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Mastercard wird Kryptowährungen integrieren, aber —

Mastercard? Bild von Braden Kowitz via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Kreditkartenanbieter Mastercard wird noch in diesem Jahr Kryptowährungen in seine Infrastruktur integrieren. Das kann ein gigantischer Schritt werden, der Kryptowährungen überall hinbringt, wo Mastercard akzeptiert wird – also wortwörtlich überall. Doch die Sache hat einen ziemlich spitzen Haken …

Aber, aber … man kann mit Kryptowährungen doch so gut wie nirgendwo bezahlen? Was bringt eine digitale Währung, wenn man sie in Euro umtauschen muss, um mit ihr etwas zu kaufen? Kritik in dieser Art hört man seit Jahren, und sie ist, zugegeben, gar nicht so sehr an den Haaren herbeigezogen. Nun verspricht der Kreditkartenanbieter Mastercard, dieser Kritik noch in diesem Jahr die Zähne zu ziehen: “Mastercard wird beginnen, ausgewählte Kryptowährungen direkt in unserem Netzwerk zu prozessieren”, schreibt eine Pressemitteilung.

Der Zahlungsanbieter stellt dabei in aller Deutlichkeit klar, dass er nur auf einen Trend reagieren. Welche Meinung man auch immer zu Kryptowährungen habe – ob man ein hartgesottener Fan oder unverbesserlicher Skeptiker sei – “es ist eine Tatsache, dass diese digitalen Assets in der Welt der Zahlungen immer wichtiger werden.” Mastercard sehe, dass Kunden immer häufiger Kryptowährungen durch Kreditkartenzahlungen kaufe, und das Unternehmen sehe, dass die User immer öfter Krypto-Karten benutzen, um Kryptowährungen in Fiatwährungen zu wecheln und per Karte auszugeben. Der Trend sei nicht zu übersehen.

Daher reagiert Mastercard darauf und bringt Kryptowährungen direkt in sein System. Händler werden Kryptowährungen annehmen können und Kunden werden mit Kryptowährungen bezahlen können. Während man bisher seine Kryptowährungen wecheln muss, damit Mastercard eine Zahlung durch Fiatwährungen verbucht, werden die Kryptowährungen künftig als Recheneinheit wie Euro oder Dollar nativ verwendet werden. Man kann also mit einer Wallet, die eine Mastercard herausgibt, in einem Onlineshop mit Kryptowährungen bezahlen, ohne diese zuerst zu wechseln. Kryptowährungen werden zur Recheneinheit.

Wie genau die Integration aussehen wird, ist noch nicht klar. Die Änderung wird, verspricht Mastercard, “viele Ineffizienzen beseitigen und es sowohl Händlern als auch Käufern ermöglichen, es zu vermeiden, zwischen Krypto und traditionellen Währungen zu wechseln, um Käufe abzuschließen.” Für Mastercard wird dies “eine große Änderung, die eine Menge Arbeit verlangt.” Es geht dem Kreditkartenanbieter dabei nicht um bestimmte Kryptowährungen: “Unsere Philosophie ist die: Es geht um die Wahl … Unsere Aufgabe ist es, Kunden und Händlern zu ermöglichen, digitale Werte – seien sie traditionell oder Krypto – so zu bewegen, wie sie es wollen.”

Bei Kryptowährungen wird die Wahl natürlich nicht unbegrenzt sein. “Wir werden sehr gründlich darüber nachdenken, welche Assets wir unterstützen.” Die Auswahl basiere auf mehreren Prinzipien, welche sich vor allem am Verbraucherschutz und der Regulierung orientieren. “Während Stablecoins heute zuverlässiger und besser reguliert sind als in der Vergangenheit”, präzisiert Mastercard, “müssen viele der hunderte digitaler Assets, die im Umlauf sind, ihre Maßnahmen zur regulatorischen Konformität stärken.”

Was erwartet Mastercard von einer Kryptowährung? “Am wichtigsten ist uns der Schutz der Verbraucher, einschließlich der Privatsphäre und der Sicherheit der Kundeninformationen. Wir benötigen dieselbe Sicherheit, die die Leute erwarten, wenn sie Kreditkarten verwenden.” Danach folgt die Regulierungs-Compliance: “Strikte Protokolle sind notwendig, darunter die Identifizierung von Kunden (Know Your Customer), eine Anforderung, die dazu da ist, um in Zahlungsnetzwerken illegale Aktivitäten und Täuschung auszulöschen.” Schließlich müssen die Assets den Gesetzen und der Regulierung der Regionen gehorchen, in denen sie benutzt werden. Und natürlich müssen die Assets in der Lage sein, für Zahlungen verwendet zu werden. Darunter versteht Mastercard vor allem “die Stabilität, die Leute von einem Vehikel erwarten, das fürs Bezahlen da ist, nicht fürs Investment.”

Das alles klingt plötzlich gar nicht mehr so spannend. Keine Volatilität, Regulierung auf Protokollebene – welche Kryptowährungen bleiben da noch übrig? Bleibt überhaupt eine übrig? “Wir erwarten, dass die Verbraucher und Unternehmen sich den Kryptoassets zuwenden wird, die Zuverlässigkeit und Stabilität bieten”, deutet Mastercard an, “und das sind genau die Stablecoins, von denen wir erwarten, sie in unser Netzwerk zu bringen.”

Stablecoins also. Stablecoins mit integrierter Regulierung. Das klingt alles stark nach Stablecoins wie Tether oder USDC, die auf einem Smart Contract laufen, der es erlaubt, Adressen auf eine Blacklist zu setzen und Coins einzufrieren. Wobei Tether vielleicht noch zu wild ist, da die Herausgeber außerhalb der US-Jurisdiktion sind. Bliebe also noch USDC, der Dollar-Stablecoin, den Coinbase und Circle herausgeben.

Mastercard will also, bleibt zu fürchten, nur die Kryptowährungen benutzen, die eine wundervolle Technologie missbrauchen, um einen neuen PayPal-Klon zu schaffen – während das Original, PayPal, schon einen Schritt weiter ist und Kryptowährungen selbst ins System integriert.

Über Christoph Bergmann (2557 Artikel)
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4 Kommentare zu Mastercard wird Kryptowährungen integrieren, aber —

  1. Sie werden langfristig sowieso nicht darum herumkommen, BTC zu integrieren, dazu rollt der Zug schon zu lange und zu stark. Vermutlich sind es nur erste vorsichtige Schritte, genau wie mit dem anderen komischen Coin aus dem Fratzenbuch-Konzern.

    Wenn Sie es den Leuten überlassen wollen, frei zu entscheiden, dann ist das Gegenteil ja, Tether oder andere Stabelcoins oder gar Ripple zu integrieren. Diese wollen und brauchen die Leute nicht. Und zum Thema Volatilität und Bezahlen: Es soll Mastercard doch wohl nicht scheren, zu welchem BTC-Kurs man Ware kauft. Sie werden doch sowieso immer noch in eine Fiatwährung umrechnen zum Zeitpunkt des Geldausgebens mittels der Karte. Genauso wie es z.B. bei PayPal läuft. Wenn Sie mit einem Stablecoin arbeiten wollen, dann macht das ja überhaupt keinen Sinn. Denn der konvertiert ja immer 1:1. Wäre doch nur unnötige Arbeit und Ressourcenverschwendung. Interessant wird es erst, wenn die Kartenanbieter ein instantanes Geldausgeben mittles ihrer Karte ermöglichen. Direkt aus den Kryptobeständen heraus und der Geldempfänger wählen kann, ob er BTC oder Fiat erhalten will. Alles andere wäre witzlos. Dann können sie es gleich lassen.

  2. Mit der Swipe Visa Debit Card kann man jetzt schon per Crypto bezahlen.
    Die Swipe Wallet unterstützt schon eine Menge Coins.

  3. Vielleicht bin ich zu naiv ?! Aber hey, das ist doch geil (auf den ersten Blick)!

    Wenn zunehmend immer mehr grosse Zahlungsdienstleister (wie PayPal, Visa, Mastercard …) es zukünftig erlauben, Transaktionen in Bitcoin zu machen (und auch Bitcoin direkt innerhalb der Karte bzw. dem Account zu halten), haben wir dann damit nicht einen noch viel besseren Second-Layer als Lightning? Oder was wäre schlechter daran? Jedenfalls wäre die Thematik mit den hohen Transaktionsgebühren On-Chain damit gelöst.

    Ich glaube das Folgende könnte doch problematisch sein:
    Wichtig wäre nämlich auf jeden Fall, dass die Zahlungsdienstleister entsprechend der Kundenguthaben entsprechend immer auch eine 1:1 Deckung mit Bitcoin sicher stellen müssten (d.h. wenn ein Kunde im Mastercard-Kundenportal sein Fiatgeld in Bitcoin umtauscht, müsste Mastercard die entsprechende Menge Bitcoin sagen wir mal zumindest zeitnah (<24h) auf einer Börse auch zu diesem Preis selbst erwerben) … aber evtl. wird es vielleicht auch darauf hinauslaufen, dass der Deckungsgrad evtl. wie jetzt auch schon im Fiat-System einfach entsprechend heruntergeschraubt wird … dann hätten wir die ungünstige Situation, dass es "virtuelle" Bitcoin gäbe bzw. die Bitcoin-Menge doch nicht mehr gedeckelt wäre … verrücktes Gedankenspiel, was meint ihr dazu?

  4. Ich persönlich finde die Karte von “hi.com” am besten.
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