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Bitcoin-Preissprung: Ist der Abwärtstrend schon vorbei?

LesCollons, Bild von Torsten Mangner via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Vergangenen Donnerstag ist der Preis von Bitcoin und den anderen Kryptowährungen spontan um gut 10 Prozent nach oben gesprungen. Seitdem treibt eine optimistische Stimmung die Kurse weiter rauf. Darf man damit den Bärenmarkt schon für beendet erklären?

Was für ein Sprung. Am Donnerstag um etwa 12 Uhr hüpfte der Bitcoin-Preis nach oben. Innerhalb von einer Stunde war er von etwa 5.600 auf 6.300 Euro gestiegen.

7-Tages-Kursverlauf von Bitcoin in Euro. Quelle: Bitcoinity.org

Dieser Kursanstieg war auf allen Bitcoin-Börsen zu beobachten und erstreckte sich auf alle Kryptowährungen. Die gesamte Marktkapitalisierung sprang von etwa 275 auf etwa 300 Milliarden Dollar; das Ökosystem war innerhalb einer Stunde rund 30 Milliarden Dollar mehr wert geworden. Angeblich war noch niemals ein so hohes Handelsvolumen innerhalb einer Stunde gesichtet worden.

7-Tages-Chart der gesamten Marktkapitalisierung. Quelle: Coinmarketcap.com

Erneut kann man feststellen, dass die meisten Kryptowährungen synchron mit Bitcoin schwimmen. Wenn es aufwärts geht, steigen manche Coins ein wenig schneller, wenn es abwärts geht, fallen sie ein wenig tiefer, aber im Großen und Ganzen sind die Marktbewegungen von Bitcoin und den anderen Währungen weitgehend identisch. Es gab keinen Coin, der nicht von dem Sprung am Donnerstag profitiert hat. Positive Signale übertragen sich in Sekunden auf alle Börsen und alle Währungen.

Kaskaden durch den Stop Loss

Der Anlass für diesen spontanen Ausbruch lag vermutlich im Kaskadeneffekt der Stop Losses von Margin Tradern auf der Börse Bitfinex. Die Erklärung ist ein wenig, aber nicht allzu kompliziert: Auf Bitfinex kann mit Hebel traden. Das bedeutet, dass man sich Geld oder Bitcoins leiht, um mit einem Vielfachen des Einsatzes auf den künftigen Kursverlauf zu wetten. Wer “short” geht, setzt auf fallende, wer “long” geht, auf steigende Preise.

Manche Trader sichern sich nun gegen Verluste durch sogenannte Stop-Losses ab. Dies sind Order, die erst inkraft treten, wenn ein bestimmter Preis erreicht wird. So kann man zum Beispiel bestimmen, dass man verkauft, wenn der Preis unter den Wert X fällt, oder dass man kauft, wenn er über Y steigt. Viele Margin Trader nutzen dieses Instrument, um Gewinne abzusichern oder potenzielle Verluste zu reduzieren.

Kurz vor dem Sprung am Donnerstag war die Menge der Shorts auf einem Allzeithoch. Da der Preis aber nicht sank, sondern stabil blieb oder sogar leicht anstieg, löste dies die Stop-Loss-Kauforder aus. Dies hatte nun einen Kaskadeneffekt, da die Kauforder den Preis hochtrieben, wodurch noch mehr Stop-Loss-Order aktiviert wurden. So wurden am Donnerstag innerhalb von einer Stunde die Shorts über fast 40.000 Bitcoins liquidiert.

 

Die Finanzbranche bleibt hungrig

Das Erstaunlichste an diesem Sprung ist aber nicht, dass er geschah – sondern dass sich das Niveau halten konnte. Man hätte erwarten können, dass die Märkte die Profite absahnten und die Kurse nach kurzer Zeit wieder fielen. Dies geschah aber nicht. Der Preis blieb nicht nur auf einem höheren Niveau, sondern stieg noch weiter.

