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Endlich! Bitcoin-Geldautomaten finden ihren Weg nach Deutschland

Pierre am Ulmer Bitcoin-ATM

Lange Zeit war Deutschland der große weiße Fleck auf der Weltkarte der Bitcoin-Geldautomaten. Es gab sie in Österreich, der Niederlande, der Schweiz, Polen, Tschechien, überall – nur nicht in Deutschland. Nun ändert sich das. Die ersten Automaten werden gesichtet, unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln, Essen, München, Augsburg, Karlsruhe und Ulm.

Es gibt nichts, was es hierzulande nicht aus Automaten gibt: Fahrkarten, Getränke, Strom fürs Handy, Würstchen, Kaffee, Maultaschen, Kartoffeln, Bargeld, Stofftiere, Zigarretten – aber bei Bitcoin sah es bisher recht mau aus. Während rund um die Welt die Bitcoin-Geldautomaten aufpoppten, an denen man Bargeld gegen Bitcoin und Bitcoin gegen Bargeld tauschen konnte, blieb Deutschland in dieser Beziehung ein Entwicklungsland.

Als Grund nennt die vom Bundesverband Bitcoin mit gegründete Initiative Bitte1Bitcoin die „Rechtsunsicherheit, die durch Fehl- bzw. Nicht-Regulierung seitens der deutschen Finanzregulierer wie BAFin, BMF und Bundesbank entstanden ist“. Es sei „vollkommen unklar, welche Lizenzen zum Betrieb eines Bitcoin-Automaten benötigt werden und ob dies überhaupt in den Regelungsbereich der genannten Regulierer fällt.“ Nachdem das Kammergericht Berlin jedoch geurteilt habe, „dass der Handel mit Bitcoin weder ein Bankgeschäft noch eine Straftat ist“, wagen sich einige Unternehmen aus der Deckung und beginnen, auch in Deutschland Bitcoin-Geldautomaten aufzustellen.

Laut Bitte1Bitcoin werden zunächst Automaten in Berlin, Hamburg und Essen aufgestellt. Gestern, am 2. Mai, wurde auch ein Automat in der Bitcoin-Kneipe Room77 in Berlin eingeweiht.

Der erste bekannte offizielle Bitcoin-ATM in Deutschland wurde jedoch in München in einer Spielothek gesichtet. Aufgestellt hat ihn die österreichische Firma Orderbob. Erst vor kurzem haben wir zudem von einem ATM in Köln erfahren, in einem Bet3000-Wettbüro. Er wurde von der Firma CoinCompany.at eingerichtet, ebenfalls aus Österreich. Orderbob hat derweil mehrere Automaten in Westdeutschland aufgestellt, etwa in Mönchengladbach, Krefeld und Lünen, aber auch in Ulm, während in Würzburg ein Mr. Miner gleich drei Automaten in Betrieb genommen hat. Insgesamt vermeldet Coin ATM Radar bereits 21 Bitcoin-Geldautomaten in Deutschland.

Pierre vom Ulmer Bitcoin-Stammtisch ist in die Videothek gefahren, in der der lokale Bitcoin-ATM steht. Er fand es toll, so ein Gerät einmal vor Ort benutzen zu können, aber insgesamt ist sein Fazit eher durchwachsen: „Für 5 Euro gekauft und Bitcoin im Wert von 4,18 Euro erhalten. Zusätzlich meine Handynummer angegeben, um einen Code zu verifizieren, und dann ein Foto per Kamera am Automat gemacht sowie ein Foto meines Personalausweises.“ Die Gebühren betragen an den Automaten üblicherweise 4,5 bis 5 Prozent, können aber bei kleinen Beträgen offenbar auch höher sein; eventuell machte sich bei Pierre aber auch der Wechselkurs bemerkbar.

Die KYC-Vorschriften werden vom Betreiber des Münchner ATMs bestätigt. Auch dort muss man sich mit dem Personalausweis verifizieren. In Berlin, Hamburg und Essen dagegen werden die Automaten ohne Ausweis benutzbar sein. Dabei aber wird es strikte Betragsgrenzen geben. Dieses Vorgehen wird von den Betreibern selbst so gewählt, da es aufgrund regulatorischer Versäumnisse keine klaren staatlichen Vorgaben gibt. Langfristig werden wohl deutlich höhere Beträge ohne Ausweispflicht verfügbar sein, analog zum vergleichbaren Gold- und Devisenhandel.

