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Kein Bitcoin-ATM für Offenbach – und für Deutschland

Der Verein Coinfriends wollte im hessischen Offenbach einen Bitcoin-Geldautomaten aufstellen. Doch weil die BaFin dies nicht erlaubt, bleibt das Gerät offline. In Deutschland ist das kein Einzelfall, sondern die Regel.

Der hessische Verein Coinfriends hat sich für 10.000 Euro einen Bitcoin-Geldautomaten (ATM) bestellt, um ihn in seinen Vereinsräumen aufzustellen. An einem solchen Bitcoin-ATM kann man Bitcoins für oder gegen Bargeld kaufen oder verkaufen. Er könnte eine bequeme Methode sein, um ohne Anmeldung mit der Kryptowährung zu handeln, oder um einfach und unkompliziert erste Erfahrungen mit Bitcoin zu machen.

Doch wie die Hessenschau berichtet, wurde daraus nichts. Denn den Coinfriends fehlt die Lizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Gegenüber dem Magazin sagt die BaFin, dass die Betreiber des ATMs beispielsweise das nötige Eigenkapital aufbringen müssen. Die Coinfriends haben die Lizenz beantragt und wollen auch, wenn nötig, mit einem Anwalt für diese kämpfen. Doch nach allem, was man aus der Vergangenheit weiß, sind die Erfolgsaussichten nicht eben glänzend.

Denn die Coinfriends wären nicht die ersten, die sich an dem Unterfangen, einen Bitcoin-ATM in Deutschland zu platzieren, die Zähne ausbeissen. Bereits Mitte 2015 haben wir einen Artikel darüber geschrieben, dass Deutschland eine weisse Stelle auf den Karten der Bitcoin-Geldautomaten ist. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil. 2015 gab es hierzulande immerhin einen Bitcoin-ATM, nämlich im Hackerverein Backspace im bayerischen Bamberg. Dieser war vermutlich geduldet, weil er in einem Club mit kontrollierbarem Zugang stand.

Mittlerweile ist jedoch auch dieser ATM außer Betrieb. Die Karte von Coindesk zeigt zwar weiterhin drei Bitcoin-ATMs in Deutschland. Doch auch diese sind mittlerweile alle abgebaut. Der von SatoshiBay in München betriebene ATM ist nicht mehr aktiv, der angeblich in Bochum stehende ATM ist laut einem Artikel von BTC-Germany längst nicht mehr in Betrieb (die Webseite des Betreibers Coinsulting ist offline), und auch der ATM des Bitcoin-Stammtisches Stuttgart ist abgeschaltet. In der Liste von ATMs nach Ländern, die CoinATM-Radar führt, gibt es 66 Länder, die mindestens einen ATM haben. Deutschland ist nicht mehr darunter.

Ein Reuters-Artikel erklärt im Februar 2018 über die Nöte, einen Bitcoin-Geldautomaten nach Deutschland zu bringen. Während in der Schweiz sogar die Bundesbahn Bitcoins an ihren Ticketautomaten verkauft und es in Wien, Zürich und Prag allein mehr als 20 ATMs gibt, schafft es offenbar niemand, einen solchen Automaten in Deutschland aufzustellen. Der österreichische Automatenbetreiber Cointed versucht etwa seit mehr als 20 Monaten vergeblich, eine Lizenz für Deutschland zu bekommen. Der Geschäftsführer Albert Sperl geht davon aus, dass er in Deutschland 800 ATMs aufstellen kann, wenn die BaFin nachgibt. Doch die Aussichten, dass dies jemals passiert, sind eher wenig rosig. Selbst die Volksbank Mittweida scheiterte daran, die notwendigen Auflagen der BaFin zu erfüllen.