Die Bullen hatten wohl Blut geleckt. Übers Wochenende stieg der Bitcoin-Preis auf bis zu 6.750 Euro, und die Marktkapitalisierung aller Kryptocoins erreichte fast 340 Milliarden Dollar. Das ist ein Anstieg um gut ein Viertel innerhalb weniger Tage. Eine so heftige Bewegung könnte zeigen, dass Bitcoin bei etwa 5.500 Euro einen Boden erreicht hat, und dass die Märkte diesen Kurs als ein Kaufsignal bewerten.

Flankiert wird dies von einigen traumhaft guten Nachrichten: Dass die Börse Stuttgart bald über ein Tochterunternehmen den Bitcoin-Handel zu ihren Kunden bringt, haben wir bereits erwähnt. Auch in den USA hat die Finanzbranche weiterhin großen Appetit auf digitale Münzen: Die Vermögensverwaltung von Trading-Legende George Soros hat kürzlich bekanntgegeben, mit dem Handel von virtuellen Währungen zu beginnen – obwohl sich Soros selbst früher regelmäßig kritisch zu Bitcoin geäußert hat. Man könnte dies als die Kapitulation eines Permabären verstehen. Der Artikel von Bloomberg, der diese Nachricht bringt, nennt neben Soros noch weitere große Fonds und Milliardäre, die in Kryptowährungen einsteigen wollen. Kurz darauf erklärte auch Venrock, eine Investmentgesellschaft der Rockefellers, eine Position in Kryptocoins aufbauen zu werden.

Die große Blase am Jahresende ist zwar geplatzt, und die Bärenmärkte schienen ausgebrochen zu sein – doch die großen Fische im Finanzbetrieb rücken deswegen nicht von ihren Plänen ab, sich in den Markt einzukaufen. Der Kaufdruck ist offenbar weiterhin stark, und kann dies auch noch eine Weile bleiben. Es gibt ein großes Reservoir sehr reicher Menschen, die noch in Kryptowährungen investieren wollen.

Kein Grund für zuviel Optimismus – aber auch nicht für zuwenig

Allerdings sollte man nicht zu schnell die Rückkehr des Bullenmarktes beschreiben. Denn die Charts sehen zwar im Ein-Wochen-Schnitt sehr vielversprechend aus, sind aber aus einer weiteren Perspektive nicht ganz so freundlich.

3-Monats-Sicht der gesamten Marktkapitalisierung. Quelle: Wieder Coinmarketcap.

Der 3-Monats-Verlauf zeigt einen typischen Bärenmarkt voller Bullenfallen: Immer wenn es aufwärts geht, fällt der Preis danach nur umso stärker. Dabei gab es durchaus auch kräftigere Erholungen als am Wochenende, die sich auch über Wochen hingezogen haben. Es wäre denkbar, dass sich dieses Schema auch nun noch einmal wiederholt. Immerhin aber hat der Kurs in den letzten Wochen etwas ausgebildet, was ein wenig nach Boden aussieht. Die Volatilität lässt nach, was in dieser Situation ein gutes Zeichen sein könnte.

6-Monats-Sicht auf Bitcoin. Quelle: wieder Bitcoinity.

Und nun erhöhen wir die Auflösung noch ein Stück und schauen den Kursverlauf der letzten sechs Monate an. Wenn wir diesen anschauen, könnte man meinen, dass die Blase, die sich Ende vergangenen Jahres ausgebildet hat, weitgehend vollständig abgebaut hat. Dies wäre eine gute Grundlage, um seitwärts weiterzugehen, also weder zu steigen noch zu fallen, was für die Entwicklung des Ökosystems sicherlich eine gute Nachricht wäre.

1-Jahres-Chart des Bitcoin-Preises. Quelle: Bitcoin.de

Wenn wir den 1-Jahres-Chart betrachten, erkennen wir sogar, dass ein milder Aufwärtstrend weiterhin intakt ist. Der etwa im Oktober oder November einsetzende verschärfte Aufstieg wäre korrigiert, doch die längerfristige Linie, die uns schon seit Anfang 2017 begleitet, wäre ungebrochen.