Dieses Vorgehen erscheint angebracht für ein Umfeld, in dem es noch keine regulatorische Sicherheit gibt. Auf der einen Seite hat die BaFin früher jeglichen Betrieb von Bitcoin-Geldautomaten untersagt, und ich kenne Berichte, dass selbst kleine Banken es versucht, aber nicht geschafft haben, die gemutmaßten regulatorischen Vorgaben umzusetzen – während es auf der anderen Seite, dem Urteil des Berliner Kammergerichts folgend, überhaupt keine Regulierung der Automaten geben dürfte. Mit den nun aufgestellten Bitcoin-Automaten dürfte ein wichtiger Schritt gegangen sein, um auf Rechtssicherheit hinzuarbeiten.

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5 Kommentare zu Endlich! Bitcoin-Geldautomaten finden ihren Weg nach Deutschland

  1. Du sagst es: Endlich!

    „Für 5 Euro gekauft und Bitcoin im Wert von 4,18 Euro erhalten. Zusätzlich meine Handynummer angegeben, um einen Code zu verifizieren, und dann ein Foto per Kamera am Automat gemacht sowie ein Foto meines Personalausweises.“

    Abgesehen vom Wechselkurs, der bei steigender Konkurrenz sicherlich sinken wird, Selfie + Persoscan ist ein No-Go, vor allem wenn man bedenkt, dass diese Dinger von kleinen Start-Ups betrieben werden, die oft kaum Wert auf Datensicherheit legen. Zusätzlich wurden bereits Bitcoin ATMs gestohlen und wer weiß, ob die Daten darauf tatsächlich sicher verschlüsselt sind… Interessanterweise muss man bei einer Wechselstube in Deutschland keinen Ausweis vorlegen, die Gebühren sind allerdings auch meist jenseits von Gut und Böse.
    In Tschechien geht das am ATM problemlos komplett ohne Verifizierung, Fee ist allerdings auch ca. 3-4%, allerdings ist man dort schon deutlich weiter und bietet mehrere Coins an. Coinatmradar zeigt mir unter den 22 ATMs in DE außer BTC keine andere Kryptowährung an. Bei unserem beschaulichen Nachbarn Tschechien bieten von 33 ATMs alleine in Prag bereits 18 neben BTC auch ETH, LTC und XMR an… Übrigens bieten die meisten der ATMs dort Paare sowohl zu CZK als auch EUR an.

    Aber immerhin ein Anfang in Deutschland, weitere Anbieter werden hoffentlich nachziehen und in Deutschland auch flächendeckend mehr Konkurrenz in dieses Segment bringen!

  2. „Zusätzlich meine Handynummer angegeben, um einen Code zu verifizieren, und dann ein Foto per Kamera am Automat gemacht sowie ein Foto meines Personalausweises.“

    oh ja, endlich, yeahhhh!
    und das ganze ohne blutabnahme und reinpinkeln!

  3. Dass das KYC nur in München (Polizeistaat BAYERN) stattfindet und in anderen Regionen nicht, ist typisch 😉 Aber endlich auch in Deutschland.

  4. @krypto Ulm liegt im grün-schwarzen Baden-Württemberg.

    Die Menge an abzugebenden Daten ist abschreckend.

    • Ich vermute, @krypto’s Beitrag war dem Münchner Standort von OrderBob geschuldet, aber die sind tatsächlich komplett irre. Selfie, Perso und dann noch Gebühren zwischen 5 und 7%, gehts noch?!?!?!
      https://coinatmradar.com/bitcoin_atm/7732/bitcoin-atm-orderbob-atm-ulm-world-of-video/
      Fees: Buy 5.3%, Sell 6.4% from BitcoinAverage
      Dafür bekommt man OTC schon frisch geschürfte „untainted“ BTC ohne History…

      Dass ein österreichischer Anbieter so übergehorsam agiert, verwundert mich etwas.

      In Prag gibt es auch Ausreißer, die mal leicht über 5% gehen, aber durch die blühende Konkurrenz gibt es auch faire Betreiber, wie z.B.: https://coinatmradar.com/bitcoin_atm/7183/bitcoin-atm-wbtcb-prague-wbtcb-office/
      Fees: Buy 2.4%, Sell 2.9% from BitcoinAverage
      Das ist auch für (Internationale) Kreditkarten ATMs üblich und vertretbar für Wartung, Sicherheit und Standort. Falls es keinerlei Regulierung geben sollte, sollte die Konkurrenz deutlich steigen und die Gebühren sogar wahrscheinlich eher marginal werden und gegen 1% tendieren…

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