“Die Konversation zu Krypto über die finanzielle Stabilität hinaus bewegen …”

Kurz vor dem G20-Gipfen in Neu-Delhi spricht Indiens Premierminister über seine Vorstellungen zur Regulierung von Kryptowährungen. Er vergleicht die Branche mit der Luftfahrt – und fördert eine wichtige Erweiterung des bisherigen Ansatzes.
Indiens Premierminister Narendra Modi hält seit Ende 2022 den Vorsitz der G20 inne. Kurz vor dem Gipfeltreffen in Neu-Delhi am 9. und 10. September erklärt er in einem Interview mit einer Wirtschaftszeitung seine Pläne für die globale Kryptoregulierung.
Modi begrüßt die Technologie an sich. „Die rasende Geschwindigkeit des technologischen Wandels ist Wirklichkeit – es macht keinen Sinn, sie zu ignorieren oder wegzuwünschen. Stattdessen sollte man sich auf die Adoption, Demokratisierung und einen einheitlichen Ansatz fokussieren.“
Für den Premier ist es extrem wichtig, dass im Rahmen eines globalen Konsens reguliert wird, anstatt dass alle Staaten einzeln vor sich hin und gegeneinander her arbeiten. „Die Regeln und Regulierungen sollten nicht auf ein Land oder eine Gruppe von Ländern beschränkt bleiben.“ Er vergleicht die Branche mit der Luftfahrtindustrie, bei der ebenfalls globale Regeln gelten.
Das ist an sich kein neuer Ansatz. Es wird seit Jahren gepredigt, dass Krypto nicht durch Alleingänge, sondern in globaler Übereinstimmung reguliert werden solle. Der „globale Konsens“, den Modi als Grundlage für Regeln fordert, soll jedoch – und das ist die wichtige Neuheit – „auch die Sorgen des Globalen Südens berücksichtigen.“
Bisher geben die Länder des Westens bei der Regulierung den Ton an. Vorschriften und Regeln sind an den Bedürfnissen, Sorgen und Kapazitäten der wohlhabenden Länder ausgerichtet: Kryptowährungen werden als „Asset“ verstanden, weil man im wohlhabenden Westen eher in Bitcoin investiert, als es wie in der zweiten und dritten Welt als Geld zu verwenden; die FATF formuliert monströse Empfehlungen wie die Travel Rule, deren bürokratische Komplexität selbst die hochentwickelten Behörden vieler westlicher Länder überfordert, etwa Deutschland.
Die speziellen Potenziale, die Bitcoin und Krypto für Entwicklungsländer haben, aber auch die speziellen Probleme, werden bisher kaum adressiert. Dies stellt viele Länder vor die Wahl, mit einer kaum umsetzbaren Regulierung moderne Technologien zu erwürgen, oder in einem anarchischen, unregulierten Zustand zu verharren. Modi möchte dies ändern, indem er „die Konversation zu Krypto über die finanzielle Stabilität hinaus bewegt, um die breiteren makroökonomischen Implikationen zu berücksichtigen, speziell für Schwellen- und Entwicklungsländer.“
In einer „Note“ (Notiz) vom 1. August, die Modi auf der Webseite der G20 veröffentlichte, kündigt der indische Premier ein „Synthese-Paper“ des Internationalen Währungsfonds (IWF) und des Financial Stability Board (FSB) an. Dieses soll eine Roadmap für einen globalen Regulierungsrahmen vorstellen wird. Dieses Paper wird für Ende August erwartet. Es soll die bisher getrennten regulatorischen Ansätze und Organe – der FSB, die FATF und andere – zusammenführen, und damit zu einer Diskussionsgrundlage für die G20 werden.
Bitcoin und Krypto werden damit auch zu einer Chance der Dritten Welt, aktiv bei der internationalen Regelsetzung mitzuwirken und dafür zu sorgen, dass bei der Regulierung einer Technologie auch die Interessen von Entwicklungsländern berücksichtigt werden. Dies könnte auch eine Art von Epochenwende werden.
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