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Nachdem Russia Today in Großbritannien das Bankkonto verloren hat, empfiehlt BitPay ihnen eine Wallet …

… aber erfährt bislang keine Antwort von Russia Today. Die britische Regierung bestreitet derweile jede Verwicklung in die Sperrung des Kontos des russischen Staatssenders.

Wenn es etwas gibt, um das es bei Bitcoin wirklich geht, dann um finanzielle Autonomie. Das große Heilsversprechen, das alle Bitcoin-Freunde teilen, ist es, dass kein Mensch und keine Firma auf dieser Welt von irgendjemand anderem abhängig sein soll, um Geld empfangen und versenden zu können. Von keiner Bank, von keinem Staat.

„Kein Mensch und keine Firma“ meint exakt das. Ob man ihn oder sie mag oder nicht. Ob man gut findet, was er oder sie macht, oder ob man es abscheulich findet. So, wie keine moralischen Erwägungen entscheiden dürfen, ob jemand in den Genuss des Gesetzes kommt, soll auch das Recht, Geld zu empfangen und zu versenden, unabhängig davon sein, wie der Zeitgeist das eigene Handeln bewertet.

Auch Russia Today (RT), der hierzulande umstrittene Haussender des Kremels, sollte keine Ausnahme sein. Die einen halten den Fernsehsender für ein notwendiges Gegengewicht zur westlichen, anti-russischen Propaganda, während die anderen ihn als russischen Propaganda-Arm verstehen, der die westliche Medienlandschaft trollt und Reichs- oder besorgte Bürger aufstachelt.

Kann man sehen wie man will. Doch dies rechtfertigt in keinster Weise, dass Russia Today das Bankkonto entzogen wird – was in Großbritannien vor kurzem geschehen ist. Die NatWest, eine Tochter der Royal Bank of Scottland und damit zu großen Teilen in Besitz des Vereinigten Königreichs, hat RT in einem Brief ohne Angabe konkreter Gründe angekündigt, das Bankkonto zu schließen.

Es mag sein, dass dies zum guten Recht einer Bank gehört, sich ihre Kunden auszusuchen. Für den Sender ist der Rauswurf dennoch eine Steilvorlage, sich als Opfer einer politischen Verschwörung darzustellen: „Die Entscheidung ist nicht nachvollziehbar, aber sie steht auch nicht in Widerspruch zu den zahllosen Maßnahmen, mit denen in den letzten Jahren in Großbritannien und Europa versucht wurde, RT auszugrenzen, zu schließen oder zu behindern,“ so der Sender. Dass auch russische Politiker diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, versteht sich von selbst: „Es sieht aus, als hätte London, nachdem es die EU verlassen hat, beschlossen, auch die Verpflichtungen zur freien Meinungsäußerung hinter sich zu lassen,“ kommentierte Maria Zakharova, eine Sprecherin des russischen Außenministeriums, scharfzüngig.

Nun ja, nun ja. Kann man, wie gesagt, sehen wie man will. Fakt ist jedoch, dass Bitcoin die Währung für die Ausgegrenzten ist, für die, denen Steine und Scherben und Hürden in den Weg gelegt werden, und für die, die von den Banken und Gerichten und Regierungen geächtet und verbannt werden. Also auch für die RTs in dieser Welt.

Während die britische Regierung derweil bestreitet, in den Vorfall verwickelt zu sein, mehren sich die Stimmen, die den Fernsehsender auffordern, seine eigene Bank zu sein – also Bitcoins zu verwenden. So hat der schrille Bitcoin-Evangelist Max Keiser RT per twitter empfohlen, sich an Tony Gallippi, Ko-Gründer des Bitcoin-Zahlungsdienstleisters BitPay, zu wenden. Gallippi antwortet darauf vorsichtig-diplomatisch, indem er RT empfiehlt, mehr über Bitcoin zu lernen und die von BitPay entwickelte Wallet CoPay zu benutzen. Ganz geheuert scheint ihm die Aussicht auf RT als Kunden auch nicht zu sein.

RT selbst hat noch nicht auf die tweets reagiert. Möglicherweise muss der Sender erst beim Kremel nachfragen, ob er Bitcoins verwenden darf. Denn trotz einer Tendenz, die Sache mit den Kryptowährungen etwas lockerer zu sehen, herrscht in Sachen Bitcoin in Russland weiterhin eine massive Rechtsunsicherheit. Aber das ist vermutlich eher kein Thema, über das RT gerne berichtet.

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2 Kommentare zu Nachdem Russia Today in Großbritannien das Bankkonto verloren hat, empfiehlt BitPay ihnen eine Wallet …

  1. Könnte dadurch der Bitcoin nicht einige wachrütteln und dadurch einen massiven Schub erhalten?
    So würden vielleicht sogar sanktionierte Länder auf den Gedanken kommen in Zukunft Cryptowährungen zu nutzen.
    Ich habe mich schon bei den Panama-Paper Skandal gefragt, warum die Leute nicht einfach auf Cryptowährungen umgestiegen sind. Stattdessen haben Sie das ganze Geld den Rothschilds in Nevada in den Rachen geschoben…

  2. wenn RT Bitcoin verwenden darf stellt sich die Frage wie der Kreml das Bitcoinverbot im eigenen Lande rechtfertigen könnte.
    Daher ist wohl nicht davon auszugehen, dass RT Bitcoin verwenden würde.

    Andererseits ist Wasser predigen und Wein saufen etwas was immer funktioniert, sicherlich erst recht in Russland.

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