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Credsticks, Barbados-Dollar und die Weisheit der Märkte

Ja, ernsthaft: so sieht es in Barbados aus. Bild von Berit Watken via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Kurs ist gähnend langweilig. OpenDime arbeitet an einer Hardware, mit der Bitcoin wie Bargeld benutzt werden kann, und es gibt zwei Kandidaten für den Prediction-Market auf Blockchain-Basis. Overstock investiert derweil 16 Millionen Dollar in ein Bitcoin-Startup auf Barbados, das karibische Währungen auf die Blockchain bringen will, während es kleine Neuigkeiten aus dem Blocksize-Streit gibt. Das erwartet euch in den Bitcoin-News der Woche, die diesmal am Montag erscheinen.

Zunächst … der Kurs:

Wie üblich beginnen wir mit dem Bitcoin-Preis. Der lag vor einer Woche bei 380 Euro und steckt nun bei 370. Ansonsten fügt sich der Kurs in dieser Woche in das Bild des Märzes als langweiligsten Bitcoin-Kurs-Monat aller Zeiten ein: den ganzen Monat über war der Preis kaum unter 360 und kaum über 380 Euro. Ein ziemlich fades Bild. Um als Trader etwas rauszuholen, muss man die kleinen Schwankungen mitnehmen.

Gäähn ... so stabil war der Bitcoin-Kurs in der letzten Woche. Quelle: Bitcoin.de

Gäähn … so stabil war der Bitcoin-Kurs in der letzten Woche. Quelle: Bitcoin.de

Selbst bei Ethereum war nicht viel mehr Aufregung: Der Preis startete vor einer Woche mit gut 0,026 Bitcoin, erreichte Höchstwerte von ungefähr 0,029 BTC und pendelt nun bei starken 0,027 BTC herum. Das sind zwar weiterhin Schwankungen von rund 10%, aber verglichen mit dem Auf und Ab der letzten Monate kaum erwähnenswert.

Kaum mehr los: der Ethereum-Kursverlauf der letzten 7 Tage. Bemerke: das Handelsvolumen - die Kerzen unten - sinken kontinuierlich. Quelle: Coinmarketcap.com

Kaum mehr los: der Ethereum-Kursverlauf der letzten 7 Tage. Bemerke: das Handelsvolumen – die Kerzen unten – sinken kontinuierlich. Quelle: Coinmarketcap.com

Da es also nicht viel über den Preis zu bereden gibt, wenden wir uns gleich den Nachrichten zu.

Open Dime

Kennen Sie Shadowrun? Das ist ein Rollenspiel, das im Jahr 2048 spielt. Menschen bauen sich Cyberware ein, Konzerne stellen die Polizei, die Magie ist wiedererwacht, Decker stöpseln sich per Kabelbuchse in den Cyperspace ein … und bezahlt wird in dieser Welt mit: Kredsticks. Das sind Sticks, die mit Geld aufgeladen sind, und auf irgendeine Weise außen anzeigen, wieviele Kohle drauf ist.

OpenDime baut ziemlich exakt solche Sticks. Die Entwickler von Coinkite, die, wie berichtet, keine Lust mehr auf Coinkite haben, weil Hacker und Anwälte zuviel Geld und Nerven fördern, bringen mit OpenDime die ersten „Zero-Trust Bitcoin-Hardware-Wallets“ auf den Markt. Heißt: Man soll Bitcoin wie Bargeld benutzen können – es physisch, von Hand zu Hand, übergeben, ohne Blockchain und so, aber in der Gewissheit, dass in diesem physischen Stückchen Plastik – und nur dort – der private Schlüssel für eine nachvollziehbare Menge Bitcoins liegt.

Vor kurzem haben wir die Münzen von Lealana vorgestellt. Auf denen liegen ebenfalls Bitcoins, man kann sie verschenken oder – theoretisch – damit bezahlen. Allerdings benötigen solche Münzen weiterhin Vertrauen – etwa darauf, dass unter dem Hologram tatsächlich der korrekte private Schlüssel liegt und dass niemand diesen hat. OpenDime als „zero trust“ Lösung benutzt einen Mikrochip anstatt einer Münze. Auf diesem ist ein Programm, das, nachdem der Benutzer es mit Entropie gefüttert hat, ein Schlüsselpaar nebst Adresse generiert. Über eine USB-Verbindung erfährt man dann die Adresse sowie den zugehörigen QR-Code, um Bitcoins auf den Stick zu laden. Um an den privaten Schlüssel zu kommen, muss man hingegen ein Siegel brechen. Sobald man die Bitcoins tatsächlich benutzt, zerstört man ihre physikalische Form.

