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Bitcoin-Rally: Kurs auf steilem Ritt in Richtung 500 Dollar

300 Euro, 400 Dollar, 380 Euro, 3.000 Yuan, 400 Euro – die Rally des Novembers 2015 jagt den Preis in irrsinnigem Tempo nach oben. Dämmert der Welt allmählich, dass sie mit dem Bitcoin ein globales, freies und wertbeständiges Geld geschenkt bekommen hat?

Ahhh, Rally!! Darüber konnte ich seit 2 Jahren nicht mehr schreiben. Bitcoin-Rallys sind irre. Ein Fußballfan könnte sie damit vergleichen, dass 2 Monate lang WM ist und Deutschland 24/7 auf dem Feld steht und triumphal gewinnt.

Der Preis rockt. Ich konnte mich noch kaum über die stabile 300 Dollar Marke freuen, als die 300 Euro hinterherpurzelten, und bevor man das überhaupt realisiert hat, schießt der Kurs durch die 400 Dollar und 400 Euro und steht nun kurz davor, auch die 500 Dollar zu durchbrechen. Ein strammer, kraftvoller Marsch nach oben, schon beinah gruselig.

Die blauen Kerzen brennen lichterloh. Der 7-Tages-Bitcoin-Chart: von ~270 Euro auf 430 Euro binnen einer Woche. Quelle: Bitcoin.de

Die blauen Kerzen brennen lichterloh. Der 7-Tages-Bitcoin-Chart: von ~270 Euro auf 430 Euro binnen einer Woche. Quelle: Bitcoin.de

Eine Kaufempfehlung will ich jetzt AUFGARKEINENFALL geben. Ich bin ein mieser Trader und liege mit meinen Ideen zum künftigen Kursverlauf fast immer falsch. Daher spekuliere ich lieber, was hinter der Rally steckt. So können Sie sich Ihr eigenes Bild machen und Ihre eigene Entscheidung fällen.

Warum bricht der Preis im Herbst 2015 also so vehement aus?

Über MMM, das Pyramidenspiel, das angeblich (mit) hinter der Rally steckt, habe ich schon geschrieben. Man könnte, noch pessimistischer, unken, dass falsch verkabelte Bots auf chinesischen Börsen den Preis manipulieren. Man kann aber auch breiter nach Ursachen suchen.

Mehr von allem ist mehr von allem

Denn verglichen mit 2013 – als der Preis auf maximal 1.000 Dollar stieg – gibt es von allem mehr. Das Bitcoin-Ökosystem hat sich deutlich entwickelt. Mehr Börsen, mehr Wallets, mehr Shops, bei denen man mit Bitcoins bezahlen kann, mehr Investitionen, mehr Start-Ups, mehr Bitcoin-Magazine, mehr Faucets, mehr Foren, mehr Konferenzen und, vor allem: mehr Transaktionen. Die Anzahl der täglichen Transaktionen – der vielleicht wichtigste Indikator für das Bitcoin-Ökosystem – ist im Lauf der letzten 18 Monate rapide gewachsen. Bis Ende 2014 waren 75.000 tägliche Transaktionen noch viel, heute sind 100.000 bis 150.000 die Norm.

Die Anzahl der täglichen Transaktionen im 7-Tages-Durchschnitt seit November 2013. Wenn das kein Wachstum ist.

Die Anzahl der täglichen Transaktionen im 7-Tages-Durchschnitt seit November 2013. Wenn das kein Wachstum ist.

