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Dieses österreichische Startup könnte Bitcoin und andere Kryptowährungen endlich in den Einzelhandel bringen

Das Terminal von Salamantex im Einsatz. Alle Bildrechte bei Salamantex.

Salamantex bietet Einzelhändlern Terminals an, die Kryptowährungen akzeptieren. Das Startup reagiert auf die Bedürfnisse der Händler – und steht derzeit kurz vor einem Produktstart, der den langersehnten Durchbruch im Einzelhandel verspricht. Wird man in Zukunft bei Hofer mit Bitcoin bezahlen können?

Viele Leute erhoffen sich von Kryptowährungen, dass man sie einmal wie Euro im Alltag verwendet: beim Bäcker, an der Kasse eines Supermarktes, in der Kneipe. Dies ist zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht wirklich möglich.

Es mag viele Gründe dafür geben, weshalb. Einer könnte sein, dass Kryptowährungen noch niemals eine echte Chance hatten. Zumindest sieht das Salamantex aus Österreich so. Das Startup ist angetreten, um den Weg in den Einzelhandel zu ebnen.

Salamantex vertreibt eine maßgeschneiderte Crypto Payment Service Software inklusive eigenem Point of Sale Terminal. Dieses Angebot nutzen bisher über 120 Händler in Österreich. Aber das ist erst der Anfang. In den kommenden Wochen soll eine aufsehenerregende Kooperation die Akzeptanz von Kryptowährungen im Einzelhandel ebenso selbstverständlich machen wie die von Kredit- oder EC-Karten.

Wie bringt man Kryptowährungen in den Einzelhandel?

Jasmin Schierer. Alle Bildrechte: Salamantex

Salamantex wurde Ende 2017 von fünf Männern gegründet, die sich seit der Schulzeit kennen und schon einige IT-Projekte gemeinsam gemacht haben. “Salamantex ist ihr Baby im Bereich Cryptocurrency,” erzählt Jasmin Schierer, die als Head of Marketing schon von Anfang an dabei ist. “Die Idee war es, mehr Akzeptanzstellen zu schaffen, damit wir Kryptowährungen nicht nur hodlen, sondern auch im täglichen Leben verwenden können.”

Um zu wissen, wie man Kryptowährungen in den Alltag bringt, muss man mit einer anderen Frage beginnen: Was steht dem bisher im Wege? An sich wäre es ja denkbar einfach. Ein Händler lädt eine Wallet aufs Smartphone und legt es neben die Kasse. Das war’s, er hat die volle Kontrolle über seine Schlüssel und ist von keinem Mittelsmann abhängig.

Für Anhänger von Kryptowährungen klingt das perfekt. Für ganz normale Einzelhändler ist es aber aus mehreren Gründen nicht attraktiv. Sobald man aus der Krypto-Blase herausschaut, leuchtet das ein:

Erstens, weil man mit der Wallet-Methode schnell den Überblick verliert: Es ist umständlich, die Artikelnummer in die Wallet einzugeben. Zweitens liefern die wenigsten Wallets die Angaben, die man für die Buchhaltung braucht, etwa die Kurse zum Zahlungszeitpunkt. Selbst wenn die Infos da sind, wird es aufwändig, sie herauszuziehen. Drittens und vielleicht vor allem stört die Volatilität der Kryptowährungen. “Wenn ein Händler 99 Euro kassiert, möchte er, dass diese auch eine Stunde später noch den selben Wert haben”, meint Jasmin Schierer.

Bisher können Händler zwar an der Ladenkasse Kryptowährungen akzeptieren. Aber sie müssen dafür eine ziemliche Extrawurst braten. Um sich auf breiter Fläche durchzusetzen, muss sich die Zahlungserfahrung in die bereits bestehenden möglichst nahtlos einfügen.

Fast so einfach wie EC und Kreditkarte

Um die Händler zu erreichen, muss man sich anpassen. Salamantex verkauft ihnen keine Ideologie von hartem Geld und eigenen Schlüsseln, sondern ein Produkt, das ihre Bedürfnisse befriedigt. Das Startup erkennt an, dass Steuern und Regulierung zum Unternehmerdasein gehört, und dass die Händler am Ende des Monats ihre Rechnungen nicht mit Bitcoin, sondern mit Euro bezahlen.

Also hat Salamantex eine Software entwickelt, die diese Bedürfnisse der Händler befriedigt, etwa indem sie Abrechnungen erstellt, die sämtliche für die Buchhaltung notwendigen Informationen enthalten. In Verbindung mit einem Terminal kann die Software an die Ladenkasse angeschlossen werden. Wenn jemand mit Kryptowährung bezahlt, kann sich der Händler aussuchen, ob er die Kryptowährung oder den Kaufpreis in Euros erhält.

Die Nutzererfahrung vor Ort ist denkbar einfach. Der Händler gibt an der Kasse den Betrag ein und wählt die gewünschte Kryptowährung aus. Zur Wahl stehen Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Dash, Ripple und Stellar. Dann zeigt das Terminal einen QR-Code an. Der Kunde scannt diesen mit seiner mobilen Wallet, nach kurzer Zeit wird die Transaktion bestätigt und die Zahlung ist erfolgt.

Abgesehen davon, dass der Händler entweder ein zweites Terminal braucht (in diesem Fall das Salamantex Terminal), oder die Salamantex Software in einem Webbrowser aufruft, etwa auf einem Tablet oder Mobiltelefon, unterscheidet sich der Prozess kaum noch von dem, was er von anderen Zahlungsmitteln kennt.

“Die Thematik ist da”

Die Entwicklung der Software und Terminals hat ein Jahr gedauert. Ende 2018 kamen diese schließlich auf den Markt – allerdings bislang nur in Österreich. Man wäre gerne auch in Deutschland, erklärt Jasmin, aber da die Gesetzgebungen dort anders sind, bedarf es noch einiger Vorbereitungen.

Bisher hat Salamantex 120 Händler akquiriert. Mit der Menge ist Jasmin sehr zufrieden. Die Zahlen steigen, es gibt immer mehr Akzeptanzstellen. Benutzt wird die Crypto Payment Software mal weniger, mal mehr.

“Die Bezahlmöglichkeit mit Kryptowährungen ist eine ganz neue und war bisher wenig bis gar nicht etabliert. Deshalb haben wir nicht damit gerechnet, dass es von Beginn an gleich eine große Menge an Krypto-Transaktionen bei unseren Kunden gibt.”, erzählt Jasmin, “Aber wir haben tatsächlich eine Handvoll von Händlern, bei denen jeden Tag mindestens ein Kunde mit Kryptowährungen bezahlt, Tendenz steigend. Das merken wir in unseren Gesprächen mit Händlern. Das Thema wird zunehmend präsenter.”

Besonders gerne wird die Crypto Payment Software in Läden mit einem höheren Preissegment eingesetzt, wie etwa bei Autohändlern oder Juwelieren. Auch im städtischen Bereich, in Wien, Linz oder Graz, wo es viele junge Leute und Studenten oder Krypto-Meetups gibt, wird das Angebot, mit einer virtuellen Währung zu bezahlen, gerne angenommen. Die meisten Zahlungen erfolgen dabei mit den Kryptowährungen Bitcoin und Dash.

Aber all das, was das Startup bisher macht, ist nur der Anfang. Ein Vorgeplänkel. Denn in den kommenden Wochen geht ein neues Produkt live, auf das das Team lange hingearbeitet hat.

Eine aufsehenerregende Kooperation

In den kommenden Wochen wird Salamantex in ein All-in-One Terminal, wie man es vom täglichen Einkauf kennt, integriert: Ein Gerät, das von Kreditkarten über ApplePay zu Kryptowährungen alle Zahlungsarten abdeckt.

Möglich macht das die Kooperation mit dem österreichischen Kommunikationsanbieter A1 und Ingenico, dem Hersteller von Ladenterminals. “Die A1 ist der führende Telekommunikations-Anbieter in Österreich. Über A1 Payment vertreibt sie auch Bezahl-Terminals inklusive Servicevertrag und managt die Zahlungsabwicklung.” Salamantex hat nun mit Ingenico zusammengearbeitet, um in mehreren Modellen der Terminals auch Kryptowährungen hineinzubringen. Diese werden dann von A1 vertrieben.

Das bald erscheinende Ingenico-Terminal mit der Salamantex-Anbindung. Alle Bildrechte bei Salamantex.

“Händler, die auch gerne Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren wollen, wird so eine Auswahl an Ingenico-Terminals angeboten, die ihnen dies ermöglicht.” Natürlich wird der Händler hier noch einen Vertrag mit Salamantex zeichnen müssen, so, wie auch bei Mastercard und Visa. Aber die komplette Integration und Zahlungsabwicklung läuft für ihn ebenso wie mit den anderen Methoden.

Im Alltag wird es dann keinen Unterschied zu anderen Zahlungsverfahren geben. Mit der Rückendeckung von A1 hofft Salamantex daher, es nicht nur zu einzelnen Händlern zu bringen, sondern auch in große Ketten, wie beispielsweise Hofer. So heißt Aldi in Österreich. Dorthin dürfte es noch ein weiter Weg sein – aber die Aussichten stehen besser als je zuvor.

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1 Kommentar zu Dieses österreichische Startup könnte Bitcoin und andere Kryptowährungen endlich in den Einzelhandel bringen

  1. Ich denke dass Elipay mit GoCrypto schon viel weiter ist.

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