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Wenn sich der Nebel lichtet: Die wahre Bedeutung von China für den Bitcoin-Handel

Nachdem die Chinesischen Börsen Gebühren eingeführt haben, zeigt sich, welche Bedeutung China für den Bitcoin-Handel wirklich hat.

Was wurde nicht schon alles über China und Bitcoin gesagt. Dass 98 Prozent des Bitcoins-Handels in China stattfindet und fast das gesamte Mining; dass Bitcoin, mehr oder weniger, von China vereinnahmt wurde.

Nachdem nun jedoch die Chinesische Zentralbank, die PBOC, begonnen hat, die Börsen in China zu regulieren, müssen diese Handelsgebühren verhängen. Der Einschnitt ist auf einem Chart vom Handel auf OKCoin, einer Börse aus Beijing, sehr klar zu erkennen. Die nachtblauen Säulen stellen das Handelsvolumen dar. Seht ihr, ab wann die neue Gebührenordnung in Kraft getreten ist?

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Während zuvor der kostenlose Handel zu einem irrsinnigen, vor allem von Bots erzeugten, Volumen geführt hat, in dem einigermaßen harte Faktoren, wie Angebot und Nachfrage, gar nicht mehr erkennbar waren, zeigt sich nun, welche Rolle China auf dem globalen Bitcoin-Parkett tatsächlich spielt.

Der Einfluss Chinas ist längst nicht so groß, wie die bisherigen Werte nahelegten, aber auch bei weitem nicht so klein, wie manch einer gefürchtet hatte. Bisher fand fast der komplette Bitcoin-Handel in China statt, wie dieses Tortendiagramm zeigt, dass die Beiträge der verschiedenen Währungen zum Bitcoin-Handel im Lauf der letzten 30 Tage darstellt:

Handelsvolumen sortiert nach Währungen, Quelle: Bitcoinity.org

Handelsvolumen sortiert nach Währungen, Quelle: Bitcoinity.org

Dieses riesige, grüne Stück vom Kuchen ist der Chinesische Renminbi bzw. Yuan. Fast 98 Prozent des Handels fand in der Volksrepublik statt. Der Dollar kommt noch auf knapp 2 Prozent, während der Euro mit weniger als 0,5 Prozent schon sehr im Abseits steht. Kaum mehr zu erkennen sind andere Währungen, die alle deutlich unter 0,1 Prozent liegen. Dieses Bild übertreibt nicht nur die Rolle von China, sondern macht es nahezu unmöglich, zu erkennen, welche Bedeutung die anderen Währungen im Bitcoin-Handel haben.

Wenn wir hingegen den Zeitraum verkleinern, auf sechs Stunden, in denen die Gebührenregeln gelten, sieht die Sache schon ganz anders aus:

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China – nach wie vor das grüne Stück – bekommt mit knapp 35 Prozent nach wie vor einen großen Anteil am Kuchen. Das größte Handelsvolumen findet jedoch in Dollar statt – beinah 50 Prozent – und der Euro ist mit knapp 10 Prozent immerhin auch noch relevant. Die meisten anderen Währungen liegen unter je zwei Prozent, was, immerhin, etwa so viel ist, wie alle Währungen außer dem Yuan noch vor einiger Zeit zusammen aufbrachten.

Insgesamt spiegeln diese Verhältnisse, könnte man sagen, die tatsächliche Bedeutung der jeweiligen Währung in der Weltwirtschaft einigermaßen wieder.

Update: Nach einem Hinweis aus der Community habe ich eine zweite Quelle zur Berechnung der Verhältnisse gehandelter Währungen herangezogen, exchangewar.info, und daraus nochmal zwei Tortendiagramme gebaut. Zwei, da die japanischen Börsen seit einiger Zeit “einen auf China machen”, also mit gebührenlosem Handel den Markt verzerren. Daher ist der Yen einmal dabei, einmal nicht.

Ohne Yen:

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Und mit:

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2 Kommentare zu Wenn sich der Nebel lichtet: Die wahre Bedeutung von China für den Bitcoin-Handel

  1. Danke für den Artikel, der schön aufzeigt, was die meisten schon ahnten. Wenn es um Mining geht, bleibt die absolute Mehrheit in China und das wird sich (alleine schon wegen der Strompreise) nicht so schnell ändern. Unter den größten 8 Pools, die über 75% der Hashrate verfügen, findet sich mit mageren 6% alleine Slushpool, der nicht China zuzuordnen ist: https://blockchain.info/de/pools/

    Dem letzten Satz Deines Artikels kann ich allerdings nicht zustimmen…
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt

  2. Kleiner Tipp: Das zweite Diagramm der beiden mit/ohne JPY-Diagramme sollte für visuelle Konsistenz unbedingt dieselben Farben für die in beiden Diagrammen vorkommenden Währungen verwenden.

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