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130 Milliarden Dollar: So viel sind alle Bitcoins wert. Aber wie viel ist das?

Die Marktkapitalisierung von Bitcoin beträgt derzeit etwa 130 Milliarden Dollar. Wir nehmen diesen Wert wörtlich und schauen uns an, was auf dieser Welt so viel wert ist.

Ein Bitcoin kostet derzeit etwa 7.300 Dollar, und es gibt gut 18 Millionen Bitcoins. Damit beträgt der Wert aller Bitcoins etwa 130 Milliarden Dollar. Das ist die sogenannte Marktkapitalisierung.

Natürlich hat dieser Wert eine Menge Schwächen. So zählt er auch die Bitcoins mit, die verloren gegangen sind, was, je nach Schätzung, mehr oder weniger viele sind. Laut einer Analyse von Chainalyses aus dem Jahr 2017 waren damals bis zu 3,79 Millionen Bitcoins für immer verloren. Wenn man diese Coins herausrechnet, sinkt die Marktkapitalisierung auf etwa 100 Milliarden Dollar. Zudem lässt sich dieser Wert nicht verwirklichen. Wenn alle 18 Millionen Bitcoins verkauft werden, wird der Preis rasch in den Keller fallen – und zwar in den tiefsten aller tiefen Keller – so dass nie und nimmer die erwähnten 130 Milliarden Dollar zusammenkommen.

Aber bleiben wir dennoch bei dieser Zahl. Denn trotz aller Probleme stellt sie einen einigermaßen aussagekräftigen Wert für Bitcoin, das Gesamtkonstrukt, dar. Sie ist zumindest die beste Angabe, die wir dafür haben. Was also bedeuten 130 Milliarden Dollar?

Wirtschaftsbranchen

Für die allermeisten Menschen ist eine solche Summe unvorstellbar, sie ist hunderttausend oder Millionen mal so viel, wie man als Einzelner besitzen wird, selbst wenn man ein ordentliches Vermögen anhäuft. Wenn wir von 130 Milliarden Dollar reden, reden wir von einem Wert, der jenseits der Dimension einzelner Menschen oder auch Unternehmen liegt.

Zum Teil decken 130 Milliarden Dollar ganze volkswirtschaftliche Regionen ab. So berichtet das chinesische Online-Magazin Xinhua Net anlässlich der in Kraft getretenen Strafzölle der USA für chinesische Waren, dass China nur begrenzt Vergeltung üben könne, weil die USA nur Waren im Wert von 130 Milliarden Dollar nach China ausführen. Wo wir schon bei China sind: Die Chinesen haben im Jahr 2018 149 Millionen Reisen ins Ausland unternommen und dabei rund 130 Milliarden Dollar ausgegeben.

130 Milliarden Dollar ist eine Größe, die auch gerne dafür verwendet wird, um das Potential junger Märkte zu beschreiben. So wird etwa geschätzt, dass Cannabis in den nächsten zehn Jahren zu einem 130-Milliarden-Dollar-Markt wachsen wird. Der Markt für Wasserstoff dagegen soll diese Größe erst bis 2050 erreichen, während der Markt für intelligente Transportmittel (Smart Transportation) bereits 2024 130 Milliarden Dollar auf die Waage bringen soll, und die gesamte Digitalwirtschaft Indonesiens schon für 2020 ein Marktgewicht von – ihr ahnt es schon: 130 Milliarden Dollar – anpeilt. Denselben Wert soll die Gaming-Branche in diesem Jahr erreichen.

Konzerne und Fusionen

Dass einzelne Unternehmen in solche Gebiete vordringen, ist selten. Walmart, eines der größten US-Unternehmen, hat im zweiten Quartal 2019 Einnahmen von 130 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Salesforce, die Firma mit dem größten Gebäude in San Francisco, hat anscheinend einen Wert von 130 Milliarden Dollar, und der riesige Smartphone-Hersteller Huawei musste 2019 seine Umsatzprognose um 30 Milliarden Dollar korrigieren, so dass sie nur noch 100 anstatt 130 Milliarden Dollar beträgt. Es gibt einige Unternehmen, deren Markenwert allein mehr als 130 Milliarden Dollar ausmacht, etwa Apple, Google und Amazon. Aber es sind nicht viele. Der chinesische Online-Händler Alibaba ist in der Liste der wertvollsten Marken mit 131,2 Milliarden Dollar auf Platz sieben, gefolgt vom Technologiekonzern Tencent mit 130,9 Milliarden.

