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Schottische Entzugs-Klinik behandelt Kryptowährungs-Sucht: „Eine moderne Epidemie“

Wenn man das Castle so sieht, möchte man glatt selbst suchtkrank werden ... Bild von Caste Craig

Begeisterung ist super, kann aber auch in Sucht umschlagen. Christopher Burn, der vermutlich weltweit erste Therapeut für Kryptowährungs-Sucht, erzählt uns im Interview, woran man die neue Krankheit erkennt und wie man sie behandelt.

Kennen Sie das? Sie loggen sich jeden Tag bei sieben Krypto-Börsen ein und aktualisieren alle zehn Sekunden Coinmarketcap, Reddit, Coinforum, Twitter und andere Info-Quellen zu Bitcoin und Co. Sobald Sie einmal keinen Draht ins Internet haben, und sei es nur, weil Sie Duschen gehen, meinen Sie, etwas zu verpassen; und noch bevor Sie sich abgetrocknet haben, greifen Sie rasch zum Smartphone …

Falls Sie das nicht nur kennen, sondern jeden Tag erleben, könnten Sie an der Bitcoin- oder Kryptowährungssucht leiden. Vor kurzem hat die schottische Entzugsklinik diese Krankheit in ihr Therapieprogramm aufgenommen. Damit bestätigt die Medizin das, was vor allem manche Partnerinnen von Krypto-Junkies schon länger vermuten – dass Bitcoin nämlich weder ein Geld noch ein Wertspeicher ist, sondern eine handfeste Sucht.

Freundlicherweise hat uns Christopher Burn, der leitende Therapeut der Krypto-Abteilung der Klinik, ein schriftliches Interview gegeben und zehn Fragen beantwortet.

 

Christopher Burn.

1. Auf Ihrer Webseite nennen Sie Kryptowährungs-Sucht eine „moderne Epidemie“. Wie viele Menschen sind betroffen?

Wir haben keine Informationen darüber, wie viele Menschen süchtig nach dem Handel mit Kryptowährungen sind.

2. An welchen Symptomen erkennt man eine Kryptowährungs-Sucht?

Typische Symptome sind:

  • Man verbringt eine große Menge an Zeit mit Aktivitäten rund um den Handel von Kryptowährungen. Etwa den Preis zu checken, darüber nachzudenken, wie man handelt. Andere Beschäftigungen, wie Arbeit, soziale Interaktion oder Sport werden dabei vernachlässigt.
  • Schulden und finanzielle Probleme
  • Lügen gegenüber Freunden und Familienmitgliedern über die eigenen Aktivitäten
  • Schwankende Launen, das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit
  • Furcht, die sich in physischen Symptomen wie Schwitzen oder Zittern äußert
  • Unrealistische Ansichten, etwa dass man glücklich ist, oder das Ignorieren von Verlusten
  • Versuche, die Aktivitäten zu kontrollieren, aber ohne Erfolg

3. Gibt es verschiedene Härtegrade einer Kryptowährungs-Sucht?

Vermutlich. Aber sobald negative Konsequenzen auftreten, egal welche, sollte das Problem erkannt und behandelt werden, bevor es schlimmer wird.

4. Wie verläuft die Sucht, wenn sie unbehandelt bleibt?

Wie bei den meisten Formen des Spielens wird sich ein erstmaliger Gewinn vermutlich in Verluste verwandeln. Dies verursacht zunächst Ärger und führt zum Versuch, die Verluste durch noch mehr Spielen auszugleichen. Darauf folgt eine Phase der Verzweiflung, weil solche Versuche das Problem weiter verschärft habeb, was am Ende zu vollständiger Verzweiflung und womöglich sogar Selbstmord führt.

5. Wie kann man sich selbst helfen, wenn man merkt, süchtig zu sein?

Man sollte Hilfe suchen, entweder von professionellen Suchtberatern oder Selbsthilfe-Organisationen, wie den Anonymen Spielern. Wenn man denkt, man habe ein Problem, hat man vermutlich auch eines.