Ich weiß nicht, ob es wirklich einen Bedarf für solche Sticks gibt, ob die Fälschbarkeit womöglich zum Problem wird und ob man den privaten Key wirklich nicht extrahieren kann. Aber, falls es klappt, könnte OpenDimeeine gute Option sein, um Bitcoins wenn möglich von Hand zu Hand anstatt über die Blockchain zu übertragen.

Hivemind und Augur – die Blockchain-Prediction Markets

In den letzten Tagen und Wochen gab es Neuigkeiten von den beiden Blockchain-Prediction-Markets Augur und Hivemind. Ein Prediction-Market ist eine Plattform, in der man auf Ereignisse wettet, so, wie man auf Pferderennen oder Fußballspiele oder Aktienkurse setzt, falls man denn dazu neigt. Mit Fairlay (Achtung! Affiliate-link!) gibt es bereits einen relativ vielgenutzten Prediction-Market für Bitcoins, auf dem Leute auf den nächsten US-Präsidenten oder die nächste Bitcoin-Schwierigkeit setzen. Die Plattform gewichtet die Wetten, so dass eine Quote am Ende die, sagen wir es so: Weisheit des Marktes ausdrückt.

Während Fairlay recht gut zu funktionieren scheint, streben sowohl Hivemind als auch Augur an, einen Prediction Market auf eine Blockchain zu bringen. Heißt: anstatt der üblichen zentralistischen Plattform, die auf Gedeih und Verderben von ihrem Besitzer abhängt, soll es einen unzensierbaren Markt der Wahrheiten des Marktes geben und das unstoppbare Referendium einer Blockchain, die unentwegt darum rohrt, worauf die Masse ihr Geld setzt. Möglich, dass das spannend ist und so etwas wie ein Orakel wird.

Augur verwendet die Ethereum-Blockchain und ist mehr oder weniger eines der Ethereum-Flagschiff-Projekte und ein Exempel für die Macht von Smart Contracts. Augur ging am 14. März ins Beta; es gibt spezielle Augur-Coins, mit denen man Anteilseigner dieser dezentralen autonomen Organisation (DAO) wird, man kann diese Münzen oder Ether oder Bitcoins benutzen, Smart Contracts steuern das Ganze, aber wie es im Detail funktioniert, kann ich euch derzeit nicht erklären. Soviel: der Account wird in eine Blockchain eingeschrieben, man erhält eine Ethereum-Adresse für seinen Account, und man braucht wohl auch Ether, um zu partizipieren.

Hivemind hingegen ist das „p2p-Orakel“ von Paul Sztorc, das aber über eine Sidechain der Bitcoin Blockchain laufen soll. Hivemind ist noch in der Entwicklung, aber immerhin so weit, dass Sztorc auf der Website Bitcoinhivemind eine Menge Informationen und Präsentationen veröffentlicht. Ganz schlau werde ich daraus ehrlich gesagt ebenfalls nicht. Sztorc plant, nehme ich an, eine durch Merged Mining ans Bitcoin-Mining angeschlossene Sidechain, die gewisse Smart Contracts kann. Man kann auf ihr mit Bitcoin bezahlen, während zugleich eigene Coins der anderen Blockchain produziert werden. Klingt kompliziert, ist es vermutlich auch, aber vielleicht verstehe ich es auch falsch. Wer mehr wissen will, kann sich auf github den Source Code anschauen und herunterladen.