Aber wie so oft sollte man daran erinnern, dass die Vergangenheit wenig über die Zukunft aussagt, und dass es die Charts sind, die die Kurse nachbilden, und nicht andersherum. Das, was passieren wird, wird uns vermutlich sowieso überraschen.

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6 Kommentare zu Bitcoin-Preissprung: Ist der Abwärtstrend schon vorbei?

  1. Es ist zwar alles möglich, keiner kann die Zukunft vorhersagen, aber so wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, kann auch ein komischer “spike breakout” allein jetzt noch keine Trendwende einleiten. Der Trend ist ungebrochen. Bei nüchterner Betrachtung aller Indikatoren (GDD 20 ist unter dem GDD50 + GDD50 ist unter dem GDD100 + GDD100 ist unter dem GDD200 + der aktuelle Bitcoin-Kurs ist unter dem GDD50), befinden wir uns meiner Einschätzung nach mittelfristig noch immer ehe auf dem Weg nach unten. Es besteht aktuell aus meiner Sicht, ich schätze, so in etwa eine 2/3 Chance, dass wir relativ bald (bis Ende April) noch mal eine heftige Korrektur nach unten sehen und der Kurs Anfang Mai wieder bei 5500 EUR liegt, möglicherweise geht es sogar noch tiefer (im allerschlimmsten Fall halte ich 4900 EUR für möglich). Danach, allerdings, so ab der zweiten Mai-Hälfte rechne ich tatsächlich mit einem kurzen rapiden Anstieg, so dass wir Anfang Juni so etwa bei 8800 EUR wieder sind. Was danach später im Jahr kommt, glaube ich auch schon abschätzen zu können, aber das schreib ich erstmal nicht. 😉 Nicht zu viel auf einmal…

    Das ist meine aktuelle Einschätzung. Mal sehen, ob ich “ungefähr” recht habe. Keiner kann in die Zukunft sehen, das stimmt schon.

    • Du verwechselst da was. Nicht der Preis richtet sich nach den gleitenden Durchschnitten, sondern die GD ergeben sich aus der Preisbewegung.

      • Fabian Suhr // 18. April 2018 um 8:04 //

        Mir ist nicht ganz klar, wo du das mit “der Preis richtet sich nach den gleitenden Durchschnitten” her hast, das habe ich niergendwo geschrieben.

        Siehe den Titel des Artikels. Am Verlauf der gleitenden Durschnitte (GD20 =20-Tage, GD50 =50-Tage, GD100=100-Tage, GD200=200-Tage) kann man gut ablesen, welche Richtung der bisherige Trend hat (d.h. immer auf die Vergangenheit bezogen, was in Zukunft ist, kann sowieso keiner wissen). GDs sind ein guter, häufig benutzter Indikator um die bisherige Trendrichtung objektiv einzuschätzen. Beim Bitcoin ist es aktuell so, dass die bisherige Trendrichtung unverändert ganz eindeutig nach unten ist, denn GD20<Basiswert<GD50<GD100GD100 und noch eindeutiger GD100>GD200, aber bis dahin ist es aus meiner Sicht noch ein weiter Weg. Bei aller Vorfreude bleibt “Abwärtstrend schon vorbei” solange höchstens ein Wunschdenken.

      • Der Gleitende Durchschnitt wird sich auch erst in Retrospektive ändern, wenn der bereits Trend gebrochen wurde. Der Anstieg jetzt könnte die Trendwende sein.. oder auch nicht. Mal schauen, wie Sie mit ihren Einschätzungen liegen; Mai ist ja recht kurzfristig.

  2. geht noch mal unter 5K und Ende des Jahres sind wir bei 15-20k

  3. … unter 5K geht ja gar nicht, denn da würden die Miner ja so gut wie nichts mehr verdienen, oder?

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