Cambrige-Studie: 2,9 bis 5,8 Millionen User von Kryptowährungen weltweit
Die Elite-Universität Cambrige und das Kreditkartenunternehmen VISA haben zusammen die Global Cryptocurrency Benchmarking Study durchgeführt. Dafür haben sie fast 150 Unternehmen und Individuen befragt. Das Ergebnis ist ein einzigartiger Überblick über die Bereiche Börsen, Wallets, Payment und Mining.
Die Studie beginnt mit einem groben Überblick über den gesamtem Markt der Kryptowährungen, der zum Zeitpunkt des Niederschreibens der Studie noch einen Wert von 27 Milliarden Dollar hatte (heute sind es rund 50).
Die Autoren stellen fest, dass sich neben den weitgehend innovationslosen Altcoins von 2013 mittlerweile einige innovative weitere Kryptowährungen wie Ethereum, Dash, Monero, Litecoin und Ripple fest etabliert haben. Auch wenn der Marktanteil von Bitcoin an allen Kryptowährungen seit Anfang 2016 deutlich gesunken ist, ist Bitcoin weiterhin die mit Abstand am meisten für Zahlungen verwendete Währung. Mit deutlichem Abstand.
Anschließend widmet sich die Studie der globalen Bitcoin-Wirtschaft. Bei der geographischen Verteilung fällt auf, dass Wallets vor allem in Nordamerika und Europe und Miner vor allem in Nordamerika und Asien beheimatet sind. Börsen scheinen hingegen in allen Teilen der Welt gut vertreten zu sein.
Danach versuchen die Autoren, eine Schätzung der Bitcoin-User weltweit anzugeben. Sie räumen ein, dass diese Aufgabe ihre Probleme hat: “… denn ein Einzelner kann mehrere Wallets von verschiedenen Anbietern zur selben Zeit haben. Schlimmer noch, ein einziger User kann mehrere Wallets und Börsen-Accounts für verschiedene Kryptowährungen haben und darum mehrfach gezählt werden. Dazu kommt noch, dass viele Leute zentralisierte Wallet, Börsen oder Payment-Plattformen, die die Guthaben in einer begrenzten Anzahl von Wallets oder Adressen zusammenführen, was das Bild weiter verkompliziert.”
Die Autoren gehen sogar so weit, zu sagen, dass es unmöglich ist, eine präzise Antwort auf die Frage zu geben, wie viele Kryptowährungs-User es gibt. Sie versuchen jedoch, eine Ober- und eine Unterschwelle zu finden. Hierfür benutzen sie zum einen einen Bericht der Boston Federal Reserve, wonach 0,87 Prozent aller US-Konsumenten 2015 angegeben haben, Bitcoins bereits benutzt zu haben, was alleine in den USA 2,8 Millionen User ergibt. Kalkulationen von Coinbase zufolge haben 2016 10 Millionen Menschen auf der Welt Bitcoins besessen.
Aufgrund der vorliegenden Daten sowie den Ergebnissen der Umfrage mit fast 150 Unternehmen errechnen die Forscher, dass es 2,9-5,8 Millionen aktive User von Kryptowährungen gibt. Was schon mal recht viel ist …
Nach diesen eher allgemeineren Informationen widmen sich die Autoren den vier Bereichen der Bitcoin-Wirtschaft: Börsen, Wallets, Payment und Mining. Wir suchen uns aus allen Bereichen einige interessante Infos heraus.
Börsen
Den mit Abstand größten und wichtigsten Bereich der Bitcoin-Ökonomie stellen Börsen dar. Sie sind am zahlreichsten und beschäftigen die meisten Mitarbeiter. Wie eine Infografik zeigt, sind die meisten Börsen in Europa ansässig, obwohl das Volumen des Euros einen relativ kleinen Anteil am Bitcoin-Welthandel einnimmt.