Wenn es Firmenübernahmen und -fusionen gibt, die 130 Milliarden Dollar kosten, gehören sie in der Regel zu den größten ihrer Branche. So haben 2017 Dupont und Dow fusioniert. Die beiden Unternehmen stellen Materialien für die Solarindustrie her, ihre Fusion war eine der größten in der Chemiebranche – und in der allgemeinen Wirtschaft – überhaupt. Als Bayer den Saatguthersteller Monsanto kaufte, kostete das den Chemiekonzern “lediglich” 66 Milliarden Dollar. Neben Dupont und Dow erreicht lediglich die Teilübernahme von Vodafone durch Verizon einen Wert von 130 Milliarden Dollar.

Wenn man nicht gerade Jeff Bezos ist, der Gründer von Amazon, dem mit einem Vermögen von gut 130 Milliarden Dollar nachgesagt wird, der reichste Mann der Welt zu sein, sind 130 Milliarden Dollar ein Betrag, mit dem nur große Konzerne und Staaten rechnen.

Staatsausgaben und -einnahmen

Indien plant etwa, in den kommenden fünf Jahren 130 Milliarden Dollar dafür auszugeben, um die Streitkräfte zu modernisieren. Die USA denkt natürlich in größeren Kategorien, allein zwei Rüstungsprogramme des Pentagons kommen zusammen auf 130 Milliarden Dollar; während die gesamten Rüstungsausgaben der NATO im Jahr 2020 gerade mal auf 130 Milliaren Dollar geschätzt werden. Wir reden hier also von Werten, mit denen man ganze Armeen unterhalten kann.

Wir reden auch von Werten, die im Budget selbst von großen Staaten auffallen. Wenn etwas eine solche Höhe erreicht, kann es zum nationalen Problem werden. So soll Betrug die britische Wirtschaft jährlich 130 Milliarden Dollar kosten. Ebenso hohe Schäden verbucht Schätzungen zufolge die Opiat-Epidemie in den USA sowie 14 Millionen illegale Immigranten in den Staaten. Einer der größten europäischen Geldwäscheskandale war es, als die Danske Bank über Estland etwa 130 Milliarden Dollar an Schwarzgeld aus dem russisch-osteuropäischen Raum wusch.

Auf der anderen Seite sind wir mit 130 Milliarden Dollar auch in einem Bereich, der für Staaten zu einer Lösung wird: So verlangt der Iran 130 Milliarden Dollar von den USA für den Schaden, den die Regierung Trump mit ihren Sanktionen angerichtet habe. In Großbritannien hat Boris Johnson angeblich einen Buchhaltungstrick verwendet, um 130 Milliarden Dollar aus der Staatsbilanz verschwinden zu lassen, während sich das Gesundheitsministerium in Kalifornien rühmt, mit einem 2,4-Milliarden-Dollar-Anti-Raucher-Programm die Gesundheitskosten zwischen 1989 und 2008 um etwa 134 Milliarden Dollar reduziert zu haben. Die US-Zentralbank FED dagegen versucht, durch mit einer Kapitalspritze von 128 Milliarden Dollar die Zinsen daran zu hindern, weiter zu steigen.

Für die meisten Staaten dieser Erde dürfte es jedoch eine Nummer zu groß sein, in Bereichen dieser Größe zu planen. Denn lediglich die 26 wirtschaftsstärksten Staaten der Welt haben jährliche Staatseinnahmen, die über 130 Milliarden Dollar hinausgehen. Die meisten Staaten dieser Welt könnten sich nicht das komplette Bitcoin-System kaufen, wenn sie alle Einnahmen eines Jahres dafür ausgeben wollten.

