Newsticker

BitFury stärkt Verbindungen zur US-Regierung durch Ernennung von Brian Forde zum Berater

Der MIT Direktor und ehemaliger Berater des Weißen Hauses, Brian Forde, tritt dem Board der Berater von BitFury bei – einer Bitcoin Firma, die bereits Beziehungen zur US-Regierung hat. Während die meisten Leute BitFury nur als Miner kennen, hat sich das Unternehmen zu einer erfolgreichen Full-Service-Blockchain-Agentur entwickelt.

Ende November kündigte BitFury an, Brian Forde ins Board der Berater aufzunehmen. Neben der typischen Ankündigung dieser Nachricht („we are thrilled“ etc.) unterstreicht diese Personalie, dass BitFury zu einer der interessantesten, best-finanziertesten und am besten vernetzten Bitcoin Firma geworden ist.

In der Kryptowährungs-Szene ist Brian Forde alles andere als ein Unbekannter. Er war der Direktor der Digital Currency Initiative am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Das MIT media lab ist einer der wichtigsten Zentren der Bitcoin-Entwicklung. Es finanziert die Arbeit von Bitcoin Core Maintainer Wladimir van der Laan und der Core Entwickler Cory Fields und Gavin Andresen. Der Status von Andresen ist derzeit unbekannt.

Bei all dem bemüht sich das MIT um Neutralität. Es ist nicht bekannt, dass das Institut jemals eine Haltung hinsichtlich der Bitcoin-Protokoll-Entwicklung eingenommen hätte. Allerdings erntete es heftige Kritik für die Arbeitsgruppe ChainAnchor, die einen Plan entwickelt, um Transaktionen an Identitäten zu binden und es auch erwägt hat, die Bitcoin Miner dafür zu bestechen, nur noch legitimierte Transaktionen zu minen.

Mindestens so wichtig wie die Stellung beim MIT werden für Brian Fordes Berufung ins Board von BitFury seine Kontakte ins Weiße Haus gewesen sein. Denn man findet keine Firma in Bitcoin-Land, die es sich so sehr wie BitFury  zur Strategie gemacht hat, auf Tuchfühlung mit der US-Regierung zu gehen. Nicht nur dass die Firma einen Sitz in Washington D.C. unterhält und einige Projekte mit Regierungen durchführt. Sie hat auch mehrere ehemalige Angestellte und Berater der Regierung in ihr Team aufgenommen.

Am bekanntesten dürfte dabei BitFurys „global chief communication officer“ Jamie Elizabeth Smith sein. Smith war früher Sprecherin des Präsidenten, stellvertretende Presse-Beauftragte des Weißen Hauses und Presse-Direktorin für Hillary Clintons Kampagne 2008. Der ihr kürzlich zur Seite gestellte Stellvertreter, Sam Youngman, dürfte ebenso bekannt in Regierungskreisen sein. „Youngman ist ein erfahrener politischer Reporter im Weißen Haus mit mehr als 15 Jahren Erfahrung,“ so die Pressemittelung zu seiner Einstellung Mitte Oktober.

Weitere Verbindungen in die Regierung findet man im Berater Board. Jason Weinstein ist ehemaliger stellvertretender Generalanwalt der Kriminalabteilung des Justizministeriums; Tomicah Tillman war Redenschreiber für Hillary Clinton und ist nun Direktor des Bretton Woods II Programms des politischen Think Tanks New American; der peruanische Ökonom Hernando de Soto ist einer der einflussreichsten Wirtschaftsberater der Regierungen von Schwellenländern; und Jim Newsome war Vorsitzender der U.S. Commodity Futures Trading Commission.

Und was sagt uns das alles, außer dass es ein Alleinstellungsmerkmal von BitFury ist?

Wer Verschwörungstheorien liebt, kann hieraus natürlich die Story spinnen, wie die US-Regierung Bitcoin infiltriert. Wer will, kann diese Story noch durch ein Bild ausschmücken, das wohl das BitFury Team zeigt, wie es NSA Direktor Michael Roger am Global Leadership Summit vor drei Jahren in New York trifft. In gewisser Weise darf man als Steuerzahler sogar erwarten, dass die eigene Regierung versucht, ihre Finger in ein so spannendes, wertvolles und wichtiges Phänomen wie Bitcoin zu stecken.

Eine Anfrage an die Presseabteiltung, weshalb BitFury Ex-Regierungsangestellte sammelt, blieb leider unbeantwortet. Doch ich gehe davon aus, dass besser als eine Verschwörungstheorie die simple Tatsache zutrifft, dass diese Personalien für BitFurys Geschäftsstategie sinnvoll sind. Denn Regierungen gehören klar zur Zielgruppe von BitFury.

Eigentlich ist die Firma als Hersteller von Mining-Hardware bekannt. Mit seinen eigenen Asic-Chips ist BitFury einer der größten Miner der Welt und stellt 10 Prozent der globalen Hashrate. Gerüchten zufolge war BitFury hinter dem Pool ghash.io, der 2014 der mächtigste Pool der Welt war und kurzzeitig mehr als 50 Prozent der globalen Hashrate erreichte.

Tatsächlich jedoch hat sich BitFury längst über eine Mining-Firma hinaus entwickelt. Laut der eigenen Beschreibung ist BitFury ein „Full Service Blockchain Technologie Unternehmen“. Die Firma hat 90 Millionen Dollar Investment-Kapital erhalten – und gehört damit zu den vier bestfinanziertesten Unternehmen im Krypto-Bereich. Mit diesem Kapital hat BitFury eine breite Palette an Dienstleistungen entwickelt, die beispielsweise das Blockchain Data Mining umfassen (um ein Risiko-Scoring für Transaktionen zu errechnen und um Anonymität und Mixer zu brechen), Blockchain Asset Lösungen und die Registrierung von Landrechten und Besitz auf der Blockchain.

Mit diesem Portfolio ist BitFury unglaublich erfolgreich. Allein was die Firma in diesem Jahr erreicht hat, beeindruckt – und demonstriert womöglich, wie nützlich politische Kontakte fürs Geschäft sind. Im April begann die Firma ein Projekt mit der Regierung von Georgien, um „ein Blockchain basiertes Landrechte-System zu designen und umzusetzen.“ Im September gab BitFury eine Präsentation beim jährlichen Treffen der Clinton Global Initiative. Im November wurde BitFury Mitglied einer Blockchain Arbeitsgruppe des Weltwirtschaftsforum, in der sie mit Thomas Hendrik, dem Ex-Präsident von Estland, Ma Jun von der Chinesischen Zentralbank und vielen weiteren wichtigen Persönlichkeiten zusammenarbeiten wird. Und im selben Monat unterzeichnete BitFury einen Deal mit den Beratern von Ernst und Young (EY), um Software für die Kunden von EY zu entwickeln.

Das Mining, so scheint es, war für BitFury nur der Türöffner. Die Firma ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich ein Bitcoin-Unternehmen vom Miner zum Full Service Provider entwickeln kann.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen