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Notare und Banken, Ausweise und Börsen

Die Blockchain-Revolution ist bereits im Gange. Erstmals in der Geschichte der Menschheit gibt es eine universelle, verifizierende und sichere Datenbank, die allen Menschen offen steht. Dies strahlt nicht nur auf viele Branchen aus, sondern droht, etablierte Berufsgruppen in die technologische Arbeitslosigkeit zu drücken. In der Blockchain-Umschau erfahren Sie von aktuellen Projekten, die das Blockchain-Prinzip auf verschiedene Bereiche anwenden. Diesmal: Notare, Banken, Börsen, Identifizierung.

Notare: Stampery zertifiziert Dokumente in der Blockchain

Eine der Branchen, die die Blockchain transformiert, ist das Notarwesen. Allein in Deutschland gibt es rund 7.000 Notare, deren Aufgabe die Beglaubigung und Beurkundung von Rechtsgeschäften, Tatsachen, Beweisen und Unterschriften ist. Der teure Stempel des Notars ist nicht wegzudenken, wenn man ein Haus kauft oder wichtige Protokolle und Dokumente verifizieren lässt. Oder? Die Blockchain als eine Beglaubigungs-Maschine für alles könnte das Notarwesen überflüssig machen – oder zumindest radikal modernisieren. Genau daran arbeitet das Startup Stampery: Es bietet an, E-Mails oder Dokumente auf die Blockchain einzuspielen. Die Dokumente beweisen dadurch aus sich selbst heraus ihre Urheberschaft, ihre Existenz zu einem bestimmten Zeitpunk sowie ihre Unmanipulierbarkeit. Bis zu 10 Dateien im Monat darf man umsonst einspielen. Wer 9,99 Euro je Monat bezahlt, kann bis zu 1.000 Dateien oder 500 Gigabyte speichern. Im ersten Schritt muss der Nutzer jedoch seine Identität durch ein Ausweisdokument und ein Video-Ident verifizieren. In der Blockchain stehen am Ende natürlich nicht die kompletten Dateien, sondern eine kryptographische Hash, die die Integrität der Datei beweist. Bedeutet eine solche Entwicklung, dass Notaren dasselbe droht wie Plattenlabels?

Identität: Mit Cryptid Identität durch Blockchain verwalten

Flughäfen und Landesgrenzen sind nur eine von vielen Gelegenheiten, einen Ausweis zu zeigen. Auch zum Campus, zur Kantine, zu Forschungszentren und Entwicklungslaboren, zu Bürogebäuden, bestimmten Stockwerken und vielem mehr wird Zutritt nur nach Vorlage eines die Person verifizierenden Dokuments gewährt. Um dieses Problem der Identifizierung herum haben sich zahlreiche Anbieter von Lösungen herum entwickelt, die über Plastikkarten und Lesesysteme den sicheren Zutritt verwalten. Mit Cryptid kann man zumindest einen Teil dieses Sicherheitsprozederes an die Blockchain auslagern. Das Startup aus New York speichert über das Factom-Protokoll Ausweisdaten in der Blockchain ab und stellt dem Kunden eine digitale Ausweiskarte zur Verfügung. Diese ist zunächst  lediglich eine Digitalisierung des herkömmlichen Ausweises und anwendungsoffen.

Banken: Die globale Blockchain der Banken ist laut R3 CEV in einem Jahr bereit

30 der größten Banken der Welt sind bekanntlich eine Partnerschaft mit R3 CEV eingegangen, um eine globale Blockchain der Banken zu entwickeln. Laut Tim Swanson von R3 CEV arbeitet bereits ein Entwickler-Team in London an einer gemeinsamen Blockchain. Das Produkt soll Open Source sein – vermutlich aus Sicherheitsgründen – doch wichtige Spezifikationen sind noch weitgehend unklar. Etwa, wie der Zugang zur Blockchain geregelt ist und ob er auf Banken beschränkt bleiben soll. Dennoch ist Swanson optimistisch, dass R3 CEV im Laufe der kommenden 12 Monate liefern wird. Dies sei, so der technische Chef des Startups, auch notwendig: Denn wenn die Blockchain nicht bald ein Ergebnis zeigt, werden die Leute ihr den Rücken zukehren und sie als Geldverbrenner ohne Effekt abbuchen.

Börsen: Overstock bekommt grünes Licht von Aufsicht für Herausgabe von Krypto-Anleihen

Vom US-Versandhaus Overstock und seinem Bitcoin-begeisterten CEO Patrick Byrnes haben wir hier schon öfters geschrieben. Nun hat Overstock laut dem Bitcoin-Magazine die Freigabe der US-Börsenaufsicht SEC bekommen, um  öffentlich handelbare Unternehmensanleihen über die Bitcoin-Blockchain auszugeben. Diese Anleihen sollen auch ein Proof-of-Concept für Overstocks Plattform für Kryptoaktien t0 sein. Mit dem Konzept von Kryptoaktien bzw. -Anleihen können Wertpapiere sicher in Echtzeit über die Blockchain den Besitzer wechseln, während beim herkömmlichen Aktienhandel die Formel t+2 oder t+3 gilt – Aktien benötigen nach dem Kauf noch 2 oder 3 Tage, um über die Clearing-Häuser und Settler tatsächlich vom Verkäufer zum Käufer zu gelangen.

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2 Kommentare zu Notare und Banken, Ausweise und Börsen

  1. Sehr interessanter Artikel, danke dafür! Ein kleiner Fehler: “Das Startup aus New York speichert über das Factum-Protokoll (…)” Es heißt Factom. http://factom.org

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