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Die vielleicht älteste Bitcoin-Börse der Welt scheint pleite zu sein

Mailand. Bild von harmishhk via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

The Rocks Trading aus Italien steht vor der Pleite. Die erste Bitcoin-Börse Europas hat Auszahlungen und Handel ausgesetzt, während die Finanzpolizei ihre Büros in Mailand durchsucht.

The Rock Trading ist eine der ältesten Börsen in Europa, vielleicht sogar die dienstälteste Bitcoin-Börse überhaupt. Die italienische Börse existiert seit Juni 2011, gehörte zwar vom Volumen her niemals zu den Schwergewichten des Marktes, blieb aber doch eine seiner festen Säulen, vor allem für den italienischen Markt.

Bis Februar 2023. Am 18. Februar meldete die italienische Zeitung Corriere Della Sera, dass sich unter den Usern der Börse Furcht ausbreite, nachdem die Plattform Auszahlungen wegen Liquiditätsproblemen ausgesetzt hatte. Mit einer Pressemitteilung bestätigte die Börse dies und versprach, durch interne Audits die Probleme zu identifizieren und zu lösen.

Die User, die sich über Bitcointalk und Telegram organisierten, waren davon nicht beruhigt. Sie vermuteten, dass die Börse gehackt worden war, und weil The Rock die Partnerbank gewechselt hatte, hieß es, eine andere Bank habe womöglich Guthaben der Börse eingefroren.

Einige Tage später, am 21. Februar, setzte die Börse den Handel aus. User konnten auf ihre Accounts zugreifen, doch nur im “Read-Only-Modus”, um ihre Guthaben und ihre Handelshistorie zu begutachten. Weder Handel noch Auszahlungen waren möglich. Finanzchef Andrea Medri erklärte in der Telegram-Gruppe der Börse, dass man “non-stop” daran arbeite, die Krise zu beheben, entschuldigte sich für die Probleme, aber bekannte, dass er nicht in der Lage sein werde, die berechtigten Fragen zu beantworten.

Ein Kamerateam des öffentlichen Rundfunks in Italien suchte wenige Tage später die Unternehmenszentrale in Mailand auf, traf dort aber niemanden an. Italienische Medien sprachen bereits vom “FTX Italiens”.

Der Vergleich ist freilich schief. The Rocks Trading machte nur einen winzigen Bruchteil des Handelsvolumens von FTX. Im Jahr 2022 stieg das Handelsvolumen selten auf mehr als eine Million Euro am Tag; seit einem Hack von 311 Ether im Jahr 20211befand sich die Börse in finanziellen Schwierigkeiten.

Am 3. März berichtete das italienische Kryptomagazin Cryptonomist dann von weiteren Neuigkeiten: Die Guardia di Finanza, die Finanzpolizei, habe die Büros der Börse in Mailand sowie die Häuser der Gründer in Genua und Padua durchsucht und Assets und Dokumente beschlagnahmt. Details sind nur wenige bekannt, etwa dass es bei den Ermittlungen der Finanzpolizei um Delikte geht wie die Verletzung der Pflicht zu ordnungsgemäßen Finanz-Statements, IT-Verbrechen und Unternehmenskriminalität.

Vermutlich suchen die Ermittler nicht nur Beweise für kriminelle Handlungen, sondern auch Bargeld und Kryptowährungen, hoffentlich, um die User auszuzahlen. Diese stecken weiter in der bitteren Lage, ihre Guthaben ansehen, aber nicht auszahlen zu können.

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1 Kommentar zu Die vielleicht älteste Bitcoin-Börse der Welt scheint pleite zu sein

  1. Was soll man großartig dazu sagen?

    Auch wenn es arrogant klingt: Not your Keys, not your Coins.

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