Slush Pool teilt wohl Hashrate zwischen Core und Classic auf

Neben all diesen Neuigkeiten habenn wir natürlich noch den Blocksize-Streit. In diesem gab es einige kleine bis mittlere Ereignisse:

  • Slush’s Pool hat entschieden, die Hashrate, die in der Abstimmung „Core vs. Classic“ unentschieden waren, in der Relation zu verteilen, wie sie gewählt wurden. Sprich: Ungefähr die Hälfte von Slush’s Pool dürfte vermutlich bald Classic-Blöcke minen. Damit allerdings hat Classic weiterhin nur eine Hashrate von bestenfalls 10 Prozent, was zwar beachtlich, aber noch weit von den angepeilten 75% entfernt ist, bei dem Classic auf 2 MB Blöcke forken wird.
  • Segregated Witness ging ins vierte Testnetz – segnet 4. Damit scheint das umstrittene, aber ambitionierte Projekt der Kernentwickler, Transaktionen neu zu strukturieren, schon recht weit fortgeschritten. Ob es aber wie angekündigt bereits im April veröffentlicht werden wird, ist noch ungewiss.
  • Bitcoin Unlimited hat ein Konzept vorgestellt, um Transaktionen zu komprimieren. Auf diese Weise kann man bis zu 20% an Bandbreite sparen.

Ansonsten blieb es in dieser Woche recht ruhig um den Blocksize-Streit. Dass die meisten Knoten weiterhin bei Core sind, und nicht bei Classic, und auch die Miner zu bestenfalls 10 Prozent Classic anstatt Core minen, bedeutet wohl, dass es vorerst so weitergeht wie bisher. Core wird Code schreiben, die Miner werden ihn akzeptieren. Classic und Unlimited werden damit eher zu Notfallplänen, falls Core nicht genügend Kapazität bereitstellt.

Overstock investiert insgesamt 16 Millionen US-Dollar in karibisches Bitcoin-Startup Bitt

Bitt.com, das Bitcoin-Startup auf Barbados, hat insgesamt 16 Millionen Dollar Investmentkapital vom US-Online-Versandhändler Overstock erhalten.

„Bitt hat eine Vision für reibungsloses mobiles Bargeld in der Karibik … „, kommentierte Overstocks CEO Patrick Byrne, der auch einen Ruf als Bitcoin-Evangelist genießt. Bitt plant, das Investment zu nutzen, um weiter ein karibisches Finanzsystem aufzubauen, das nicht an den Mängeln leidet, die die Bewohner der Region täglich erfahren – etwa die hohen Gebühren von Banken und Finanzdienstleistern, die es teuer und kompliziert machen, Geld von Land zu Land zu versenden.

„Für kleine Unternehmen der Region ist es schwierig, effiziente Online-Zahlungsoptionen anzubieten, was das Unternehmertum in der Karibik behindert,“ erklärt der Mitgründer und Geschäftsführer von Bitt, Gabriel Abed, „unser Ziel ist es, durch Kryptographie und verteilte Kontenbücher unsere regionalen Bürger zu globalen Bürgern zu machen, die mit ihren Telephonen in Sekunden Geld von überall auf der Welt empfangen.“

Bitt hat erst im Februar 2016 einen digitalen Barbados-Dollar auf der Bitcoin-Blockchain herausgegeben. Die Firma plant, alle lokalen Währungen der Karibik auf die Blockchain zu bringen, so dass diese leicht zwischen den einzelnen Inseln kursieren können. Zum Barbados-Dollar hat sich mittlerweile auch der Trinidad-und-Tobago-Dollar gestellt. Beide digitale Währungen können auf der Börse von bitt.com gegen Bitcoin gehandelt werden.

Daneben bietet bitt.com einen Bitcoin-Rundumservice für die Karibik an: Von der Online-Wallet über den Merchan-Service bis zur Börse  und zum Transfer. Neben Overstock hat auch die Investment-Firma Avatar Capital aus Trinidad in Bitt.com investiert. Auf der Pressekonferenz, auf der das Investment bekanntgegen wurde, war auch Christoph Sinckler, Finanzminister von Barbados, anwesend. Er versicherte der Partnerschaft „die volle Unterstützung der Regierung“.

Das Investment in Bitt.com ist nicht die einzige Bitcoin-Nachricht, die es bislang von Barbados gibt. Schon im Dezember 2015 machten zwei barbadische Wirtschaftswissenschaftler von sich reden, als sie ihrer Zentralbank empfahlen, Bitcoin als Reservewährung in Betracht zu ziehen.

