Newsticker

Stabilität, Patente und soziale Suchmaschinen

Morning warriors. Foto von Jérémy Lelièvre via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Alles unklar und vernebelt, nur der Bitcoin-Preis bleibt deutlich und stabil. In den USA gilt Bitcoin jetzt unter anderem als Handelsware, Coinbase hat Hunger auf Patente, Russland plant, Kryptowährungen zu verbieten, und SearchTrade kündigt ein neues Modell von Suchmaschinen an, das alles auf den Kopf stellt – oder auf die Beine? Letzendlich ist das Definitionssache. Wie so vieles in diesen Bitcoin News der Woche.

Bitcoin-Preis viel stabiler als Dax.

Der Bitcoin-Preis war in dieser Woche schrecklich langweilig. Während es beim Dax rauf und vor allem runter ging und er am Ende der Woche fast 10 Prozent im Minus ist, lag der 12-Stunden-Durchschnittspreis bei Bitcoin.de in den letzten sieben Tagen niemals unter 204 und niemals über 208 Euro. Abgesehen von einem kleinen Ausbruch heute nacht, der den Preis auf 209, teilweise sogar 210 Euro gehoben hat. Plus/Minus 1 Prozent also. Man könnte fast meinen, es handele sich um eine Währung und nicht um eine Handelsware wie Gold, Silber, Rohöl oder ein Derivat auf eine solche. Die Commodity Futures Trading Commission in den USA, kurz CFTC, sieht das allerdings anders.

Der Bitcoin-Kursverlauf in den letzten 7 Tagen. Quelle. Bitcoin.de

Der Bitcoin-Kursverlauf in den letzten 7 Tagen. Quelle. Bitcoin.de

Bitcoin, eine Handelsware? Echt jetzt?

“Es mag zwar eine Menge an Aufregung rund um Bitcoin und andere virtuelle Währungen geben,” erklärte Aitan Goelmann, der Direktor der CFTC, am Dienstag, wie marketwatch berichtet, “aber Innovation befreit die Beteiligten in diesem Raum nicht davon, denselben Regeln zu folgen wie alle anderen Teilnehmer am Handelsgüter-Derivate-Markt.” Bitcoin ist damit offiziell … eine Handelsware! Dass etwas als Handelsware gelten soll, das physisch überhaupt nicht existiert, erscheint manchen perplex. Noch perplexer finden die einen oder anderen, dass die Behörden Bitcoin nach Gutdünken zu definieren scheinen. Für die einen ist es ein Handelsgut, für die anderen eine Währung, für die nächsten eine sonstige Ware und für weitere schließlich eine Rechnungseinheit. So findet jeder seine Schublade, in die er dieses verrückte virtuelle Dingsbums da einordnen kann.

Coinbase hat Appetit auf Patente

Wo wir schon beim Definieren sind: Was kann man eigentlich alles patentieren lassen? Die einen sagen, fast alles, was einem in den Kopf gekommen ist, während die anderen sagen, nur ganz ganz spezifische Ideen. Coinbase, das notorisch überaktive und von Investoren mit mehr als 100 Millionen Dollar bezuschusste Bitcoin-Startup für alles, hat in dieser Woche seine eigene Definition des Patentwesens vom Stapel gelassen: Die Firma hat 9 Patente für Bitcoin-Produkte eingereicht, darunter das Hot Wallet, den Tip-Button, das Senden von Bitcoins an E-Mail-Adressen und, man glaubt es nicht, die Bitcoin-Börse. Erfunden hat Coinbase keines von diesen Dingen. Als Patent-Laie ist mir jedoch nicht klar, ob Coinbase beansprucht, dass das Patent für die Funktion, also zum Beispiel Bitcoins an E-Mail-Adressen zu senden, oder für die spezifische Ausführung dieser Funktion durch Coinbase gilt. Ich vermute mal, im Namen der Vernunft, dass es das zweite ist, weshalb die wütende Aufregung, die Coinbases Patentierung hervorgerufen hat, nicht wirklich gerecht ist. Oder gerechtfertigt? Das dürfte mal wieder Definitionssache sein.

