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Deutsche Bank mischt mit! Konsortium von Banken plant eigene Kryptowährung

UB$, Bild von Martin Abegglen via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Einige Großbanken wollen zusammen die Blockchain einsetzen, um Transaktionen zwischen Banken zu vereinfachen. Die lieben Medien finden, dass dies der Durchbruch der Kryptowährungen sein könnte.

Dass unser Leben und Tun und Wirtschaften nicht sonderlich viel Bedeutung hat, solange es nicht in einer großen Bank geschieht, ist mittlerweile auch bei einigen Medien angekommen. Anders ist nicht zu erklären, weshalb sie munkeln, dass eine neue Nachricht aus dem Schoß der Deutschen Bank zum “Durchbruch der Kryptowährungen” führen kann.

Die Deutsche Bank, die Schweizer UBS, die spanische Santander und die amerikanische BNY Mellon sind dabei, eine gemeinsame Blockchain zu nutzen, um Transaktionen zwischen den Banken besser abzuwickeln. Die dabei federführende UBS hat einen “Utility Settlement Coin” entwickelt, eine durch Währungen wie Euro oder Dollar gedeckte digitale Währung, die zu festen Sätzen gegen die entsprechenden Währungen eingetauscht werden kann.

Dem Verlauten nach soll der Utility Settlement Coin nur dazu dienen, die Zahlungsverpflichtungen der Banken untereinander einfacher zu klären. Einen zarten Hinweis, dass er langfristig vielleicht auch den Kunden zur Verfügung stehen soll, gibt Hyder Jaffrey von der UBS wenn er sich mit der Bemerkung zitieren lässt, dass Digitales Bargeld “eine Kernkomponente zukünftiger Finanzmärkte auf Basis der Blockchain-Technologie” sei.

Zunächst soll jedoch das Interbanken-System an den Start gehen. Die Schweizer Bank arbeitet mit dem Londoner Startup Clearmatics bereits seit fast einem Jahr an dem System und hofft, es in Absprache mit Regulierern und Zentralbanken in den kommenden beiden Jahren auf den Markt zu bringen.

Während einige Medien diese Entwicklung als “Durchbruch für Kryptowährungen” bejubeln, bleibt die NZZ nüchterner. Die Schweizer Tageszeitung trifft den Nagel auf den Kopf, indem sie titelt “UBS und Deutsche Bank arbeiten an neuer Abwicklung-Software”. Denn die Banken-Blockchain soll offenbar nicht mehr als digitale Schuldscheine transportieren. Auch wenn die Prozession dieser Schuldscheine all die wunderbaren Eigenschaften einer Blockchain aufweisen mag – die Unveränderlichkeit, die Transparenz, der dezentrale Zeitstempel – kann die Blockchain in keinster Weise beweisen, dass die tatsächlichen Geldbewegungen mit ihr korrespondieren. Solange sie kein “echtes Geld” transportiert, ist die Blockchain in diesem Modell nicht mehr als eine etwas andere, aufwändigere Excell-Tabelle in einer geteilten Dropbox, oder, wenn wir großzügig sind, eine ineffektive Variante von ecash aus den 90ern.

Eine solche Bankenblockchain mag – vielleicht – praktisch für die Banken sein. Ein Durchbruch ist sie jedoch in keiner Weise, und schon gar nicht für Kryptowährungen. Die gibt es schon einige Jahre, sie erfreuen sich immer mehr Beliebtheit, und eine ihrer schönsten Eigenschaften ist es, dass nicht nur die Banken sie benutzen können, sondern jeder. Und zwar ganz ohne Hilfe oder Erlaubnis der Banken.

 

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3 Kommentare zu Deutsche Bank mischt mit! Konsortium von Banken plant eigene Kryptowährung

  1. Das ganze könnte spannend werden, falls der neue Coin als Vollgeld eingeführt wird. als Ersatz für das Buchgeld der Banken. Sie bekämen von der Zentralbank nur noch Kredite als Coins, die sie nicht selbst nach belieben vermehren können, wie beim derzeitigen “Mindesreserve” System.

  2. Das größte Problem sehe ich in der Mitwirkung der Deutschen Bank…

  3. Zitat:

    …nicht mehr als eine etwas andere, aufwändigere Excell-Tabelle in einer geteilten Dropbox, oder, wenn wir großzügig sind, eine ineffektive Variante von ecash aus den 90ern.

    Na, Christoph Bergmann, der Währungsspezialist, Top-Entwickler und international führende Ökonom für Technologiefragestellungen sowie internationalen Zahlungsverkehr weiss natürlich mehr als diejenigen, die das Thema vorantreiben bzw. entwickeln – DAS ist uns allen klar!

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