Newsticker

Chefwissenschaftler der britischen Regierung empfiehlt, auf Blockchain zu setzen

Chinese New Year London 2015 - 14, Bild von: Garry Knight via flickr.com, Lizenz: Creative Commons

Sir Mark Walport, der wichtigste wissenschaftliche Berater der Regierung des Vereinigten Königreichs, empfiehlt in einem ausführlichen Bericht, die Blockchain für verschiedene Geschäftsbereiche der Regierung einzusetzen. Regierung, Gesellschaft und Wirtschaft können davon erheblich profitieren – und Großbritannien könnte zu einem Zentrum der Blockchain-Forschung werden.

Warum klein, wenn es groß geht, und warum bescheiden, wenn man auch pompös kann? Offizielle Berichte aus dem Umfeld der Regierung haben den Charme, dass sie im Bauch sachlich, geradezu langweilig sind, aber gerne von großen und enthusiastischen Worten von Ministern eingerahmt werden:

“Der Fortschritt der Menschheit ist geprägt vom Aufstieg neuer Technologien und der menschlichen Genialität, welche diese hervorbringt. In der Technologie der Distributed Ledger erleben wir möglicherweise eine dieser Explosionen des kreativen Potenzials, dass zum Katalysator von außerordentlichen Dimensionen der Innovation wird. Diese Technologie kann beweisen, dass wir in der Lage sind, eine weite Anzahl von Dienstleistungen mit einer neuen Art von Vertrauen auszustatten. ”

Sagen Matthew Hancock, Minister des Kabinett-Büro, und Ed Vaizey, Minister für Kultur, Kommunikation und Kreatives, beide Mitglieder der konservativen Partei sowie des Parlaments, im Vorwort zum Bericht “Distributed Ledger Technologie: über die Blockchain hinaus“, verfasst vom wissenschaftlichen Chefberater der Regierung, Sir Mark Walport.

Das Office of Science der Regierung hat eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der Experten aus Wirtschaft, Regierung und Wissenschaft gemeinsam die Chancen analysieren, die “distributed ledgers” (übersetzt etwa: verteilte Datenbanken) – was etwa Blockchains entspricht – für die Regierung und die Privatwirtschaft haben können. Daraus leitet die Arbeitsgruppe dann Ratschläge ab, durch welche Maßnahmen eine Regierung die Vorteile von Blockchains nutzen und die möglichen Risiken eindämmen kann.

Der Chef der Arbeitsgruppe, Mark Walport, rät der Regierung eindringlich, Blockchains zu verwenden:

“Alles in allem bietet die Distributed Ledger Technologie (DLT) den Rahmen für die Regierung, um Betrug, Korruption und Prozesskosten zu reduzieren. Sie hat das Potenzial, die Beziehung zwischen Regierung und Bürger neu zu definieren wenn es um den Austausch von Daten, um Transparenz und um Vertrauen gehen. Für die Privatwirtschaft gibt es ähnliche Möglichkeiten.”

Was genau kann eine Regierung mit Distributed Ledgers / Blockchains anfangen? Wo und in welchem Kontext gibt es Anwendungen für verteilte Datenbanken, die unmanipulierbar, schnell und transparent Besitzansprüche verwalten? Und was kann man zusätzlich mit Smart Contracts, die über Blockchains aktiviert werden, anfangen?

Es würde hier zu tief ins Detail gehen, sich mit jeder Anwendung zu beschäftigen. Daher können wir nur Auszüge und Beispiele nennen:

  • Schutz kritischer Infrastruktur gegen Cyberattacken: Blockchains könnten angewendet werden, um die operativen Systeme kritischer Infrastruktur zu überwachen und sicherstellen, dass die Daten des Internet-of-Things unmanipuliert sind. Diese würde die Effizienz und Sicherheit von weitläufigen Infrastruktursystemen erhöhen
  • Bessere Verteilung von Sozialhilfe: Neue Zahlungsmodelle könnten es ermöglichen, dass die zuständigen Behörden die Sozialhilfe effizienter auszahlen. Durch Blockchains könnten Verluste durch Fehler und Betrug verhindert, die schwächsten Bürger – die oft kein Bankkonto haben – finanziell integriert, Leute aus der Armut geholt und die Verteilung der Gelder transparenter gemacht werden.
  • Stärkung internationaler Hilfssysteme: Entwicklungshilfe leidet oft daran, dass das Geld nicht dort ankommt, wo es hin soll, sondern durch Betrug und Korruption abgefangen wird. Darüber hinaus hindert die weitverbreitete Korruption Entwicklungsländer daran, der Armut zu entkommen. Mit der Blockchain könnten Gelder der Entwicklungshilfe direkt – ohne Gebühren für Banken – in die Entwicklungsländer geschickt werden. Durch die transparente Natur von Blockchains sowie durch Smart Contracts könnte man sicherstellen, dass die Gelder nur für ihren ursprünglichen Zweck verwendet werden.
  • Reduzierung von Umsatzsteuer-Ausfällen: Jährlich verlieren die europäischen Staaten durch Ausfälle der europäischen Umsatzsteuer zwischen 150 und 200 Milliarden Euro. Wenn Zahlungen auf Blockchains stattfinden, könnte man Smart Contracts und Machine Learning benutzen, um Transaktionen automatisch einzuordnen und die Umsatzsteuer für sie zu berechnen.

Dies sind nur einige Beispiele. Walport spielt etwa auch mit dem Gedanken, den Pass über Blockchains herauszugeben, Bodenrechte in die Blockchain einzuschreiben und vieles mehr. Der Bericht verweist auch auf weitere spannende internationale Use Cases und die Rolle, die Blockchains in einer künftigen globalen Wirtschaft spielen können (beispielsweise in einem europäischen Energiemarkt). Der Bericht empfiehlt demnach auch der Regierung, die Anwendung verteilter Datenbanken bzw. Blockchains aktiv in die Hand zu nehmen, indem sie etwa eine Plattform zur Einführung von Blockchains in Verwaltungstätigkeiten gründet, die Erforschung verteilter Datenbanken massiv fördert und ein regulatorisches Rahmenwerk für Blockschains einführt. Auf diese Weise könnte Großbritannien zu einem der globalen Führer in der Einführung dieser Technologie werden.

Über Christoph Bergmann (2639 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

4 Kommentare zu Chefwissenschaftler der britischen Regierung empfiehlt, auf Blockchain zu setzen

  1. Doch für die meisten dieser Andwendungen wird man wohl smart contracts brauchen, also Ethereum, und nicht Bitcoin.

  2. Da ich schon seit einiger Zeit in Factom investiert bin (seit sie auf Poloniex gelandet sind) und Factom wirklich für eines der interessantes Projekte insgesamt einschätze als kleinen Zusatz: “Simon Dixon also mentioned Factom, that is developing an infrastructure that would help a government interact with the Blockchain, which is the most secure way to store data: “It’s really a question of shifting their mindset and recognising that storing your data on your own centralised server is more subject to hacking, identity theft and corruption than storing it encrypted, shredded into pieces and on a secure Blockchain.”” http://cointelegraph.com/news/116087/united-kingdom-to-adopt-blockchain-based-governance

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: