Der Uranhandel auf der Blockchain

Eine Blockchain, die aus einer ICO entstanden ist, und ein riesiges Uran-Unternehmen, das im russischen Staatsbesitz ist: Insolar und Uranium One kooperieren, um den Uran-Handel mithilfe einer Blockchain zu verbessern. Kann das gutgehen?
Die Uranbergbaugesellschaft Uranium One und der Blockchain-Provider Insolar sind eine Partnerschaft eingegangen, um den Handel des Rohstoffs Uran auf einer Blockchain abzubilden.
Das Ziel ist es, die etablierten Methoden der Dokumentation ersetzen. Der Uran-Handel, schreibt Insolar, finde weiterhin zum größten Teil auf Papier statt. Da die Handelsverträge in der Regel grenzübergreifend gelten müssen, sind sie in der Regel nicht standardisiert. Sowohl die Papierform als auch das Aushandeln dieser Verträge kostet die beteiligten Parteien übermäßig viel Zeit und Geld.
Indem sie Verträge und Daten auf eine Blockchain bringen, wollen Insolar und Uranium One künftig vertrauenswürdige, standardisierte Verträge schaffen, die grenzübergreifend gültig sind. Eine Demo von Insolar zeigt, wie durch die Blockchain der OTC-Handel – Over The Counter, abseits der Spotmärkte auf Börsen – digitalisiert und auch automatisiert werden kann. Ähnliche Projektideen kursieren schon lange und für so gut wie jeden Rohstoff. In der Industrie scheinen sie auf ein Problembewusstsein zu treffen, ohne bisher in nennenswerten Ergebnissen gemündet zu haben.
Die Geschichte von Insolar weckt Zweifel, ob es diesmal anders laufen wird. Das Startup ging 2017 aus einer ICO hervor, in der es durch ein Ethereum-Token rund 41 Millionen Dollar eingenommen hat, um eine neue, bessere Blockchain zu entwickeln. Im Januar 2020 ging die Insolar-Blockchain schließlich im Mainnet live, allerdings mit noch begrenztem Funktionsumfang. Sie soll, verspricht Insolar, die Bedürfnisse der Wirtschaft besser befriedigen als jede andere Blockchain. Sie skaliere unbegrenzt, biete Sicherheit, ermögliche eine einfache Entwicklung, sei interoperabel mit anderen Blockchain und kompatibel mit Recht und Regulierung. Kurzum – die perfekte Blockchain.
Möglich wird das durch den Insolar Konsens Algorithmus. Dieser sei, so seine Entwickler, eine Fortentwicklung der geläufigen “Byzantine Faul Tolerance (BFT)” Algorithmen, wie sie Blockchains wie Ripple, Stellar, Neo und Hyperledger verwenden. Bei diesen müssen alle Knoten im Netzwerk abstimmen, ob eine Transaktion gültig ist, wofür dann eine Mehrheit von mindestens zwei Drittel plus eins benötigt wird. Ein Drittel ist nämlich die magische Schwelle, durch die dezentrale Netzwerke ohne Proof-of-Work angreifbar sind.
Das Problem mit diesen Algorihmen sei allerdings, dass alle Knoten an der Wahl teilnehmen müssen. Dafür müssen sie miteinander kommunizieren, weshalb das Datenvolumen exponentiell wächst, wenn man neue Knoten hinzufügt, während die Bestätigung immer langsamer wird. Insolar bricht dieses Konzept auf, indem die Knoten im Netzwerk nicht immer über Transaktionen abstimmen, sondern darüber, welche anderen Knoten Transaktionen bestätigen. So entstehen Subnetzwerke von Knoten, die bestimmte Transaktionen prüfen, und die durch Domain-Protokolle zusammengehalten werden. Mit diesem Ansatz verspricht Insolar eine Kapazität von mehr als 10.000 Transaktionen je Sekunde – was sich freilich in der Praxis erst noch bewähren muss, da der Flaschenhals bei Blockchains in der Regel nicht das Protokoll ist, sondern die Reifung der Software.
Für die Investoren in Insolar war die ICO eine Nullnummer. Von einem Dollar, den sie in die Token geworfen haben, bleiben noch 7 Cent übrig, von einem Bitcoin 0,11 BTC, von einem Ether 0,22 ETH. Wenn sie sie überhaupt verkaufen können. Denn gehandelt werden die XNS genannten Token lediglich auf zwei Börsen, und dort mit recht dünnem Volumen. Das Startup selbst ist in der Schweizer Steueroase Zug registriert, dürfte aber, den Namen seiner Mitarbeiter zufolge, in Russland seine Büros haben.
Die russische Herkunft sollte zumindest kein Nachteil bei den Verhandlungen mit Uranium One gewesen sein. Das Unternehmen entsprang eigentlich einem Zusammenschloss einer südafrikanischen und einer kanadischen Bergwerksgesellschaft und stieg zum weltweit zweitgrößten Förderer von Uran auf. Zwischen 2009 und 2013 wurde Uranium One jedoch von der Föderalen Agentur für Atomenergie Russlands (Rosatom) übernommen und ist damit in russischen Staatsbesitz geraten. Später wurde Hillary Clinton, die zu dieser Zeit Außenministerin der USA war, vorgeworfen, nicht nur nicht verhindert zu haben, dass Russland einen großen Teil der Uran-Lagerstätten in den USA an sich reisst, sondern davon auch profitiert zu haben, indem eine hinter dem Deal steckende Firma der Clinton Foundation mehrere Millionen Dollar spendete. Schon lange zuvor, als Uranium One noch im Besitz eines kanadischen Geschäftsmannes war, hatte Bill Clinton als US-Präsident diesen auf eine Reise nach Kasachstan mitgenommen, ihm dabei geholfen, drei kasachische Uran-Bergwerke zu kaufen, und dafür eine Spende von 31,3 Millionen Dollar an die Stiftung seiner Familie erhalten.
In der Regel wird Transparenz als einer der großen Vorteile von Blockchains genannt. Wenn man sich das Umfeld der Kooperation zwischen Insolar und Uranium One anschaut, darf man bezweifeln, dass dies tatsächlich das angestrebte Ziel ist – obwohl es bei einem heiklen Rohstoff wie Uran, das auch für Kernwaffen verwendet wird, äußerst wünschenswert wäre, wenn die gesamte Produktions- und Lieferkette transparenter wäre. Vielmehr dürfte es jedoch darum gehen, Geschäftsprozesse rund um den Uran-Handel zu verschlanken. Sollte dies den Handel von Mittelsmännern befreien und den Opfern des Uranhandels helfen – also vor allem denen, die den atomaren Rohstoffe abbauen oder deren Heimat von Umweltschäden durch den Abbau betroffen ist, wäre dies trotz allem ein netter Fortschritt.
Das Datenvolumen wächst eher quadratisch, oder?
Nicht meine Story, sondern die von der Blockchain …
Ist nicht quadratisch sehr ähnlich oder eher eine Spezialform von exponentiell?
Exponentielles Wachstum ist stärker als quadratisches. Beim quadratischem Wachstum wird beispielsweise bei der fünffachen Zeit das Datenvolumen 25-mal so groß sein, da 5^2=25 (Beachte: 5 steht in der Basis).
Beim exponentiellem Wachstum nimmt das Datenvolumen nach jeder Zeiteinheit um den gleichen Faktor zu. Verzehnfacht sich zum Beispiel das Datenvolumen jede Woche, dann hätte man nach fünf Wochen das 10^5 = 10000-fache. (Beachte: 5 steht im Exponenten).
Ah, ok, danke. Das muss ich mir mal genau auskalkulieren, um den Unterschied zu verinnerlichen.