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Der Abend, an dem die Autorin von Harry Potter etwas angetrunken auf Twitter fragte, was Bitcoin ist …

Aus dem "The Making of Harry Potter" Museum. Bild von Karen Roe via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

In der Kryptowelt hat jedes Wochenende gerne sein Drama. So auch das letzte. Die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling, eine der reichsten Autorinnen überhaupt, erkundigte sich am Samstag-Abend auf Twitter über Bitcoin. Sie wusste offenbar nicht, was sie damit auslöste.

Alles fing sehr nett und charmant an. Die Coindesk-Journalistin Leigh Cuen twitterte begeistert, dass eine bekannte Autorin sie über Bitcoin gefragt habe. Einer ihrer Follower äußerte dann die Hoffnung, dass es Joanne K. Rowling sei – seine Lieblingsautorin. Leigh verneinte das und schrieb, sie würde vor Freude sterben, wenn Rowling sie jemals kontaktieren würde. Rowling tat ihr gut gelaunt den Gefallen und stieg in die Diskussion ein: “Ich verstehe Bitcoin nicht. Bitte erkläre mir das.”

Damit hatte sie die drei Worte gesagt, die man niemals, wirklich niemals, zu jemandem der Bitcoin-Szene sagen sollte, schon gar nicht als Promi auf Twitter: “Bitte erkläre Bitcoin.” Es folgte das unvermeidliche Inferno von Erklärungen und Hymnen. Niemand, der Rang und Namen in Krypto hat, wollte es sich nehmen lassen, die berühmte Autorin zu überzeugen, dass Bitcoin das beste sei, was der Welt seit Harry Potter passiert ist.

Leigh Cuen, die offensichtlich doch nicht vor Freude starb, versuchte es als erstes:

Bitcoin ist ein Geld, das von einer aktiven Community betrieben wird. Es gibt keinen König und keine Zentralbank.

Vitalik Buterin, Miterfinder von Ethereum, legte nach:

Es ist eine digitale Währung. Es gibt ~18 Millionen Einheiten davon. Es ist durch nichts gedeckt, sondern nur wertvoll, weil es das ist, wie etwas zum Sammeln. Es gibt ein Netzwerk von Computern (dem jeder beitreten kann), das ein dezentrales globales Excel-Blatt führt, in dem steht, wie viele Münzen jede Person besitzt. Viele Leute finden es interessant, weil es keine zentrale Autorität gibt, die das Netzwerk kontrolliert. Es gibt keine einzelne Gruppe von Leuten, die einfach so mehr Einheiten für ihre Freunde herausgeben oder die Regeln aus politischen Gründen ändern können.

Saifedean Ammous, der als Autor des Bitcoin Standard zu einer unglücklichen Berühmtheit wurde, bot Rowling schlichtweg an, ihr sein Buch zuzuschicken. Der @Bitcoin-Account auf Twitter, der wohl von mehreren Bitcoin-Unternehmen geteilt wird, ließ es sich dagegen nicht nehmen, der erste zu sein, der die so erwartbaren wie unsinnigen Harry-Potter-Analogien auffuhr:

Zauberer müssen weiterhin Gringotts Bank vertrauen. Bitcoin richtet das.

Auch die Chinesin Dovey Wan, bekannt für ihre guten Twitter-Berichte aus chinesischen Bitcoin-Minen, fand das eine schlaue Idee.  Sie schaffte es sogar, gleich drei Harry-Potter-Begriffe in einen Tweet zu pressen:

Voldemort spaltet Seelen für die Ewigkeit, das Kontobuch von Bitcoin ist zeitlos, weil es Millionen von Kopien gibt, die alle dieselbe Geschichte der Geldströme verfolgen und zu denen jeder Zugang hat, wie eine Version von Marauders Karte, die das Gegenteil zum Lebrechaunschen Gold ist, stirbt Bitcoin nur, wenn die letzte Kopie vergangen ist.

