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Schattenregierung von Myanmars erkennt Tether als offizielle Währung an

Aung San Suu Kyi. Bild von Global Media Sharing via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Nationale Einheitsregierung (NUG) von Myanmar widersetzt sich der Herrschaft der Militär-Junta. Nun hat die auch von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geführte Schattenregierung den Dollar-Stablecoin Tether zu ihrer nationalen Währung ernannt.

Myanmar ist nicht eben ein einfaches Land. Gelegen im Süden Chinas und Osten Indiens ist das Land von Konflikten, Bürgerkriegen und Diktatoren gebeutelt.

Als im vergangenen Jahr Wahlen stattfinden, erreichte die Nationale Liga für Demokratie (NLD) mit mehr als 70 Prozent die absolute Mehrheit. Allerdings warf die Armee ihr Wahlbetrug vor, woraufhin es zum Putsch kam. Dabei wurden die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und andere Anführer der Partei festgenommen und unter Hausarrest gestellt, und die Armee setzte eine Militärregierung ein.

Dies hat aber offenbar weder Kyi noch andere Parteiführer daran gehindert, bald nach der Wahl die NGU zu gründen – die Nationale Einheitsregierung, die sich seitdem als wahre Regierung des Landes versteht. Die NGU etablierte diplomatische Beziehungen zu den USA, Großbritannien, Frankreich, Tschechien, Australien und Südkorea, wo sie als gewählte Regierung Myanmars anerkannt wird. Darüber hinaus rief die von der Militärjunta als Terrororganisation verurteilte Partei zum „defensiven Krieg“ und zur Revolution gegen die Junta auf.

Nun hat die NUG laut dem Nachrichtendienst Bloomberg den Stablecoin Tether als offizielle Währung anerkannt, nachdem sie begann, Spenden zu sammeln. Tether werden von der NUG offiziell akzeptiert „für die inländische Nutzung, um Währungshandel, Dienstleistungen und Zahlungssysteme einfacher und schneller zu machen,“ so der NUG-Finanzminister Tin Tun Naing auf Facebook. Weitere Details sind allerdings nicht bekannt.

Über die Gründe, weshalb ausgerechnet Tether, kann man nur spekulieren. Unter Umständen hat die Militärregierung der NUG sämtliche Bankkonten gesperrt oder ihre Gelder eingefroren, weshalb eine bankenlose Krytowährung mehr Sicherheit verspricht. Die NUG scheint sich offenbar nicht sicher zu sein, ob sie den Dollar-Banken genügend vertrauen kann, nicht vor der Junta zu kuschen.

Zudem möchte die NUG wohl ein eigenes Geldsystem etablieren, das parallel zum myanmarischen Kyat läuft. Der Kyat ist nicht eben extrem inflationär, doch sein Wert hat sich gegenüber dem Euro seit 2017 etwa halbiert. Hinderlicher dürfte wohl das Bankensystem sein, welches die regierende Militärjunta als Hebel benutzen könnte, um Befürworter der NUG finanziell zu schikanieren.

Ein Stablecoin wie Tether bietet sich an, weil er nicht nur am Bankensystem vorbei operiert, sondern auch vergleichsweise wertstabil ist. Dass die NUG nicht offiziösere Stablecoins wie die Circle-Dollar verwendet, drückt vielleicht die Furcht davor aus, dass US-Unternehmen wie Circle vor Myanmars Generälen ähnlich einknicken wie Google, Facebook und so weiter vor der Regierung in China. Bei einer etwas piratenhafteren Währung wie Tether scheint diese Gefahr geringer zu sein.

Geopolitisch zeigt sich hier erneut, dass Stablecoins und Kryptowährungen eben nicht die Handlungsfähigkeit der USA untergraben, sondern, ganz im Gegenteil, erweitern. Die sich derzeit herausperlende Strategie der Regierung, privat herausgegebene Stablecoins zu dulden und zu fördern, um die globale Dominanz des Dollars zu stärken, scheint aufzugehen.

So merkwürdig es klingt – aber die Erfindung von Bitcoin erweist sich heute als großes Geschenk für den Dollar.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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