Über Christoph Bergmann (2559 Artikel)
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7 Kommentare zu 130 Milliarden Dollar: So viel sind alle Bitcoins wert. Aber wie viel ist das?

  1. Vielleicht wurde mit Tether von den Zentralbanken Helikoptergeld abgeworfen? Ansonsten hätten die den Laden doch schon längst dicht gemacht.

    • Zwar leicht Off Topic und wurde hier schon des öfteren behandelt, aber tatsächlich dürfte einiges der aktuellen Marktkapitalisierung damit zusammenhängen. Dass der Laden noch “läuft” ist schon verwunderlich, vor allem da bekannt ist, dass ein beachtlicher Teil der Tether bereits beschlagnahmt wurde und damit weg sein dürfte und gleichzeitig agieren sie als “Bank” und haben mit den Kundengeldern mindestens dem eigenen Bitfinex einen Kredit gewährt, um Verluste aus den “Hacks” zu decken. Zu welchen Konditionen ist natürlich nicht öffentlich, die Forderung ist zwar vorhanden aber ob dieser jemals zurückgezahlt wird, kann niemand garantieren. Auf welchen Anteil der mittlerweile 4 Milliarden Tether sie tatsächlich Zugriff haben, steht auch in den Sternen.Die U.S. Staatsanwaltschaft wirft Tether jedenfalls vor, Bitfinex 850 Millionen USD geliehen zu haben…
      Es ist kaum vorstellbar, wie der Bitcoin Preis sich entwickeln würde, falls Tether nicht auszahlungsfähig wäre oder von Behörden tatsächlich geschlossen werden sollte, denn das eingezahlte Geld wäre so oder so zumindest erst einmal weg und die Token unnütz.

      Back2Topic
      Interessant bei diesem Thema ist, dass der reichste Mensch der Welt, Jeff Bezos ziemlich nahe an die gesamte Marktkapitalisierung Bitcoins kommt!

  2. Schöne Zusammenfassung. Da sieht man wie jungfräulich dieser Markt und wieviel Luft nach oben noch ist. Gold hat aktuell eine Marktkapitalisierung von 8 Billionen US Dollar.

  3. Sage wirs mal so. Das war jetzt einer der etwas schwächeren, wenn auch lustigen Artikel. Die Aneinanderreihung von Dingen die ebenfalls in der 130.000.000.000 Klasse spielen fand ich jetzt nicht so spannend. Spannender fände ich einzuordnen wo BTC in der Gesamtwirtschaft steht. Ist BTC ein Glas Wasser im Ozean, ein Eimer oder doch schon ein ganzes Fass?

    • Vor allem hat Christoph vergessen mein Jahres-Bonus zu erwähnen.
      Zum Thema Größenvergleich sag ich nur BTC ist in etwa so groß wie eine normale Blase.

      • Wohl wahr, solche Artikel sind gefährlich, sie klingen nach letzten Worten, mir sind die von der scheidenden Janet Yellen noch im Ohr: die (finstere) Zeit der Finanzkrisen gehöre der Vergangenheit an, sagte sie damals. Wie sagte Beckenbauer immer: „Schaun wer mal, dann sehen wir’s ja“. Es ist nur so, dies alles ist lediglich eine kleine Blase in dem Ozean genannt die „Alles-Blase“.

        Und an dieser Stelle und um auf den Bitcoin zu kommen, ist etwas Metaphysik von Nöten. Denn Blockchain ist der falsche Einstieg, dieser Begriff ist zu technisch um zum Kern vorzustoßen. Es geht um die Technologie einer fälschungssicherer Buchführung, es geht damit um den Inbegriff der Ehrlichkeit. Allerdings vor einem Basiswert, der nur in diesem Versprechen besteht. Wir sprechen beim Bitcoin keineswegs von Gold, einem korrosionsbeständigen Material, dem ein fester unveränderlicher Wert zugeeignet werden kann. Wir leben allerdings in einer Zeit in der Dergleichen (Ehrlichkeit, Beständigkeit) nicht in hohem Ansehen steht, wie gesagt: Metaphysik….

  4. Wenn dein Jahresbonus 130 Mrd beträgt gratuliere ich recht herzlich.

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