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Anwaltsfirma bestätigt Dollar-Deckung der Tether

Die Dollar-Token Tether sind seit einigen Monaten Gegenstand besorgter Diskussionen. Nun versucht die Firma, den Spekulationen, dass die Token nicht gedeckt seien, einen Riegel vorzuschieben, indem sie ein Statement einer Anwaltskanzlei veröffentlicht, das die Deckung bestätigt. Auch wenn es nicht das gewünschte offizielle Audit ist, dürfte das Statement das Vertrauen in die Token deutlich stärken.

Wertstabil wie der Dollar, aber flexibel wie eine Kryptowährung – das sind die beiden Eigenschaften, die die Tether-Token vereinen. Der rasante Aufstieg der Token zu einer der am meisten gehandelten Kryptowährung im vergangenen Jahr war für viele Börsen ein Segen, da es ihnen erlaubt, Dollar-Währungspaare anzubieten, ohne mit Dollar-Banken zu tun zu haben – doch die Zweifel, dass die Token tatsächlich wie versprochen durch echte Dollar gedeckt sind, sind niemals verflogen. Immer blieb ein Hauch der Sorge, dass die Tether-Token einmal kollabieren und den Markt mit sich hinabreissen würden. Nachdem US-Behörden Ermittlungen eingeleitet haben, haben zuletzt sogar zwei Wissenschaftler diese Zweifel genährt.

Nun reagiert die Firma Tether auf die Vorwürfe. “Alle Tether im Umlauf sind vollständig durch US-Dollar-Reserven gedeckt. Punkt. Vermerke, Berichte von Beratern, andere Branchenführer, Kryptowährungs-Pioniere und Mitbewerber haben dies wiederholt bestätigt. Die Reserven haben immer und werden immer den zirkulierenden Tether entsprechen.” Tether und Bitfinex hätten vom ersten Tag an “starke und offene Beziehungen zu Banken, Finanzinstitutionen, Regulatoren, Regierungsbehörden und Strafverfolgern” gepflegt.

Anfang des Jahres hat Tether nun die Anwaltskanzlei Freeh, Sporkin & Sullivan LLP (FSS) damit beauftragt, die Dokumente zu prüfen und stichprobenartig zu kontrollieren, ob die Bankguthaben die umlaufenden Tether decken. FSS wurde von dem ehemaligen FBI-Direktor Louis Freeh sowie den beiden US-Bundesrichtern Eugene Sullivan und Stanley Sporkin gegründet. In Kontakt mit der Top-Kanzlei in Washington, deren Mitarbeiter jahrzehntelange Erfahrung in den höchsten Ebenen von Regierung, Aufsicht und Finanzen haben, kam Tether, weil Eugene Sullivan im Aufsichtsrat von einer von Tethers Bankenpartner sitzt.

Die Kanzlei hat ihrem Bericht zufolge hunderte Seiten von Tethers Dokumenten geprüft, darunter die Anmeldungen von Bankkonten, die Anti-Geldwäsche-Maßnahmen, die internen Kontrollen, den unveröffentlichten Bericht einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Dokumente über die internen Strukturen bei Tether und mehr. Darüber hinaus hat FSS persönliche und telefonische Gespräche mit Schlüsselpersonen der beteiligten Banken sowie Tether selbst geführt und, vor allem: einen unbegrenzten Einblick in die Bankguthaben erhalten. Eine Prüfung zu einem zufällig gewählten Zeitpunkt ergab, dass sämtliche in Umlauf befindliche Tether vollständig durch Dollar gedeckt sind.

Der Bericht wird teilweise begrüßt, teilweise kritisiert. Anlass von Kritik geben vor allem die Hinweise der Kanzlei selbst ab, dass keine Prüfung nach den generell akzeptierten Richtlinien der Wirtschaftsprüfung stattgefunden habe, dass man keine Gewähr dafür übernehme, dass die Dokumente hinreichend sind, und dass der Bericht nicht den Zweck hat, eine Gewährleistung zu vermitteln. Weiter wird kritisiert, dass die Namen der beteiligten Banken weiterhin unbekannt sind und dass keine echte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt wurde. Ferner gibt es Behauptungen, dass die Kanzlei FSS und Louis Freeh in dubiose Machenschaften verwickelt waren oder sind. Diese Behauptungen verweisen auf ein Blog, das sich der Vergangenheit von Freeh widmet und Informationen über diesen zusammenträgt.

Insgesamt erwecken die in dem Bericht vorgetragenenen Maßnahmen jedoch den Eindruck einer fundierten Prüfung, die das Vertrauen in Tether deutlich stärken sollte.

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6 Kommentare zu Anwaltsfirma bestätigt Dollar-Deckung der Tether

  1. Es kann immer noch sein, dass Tether früher mal mit Kundengeldern getradet hat. Man hat jetzt, wo am Markt nichts los ist, vielleicht endlich mal ausgecasht um einen Prüfungsbericht produzieren zu können. Aber selbst, wenn das der Fall war, kann der einzelne Tether Holder sich jetzt sicher sein, dass er auscashen kann. Es ist unter Umständen nicht für alle genug Geld da, aber es sind solche riesigen Geldmengen da, dass der Einzelne sicher ist.

    Case closed.

  2. Was sagt Bitfinex’ed dazu? Das war der totale Uebertroll.

  3. niemand hat vor eine mauer zu errichten 😉

  4. An einer Stelle wird die Anwaltskanzlei FSS damit zitiert, dass sie Einblick gehabt habe in einen “unveröffentlichten Bericht einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft” -an anderer Stelle wird erwähnt, dass es KEINE reguläre Prüfung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gegeben habe. Was soll dann der “Einblick in einen unveröffentlichten Bericht einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft” bringen?

    Bei mir hinterlässt das Fragen. Vermutlich hat Tether mittlerweile so viel Geld anhäufen können dadurch, das sie mit imaginären Tether ne Menge Bitcoin gekauft, den BTC-Preis damit nach oben gepusht und
    danach schön um die 2,5 Milliarden Dollar ausgecasht haben. JETZT können sie an die Öffentlichkeit gehen mit der Melding ‘Alles palletti bei Tether’. So kann ich mir erklären, warum Tether jetzt erst mit dieser Meldung kommt, schließlich braucht es für solche finanzielle Schachzüge Zeit.

    Sehr praktisch, wenn man dabei einen Amigo wie den Anwalt Sullivan von der Kanzlei FSS hat, der ‘zufällig’ im Vorstand einer der beiden Tether-Banken sitzt.Mann, Mann, das klingt in meinen Ohren so unabhängig und sauber getrennt wie die Exkremente, die an meinem Schuh kleben, wenn ich einen fatal falschen Schritt gemacht habe.

  5. De rien, Paul. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass die OldEconomy in Teilen doch Recht haben könnte mit dem Vorwurf, dass bei Bit- und anderen Coins Kriminalität u.ä. angesiedelt sei.

    Hamm wir ja bisher abgewunken, aber vielleicht ist es ganz gut, die Augen zu öffnen und sich einige der führenden Gestalten in CryptoSpace anzugucken:

    Der größte mit den Initialen S.N. ist/bleibt ein Anonymous, RogerVer forkt, hat gute Beziehungen zu einem der größten MiningFarmen weltweit und packt viel Energie in seinen Kampf gegen BCore, CraigWright behauptet, DER Anonymous zu sein, derzeitiger Boss der BitcoinFoundation ist mit BrockPierce ein ehemaliger Disney-Kinderfilm-Star(nichts Unehrenhaftes, klingt aber dennoch a bisserl na ja), Gründungsmitglied der BitcoinFoundation MarkKarpeles ist gleichzeitig der ex-Mt-Gox-Boss samt Heavy-Hack), Kollege CharlieShrem soll wegen Geldwäsche/Drogen verurteilt worden sein, McAffee wird von der SEC verboten, ICOs am laufenden Band hochzupushen für Honrare in sechsstelliger Größe, Tethers Boss hat ne Menge dubioser Amigos/nicht koschere Verflechtungen…. die Liste ließe sich fortsetzen…

    Natürlich gibt es auch Gegenfiguren, die viel für die CryptoSzene tun und das Ganze konstruktiv und zum Wohle vieler vorantreiben.

    Es gibt ja die Konstellation, dass eine Sache in einem kleinen, nicht ganz sauberen Kreis mit viel krimineller Energie anfängt und danach in der Allgemeinheit Verbreitung findet. Ich sehe da eine Analogie zu Australien: Fing mit einer kleinen Anzahl an kriminellen (weißen) Straftätern an, die das alte indigene Volk der Aborigines beiseite schoben, um ihre eigene neue Zivilisation aufzubauen. Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen hinzu, auch Nicht-Kriminelle. Und heute? Ein veritabler Staat/Kontinent, bei dem sich die wenigstens daran erinnern werden, dass es aus einem Kern von Kriminellen entstand.

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