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Parity-Wallet mit Warp-Sync – Ethcore stellt Multichain-Projekt Polkadot vor

Parity ist neben Geth der zweitwichtigste Ethereum-Client. Der Release 1.4 kommt mit zwei bahnbrechenden Neuigkeiten daher: Eine Warp-Synchronisierung und ein eigenes graphisches Interface. Beides sind Meilensteine auf dem Weg zur kommerziellen Anwendung von Ethereum. Und als wäre das nicht genug, stellt die Parity-Entwicklerbude Ethcore mit Polkadot ein “Multi Chain Framework” vor. Die Finanzierung der Entwicklung ist durch eine Partnerschaft gesichert.

Manche Software-Releases kommen ohne große Ankündigung daher und versetzen einen in Begeisterung. Das jüngste Update des in Rust geschriebenen Ethereum-Clients Parity von Ethcore ist so ein Fall. Parity löst, möchte man sagen, im Alleingang eines der drängendsten Probleme, vor denen die Blockchain-Technologie derzeit steht.

Warp

Das augenfälligste Merkmal von Parity 1.4 ist natürlich die neue graphische Wallet. Einschneidender ist jedoch der “Warp”-Modus beim Synchronisieren.

Mit der Option “–warp” kann man Parity im Warp-Modus synchronisieren: Man hat nach nur zehn Minuten einen Client einsatzbereit.

Dies ist ein Durchbruch, der weit über Ethereum hinausgeht. Um dies nachzuvollziehen, muss man wissen, dass eine Blockchain auf vielen Knoten liegt, die exakt dieselbe Information über eine Datenbank tragen. Jeder Knoten ist ein Client, und alle Clienten haben einen Konsens darüber, was in der Datenbank steht und welchen Regeln Einträge in sie unterliegen. Nur wer einen Knoten betreibt, kann selbst nachprüfen, ob eine Transaktion gemacht wurde. Ohne Client keine Unabhängigkeit von Mittelsmännern.

Um einen Client zu starten, muss man allerdings zunächst die komplette Datenbank herunterladen und Stück für Stück validieren. Bei Bitcoin darf man gerne 10-12 Stunden dafür einrechnen, bei Ethereum 6-8. Die Synchronisierung ist lästig, aber ohne sie bleibt man abhängig von Mittelsmännern.

Wenn wir von Faktoren sprechen, die die Skalierbarkeit von Blockchains begrenzen, dann steht die initiale Synchronisierung an vorderster Stelle. Die Bandbreite, die CPU, der Arbeitsspeicher – das sind alles Faktoren, bei denen die meisten Nodes sowohl bei Bitcoin als auch bei Ethereum relativ problemlos die zehn- bis zwanzigfache Last tragen können. Aber die Synchronisierung eines neuen Knotens stellt beide Blockchains bereits jetzt vor gravierende Probleme.

Mit dem Warp-Modus stellt Parity eine Lösung für das Sync-Problem vor. 10 Minuten, um den Knoten zum Laufen zu bringen. Wie macht Parity das? Schließlich ist die Ethereum-Blockchain mittlerweile auch schon einige Dutzend Gigabyte groß. Wie kann man diese Masse an Daten in so kurzer Zeit synchronisieren?

Der Trick der Warp-Synchronisierung liegt in den Snapshots, die die Parity-Knoten alle 30.000 Blöcke vom State der Ethereum-Blockchain schießen. Diese Schnappschüsse werden durch die Parity-Knoten im Netzwerk verteilt. Wenn der Warp-Modus aktiviert ist, liest der Knoten diese Schnappschüsse ein, um die Guthaben der Accounts zu erkennen, und baut anschließend von diesen ausgehend die historische Blockchain auf. “Kryptographische Manifeste stellen sicher, dass man die korrekten Daten lädt, und weil man im Hintergrund die Blöcke und Zahlunganweisungen progressiv herunterlädt, hat man am Ende exakt denselben Node wie mit einem Full Sync,” so Ethcore.

Nach dem “Warp” lädt Parity also ganz normal die Blockchain herunter. Wer allerdings den Warpmodus mit der Option “–pruning fast” kombiniert, kann die historische Blockchain innerhalb von etwa 1-2 Stunden aufbauen. Der Pruning-Modus löscht Daten, die für den Konsens nicht mehr relevant sind, und reduziert die Größe der Blockchain so auf etwa 5 Gigabyte.

Natürlich sind beide Optionen noch etwas experimentell und bei größeren Summen mit Vorsicht zu genießen. Bei meinen Versuchen musste ich Parity später ohne Warp-Option neustarten, um die Blockchain zu aktualisieren. Aber dies ging erstaunlich schnell, da die Synchronisierung auf dem Warp aufbaute.

Diese Einschränkung dämpft nicht die Begeisterung, dass Parity mit dem neuen Release etwas schafft, das Bitcoin immer haben wollte, aber bisher leider nicht bekam: ein echter Light-Client, der schnell, weitgehend sicher und mit geringem Speicherbedarf an die Blockchain andockt, ohne dafür einen Mittelsmann zu benötigen.