6. Was sollte man tun, wenn der Freund oder Mann infiziert ist?

Man darf keine Kompromisse gegenüber dem Abhängigen eingehen. Jede Art von Hilfe, etwa das Bezahlen von Schulden, erlaubt dem Betroffenen nur, die Abhängigkeit fortzusetzen, was wahrscheinlich noch drastischere Konsequenzen nach sich zieht. ‚Nein‘ zu sagen kann schwierig sein, ist aber wichtig. Das wird ’strenge Liebe‘ genannt.

7. Ab wann braucht man die Hilfe eines Arztes oder Therapeuten?

Medizinische Hilfe sollte ohne Zögern gesucht werden, wenn der physische und mentale Status einer Person einen Grund dafür gibt, Alarm zu schlagen: etwa wenn die Spielsucht zu Depression wird, Selbstmordgedanken aufttreten oder sich Zeichen von extremem physischen Stress zeigen, etwa Schwitzen oder Zittern und so weiter.

8. Wie behandeln Sie Menschen mit einer Kryptowährungs-Sucht?

Im Castle Craig Hospital betrachten wir alle Formen der Abhängigkeit als eine Krankheit, die man niemals vollständig heilen kann. Allerdings kann man eine Linderung und Befreiung erreichen. In dieser Hinsicht verhält sich das Handeln von Kryptowährungen wie jede andere Sucht. Sie kann jederzeit wieder auftreten – aber wenn der Betroffene konsequent bleibt und einem bestimmten Programm folgt, wie dem von Castle Craig, kann er glücklich und frei von Suchterscheinungen leben.

Wie im Film: Wohnzimmer von Craig Castle.

9. Wird ein Süchtiger jemals wieder in der Lage sein, Nachrichten über Kryptowährungen zu lesen, ohne Gefahr zu laufen, rückfällig zu werden?

Ich würde nicht sagen ’niemals wieder‘, aber jede Art von Sucht ist potenziell lebensgefährdend, wenn sie aktiv ist, und daher sollten diejenigen, die sich von ihr erholt haben, vorsichtig sein und Risiken vermeiden. Wir empfehlen, sich nicht selbst herauszufordern. Warum auch? Warum sollte man etwas über eine Aktivität lesen, oder auf sonstige Weise mit ihr verbunden bleiben, von der man weiß, dass sie einen in den Selbstmord treiben kann?

10. Wie viele Patienten mit einer Kryptowährungssucht haben Sie?

In der Regel leider 25 Prozent unserer Patienten unter einer Form von Spielsucht. Einige von diesen haben auch am Handel mit Kryptowährungen teilgenommen. Es kommt selten vor, dass ein Patient ausschließlich süchtig nach dem Handel mit Kryptowährungen ist (wir hatten bisher einen), aber Anfragen von potentiellen Patienten zu dieser Form der Spielsucht nehmen zu.

Bonus: Kann man die Behandlung im Castle Craig Hospital mit Bitcoins bezahlen?

Nein.

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4 Kommentare zu Schottische Entzugs-Klinik behandelt Kryptowährungs-Sucht: „Eine moderne Epidemie“

  1. Gute und wichtige Bonusfrage! Damit ist diese Klinik für mich raus.

  2. Ich finde es super, wenn sich Gedanken dazu gemacht wird und etwas erschaffen wird um Menschen zu helfen. Dass sie keine Bitcoin akzeptieren, ist bei dem Therapieansatz und -inhalt doch eine logische Bedingung. Es wäre ein Widerspruch in sich, täten sie es.

  3. Ulrich Beermann // 31. Mai 2018 um 0:49 // Antworten

    Totaler Schwachsinn.

  4. mao.c.stunk // 3. Juni 2018 um 11:18 // Antworten

    Wie war eben noch der BTC-Kurs???

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