 

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11 Kommentare zu Credsticks, Barbados-Dollar und die Weisheit der Märkte

  1. Irgendwie beruhigend – die Formulierung:

    „langweiligsten Bitcoin-Kurs-Monat aller Zeiten“

    passt wie die Faust auf das Auge. Schrecklich oder doch schön? Viele wollten einen stabilen Bitcoin. Aber als echten Bitcoin’er macht einen das kaum an oder? Wir finden es furchtbar!

    In 88 Tagen ist Halving:
    http://www.bitcoinblockhalf.com/

    Ist das also nur die Ruhe vor dem Sturm?

  2. Stürmisch wird es erst, wenn der erwartete Kursantieg ausbleibt. RIP BTC

    • Stimmt. Halvings sollte man abschaffen.

      • warum?

      • Damit Bitcoin sicher und zuverlässig bleibt.

      • wieso glaubst du, macht das Halving den BTC unsicher und weniger zuverlässig?

      • Das Halving hat unmittelbaren Einfluss auf die Einnahmen der Miner. Sinken die Einnahmen bei gleichbleibenden Kosten, wird das Mining für eine Anzahl von Teilnehmern unprofitabel. Die geografische und demografische Vielfalt der am Mining beteiligten Akteure und die totale Rechenleistung des Netzwerks schrumpft (Sicherheit).

        Kommt es zu abrupten und drastischen Reduktion der totalen Rechenleistung, steigt die Zeit zwischen den Blöcken in ebenso aprupter und drastischer Weise (bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Schwierigkeit angepasst, was jedoch nur alle 2016 Blöcke geschieht). Die Blöcke sind voll, Transaktionen werden nur mit hohen Gebühren oder überhaupt nicht akzeptiert (Zuverlässigkeit).

        Das Lager „große Blöcke“ fühlt sich bestätigt. Es kommt zu Schuldzuweisungen. Der Streit eskaliert. Der Preis crasht. Die Einnahmen der Miner sinken weiter. Weitere Miner legen ihre Anlagen still. Die Rechenleistung schrumpft weiter. Die Blockzeit erhöht sich erneut. Transaktionen werden noch teurer. Die Abwärtsspirale setzt sich fort.

  3. Im Prinzip macht ein Preisanstieg beim halving nicht so viel Sinn. Zunächstmal kommt es ja nicht zur Deflation – es gibt immer noch eine Inflation, nur nicht so schnell. Außerdem weiß ja jeder, dass die halving kommt – also sollte diese ja bereits im Preis enthalten sein. Was ich mir vorstellen kann ist eher, dass kurz vor dem halving viele Leute Bitcoins kaufen werden, weil sie erwarten, dass es zum Preisanstieg kommen wird – deshalb kommt es dann auch zum Preisanstieg – da sich aber nichts an dem tatsächlichen Wert des Bitcoins ändert, werden die Spekulanten recht kurz nach der Halving wieder verkaufen. Wird wohl eine Miniblase geben.

    Oder hab ich hier was falsch verstanden?

  4. Jens Sauerwald // 4. April 2016 um 19:31 // Antworten

    Leicht enttäuschender Artikel. Statt zu schreiben, dass die Funktionsweise der Vorhersagemärkte nicht verstanden wird, wäre eine ausführliche deutschsprachige Analyse sehr viel hilfreicher gewesen. Kommt vielleicht noch. Dokumentiert ist das alles ziemlich ausführlich, man muss sich als Redakteur aber die Zeit nehmen, alles zu lesen, zu verstehen und dann zu formulieren.

  5. Danke, wieder für den super Artikel.
    Opendime hört sich sehr interessant an. Das könnte was werden.

  6. Super Artikel, danke!
    Eine Anmerkung hätte ich noch zu „Dass die meisten Knoten weiterhin bei Core sind, und nicht bei Classic“:
    Wenn man die Knoten in der aktuellen Version vergleicht, steht es genau 50/50.
    Core „profitiert“ von einigen 1000 Knoten, die irgendwo installiert und vergessen wurden
    http://nodecounter.com/#classic_012_vs_core_012

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