Der Bitcoin wird benutzt. Die Zahlen, die BitPay vorgelegt hat, mögen nicht sonderlich ermutigend sein – aber die Zahlen von der Blockchain sind es. Wo auch immer und für was auch immer – der Bitcoin wird als Geld verwendet. Und anders als 2013 ist der Bitcoin keine Sache von Amis, Europäern und einigen Chinesen. Es gibt Börsen in Afrika, Südkorea, Japan, Dubai, Brasilien, Mexiko, Argentinien, Philippinen. Alle Daten, die vorliegen, zeigen, dass der Bitcoin-Handel in den Schwellenländern in den letzten 18 Monaten rapide gewachsen ist. In der sogenannten ersten Welt dagegen werden die Börsen professioneller, der Bitcoin erreicht als ETF oder ETN Börsenhändler, und eine Bank nach der anderen begeistert sich für die Technologie. Gute Grundlagen, um triumphal aus einem fast zweijährigen Bärenmarkt auszubrechen, oder?

Die technische Manifestation der Idee eines freien Geldes für die ganze Welt

Der entscheidende Grund dürfte aber ein anderer sein: Ich denke, die Welt begreift langsam, dass sie etwas geschenkt bekommen hat. Denn der Bitcoin ist die technische Manifestation einer Idee – der Idee eines globalen Geldes, das niemanden ausschließt, weil es keinen gibt, der es kontrollieren oder abwerten kann. Der Bitcoin ist hyperglobal, kann einem aber gleichzeitig ebenso gehören wie ein Gegenstand. Er transzendiert das virtuelle und das reale – um ein wenig verschwurbelt zu reden – und schafft das erste freie und globale (Markt-)Geld der Geschichte.

Der Bitcoin wirkt auf den ersten Blick so unmöglich, dass man geradezu meinen muss, er sei zum Scheitern verurteilt. Hunderte von Journalisten und Fachleute haben die Kryptowährung für tot und gescheitert erklärt. Wegen der Volatilität, des Prinzips, des Konzepts, der Gesetze, der Märkte, der Verbraucher usw. Aller Todeserklärungen zum Trotz lebt der Bitcoin weiter und wird von Jahr zu Jahr stärker. Nach sieben Jahren Bitcoin dämmert es der Welt, dass die Kryptowährung keine Totgeburt oder Eintagsfliege ist, sondern etwas, das hier bleiben wird.

Manche, wie SmokeTooMuch, haben daran schon 2009 geglaubt. Andere, wie Oliver Flaskämper, der Gründer von Bitcoin.de, stießen 2011 nach der ersten Bitcoin-Rally (auf 30 Dollar) dazu. Ich habe zwar im selben Jahr vom Bitcoin gehört und fand es auch spannend. Aber ich hatte keine Zeit, mich weiter zu vertiefen. Als ich im Mai 2013 zufällig erneut auf den Bitcoin stieß – etwa 2 Monate nach der zweiten großen Bitcoin-Rally (260 Dollar) – dachte ich mir: Wow, das gibt es immer noch, und wow, es ist heute (100 Dollar) sogar mehr wert als vor 2 Jahren. Ich las mich ein, und je mehr ich verstand, desto mehr dachte ich: Wow! Wow!! Wow!!!

Ich denke – spekuliere – dass genau darin die wesentliche Dynamik der Rally des Novembers 2015 liegen könnte: Viele Leute haben 2013 zum ersten Mal vom Bitcoin gehört und der Sache keine weitere Beachtung geschenkt. Weil sie keine Zeit hatten, um einzusteigen, es für unwichtig hielten, als Trend abtaten, zu kompliziert fanden, es zu irre und unmöglich fanden, um erfolgreich zu sein. Und so weiter. Es kommt oft genug vor, dass man eine Sache nicht genügend anschaut, obwohl sie das Interesse reizt.

Hei, es lebt noch, und hei, es ist gewachsen!

Nach ein, zwei Jahren hören diese Leute wieder davon. Und sie sehen: Hei, das Ding gibt es immer noch. Hei, es ist nicht zusammengebrochen, obwohl ich mir sicher war. Hei, es ist weiterhin ordentlich Geld wert, hei, es gibt eine Szene, die immer noch überzeugt ist, dass der Bitcoin das Geld der Zukunft ist, und, hei, mittlerweile glauben auch Banker daran, oder zumindest daran, dass der Bitcoin eine alles revolutionierende Technologie benutzt. Dann sagen sie sich: nun steige ich ein. Nur auf die meinetwegen geringe Chance, dass der Bitcoin einmal eine richtig große, wichtige Währung wird – ich will dabei sein, will mich gegen einen möglicherweise passierenden Zusammenfall des Euro absichern.