Unter den Börsen geht der Trend hin zum Mehrfachhandel. Die meisten Börsen handeln mit mehreren Kryptowährungen, viele bieten auch erweiterte Dienstleistungen als Wallet oder im Payment an. Dieser Trends sind bei größeren Börsen stärker zu beobachten als bei kleineren.
Auch neigen die größeren Börsen stärker dazu, externe Dienstleister für die Sicherheit von Systemen und Wallets zu beauftragen. Dementsprechend ist bei den kleineren Börsen die Furcht stärker, durch Hacks oder Betrüger Kunden-Bitcoins zu verlieren, was auch den Anteil der Ausgaben für Security erhöht, während die größeren Börsen sich eher um die zukünftige Regulierung sorgen.
Wallets
Wallets scheinen ein Exportprodukt für nordamerikanische und europäische Bitcoin-Firmen zu sein: 81 Prozent der Entwickler sind auf diesen beiden Kontinenten, während nur 61 Prozent der User aus diesen Regionen stammen. Die meisten Wallets sind aus den USA, gefolgt von Großbritannien, Deutschland und der Schweiz.
Große Wallet-Provider, wie blockchain.info und Coinbase, machen einen nennenswerten Teil des Netzwerk-Traffics aus. Ohne genauere Angaben stellt die Studie fest, dass Transaktionen von großen Wallets 10-25 Prozent des Transaktionsaufkommen stellen, mit einem in letzter Zeit abnehmenden Trend.
Eine interessante Beobachtung ist, dass die User Wallets zu bevorzugen scheinen, deren Hersteller regional nahe liegen: US-User nutzen eher Wallets aus den USA, europäische User aus Europa, und chinesische User aus China. Möglich, dass hier das Bedürfnis spricht, im Falle des Falles gerichtliche Nähe und juristische Berechenbarkeit zu genießen.
Hinsichlich der Sicherheit hat sich ein – regulatorisch nicht ganz unbedeutender – Trend dahin entwickelt, dass die Wallets die privaten Schlüssel der User nicht selbst speichern und somit keinen Zugriff auf die Guthaben ausüben können. Mehr als 70 Prozent der Wallet-Provider lassen den User seine privaten Schlüssel selbst verwalten. Dies ist sowohl sicher für den User – da er dem Provider nicht vertrauen muss – als dass es auch den Provider von regulatorischen und anderen Pflichten entbindet, die er als Verwahrer von Geld übernehmen müsste.
Zu den beliebten Features im Wallet-Bereich gehören ein integriertes Geldwechseln – sei es durch eigene P2P-Märkte wie auf Mycelium, sei es durch eine Integration von Shapeshift, um zwischen Kryptowährungen zu tauschen – was nicht weiter erstaunt, da dies eine der wenigen Methoden ist, mit denen Wallets Geld verdienen können. Weitere beliebte Features sind die Verbindung zu Kreditkarte oder Handy, einen Schlüssel-Wiederherstellungsservice, die Möglichkeit, Bitcoins an E-Mail-Adressen zu senden und integriertes Mixing. Auch hier, stellt die Studie fest, gibt es einen Trend dahin, verschiedene Dienstleistungen auf einer Plattform zu bündeln. Wallets und Börsen verschmelzen zum Teil.
Payment
Payment-Firmen erledigen die Transaktionen für die User. Das können Provider wie BitPay sein, die für die Händler die Invoice und die Transaktion abwickeln, aber auch Remittance-Dienstleister, die Bitcoin günstig anstelle von Fiat um die Welt senden oder Dienstleister wie Bitwala, mit denen man per Bitcoin Euro-Rechnungen begleichen kann. Payment-Unternehmen dürften näher als alle anderen Firmen an den tatsächlichen Anwendungen der User sitzen.
Diese Firmen sind zu weiten Teilen in den USA, Großbritannien, China und Südkorea vertreten. Auch in den lateinamerikanischen Ländern Mexiko und Argentinien gibt es mehrere Payment-Firmen. Mit 44 Prozent aus “sonstigen Ländern” sind Payment-Provider ihrer Herkunft nach sehr dezentral verteilt. Sie scheinen sich je auf sehr spezielle Länder und Finanz-Kanäle zu spezialisieren.
