Goodbye Europa, Hallo Dubai

Die weltweit größte Kryptobörse Binance erfährt in Europa einen zunehmend scharfen regulatorischen Gegenwind. Die Ablehnung eines Lizenzantrags durch die Bafin ist nur das I-Tüpfelchen. Eine attraktive Alternative findet die Börse dagegen in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Laut dem Magazin Finance Forward hat die deutsche Finanzaufsicht Bafin der weltweit größten Kryptobörse Binance eine Lizenz für den deutschen Markt verweigert. Ein offizielles Statement dazu haben aber weder die Bafin noch Binance abgegeben. Lediglich von Seiten der Börse heißt es, man setze die Arbeit fort, um die Anforderungen zu erfüllen.
Wenn Binance keine Lizenz für Krypto-Dienstleistungen auf dem deutschen Markt erhält, bedeutet dies nicht, dass das Unternehmen keine deutschen Kunden bedienen darf. Die Börse kann jedoch weniger offensiv expandieren und beispielsweise keine Werbung schalten, die auf deutsche Kunden abzielt.Vermutlich dürfte es auch die Kooperation mit deutschen Banken und Zahlungsdienstleistern erschweren.
Für Binance ist die Ablehnung durch die Bafin nur ein weiterer Rückschlag auf dem europäischen Markt. BTC-Echo berichtete ausführlich darüber: In Großbritannien und Österreich zog Binance einen Lizenzantrag zurück, in den Niederlanden und vermutlich auch Belgien stellt die Börse den Betrieb ein, weil sie keine Lizenz erhält, und in Frankreich ermittelt die Pariser Staatsanwaltschaft gegen Binance wegen des Verdachtes auf Geldwäsche. All das im Mai und Juni. Es wird eng für die Börse.
Eventuell hofft Binance, so wie viele Krypto-Dienstleister, darauf, dass sich durch Inkrafttreten der EU-weiten Regulierung der Flickenteppich in Europa vereinheitlicht und manche Aufsichtsorgane gezwungen werden, Binance entgegen nationaler Regeln zuzulassen. Andersherum jedoch ist denkbar, dass Binance durch die EU-Regulierung die wenigen Standorte verliert, an denen die Börse in der EU eine Lizenz hält, etwa Spanien, Italien oder Frankreich.
Als Alternative bieten sich für Binance zunehmend die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit dem Finanzzentrum Dubai an. Man stelle fest, meint der Dubai-Manager der Börse, Alex Chehade, gegenüber Cointelegraph, “dass die Führung in den Emiraten die Region zum Zentrum des Web3 machen möchte. Sie versuchen, sich weniger Abhängig von Erdöl zu machen und verstehen Krypto als Mittel dazu.”
Die Regulierung in den VAE ist unkompliziert, und Binance wurde versichert, dort auch in Zukunft zu den gleichen Bedingungen weiter operieren zu können. Das zunehmende Interesse an Krypto in der Region werde auch durch viele Expats aus Europa und Asien getrieben. Gerade im Zuge des Ukraine-Krieges flohen viele Russen und Ukrainer nach Dubai.
Für die EU-Länder läuft es damit einmal mehr auf die Formel hinaus, dass eine zu strenge Regulierung nicht mehr, sondern weniger Kontrolle erbringt. Unternehmen, die es sich leisten können, werden sich nicht zu scharfen Regulierungsansprüchen unterwerfen, sondern sich neue Standorte suchen. Ob dies die Wettbewerbsfähigkeit einheimischer und regulierungstreuer Unternehmen vor Ort stärkt oder schwächt, hängt davon ab, ob Service-Verbote, wie sie offenbar in Belgien und den Niederlanden gelten, auch durchgesetzt werden können.
Man möchte aber auch ordentliche Regulierung. Bitcoin und Co haben wegen dem ganzen Betrug der links und rechts passiert einen schlechten Ruf in einigen Kreisen.