Das moderne Marketing bzw. traditionelle Vertriebstechniken setzen auf die Erinnerungsmail, den Erinnerungs-Anruf, darauf, dass erst der zweite oder dritte oder vierte Kontakt Früchte trägt. Beim Bitcoin gibt es diesen zweiten oder dritten Kontakt meist ein bis zwei oder drei Jahre, nachdem eine spektakuläre Blase geplatzt ist. Wenn er mit einem stabilen Boden und vielleicht gar einem sich herausbildenden Bullenmarkt zusammentrifft, ist dies eine gute Grundlage, um eine Rally auszulösen.

Eine Menge Leute wird dem Bitcoin natürlich auch 2015 keine weitere Beachtung schenken. Vielleicht werden sie 2017, oder 2020, erneut aufmerksam. Der Bitcoin wird dann, wie es aussieht, weiterhin am Leben sein und als das funktionieren, was er ist: eine globale und unabhängige Währung.

Über Markus Städler (23 Artikel)
Ist freier Journalist und Autor. Er beschäftigt sich überwiegend mit technologischen und wirtschaftlichen Themen. Seit er Ende 2013 den Bitcoin kennengelernt hat, ist die Kryptowährung sein absolutes Lieblingsthema geworden.

15 Kommentare zu Bitcoin-Rally: Kurs auf steilem Ritt in Richtung 500 Dollar

  1. Robin Schechinger // 4. November 2015 um 14:21 // Antworten

    Danke Chistoph Bergmann für 2 Jahre vernünftiger und objektiver Berichterstattung zum Thema. Vermutlich sind Sie in den Top-Ten der Bitcoin Experten in D was den Gesamtblick auf das Thema betrifft. Da können viele FinTechs und natürlich die Vorstandsriegen der börsennotierten Banken einpacken. Weiter so, ihr Marktwert explodiert gerade!

  2. bei 3300 Yuan und 500$ wure wohl erstmal (vorerst) die Bremse gezogen 😉

    mfg

    • Name required // 4. November 2015 um 15:04 // Antworten

      Richtig so. Ansonsten wird es wieder wie 2013 gehen. Aufgepumpt bis zum geht-nicht-mehr und dann der Riesenknall. Das ist bei einer Währung nicht hilfreich und schafft absolut kein Vetrauen.

  3. ob da ein neuer Hype in kommen ist?!

  4. bitte nicht gleich wieder 1000%!
    im übrigen klasse blog, und mit die beste deutsch sprachige informationsquelle zu bitcoin die ich kenne, ich schau hier gerne und oft vorbei, vielen dank dafuer … seid 2012 an bord 🙂

  5. Ein sehr schön geschriebener Artikel.
    Ich bin auf geneau die beschriebene Art und Weise zum Bitcoiner geworden. Ich hörte erst davon, als es etwa $20 Wert war und ich fand es interessant und zog in Erwägung, einzusteigen aber (abgesehen vom Kapitalmangel) ich war noch nicht bereit denn die Begegnung war noch zu frisch. Ich dachte bestimmt wird andauernd sowas entwickelt.

    Dann war mein Interesse permanent gefestigt als die nächste Rally kam und ich mich näher informierte. Ich stieg ein nachdem diese Rally sich beruhigt hatte (Frühjahr 2014) auf lange Sicht und bereue keineswegs, die Bärenzeit ausgehalten zu haben.