Und auch das Bitcoin-Magazine nahm die Herausforderung an, Bitcoin durch Harry Potter zu erklären. In einer Bitcoin-Welt müsste Rowling wohl ihre Bücher umschreiben:

Stell dir vor, Voldemort kann nicht das Ministerium der Magie infiltrieren, und Harry kann nicht in Gringotts Bank einbrechen, und Hauselfen können mit der zauberhaften Weltwirtschaft mit nichts als einer Internetverbindung interagieren.

Eine ähnliche Idee hatte Samson Mow von Blockstream:

Die Federal Reserve ist der Stein der Philosophen. #Bitcoin ist der Protego-Spruch, der auf Geld gesprochen wurde.

Und natürlich ließ auch Justin Sun von Tron die Chance nicht ungenutzt verstreichen:

Stell dir  vor, eine magische Münze (#Bitcoin), die Dumbledore nicht versteht (so wie @warrenbuffet), aber Harry Potter faszinierend findet.

Und so weiter und so fort. Kaum jemand, den man aus dem Bitcoin-Universum kennt, blieb der #Rowlingerklärungsorgie fern, und jeder zweite bis dritte war nicht verlegen, dafür eine Harry-Potter-Analogie zu venutzen. So als könne man einer Autorin so etwas wie Bitcoin nur erkären, indem man es mit Begriffen aus den von ihr geschriebenen Kinderbüchern vergleicht. Der Thread ist wirklich endlos.

“Ihr könntet mir ebenso gut eine Schriftrolle in Sanskrit senden”.

Nach sie sich “Stunde um Stunde von ‘du musst keiner Bank vertrauen’ und ‘es kann nicht durch Regierungen manipuliert werden'” angetan hatte, kommentierte Rowling schließlich die Erklärungen. An der Stelle wird es interessant. Eine außerordentlich kluge und phantasievolle und vermögende Frau wird von den bekanntesten Köpfen des Krypto-Universums in die Mysterien von Bitcoin eingeführt. Ihre Reaktion dürfte recht viel über die Chancen von Bitcoin aussagen, im Mainstream anzukommen.

Zunächst retweetete sie den oben übersetzten Tweet des Bitcoin-Account und kommentierte:

Ich denke, ich traue dem nicht.

Für Bitcoiner ist klar, dass es bei Bitcoin kein Vertrauen braucht. Aber für die meisten Menschen ist das anders, wie Rowling erklärt, ganz ohne Blockchain-Analogien:

Leute erklären mir nun Bitcoin, und, ganz ehrlich: Es ist nur bla bla bla Sammelstücke (mein kleines Pony?) bla bla bla Computer (hol dir einen) bla bla bla krypto (hört sich gruselig an) bla bla bla verstehe das Risiko (ich verstehe es nicht).

Ich weiß, ihr wollt mir helfen, aber, Karten auf den Tisch: Ich erlaube mir während des Lockdowns nur am Wochenende, Alkohol zu trinken, und jetzt bin ich bei meinen vierten sehr starken Old Fashioned und, um ehrlich zu sein, ihr könntet mir ebenso gut eine Schriftrolle in Sanskrit schicken. Geht weg mit euren glatten Anmachsprüchen. Nur ein Ekel baggert eine Frau an, wenn sie betrunken ist. Gott schütze jeden von euch, der mir ehrlich versucht, Bitcoin zu erklären, da ich dachte, ich würde es verstehen, wenn ihr es mir sauber darlegt. Solche Dinge sind für mich wie ein weißes Rauschen. Ich kann und werde Bitcoin niemals verstehen, aber ich liebe euch dafür, dass ihr denkt, ich könnte.

Das hatte, natürlich, nur einen Effekt: Jeder wollte ihr erklären, was Bitcoin wirklich ist. So rollte die zweite Welle über die bemitleidenswerte Autorin. In diese schaltete sich übrigens auch Tesla-Gründer Elon Musk ein. Der “blah blah blah” tweet von ihr drücke es ganz gut aus.

Aber die massive Geldschwemme durch die Zentralbanken der Regierungen lässt Bitcoin im Vergleich solide erscheinen.

Er betonte kurz danach, dass er lediglich 0,25 Bitcoin besitze.

Rowling reagierte auf all das sehr freundlich, humorvoll und sogar interessiert, auch wenn etwas später ein Stückchen Hilferuf aus ihren Tweets durchschimmert:

Ich bin mir sicher, dass Kryptowährungen faszinierend sind. Ich habe aufrichtig versucht, die sehr detaillierten Informationen zu verstehen, die mir heute Nacht zugesendet wurden, aber ich fürchte, das ist ein vollkommen blinder Fleck von mir. Ich bin gerade mal fähig, ein Tauschsystem zu verstehen. Wenn ihr über Sammelstücke, Tokenomics und Blockchains redet, verabschiedet sich mein Gehirn.

Eine Erklärung immerhin schien ihr zu gefallen:

Stell’ dir vor, etwas existiert, das in Wahrheit gar nicht existiert. Das ist Bitcoin.

Aber langsam wurde ihr auch klar, was sie getan hatte:

Das ganze hat als Scherz begonnen, aber nun fürchte ich, dass ich mich niemals wieder bei Twitter einloggen kann, ohne dass jemand wütend ist, weil ich keine Bitcoins besitze. Eines Tages werdet ihr eine verschrumpelte alte Frau auf der Straße sehen, die versucht, ein Harry-Potter-Buch für eine Kartoffel zu verkaufen. Seid nett zu ihr. Sie hat versucht, es zu verstehen.

Aber die Angelegenheit hatte sich schon selbständig gemacht. Jemand postete mit einem Fake-Joanne-Rowlings-Account die frohe Nachricht, sie habe Bitcoins gekauft, was die Szene so sehr begeisterte – ein Sieg nach dieser langen Schlacht! – dass sie das ungeprüft likete und feierte. Der Tweet brachte es auf satte 12.000 Likes! Sogar Coinbase-CEO Brian Armstrong fiel darauf rein und empfahl ihr, einen Account bei seiner Börse zu eröffnen. Damit dürfte der CEO es geschafft haben, den in dieser Nacht extrem umkämpften Preis für den peinlichsten Tweet gewonnen zu haben.

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5 Kommentare zu Der Abend, an dem die Autorin von Harry Potter etwas angetrunken auf Twitter fragte, was Bitcoin ist …

  1. Paul Janowitz // 18. Mai 2020 um 14:32 // Antworten

    Sogar Coinbase-CEO Brian Armstrong fiel darauf rein und empfahl ihr, einen Account bei seiner Börse zu eröffnen. Damit dürfte der CEO es geschafft haben, den in dieser Nacht extrem umkämpften Preis für den peinlichsten Tweet gewonnen zu haben.

    Wenn der CEO auf so einen plumpen Fake Account reinfällt, kann man sicher sein, dass er gut gegen Phishing Angriffe vorbereitet ist und man weiß, dass die Coins auf Coinbase absolut sicher sind.
    Crypto Twitter at its best!

  2. Tut mir leid Herr Bergmann, aber das ist eine Nullnachricht. Und ja, ich fühle mich gemüßigt darauf hinzuweißen. Nicht alles was auf Twitter läuft ist von Relevanz. Eigentlich sogar das Wenigste.

    Ich hoffe auf informativere Artikel in den nächsten Tagen.

    • Manchmal liegen lustige Nullnachrichten halt auf dem Weg herum und warten darauf, dass man sie einsammelt.

      Kann nicht alles informativ sein. Wird es aber gewiss wieder.

  3. Aber die Frau hat Humor 🙂

    “This is getting silly. I’m not joining the Bitcoin community. It should be perfectly obvious by now that I’ve been trolling Bitcoin in the hope of boosting my significant Ethereum holdings.”

    https://twitter.com/jk_rowling/status/1262332956208762881

  4. es muss nicht immer alles informativ sein. Vielen Dank für den sehr erheiternden Betrag. Habe ich persönlich gern gelesen

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