Honduras plant Verzeichnis von Landrechten mithilfe des Bitcoin

Der Word Wide Ledger, die weltweite Datenbank, wird immer mehr zum Paradigma des Bitcoins. Nachdem bereits die Nasdaq angekündigt hat, mithilfe der Blockchain Anleihen zu verwalten, rückt nun Honduras nach. Gemeinsam mit Factom plant das zentralamerikanische Land eine Blockchain-Datenbank für Landrechte. Dabei hilft das Startup Factom aus Texas, das kurz zuvor seinen Verkauf von Factoid-Token abgeschlossen hat.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat Factom-Chef Peter Kirby die Zusammenarbeit mit der Regierung von Honduras, einem der ärmsten Länder des amerikanischen Kontinents, bekanntgegeben. Factom werde gemeinsam mit Epigraph, einer ebenfalls texanische Firma, die Verwaltung von Landrechten in Honduras auf die Blockchain umstellen. “In der Vergangenheit hatte Honduras oft Probleme mit Landrechts-Betrug. Die Datenbank des Landes wurde faktisch gehackt, so dass die Bürokraten für sich die Strände sichern konnten.” Mit der Blockchain-Lösung könne Honduras sicherere Hypotheken, Verträge und Ressourcen-Rechte vergeben.
Eine Bestätigung durch die Regierung von Honduras steht bislang noch aus. Laut Kirby habe Factom seit Januar mit Honduras verhandelt. Das Projekt solle gegen Ende des Jahres abgeschlossen sein, das Ziel sei es, möglicherweise alle Landrechte der Regierung auf die Blockchain zu laden.
Wie genau funktioniert das? Und welche Blockchain ist gemeint? Die eines Altcoins oder die des Bitcoins? Die Antwort ist “sowohl als auch”. Aber von vorne. Auf der Webseite von Factom findet sich die Ankündigung, Factom betreue “eine permanente, mit Zeitstempel versehene Dokumentation deiner Daten. Reduziere die Kosten und die Komplexität von Audits, von Dokumentation und von Regulierung.” Als Musterprojekt stellt Factom das Projekt Gutenberg vor. Hier habe man mit nur vier Hashes 28.000 Bücher gespeichert.
Laut dem Factom-Whitepaper entfernt die Firma “die Notwendigkeit von blindem Vertrauen, indem es der Welt die erste präzise, nachweisbare und unveränderbare Dokumentation schenkt.” Factom kreiere ein distributives, autonomes Protokoll, das kosteneffektiv die Bitcoin-Blockchain von der Bitcoin-Währung scheidet.
Factom hat ein eigenes Peer-2-Peer-Netzwerk mit einer eigenen Währung, den Factoids. Diese wurden von der Firma verkauft und werden von den Servern wie von Minern gefunden. Die Factoids stellen gewissermaßen eine moderne, in der Kryptoszene verbreitete Form der Crowd-Finanzierung dar, wie wir sie schon bei ripple und ethereum gesehen habe: Erschaffe ein Token, das in deinem dezentralen Netzwerk eine Rolle spielt, und verkaufe es an Leute, die an dich glauben und daran, dass das Token einmal sehr viel mehr wert sein wird. Factom hat bereits 4,379,972 Factoids gegen Bitcoin verkauft und dadurch 2.278,7 Bitcoin eingenommen. Knapp eine halbe Million Euro.
Mit den Factoids kann man Einträge in das Factom-Netzwerk, das ähnlich wie das Bitcoin-Netzwerk funktioniert, kaufen. Im dezentralen Factom-Netzwerk können die Nutzer eigene “Chains” bauen, die Daten speichern und Hashes der Daten (eine Art kryptographische Einschmelzung) in das Blockchain-Netzwerk einschreiben. Es ist also eine Art dezentraler Datenspeicher, der durch die Bitcoin-Blockchain nachprüfbar ist. Die Landrechte werden nicht in der Bitcoin-Blockchain gespeichert, aber durch ihre Hashes lässt sich durch die Bitcoin-Blockchain prüfen, ob die Daten im Factom-Netzwerk korrekt sind. So jedenfalls verstehe ich es.
Ob das Projekt funktioniert oder nicht – die Write-Only-Datenbank Blockchain wird mehr und mehr zum Motto des Bitcoin für 2015. Die Blockchain ist letzten Endes nicht mehr als eine dezentrale Datenbank, die nicht editiert, gelöscht oder manipuliert werden kann. Viele sagen, dies und nicht der Bitcoin sei ihr wahrer Wert. In jedem Fall scheint es einfacher zu sein, die Blockchain als Datenspeicher denn den Bitcoin als Währung zu verwenden, da man weder mit der Finanzaufsicht noch mit der Volatilität des Bitcoin zu tun hat.
Nachdem bereits der US-Versandhändler Overstock sowie die Nasdaq, die größte Börse der Welt, angekündigt haben, die Bitcoin-Blockchain als Datenbank für Anleihen und Aktien nutzen zu wollen, versucht nun also ein armes südamerikanisches Land, mit der Blockchain die Korruption bei der Vergabe und Dokumentation von Landrechten auszutrocknen. Vermutlich hat eine bessere und vor allem nachvollziehbare Dokumentation gerade in korruptionsgebeutelten Ländern den höchsten Wert. All dies sind in jedem Fall Schritte in eine interessante Richtung. Wird der Bitcoin, bevor er zur Weltwährung wird, zur kostenlosen und nachvollziehbaren weltweiten Datenbank für alles? Also zum World Wide Ledger, wie sie von /r/bitcoin getauft wurde?
gute info, gute sichtweise, grüsse V.B.