfüller” ist, wenn die nationalen Banken noch kein ausgereiftes mobiles Banking bieten? Oder ist die Studie wegen der vergleichsweise kleinen Azahl von Befragten schlicht nicht repräsentativ genug, um valide Ergebnisse zu liefern? Man kann nur rätseln, sollte aber die von ING aufgedeckten Hotspots im Auge behalten.

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2 Kommentare zu Türkei ist laut Studie das Land mit der größten Bitcoin-Begeisterung weltweit

  1. Vielleicht liegt es daran: Wenn die eigene Landeswährung jedes Jahr um 7,5% inflationiert, könnte geschicktes Trading das Ausgleichen oder zumindest einige Leute dazu Anregen, den Versuch zu unternehmen. Wechselmöglichkeit von Bitcoin z.B. in USD ist wahrscheinlich mit geringeren Abschlägen möglich, als von Lira in USD über übliche Finanzakteure. Und eine Plattform gibt es auch: https://www.btcturk.com/

  2. Nicht verwunderlich. Man berücksichtige bitte, dass von fast jeder türkischen Familie mindestens ein Mitglied im Ausland (z.B. Deutschland) lebt. Auf Grund der hohen Gebühren für Auslandsüberweisungen bei den Banken ist der Bitcoin für die Türken also das Überweisungsmittel überhaupt.
    Ferner machen sich viele Deutsche noch das Leben schwer, in dem sie vor dem Aussenwirtschaftsgesetz (AWV) kapitulieren, obwohl die Meldepflicht bei 12.500,- Euro beginnt.
    Eine Überweisung für ein paar Bitcoins fällt also nicht auf.

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