Interessant ist dabei eine Grafik, die zeigt, wie die verschiedenen Dienstleistungen der Payment-Firmen nachgefragt werden.
Der Teil “Money Transfer Services” – also Dienstleistungen rund um Überweisungen – geschieht zum allergrößten Teil im Pazifisch-Asiatischen Raum. Hier dürften vor allem die internationalen Transaktionen von Gastarbeitern und Freiberuflern relevant sein. B2B-Payments, also Business-zu-Business Zahlungen, dominieren hingegen die Aktivität von Firmen in Süd- und Nordamerika. Es scheint, als werde die Bitcoin-Revolution in Südamerika vor allem von Firmen angetrieben, die mit den hiesigen Währungen unzufrieden sind. Der “Merchat Service” – also die Abwicklung von Zahlungen in Online-Shops – ist hingegen offenbar für die europäischen Nutzer am wichtigsten.
Sämtliche Sparten von Bitcoin-Payment-Providern haben eines gemeinsam: Sie fürchten in sehr hohem Maße, Probleme mit der Bank oder der Aufsicht zu bekommen. Beim Geschäftsbetrieb ansonsten, den Risiken, den Währungsschwankungen, den Usern, den Profiten, sind sie hingegen äußerst optimistisch.
Miner
Im vierten und letzten Teil schaut sich die Studie die Mining-Branche an. Dabei stellt sie zunächst fest, dass Mining trotz des Halvings nicht weniger lukrativ geworden ist. Allein 2016 haben die Miner Einnahmen von gut 2 Milliarden Dollar gehabt.
Die Forscher waren vermutlich von der Blocksize-Debatte inspiriert, als sie die Miner danach gefragt haben, welchen Einfluss auf die Entwicklung des Bitcoin-Protokolls sie sich zuschreiben. Vor allem unter den großen Minern entdecken die Autoren dabei ein sehr starkes Bewusstsein dafür, einen sehr großen Einfluss auf das Protokoll zu haben.
Die weiteren Ergebnisse bestätigen zum Teil, was wir bereits wissen: Mehr als die Hälfte der Miner sitzen in China, danach folgt mit etwa 16 Prozent die USA. Alles andere fällt unter “Sonstiges”. Eine Weltkarte des Minigs zeigt weitere Hotspots des Minings: Venezuela, Kanada, Island, Estland, Schweden, Polen, Georgien, Thailand, Hongkong, Russland.
Mit den regulatorischen Bestimmungen – sofern vorhanden – sind die meisten Miner einverstanden. Allerdings fürchten viele von ihnen, dass die Regulierung noch weiter angezogen wird, was vor allem für viele kleinere Miner schwierig werden könnte.
Interessant ist auch, dass die Miner durchaus eine Position zum hohen Energieverbrauch des Minings und den daraus folgenden Konsequenzen für die Umwelt beziehen. Insbesondere die großen Miner beschäftigen sich sehr mit diesem Thema und suchen nach Wegen, möglichst energieeffizien zu operieren.
Zugleich sorgen sich einige von ihnen auch, was passiert, wenn der Block Reward ausläuft und ob die Transaktionsgebühren ausreichen, den Reward zu ersetzen.
Millionen in der Übersicht ergänzen 😉
Umpf – Danke!
Offtopic:
Weiß jemand, mit welcher Software die Diagramme erstellt wurden. Ich wäre sehr an dieser Information interessiert.
Vielen Dank im Voraus!
Die gesamte Studie wurde mit Adobe InDesign/Illustrator gestaltet.
Danke Christoph für die ausführliche Übersicht! Wir würden uns auch über Feedback freuen und gerne Vorschläge entgegennehmen, welche Aspekte wir nächstes Jahr näher beleuchten sollen.
Fehlt da nicht das “Millionen” im Titel?
habe ich eben korrigiert
Danke für die Zusammenfassung!
Cambridge falsch geschrieben