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Irgendeiner muss den Anfang machen: Schweizer Kleinstadt Chiasso akzeptiert Steuerzahlungen in Bitcoin

Grenzübergang nach Italien von Chiasso aus. Foto von Francesco PIRANEO G., Lizenz: Creative Commons

Auf dem Marsch zum offiziellen Zahlungsmittel dürfte die Akzeptanz beim Finanzamt eine der höchsten Hürden sein. Nun geht Chiasso, eine Kleinstadt in der Italienischen Schweiz, diesen Schritt. Ab 2018 sollen Steuern im Umfang von bis zu 250 Schweizer Franken in Bitcoin beglichen werden können.

Chiasso ist eine kleine, unscheinbare Gemeinde mit rund 8.000 Einwohnern im Italienischen Teil der Schweiz, direkt an der Grenze zu Italien gelegen. Das Dokument, das das Rathaus diese Woche herausgegeben hat, dürfte jedoch Teil eines zukünftigen Bitcoin-Museums werden. Es markiert einen wichtigen Schritt bei der bereits fortgeschrittenen Geldwerdung von Bitcoin.

Das online verfügbare pdf ist eine Fotografie eines Schreibens und in italienisch verfasst. Um es zu verstehe, habe ich es Wort für Wort bei Google-Translate eingetippt. Die Übersetzung ist naturgemäß eher holprig:

Das Rathaus von Chaisso informiert, dass “eine Gruppe von Unternehmen und Experten für Bitcoin und Blockchain … Chiasso als Basis gewählt hat.” Die Stadt erkennt “sowohl das exponentielle Wachstum dieser Technologie als auch einige mögliche Anwendungen im täglichen Leben der Gemeinde” an. Chiasso soll zum “Epizentrum einer Bewegung des technologischen und wirtschaftlichen Wachstums für den Kanton und die Schweiz” werden. 8 Startups haben in den vergangenen Monaten Chiasso als Heimat gewählt. Vermutlich handelt es sich um Bitcoin und Blockchain Startups.

Das Rathaus bestätigt nun, die “Annahme der Zahlung für Steuern bis zu einer maximalen Summe von 250 Schweizer Franken in Bitcoin ab Januar 2018.” Weiter wird die Stadt Chiasso zum Gründungsmitglied der BHB Netzwerk Stiftung, einer gemeinnützigen Initiative, die vom Blockchain Lab Mailand ausgeht und Blockchain Experten weltweit vernetzt. Der Sitz der Stiftung soll Chiasso werden; ab Oktober 2017 soll es regelmäßig Meetups von Branchenvertretern geben. Auch Blockchain-Kurse an der lokalen Hochschule sind geplant.

Das BHB Netzwerk bestätigt dies und erklärt, dass die Initiative nach einem Treffen mit der Stadtverwaltung sowie lokalen Experten und Unternehmen entstanden ist.

Auch wenn der maximale Betrag von 250 Schweizer Franken nicht wirklich weltbewegend ist, dürfte die symbolische Tragweite des Vorstoßes der Schweizer Kleinstadt kaum zu überschätzen sein. Während bisher nur Fans von Hartgeld Bitcoin aufgrund seiner Eigenschaften als Geld bezeichnet haben, konnten sich Anhänger der Modern Monetary Theory damit herausreden, dass nur das Geld ist, was vom Staat für Steuerzahlungen anerkannt wird. Diese eher staatsfixierte Perspektive auf Geld reiht sich in eine Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende alte Tradition ein, dass die Untertanen eines Fürsten ihre Pflichtabgaben in der vom Fürsten gewählten Währung abzuliefern hatten – was dem Fürsten die Definitionshoheit über Geld gab. Staatskritischen Ökonomen zufolge lag hierin eine wichtige Ursache für die uralte Tradition, dass Fürsten das Geld manipuliert haben, indem sie etwa den Edelmetallanteil von Münzen verschlechtert haben.

Mit Bitcoin hat nun erstmals in der Geschichte ein Geld diese Weihe erreicht, das nicht manipuliert werden kann. Ein großer Schritt für Chiasso – und ein großer Schritt für Bitcoin.

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10 Kommentare zu Irgendeiner muss den Anfang machen: Schweizer Kleinstadt Chiasso akzeptiert Steuerzahlungen in Bitcoin

  1. Werner Müller // 12. September 2017 um 18:22 // Antworten

    Finde ich auch bemerkenswert. Aber warum nur so ein kleiner Betrag ? Wer zahlt 250 Franken Steuern ?

  2. Das ist wirklich toll. Es geht in kleinen Schritten voran.

    Was wäre wenn man schon viel früher in Bitcoin investiert hätte?
    https://www.cointimemachine.com/

  3. Und was sagt uns die Tatsache, dass die maximale Obergrenze in Schweizer Franken angeben wird?

    • Daß umgerechnet werden muß in Schweizer Franken, weil die Steuer halt doch nicht in Bitcoin erhoben wird.
      らんま

  4. Zitat: “Irgendeiner muss den Anfang machen.”
    Soviel ich weiss kann man bereits seit einiger Zeit in Zug (Schweiz) seine Steuern mit Bitcoins bezahlen. -> Das wäre dann der Anfang gewesen.

  5. Oops, da haben Sie wohl recht (mein Fehler):
    Zug: “Ab 1. Juli 2016 können Gebühren bis zu 200 Franken direkt am Schalter der Einwohnerkontrolle mit Bitcoins beglichen werden.”

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