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Phoenix führt Splicing ein: “einfach das derzeitige Optimum, um Bitcoins selbst zu verwahren.“

Ein Phoenix aus Friedrich Justin Bertuch, Bilderbuch für Kinder, 1790–1830.

Die mobile Bitcoin-Wallet Phoenix erlaubt schon heute, das Lightning-Netzwerk flüssig zu benutzen, ohne seine Autonomie zu verlieren. Mit “Splicing” ist die Wallet auf dem Weg, weitere Standards zu setzen.

Wenn ihr eine Lightning-Wallet sucht, die Spaß macht, aber euch erlaubt, eure Bitcoins selbst zu verwahren, führt kaum ein Weg an Phoenix vorbei. Eine Lightning-Wallet, die einwandfrei funktioniert, ohne dass man die Kontrolle über die Schlüssel abgibt.

Die Wallet von Acinq aus Frankreich baut eine der größten Hürden, ins Lightning-Netzwerk hineinzukommen, ab: Die Problematik, dass man kein Geld empfangen kann, bevor man (1) einen Payment-Channel eröffnet und (2) Geld ausgegeben hat. Phoenix löst sie, indem eingehende Zahlungen über einen Channel mit Acinq geroutet werden – den Acinq erst aufbaut, wenn der User ihn braucht.

Das zentralisiert zwar den Zahlungsstrom auf Acinq. Aber die Schlüsselverwahrung bleibt dezentral, der User der Herr seiner Coins: Er kann jederzeit das ihm zustehende Guthaben onchain einlösen. Und zwar ab dem Moment, in dem es seine Wallet anzeigt, noch bevor der Channel auf der Blockchain landet. Kryptographie kann magisch sein.

Dieses Setup macht Phoenix zu einem schönen Kompromiss, der in der Praxis flüssig läuft.

Einen Haken es aber: Der User weiß nie so recht, ob eine eingehende Zahlung nun durch die Kanäle geht, die er schon hat, oder ob Acinq einen neuen Kanal öffnen wird. Das macht es etwas undurchsichtig und die Berechnung der Gebühren zum Glücksspiel. Man meint, man benutze Lightning, während man oft die Blockchain beansprucht.

Das ändert nichts daran, dass Phoenix eine schöne Lösung ist. Das Problem ist ein kleiner bis mittlerer Makel, der aber in Stoßzeiten, wie im Frühjahr, teuer wird, und der die Wallet tendenziell weniger attraktiv macht als Treuhandwallets wie Wallet of Satoshi.

Mit Splicing geht Acinq nun diesen Makel an. „Der neue Phoenix“, „eine eigenverwahrende Lighting Wallet der dritten Generation“, verspricht „die Spielregeln zu ändern.“ Es wäre zuviel gesagt, dass der Makel vollständig beseitigt wird. Aber das Problem wird entschärft.

Splicing wurde nicht von Acinq erfunden, sondern geht auf Vorschläge von Rusty Russell und Rene Pickhardt von 2018 zurück. Doch erst Acinq hat ab 2023 die Implementierung energisch vorangetrieben. Splicing erlaubt es, die Größe eines Payment-Channels anzupassen, indem man die Funding-Transaktion austauscht, anstatt einen neuen Channel zu eröffnen. So muss man nicht ständig neue Kanäle aufziehen.

Aber eine Onchain-Transaktion ist dennoch im Spiel. Man spart also zunächst keine Mining-Gebühren. Was bringt Splicing nun stattdessen?

Splicing macht das Problem durchschaubarer. In der bisherigen Version ist es für die Phoenix-Wallet „extrem schwierig, vorherzusagen, ob eine eingehende Zahlung einen neuen Channel brauchen wird. Im Grunde ist es unmöglich, weil es davon abhängt, wie der Sender die Zahlung aufspaltet“. Die Liquidität ist auf viele Channels zersplittert. Das macht es unübersichtlich.

Mit Splicing dagegen ist nur noch ein Channel je Wallet notwendig. So kann die Wallet ihre gesamte Liquidität nutzen, egal wie der Sender seine Zahlung aufteilt, und, vor allem, erkennen, ob eine onchain-Transaktion nötig ist. Splicing schafft Ordnung im Frachtraum der Wallet. Es macht die Wallet intelligent, und das erlaubt es dem User, vernünftiger mit seiner Liquidität umzugehen. Onchain-Transaktionen werden seltener nötig, und wenn, kann man sie geschickter – also günstiger – takten.

Daneben hat Splicing noch einen zweiten Vorteil: Die Größe eines Channels zu ändern bedeutet effektiv, dass man Satoshis zwischen Lightning und Bitcoin-Blockchain swapt. Dadurch wird nicht nur der Übergang ins Lightning-Netzwerk hinein flüssig – sondern auch der hinaus. Die Bitcoins gleiten zwischen den beiden Schichten, je nach Bedarf, wie ein Aal durchs Wasser.

Beide Vorteile sind beachtlich. Sie werden die Usererfahrung massiv verbessern und dazu beitragen, dass Phoenix noch mehr zur Blaupause der idealen Lightning-Wallets wird. Noch ist Splicing aber nicht öffentlich. Acinq testet es derzeit in einer Betagruppe, zu der man sich anmelden kann. Aber wenn es hält, was es verspricht, ändert es tatsächlich die Spielregeln.

Die neue Phoenix-Wallet ist gewiss nicht die endgültige Antwort, aber “sie ist,“ wie Acinq nicht ganz unbescheiden, aber realistisch kommentiert, „ganz einfach das derzeitige Optimum, um Bitcoins selbst zu verwahren.“

Über Christoph Bergmann (2637 Artikel)
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4 Kommentare zu Phoenix führt Splicing ein: “einfach das derzeitige Optimum, um Bitcoins selbst zu verwahren.“

  1. Und wann kommt die neue Version von Phoenix, die dieses Splicing beherrscht?

  2. kryptokenner // 25. Juli 2023 um 13:05 // Antworten

    Ich teste gerade auf meiner Seite verschiedene Lightning Wallets und muss sagen, dass mir die Muun Wallet zur Zeit wahrscheinlich am besten gefällt! Ein guter Mix aus Benutzerfreundlichkeit und Self-Custody. Danke, ich werde diese Info mal in mein Phoenix Review mit reinnehmen!

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