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Wettbewerb der US-Regierung: 15 Paper zur Blockchain im Gesundheitswesen ausgezeichnet

Doctor Cloud. Bild von Blue Coat Photos via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Das Gesundheitsministerium der USA möchte wissen, welche Rolle die Blockchain in der IT des Gesundheitswesens spielen kann. Bei einem vor kurzem ausgetragenen Wettbewerb wurden 15 Whitepaper zum Thema ausgezeichnet. Sie zeigen, welche Lösungen die Blockchain bei der Organisation von Daten im Gesundheitssektor bietet – und wie konkrete Umsetzungen aussehen können.

Im 21. Jahrhundert kann die richtige IT entscheidend für die Gesundheitsversorgung sein. Gerade in den USA, wo das Gesundheitssystem unbefriedigend, aber teuer ist, scheint es dringend nötig zu sein, die Gesundheitsversorgung der Bürger besser zu organisieren. Dass dem Austausch von Daten dabei eine Schlüsselrolle zukommt, ist die Überzeugung des ONC, des Office of the National Coordinator for Health IT, einer Unterabteilung des Gesundheitsministeriums, die sich mit der IT im Gesundheitswesen beschäftigt.

Bereits 2015 hat das ONC einen 10-Jahres-Plan verabschiedet, um den Datenaustausch im US-Gesundheitssystem voranzutreiben. Unter dem großen Stichwort der Interoperability – Interoperabilität – soll mit dem Silodenken und der insulären Datenspeicherung aufgeräumt werden. Ärzte, Versicherer, Politiker, Patienten, Krankenhäuser und so weiter sollen endlich eine vernünftige, betriebsbereite und transparente Datengrundlage bekommen.

Um zu erkennen, welche Rolle die Blockchain bei einem solchen Unterfangen spielen kann, hat das ONC im Juli einen Wettbewerb ausgeschrieben. 15 Whitepaper, die erklären, wie die Blockchain für das Gesundheitswesen eingesetzt werden kann, sollten ausgezeichnet werden und einen Preis zwischen 1.000 und 5.000 Dollar erhalten. Eingereicht wurden satte 70 Whitepaper, von denen nun die 15 bemerkenswertesten gekürt worden sind. Diese zeigen, wie vielfältig die Blockchain im Gesundheitswesen eingesetzt werden kann. Es gibt ein nahezu unübersehbares Spektrum an Möglichkeiten.

Im Generellen kann die Blockchain, so ein Paper, überall da zum Einsatz kommen, wo es darum geht, “sichere und vertrauenswürdige Pflegeaufzeichnungen zu erschaffen,” “Identitäten zu verbinden” und “die Zustimmung von Patienten zu dokumentieren” Das triftt es schon mal recht gut, was eine Blockchain auszeichnet. Weiter geht ein zweites Paper, das pauschal “Privatheit, Sicherheit, Kosten, Betrug, Missbrauch, Komplexität, Vertrauensmanagement und juristische Nachweisbarkeit” als Problemzonen der Gesundheits-IT benennt, für die die Blockchain Abhilfe schaffen kann. Das Paper zählt Dutzende von ideen auf, von denen die Schaffung von Transparenz für die Kosten medizinischer Dienstleistungen sowie die Überwachung der Supply Chain medizinischer und pharmazeutischer Produkte zu den interessantesten Ideen gehören.

Konkreter auf ein Problem und auf eine Lösung geht ein nächstes Paper ein. Wenn wir Patientendaten interoperabel in zentralen Datenbanken speichern – können Hacker oder die NSA dann in den Besitz der vielleicht allersensibelsten Daten gelangen, die es überhaupt gibt? Kann ein einziges Datenleak dazu führen, dass Gesundheitsinformationen von Millionen von Bürgern öffentlich werden? Die Autoren des Papers weisen auf das Enigma/OPAL-Projekt am MIT hin, das ein P2P-Netzwerk aufbaut, in dem Daten nicht nur verschlüssel gespeichert, sondern auch – und das ist nun wirklich neu: verarbeitet werden. Eine Blockchain wird dabei genutzt, um den Zugang zu dem Netzwerk zu verwalten.

Direkt auf die Anwendungsebene gehen drei weitere Paper. Das eine widmet sich mit dem “Claim Process” jenem Prozess, in dem sich Ärzte, Patienten, Versicherungen und die Regierung auf etwas einigen, das man hierzulande wohl einen Heil- und Kostenplan nennt. Arzt schlägt vor, Patient nickt ab, Versicherung verhandelt, und so weiter. Jeder Schritt muss rechtlich dokumentiert sein, und weil zudem mehrere Köche mitmischen, verschwendet ein veralteter, überkomplexer und bürokratischer Prozess jedes Jahr Milliarden von Dollar. Indem man diesen Prozess auf Smart Contracts auslagert, so das Paper, können man ihn endlich modernisieren – und eine Menge Geld sparen.

Das zweite Paper zu Anwendungsfällen schlägt ein “MedRec” vor: “ein neues, dezentrales Management-System um Elektronische Gesundheits-Aufzeichnungen zu verwalten.” Dieses nutzt natürlich die Blockchain, wodurch die Daten sicher und interoperatibel gehandhabt und die Patienten und Ärzte zuverlässig authentifiziert werden. Das dritte hier vorgestellte Paper schließlich dreht sich um die datentechnische Gestaltung der Beziehung zwischen Ärzten und Patienten. Diese Beziehung ist veratwortlich für einen Großteil der Entscheidungen und Kosten; doch die Technologie, die sie trägt, ist weder im Besitz noch in der Kontrolle von Patient oder Arzt. Stattdessen nutzen große Institutionen und Unternehmen diese, um sich als Mittelsmann zwischen Arzt und Patient zu setzen. Eine Blockchain soll dies ändern, indem sie als neuer Standard ohne Mittelsmann fungiert.

Soweit im Schnelldurchlauf einige der 15 Paper, die mir interessant vorkamen. Ich bin freilich kein Experte fürs Gesundheitswesen und kann daher schlecht beurteilen, wie sinnvoll die hier skizzierten Ideen sind. Dass eine Blockchain aber genutzt wird, um institutionen- und firmenübergreifend Daten zu managen und um Identitäten zu verwalten, scheint mir aber sinnvoll und recht naheliegend.

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1 Kommentar zu Wettbewerb der US-Regierung: 15 Paper zur Blockchain im Gesundheitswesen ausgezeichnet

  1. na das klingt ja mal sehr bodenständig und nach einer tollen Richtung 😉

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