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Bitcoin Coffee – ein Café in Prag akzeptiert nur Bitcoins

Reisetipp

Bekanntlich ist Tschechien immer eine Reise wert. Neben dem guten Bier, dem günstigen Essen, der schönen Landschaft und den bezaubernden Altstädten lockt das Land auch mit einer äußerst umtriebigen Bitcoin-Szene. In Prag findet sich das erste Café weltweit, das ausschließlich Bitcoins akzeptiert. Eine gute Idee – oder reiner Idealismus?

Hinter Bitcoin Coffee steckt die Künstler- und Hackergruppe “Ztohoven”, die in einem Haus in Prag die Paralelní Polis, die Parallelwelt, gegründet hat. Dort findet sich ein Hackerspace namens Cryptoanarchy Institute sowie das Bitcoin Café. Die Paralelní Polis soll, meinen die Gründer, eine Art institutionalisierte Guerilla sein.

Im Café gibt es keine Kasse und keine Theke. Bezahlt wird nur mit Bitcoin, auch die Angestellten werden mit Bitcoins entlohnt. Bald sollen auch Computer im Café eingerichtet werden, auf denen der Onionweb-Browser TOR vorinstalliert ist. Das Café soll damit zu einem Sammelpunkt für ein unzensiertes und anonymes, also für ein wahrhaft freies, Internet werden.

“Der Begriff Kryptoanarchie meint die wachsende Umwelt des unregulierten Internets, in dem das unbegrenzte Tauschen von Daten und die Entwicklung eines freien Marktes möglich wurden, indem man anonymisierende Werkzeuge wie dezentrale Währungen wie Bitcoins und Verschlüsselungsprogramme gegen die Überwachung nutzt,” schreibt das Cryptoanarchy Institute. Das Bitcoin Café ist demnach eine Art Aushängeschild für dieses Programm.

Der Prager Zeitung erzählt Petr Žilka von „Paralelní Polis“, das Café solle Leuten einen Vorwand geben, “um bei einem guten Kaffee zum ersten Mal mit den Technologien in Berührung zu kommen, über die wir Diskussionen und Workshops veranstalten“. Žilka meint, dass solche Werkzeuge immer wichtiger werden, da auch der tschechische Staat sich dem globalen Trend zur zunehmenden Überwachung durch elektronische Kanäle anschließt. Im August wurde ein Gesetz ratifiziert, das es dem tschechischen Geheimdienst ermöglicht, das Steuer- und Bankengeheimnis auszuhebeln, indem die Nachrichtendienste Steuerdaten abfragen können und Telekommunikationsdienstleister verpflichtet werden, Kundendaten herauszugeben.

Žilka hatte eigentlich erwartet, dass das Café schließen musste, da es gesetzlich fragwürdig ist, überhaupt kein tschechisches Geld anzunehmen. In Deutschland ist es beispielsweise nicht erlaubt, keine Euroscheie anzunehmen, sieht man einmal von Institutionen mit Sonderstellungen wie dem Finanzamt oder dem Gebührenservice der Öffentlich-Rechtlichen ab. Das Café Bitcoin stellt zwar das Finanzamt durch seine ausschließliche Bitcoin-Akzeptanz vor Herausforderungen – doch die Konfrontation blieb bislang aus.

Möglicherweise, weil das Café umsatzmäßig weit unter dem Radar von Behörden fliegt. Es gibt dort zwar einen Bitcoin-Geldautomaten, über den die Besucher ihre Kronen in Bitcoins wechseln können, um den Kaffee zu bezahlen, doch viele Besucher seien “echt angepisst”, wie Žilka der Prager Zeitung erzählt. Der Bitcoin sei eine hohe Mauer, jeder, der einen Kaffee will, müsse ein Martyrium durchmachen. Viele, die einfach nur einen Kaffee schlürfen wollen, gehen daher einige Häuser oder Straßen weiter.

Dennoch ist das Café Bitcoin ein spannendes Labor, um zu testen, wie sich Bitcoin als einzige Währung im Alltag macht. Wer in nächster Zeit nach Prag kommt, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Über Christoph Bergmann (2561 Artikel)
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2 Kommentare zu Bitcoin Coffee – ein Café in Prag akzeptiert nur Bitcoins

  1. In Deutschland wäre dies auch möglich.
    Es ist nur eine Frage der Darstellung. In Discotheken oder bei Veranstaltungen werden häufig Wertmarken statt Euros, die man sich vor Ort kaufen kann als Zahlungsmittel verwendet. Im Prinzip könnte man dies mit Bitcoin genauso machen.
    Für den Veranstalter hätte dies mit Sicherheit viele Vorteile, vor allem bei der Abrechnung.

    • eine super Idee und viel einfacher als diese “Wertmarken” bzw. “Knippskarten”. Sollte wirklich recht leicht machbar sein, ein Smartphone hat doch heute wirklich jeder in der Tasche!

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