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CH4Capital legt 400-Millionen-Dollar-Fonds auf, um Bitcoin-Mining CO2-negativ zu machen

Müllhalde in Indien. Bild von SuSanA Secretariat via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Fonds CH4Capital holt derzeit 400 Millionen Dollar Kapital ein, um das Bitcoin-Mining auf das Verbrennen von Methangas umzustellen – und damit effektiv CO2-negativ zu machen.

Das Versprechen, das Daniel Batten von CH4Capital gibt, ist enorm: Das Bitcoin-Mining werde in Zukunft mehr Emissionen abbauen als erzeugen. Aus einer Technologie, die derzeit als Klimakiller in der Kritik steht, wird ein Klimaretter.

Das Ziel ist es, den Strom für die Miner zu gewinnen, indem man Deponiegas verbrennt. „Wenn wir dies vollständig ausbauen, können wir mit unserem Kapital das gesamte Bitcoin-Netzwerk CO2-negativ machen“, schwärmt Batten gegenüber der Forbes.

Deponiegas entsteht in Mülldeponien, etwa durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen. Deponiegas ist in der Regel ein Gemisch aus Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2).

Methan gilt als eines der aggressivsten Treibhausgase. Zwar baut es sich mit etwa 12 Jahren viel schneller in der Atmosphäre ab als CO2, doch es erhitzt das Klima so viel stärker, dass es in den offiziellen Emissionskalkulationen 25 Mal so schwer wiegt wie CO2. Das von Mülldeponien ausströmende Gas gilt als eine der größten Verursacher von Treibhausgasen, in einer Liga mit der Energieerzeugung, der Viehzucht oder dem Reisanbau.

Allein für Deutschland schätzt man, dass rund 2,5 Milliarden Kubikmeter Deponiegas jährlich in die Luft gehen, von denen etwa 1,5 Milliarden Kubikmeter Methangas sind. Das gesamte Deponiegas hat einen thermischen Energieinhalt von 15.000 Gigawattstunden. Wenn man es verbrennt, wird es zu einem Drittel in CO2 und zu zweit Dritteln in H2O umgewandelt, womit der Treibhauseffekt um rund 90 Prozent gesenkt wird. Das Verbrennen von Gas senkt, so paradox es klingt, die Treibhausgasemissionen.

In der EU und den USA ist die Verstromung von Deponiegas bereits relativ weit verbreitet. Daher seien EU und USA auch nicht die primären Ziele von CH4Capital, erklärt Daniel Batten auf Twitter. „Wir setzen auf Länder, wo Deponien das Methangas derzeit direkt in die Luft abgeben.“ In manchen Fällen könne es ökonomisch sinnvoll sein, die Energie ins Stromnetz einzuspeisen. Doch in den meisten Fällen sei dies ohne den Ausbau der Netze nicht möglich. Bitcoin-Mining kann hier Lücken schließen.

Allein aus dem nicht abgeschöpften Methangas von Deponien, erklärt Batten, könne man 17 Gigawatt Strom erzeugen. Das wäre selbst nach konservativen Schätzungen genug, um alle Bitcoin-Miner mit Strom zu versorgen. Da sich Mining aber auch zu großen Teilen aus regenerativen Energien speist, reicht bereits ein kleiner Teil davon, um Bitcoin insgesamt CO2-negativ zu machen.

Das Land von 35 mittelgroßen Deponien wären genug, erklärt Batten, um Bitcoin klimaneutral oder CO2-negativ zu machen. Er fordert daher bereits aktive und neue Miner auf, mit dem Fonds in Verbindung zu treten, um ab August die Optionen auszuloten.

Daniel Batten betreibt mit der Seite batcoinz eine Art grünes PR für Bitcoin. Er bestreitet die Werte über Emissionen, die etwa die Cambridge-Forscher ermitteln, und setzt ihnen wesentlich günstigere entgegen. Man wäre versucht, ihm ein Stück Greenwashing zu unterstellen, indem er den Ausstoß des Minings kleinrechnet.

Doch zugleich macht Batten mit CH4Capital das einzige, das man machen kann, wenn man nicht wie China das eigene Gewissen durch ein Mining-Verbot befrieden, sondern tatsächlich Emissionen abbauen möchte: Man setzt am Mining an und unterstützt klimafreundliche Initiativen.

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2 Kommentare zu CH4Capital legt 400-Millionen-Dollar-Fonds auf, um Bitcoin-Mining CO2-negativ zu machen

  1. Hm, klingt erstmal nach einer schönen Idee, die definitv einen Mehrwert hätte, würde man damit Müllkippen versorgen, die ihr Gas bisher abfackeln oder entweichen lassen. Zwei Müllkippen in der Nähe von Madrid sind aktuell mit die größten europäischen Methanemitter abseits von Braunkohlegruben im Osten. (https://www.esa.int/Applications/Observing_the_Earth/Satellites_detect_large_methane_emissions_from_Madrid_landfills)
    Prinzipiell sidn europäische Müllkippen schon verpflichtet das Gas zumindest abzufackeln.

    Wollen wir mal hoffen dass es nicht nur bei einer Idee bleibt, oder ausschliesslich Müllkippen in den Genuss kommmen, die den Strom bereits erzeugen um ihr DeponieGebäude damit zu beheizen.
    Wir Menschen allgemein und die Kryptbranche im Besonderen, sind schon echt gut darin zu sagen, was man alles machen *könnte*.
    Am Ende bringt aber nur das den Mehrwert, was auch tatsächlich gemacht wird.

  2. Neulich hatte doch die Tagesschau einen afrikanischen Erfinder vorgestellt, dessen Fernseher keinen Strom verbraucht, sondern welchen erzeugt. Vielleicht kann man TV-Produktion, Bitcoin-Mining und Deponie in Reihe schalten, dann entstehen Bitcoin, energie- und emissionsfrei quasi “aus dem Nichts”…

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