Russland hat Lust auf Verbote

Wir lassen jetzt das Herumdefinieren, kommen aber immer noch nicht zum Klartext. Die Rechtslage von Bitcoin in Russland ist bekanntlich so unklar, dass viele meinen, Russland sei schon das neue China: Mal verboten, aber meistens irgendwie doch erlaubt, aber vielleicht auch nicht, womit Bitcoin zwar legal ist, aber das unter Vorbehalt. In der letzten Woche hat die Regierung nun einmal mehr die Weichen gelegt, um Bitcoin zu kriminalisieren. Wie Forklog schreibt, gab es ein Treffen, um über ein Gesetz zu entscheiden, wie mit denen umzugehen ist, die “Geld-Surrogate”, man könnte auch sagen -Substitute, herausgeben und unterhalten. In der Folge des Treffens wurden das Finanzministerium und andere Behörden angehalten, sich des Themas anzunehmen und gemeinsam mit der Zentralbank vernünftige Wege zu finden, um eine kriminalistische Verantwortbarkeit einzuführen für die Herausgabe von Geld-Surrogaten, einschließlich Kryptowährungen, sowie die Schaffung und Verbreitung von Software, um solche Surrogate herauszugeben und zu benutzen. Zugleich wurde ein Vorschlag des Finanzministeriums angenommen, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um außergerichtlich Webseiten zu blockieren, die mit Kryptowährungen zusammenhängen. Bei manchen Experten rief diese Entwicklung Unzufriedenheit hervor. Wen wundert’s?

Die soziale Suchmaschine: Geld durch Internet-Suchen verdienen

Zuletzt habe ich noch eine wunderbare Ankündigung. Vielleicht zu wunderbar. Vielleicht kennt ihr Ecosia, diese Suchmaschine, die sagt, sie pflanze jedesmal, wenn jemand sie benutzt, einen Baum in Afrika. Seit ich vor kurzem angefangen habe, sie zu benutzen, habe ich angeblich schon fast 200 Bäume finanziert – indem ich suche. Eigentlich eine gute Alternative zur monsterproftablen Suchmaschine google.

Etwas weniger altruistisches, aber besser anfassbar soll SearchTrade werden. Anstatt einen Teil der Werbeerlöse an etwas Gutes abzugeben, schenkt das indische Startup sie den Usern. Also euch. Wenn man sucht, gibt es Bitcoins. Sicherlich gehört das zum Plan, um den gigantischen Vorsprung, den google hat, einzuholen – aber hey! Warum sollte der Mehrwert, der durch eure Zeit bei google geschaffen wird, nicht auch an euch gehen?

Außerdem verkauft SearchTrade Keywords. Das funktioniert wohl wie bei Monopoly: Wenn jemand auf euer Keyword kommt, gibt es Bitcoins.

Die Suchmaschine soll in 83 Tagen starten. Wir sind sehr gespannt. Das könnte eines der heißesten Projekte seit langem werden, eines, das die Ökonomie des Netzes verschiebt und den Kunden, der sowieso längst kein Kunde mehr, sondern ein Produkt ist, zum Shareholder machen.

Allerdings gibt es ob des Vorverkaufs der Keywords schon die ersten Betrugsvorwürfe. Ich denke bzw. ich hoffe, dass sie falsch sind. SearchTrades Team ist namentlich angegeben (vier Gründer, 23 Teammitglieder), die Gründer haben einenLinkedIn-Account, die Firma akzeptiert neben Bitcoin auch PayPal, hat offenbar ein verifiziertes Wallet bei Coinbase. Sieht gut aus. Die große Frage ist allerdings, ob es SearchTrade gelingt, ein anständiges Produkt hinzulegen, das dem Kunden bzw. Shareholder auch Spaß macht.

Die Suchmaschine wird wohl eine Art Meta-Suchmaschine sein. Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

Akzeptanzstellen

Und, ganz zum Ende dieser Bitcoin News der Woche, habe ich mal wieder einige neue Akzeptanzstellen. Um ehrlich zu sein, habe ich bei meiner wöchentlichen Recherche dank einer verbesserten Methodik so viele neue Akzeptanzstellen gefunden, dass ich daraus einen eigenen Artikel gemacht habe. Der wird dann morgen erscheinen. Also – bestellen Sie heute noch nichts, warten Sie auf morgen, und halten Sie Ihre Wallet bereit, um sich in den Shoppingwahn zu stürzen. Es gibt Mode, Longboards, Computerteile, Nahrungsmittel, Schmuck, Glasfiguren und noch einiges mehr.

 

Über Sascha Nierste (34 Artikel)
Hat Soziologie studiert und arbeitet unter anderem als freier Autor. Für das Bitcoinblog kümmert er sich mit Vorliebe um Neuigkeiten und Akzeptanzstellen.

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: