UNI-Token: Uniswap lässt Geld regnen
Vergangene Woche hat die dezentrale Börse Uniswap das UNI-Token verteilt. Für viele, die Uniswap in der Vergangenheit benutzt hatten, wurde der Token-Start zum unerwarteten Geldsegen.
Falls Sie schon einmal auf der dezentralen Börse Uniswap gehandelt haben und noch nichts von den UNI-Token gehört haben: Gehen Sie auf die Handelsseite, loggen Sie sich mit Ihrer Wallet ein – und vielleicht wartet dort auf ein bemerkenswert wertvolles Geschenk auf Sie.
Denn die mit weitem Abstand umsatzstärkste dezentrale Börse hat nun auch ein eigenes Token herausgegeben. Damit antwortet sie auf andere Apps der Dezentralen Finanzen (DeFi), die wie Compound oder Sushi ein eigenes Token etabliert haben.
Vordergründig geht es, so die Uniswap-Entwickler, darum, das Protokoll an die Community abzugeben und “ein vibrierendes, diverses und engagiertes Governence-System aufzubauen, das das Protokoll aktiv in die Zukunft führen wird.” UNI ist ein sogenanntes “Governance-Token”, welches as Problem lösen soll, wie man eine App kontrolliert, die niemandem gehören sollte, da sie dezentral ist. Das UNI-Token soll seine Besitzer zu Mitbestimmern über die Protokoll-Entwicklung zu werden. Um Vorschläge für das Protokoll zu machen, muss ein Delegierter mindestens ein Prozent aller UNI-Token hinter sich haben, um eine Änderung zu akzeptieren, bedarf es der Zustimmung durch eine Wahl, an der Delegierte teilnehmen, die mindestens vier Prozent der Token vertreten.
Im Hintergründ dürfte der Zweck der UNI-Token aber vielmehr der sein, den Entwicklern und ihren Investoren Einnahmen zu verschaffen. Denn zu den Eigenarten von dezentralen Plattformen gehört es, dass es keine zentrale Partei gibt, die beispielsweise an Gebühren verdient. Wer bei UniSwap Token tauscht, bezahlt zwar eine Handelsgebühr, doch diese fließt direkt an diejenigen, die mit ihren Token Liquidität bereitstellen. Die Entwickler, die die Smart Contracts bilden und ein Interface bereitstellen, verdienen an sich nichts. Dennoch gelang es ihnen, ein Investment von 11 Millionen Dollar einzuholen, um das Protokoll und die Plattform auszubauen. Wie soll sich dieses ohne Einnahmen jemals auszahlen?
Die Antwort liegt in den UNI-Token. Uniswap hat eine Milliarde UNI-Token erzeugt, von denen die Teammitglieder 21,51 Prozent (215 Millionen UNI) und die Investoren 17,80 Prozent (178 Millionen UNI) erhalten, in beiden Fällen allerdings mit einer durch den Smart Contract befestigten Bedingung, dass die Token erst in vier Jahren bewegt werden dürfen. Da Uniswap die derzeit beliebteste DeFi-App-Plattform ist, bleiben die Token überraschend wertvoll, was sowohl den Gründern als auch ihren Investoren einen glänzenden Gewinn eingebracht hat – zumindest auf dem Papier.
Der spannendste Teil am UNI-Token dürfte der sein, wie der absolute Großteil der Token verteilt wird: 60 Prozent fließen an die “Uniswap Community Members”, was hier bedeutet: an die User. Diese erhalten nun eine unerwartete Belohnung dafür, Uniswap in der Vergangenheit einmal benutzt zu werden. Ein Teil – 15 Prozent – fließt an User, die bis zum 1. September 2020 Liquidität bereitgestellt oder durch Uniswap getauscht haben. Jede Adresse, die jemals mit dem Uniswap-Contract interagiert hat, erhält 400 UNI-Token. Es reicht also, irgendwann einmal per Uniswap ein paar wertlose Token getauscht zu haben, um nun beschenkt zu werden. Weitere 43 Prozent der bereits erzeugten UNI-Token werden im Lauf der kommenden vier Jahre durch “Förderungen, Community-Initiativen, Liquiditäts-Mining und andere Programme” verteilt. Anschließend wird eine jährliche Inflation von zwei Prozent einsetzen.

Preis und Marktkapitalisierung des UNI-Token nach Coinmarketcap.com
Wie so oft bei Token proviziert UNI einen Trugschluss des Marktes: Der Markt behandelt die UNI-Token wie eine Aktie oder Anleihe auf die mächtige dezentrale Börse Uniswap. Mit einem täglichen Handelsvolumen zwischen 340 und 850 Millionen Euro dürfte diese nach traditionellen Maßstäben ein starkes Unternehmen sein, bei dem eine Marktkapitalisierung von hunderten von Millionen, wenn nicht mehreren Milliarden Euro gerechtfertigt ist. Dementsprechend brachte das UNI-Token es aus dem Stand auf eine Marktkapitalisierung von rund 425 Millionen Euro und gipfelte am vergangenen Freitag sogar bei mehr als 680 Millionen Euro. Bei einem Preis zwischen 2,50 und 5,50 Euro je Token wurde der Aidrop für die verblüfften Besitzer zu einem Geschenk von 1.000 bis 2.000 Euro – und das wohlgemerkt dafür, dass man irgendwann einmal Token mit Uniswap getauscht hat.
Der Wert der UNI-Token wäre ja angemessen – wenn man die Token mit einer Aktie oder Anleihe vergleichen könnte, oder mit irgendetwas anderem, das dem Besitzer ein Anrecht auf Einnahmen aus dem Geschäftsbetrieb gewährt. Dies jedoch ist nicht der Fall.
Irgendwie fühlt es sich an wie ICO Phase 2.0, ich bin dafür zu alt. 99% der Token die da gehandelt werden sind in der Tat nutzlos und Scams an der Tagesordnung… Es wird ein paar wenige Gewinner geben, aber die meisten werden damit Geld verlieren, alleine schon mit den Fees. Für aktivere Trader dürfte der vermeintliche Geldsegen diese nicht einmal im Ansatz rekompensieren, Leute die aber einen Trade gemacht haben, dürften sich über das frühe Weihnachtsgeschenk freuen 😉
An dieser Stelle möchte ich Richard Heart danken, der mich mit Uniswap vertraut gemacht und mir somit zu einer netten Summe Geld verholfen hat.
https://www.youtube.com/watch?v=RHRGZ0YzL4o
Ich weiß, dass manche hier den Typen zum kotzen finden, ich halte ihn für urkomisch, allein wegen den Reaktionen, die er bei vielen auslöst. So ein kultiges HEX-T-Shirt würde ich schon in der Öffentlichkeit tragen.