    Mein Tipp an alle:
    Das Gewinn/Risiko-verhältnis ist viel zu gut um nicht mitzumachen. Ein Trade dessen Potential so enorm hoch ist, muss man einfach zumindest einen kleinen Betrag investieren. Steckt halt einfach nur 50 euro rein. Schlimmstenfalls verliert man sie und bestenfalls wird man buchstäblich zu den reichsten der Welt. Da spielt die Wahrscheinlickeit ja eine fast untergeordnete Rolle. Es ist völlig verrückt, da nicht mitzumachen. Klar sollte man nicht mehr reinstecken als einen kleinen Teil seiner Ersparnisse. Aber es handelt sich offensichtlich nicht nur um irgendein Tech-phenomän dass bald wieder weg ist.

    Genaugenommen, stehen wir sogar in der Pflicht möglichst vielen nahezuliegen, dass sie wenigstens ein Bischen daran teilhaben.

  6. Da schreibe ich 460-500$ im Frühjahr 2016 … und dann das. Bin echt überrascht.

    Leider muss ich sagen Die meisten kapieren den Bitcoin immer noch nicht:
    Es geht nicht darum, damit die ganze Zeit zu traden. Nach dem Prinzip “Pump and Dump!”
    Viele verstehen auch nicht das der Bitcoin viel zu unterbewertet ist!
    Der wahre Wert wird sich erst entwickeln, wenn wirklich alle was vom Bitcoin wissen.

    Und wenn ihr wirklich traden wollt. versucht es vielleicht mit Altcoins …

    Danke nochmals für den Artikel 😉

  7. hans klarsicht // 4. November 2015 um 23:30 // Antworten

    und in nur 2 stunden rasselt er wieder von knapp 435 auf 395 runter.
    hoffentlich pendelt sich das ganze auf 350 euro ein und bleibt da

  8. Nun ja, man kann dann schon ‘mal einige Tausend Euro verlieren, wenn man auf die (weitere) Rally hofft. Aber das ist ein anderes Problem. Hätte ich nichts gemacht, vor einigen Monaten, ich besaß ca 39 BTC, und hätte sie jetzt in den letzen Tagen verkauft, dann wären schon einge “Rubel” drin gewesen, aber, wie immer, man verzockt sich und nun ist nur noch ein großer Verlust übrig, falls die Rally stoppt… : )
    Ausserdem: Kraken ist immer dann nicht erreichbar gewesen, wenn es um die “Wurst” ging.
    Ging es Euch auch so?
    VG Wolli

  9. DEN Verlust hat nicht nur Wolli!! Die Rally hat gestoppt, mal eben 160,- Euros im Wind. Schicksal.
    Was Kraken, Cloud.Mining etc. betrifft: Hände weg ! Das Zeug ist einfach zu unseriös. Die Cloud-Miner zahlen höchstens 20% des Einsatzes aus, der Rest ist futsch (eigene Erfahrung).
    Rechnet man den versprochenen Ertrag nach, wird der Einsatz innerhalb eines Jahres verdreifacht. Würde irgendjemand sein Geld bei mir anlegen, wenn ich ihm 200% Zinsen pro Jahr verspreche? Für ein Festgeld gibt es nicht einmal 2%.

  10. Vielleicht steckt hinter der Rally auch, dass der Economist (führende Wirtschaftszeitung der Welt), eine Titelstory über den Bitcoin gemacht hat (insgesamt sehr positiv). Was meint Ihr?

  11. Ich denke, dass wir das All Time High zu Anfang 2016 sehen werden! IMHO

  12. Ja und den neuen Boden habe ich auch sofort gefunden. Als ich mal 10 verkauft habe ist Er wieder gestiegen. Gut das ich die 10 für rund 90 € / Stück weniger vorher gekauft hatte, so bleibt mir ein kleiner Trost. Die Kauforder ist schon wieder bei 40 weniger eingestellt, dieses mal dann aber 11, damit die Investiotion erhalten bleibt 😉 Muss nur noch ein bischen wieder fallen, aber ich glaube den Gefallen tut mir der Markt erst mal nicht.

  13. Und zack hatten wir kurz die 1100 und 1200 mal sehen was denn in Ende 2017 noch kommt

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