Wallet

Aber der Warp-Modus ist nicht der einzige Meilenstein, den Ethcore mit Parity 1.4 vorlegt. Denn die Entwickler haben auch ein komplett eigenes graphisches Interface für Parity gebaut.

Account-Verwaltung mit Parity: Neben den verschiedenen Token auf einem Account ist auch die Transaktions-Historie zu sehen.

Account-Verwaltung mit Parity: Neben den verschiedenen Token auf einem Account ist auch die Transaktions-Historie zu sehen.

Bisher war die Ethereum-Wallet das einzige graphische Interfase für Ethereum. Dieses ist die Grundlage für den Ethereum-Browser Mist und läuft in der Regel über den in Go geschriebenen Client Geth.

Bisher konnte man die Ethereum Wallet auf zwei Arten mit Parity benutzen: Zum einen indem man Parity mit dem Anhang “–geth” startet und dann die Ethereum-Wallet öffnen; zum anderen, indem man bei gestartetem Parity-Knoten im Browser “localhost:8080” eingibt. Parity stellt auf Port 8080 ein graphisches Interface dar, mit dem man den Knoten bedienen kann.

Bisher war dieses Interface im Browser lediglich eine Kopie der Ethereum-Wallet. Nun hat Ethcore sie zu einer eigenen, vollwertigen Wallet ausgebaut.

An der neuen Wallet von Parity fallen einige Dinge auf:

  • Sie kommt mit einer nativen 2-Faktor-Authorisierung daher. Wenn man sie öffnet, verlangt sie zunächst ein Token, das nur der hiesige Parity-Client erzeugen kann.
  • Anders als die Ethereum-Wallet erlaubt die Parity-Wallet dem User, die Namen der Accounts zu ändern und sich je Account den bisherigen Transaktionsverlauf anzuschauen. Sollte selbstverständlich sein, war es bisher aber nicht.
  • Die Parity-Wallet hat ein Adressbuch. Auch das sollte eigentlich selbstverständlich sein.
  • Token, die auf Accounts liegen, werden mit einem Symbol angezeigt. Selbst dann, wenn man keinen Vertrag eingespielt hat.

Zusammen mit dem schnellen Synchronisieren bietet Parity damit die Option, in äußerst kurzer Zeit einen vollwertigen Client mit Benutzeroberfläche hochzufahren. Ethereum wurde damit ein ganzes Stück bequemer und benutzerfreundlicher.

Polkadot

Die überraschendste Neuigkeit von Ethcore ist jedoch unabhängig vom Parity Client.

Parity Technologies Ltd (früher Ethcore) “kündigt das Polkadot Technical Vision Paper an. Polkadot ist eine Blockchain-Technologie der dritten Generation, gemacht, um sowohl skalierbar als auch erweiterbar zu sein. Sie löst zwei der größten Probleme, die die weitläufige Nutzung der Blockchain-Technologie gegenwärtig verhindern,” so die Webseite von Ethcore, das nun Parity Technologies Ltd. heißt.

Die beiden großen Probleme sind die mangelnde Skalierbarkeit sowie die begrenzte Erweiterbarkeit. Beides liegt, so das Polkadot-Whitepaper, “in der zugrundeliegenden Konsens-Architektur: Der Übergang zwischen Zuständen – das Instrument, durch das Parteien Transaktionen bilden und ausführen – ist in seiner Logik fundamental an die ‘kanonischen’ Konsens-Mechanismen gebunden – an das Instrument, durch das Parteien sich auf eine Anzahl von möglichen und gültigen Vergangenheiten einigen.” Der Ansatz von Polkadot ist es nun, “einen Weg zu finden, die Konsens-Architektur vom Mechanismus der Zustands-Änderung zu trennen.”

Polkadot soll, so der leitende Parity Entwickler Gavin Wood, “diversen Arten von Blockchains erlauben, im selben Konsens-Netzwerk zu interoperieren. Dies ermöglicht ein neues Level von Freiheit und Schutz. Innovative neue Technologien können schnell integriert werden, und trennende Hardforks sind Vergangenheit.” Mit Polkadot sollen sogenannte “private Blockchains” in dasselbe Konsens-Netzwerk integriert werden, das auch Ethereum antreibt. “Es gibt eine neue Schicht, die hunderte von Blockchains verbinden kann,” so Ken Keppler, Mitgründer von Parity.

Wer erfahren will, wie das genau funktioniert, sollte sich das Paper durchlesen. An dieser Stelle sei gesagt, dass Gavin Wood mit Polkadot die Melonpart AG überzeugen konnte, die Entwicklung zu finanzieren. Melonport ist der Entwickler der Asset-Management-Software Melon und möchte Polkadot in ihre Plattform integrieren.

 

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1 Kommentar zu Parity-Wallet mit Warp-Sync – Ethcore stellt Multichain-Projekt Polkadot vor

  1. Vermutlich wird Ethereum die Blocksize-Thematik früher lösen als Bitcoin. U.a. weil die Ethereum-Blockchain deutlich schneller als die Bitcoin-Blockchain wächst.
    Vielleicht kann Bitcoin sich etwas von den Weiterentwicklungen von Ethereum abschauen.

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