Dabei scheinen die Bitcoin-Geldautomaten weltweit weiterhin auf dem Vormarsch zu sein. Laut CoinATM-Radar stieg die Anzahl der Automaten allein im März um 248 auf nun insgesamt 2649. Die beliebtesten Hersteller sind dabei General Bytes und Genesis Coin, die wichtigsten Betreiber die US-amerikanischen CoinCloud und LocalCoins. Immer mehr ATMs nehmen neben Bitcoin dabei auch auch Altcoins wie Litecoin, Ethereum und Bitcoin Cash auf.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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12 Kommentare zu Kein Bitcoin-ATM für Offenbach – und für Deutschland

  1. Wir sollten eine Initiative gründen und Beschwerde bei der Bafin einlegen.

  2. Deutschland humpelt so hinter her:/ bei uns in der Schweiz stehen schon x solche Kästen herum..

  3. Deutschland erkennt einfach nicht die Zeichen der Zeit. Die Politik ist hier eben zu viel mit sich selbst beschäftigt

    • Name required // 12. April 2018 um 16:52 // Antworten

      Und mit der „Digitalisierung“. Das heißt: Gesichtserkennung, digitale Bürgerdienstleistungen (weil man ja auch alle Nase lang sich ummelden muß, dafür kann man ja nicht kurz zum Amt), Gesundheitskarte. Braucht kein Mensch wirklich. Lächerlich.
      Die Bafin sollte den Widerstand endlich aufgeben und freien Geldfluß erlauben. Das bringt Gesellschaften wirklich nach vorne.

  4. Deutschland hat geschlafen. Den Rückstand in Sachen digitale Entwicklung im Vergleich zu anderen Ländern kann Deutschland nicht mehr aufholen. Zig deutsche Blockchain-Enthusiasten und SW-Entwickler, die in Sachen Mining, Handhabung und Handel mit Kryptowährungen erste Schritte gewagt haben, mussten Deutschland verlassen, weil sie hier weder Anerkennung noch Förderung erfahren haben.

    • Name required // 12. April 2018 um 16:57 // Antworten

      Bestes Beispiel war ja LocalBitcoins. Die wurden gezwungen, sich aus Deutschland wieder zurückzuziehen. Es ist so ein Witz; man kann Bargeld in jeder Bank ziehen und damit allerlei zwielichtige Dinge anstellen. Aber beim Bitcoin wird die mögliche illegale Benutzung ganz wichtig als Begründung herangezogen …

  5. Macht doch nichts. Dann fahren wir eben mal ins Ausland. In Kufstein kann man z.B. gemütlich einen Kaffee auf der Innpromenade trinken. Jedes Volk hat die ReGIERung, die es verdient.

  6. Wenn man einen Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen. Die Bafin ist Lakaie der Banken und des Staates und hat nur die Aufgabe Konkurrenz mit Gewalt vom Markt fern zu halten. Der Bafin überhaupt die Kompetenz zuzusprechen, über Bitcoin entscheiden zu dürfen, ist den Bock zum Gärtner machen. Die Menschen sollten endlich aufstehen und diesen Institutionen, die in Wahrheit nur idiologischen Interessen folgen, keine Bedeutung mehr beizumessen.

  7. Deutschland wird untergehen. Die Politiker leben noch im letzten Jahrhundert und sind ohnehin abhängig von der alten Schwer- und Finanzindustrie. Die Deutschen wollen es so, sonst würden die ja nicht immer wieder die gleichen Dinosaurier wählen. Bestimmt wartet man hierzulande bis man die Besitzer aller Kryptowährungen und deren Transaktionen und deren Besitz mit einem Klick zurückverfolgen kann – so wie es mit dem Fiatgeld ist. Dann kann man wieder entspannt beim Finanzamt schauen, ob der böse HartzIV-Empfänger paar Euro zu viel aus “dubiosen“ Quellen bekommen hat und Sanktionen und Anzeige verabreichen. Bei Steuersündern aus der Gruppe der Millionäre/ Milliardäre und Unternehmen schaut man ja lieber weg. Anders ist das nicht zu erklären.

  8. Was sind dass denn eigentlich für Auflagen von der Bafin, die so schwer zu erfüllen sind?

  9. Regierungen=Kopf+Tisch // 15. April 2018 um 16:10 // Antworten

    Bafin stinkt sehr…

  10. Es liegt daran das Bitcoin von der bafin nicht als Währung sondern als Recheneinheit lt. KWG angesehen wird.
    Wenn es als Währung eingestuft werden soll, muss es eine Zentralbank offiziell führen.

    Grüsse

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