Newsticker

Welche Folgen hat das Halving auf den Bitcoin-Preis?

Raketenstart. Bild von Steve Jurvetson via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Frage, die zum Halving viele am stärksten interessiert, ist die nach dem Preis. Was macht es mit dem Bitcoin-Kurs, wenn sich die Schöpfung neuer Bitcoins halbiert? In die Zukunft können wir nicht schauen – aber wir haben reichlich Material, um Muster in der Vergangenheit zu erkennen.

Klar. Man kann aus der Vergangenheit nicht die Zukunft ablesen. Wäre dem so, würden wir alle ein reiches und sicheres, aber auch etwas langweiliges Leben führen.

Dennoch lohnt es sich, die Vergangenheit zu betrachten. Wenn man in ihr stabile Muster findet, besteht eine gewisse Chance, dass sie sich auch in Zukunft fortsetzen, und sei es nur, weil die Menschen daran glauben. Daher werden wir uns in diesem Teil unseres Schwerpunktes zum Halving damit beschäftigen, wie der Bitcoin-Kurs auf die vergangenen Halvings reagiert hat.

Das Halving halbiert den Ausstoß neuer Bitcoins. Bei Rohstoffen würde man es wohl eine Förderquote nennen, ähnlich wie die Drosselung der Ölförderung durch die OPEC in den 70ern. Aus Protest gegen den Jom-Kippur-Krieg senkten die OPEC-Länder die Ölproduktion um etwa fünf Prozent. Die Folge war der Ölpreisschock, in dessen Zuge der Ölpreis von etwa drei auf zwölf Dollar je Barrel stieg.

Wenn eine Drosselung um fünf Prozent beim Öl den Preis vervierfacht – was richtet dann eine Drosselung um fünfzig Prozent bei Bitcoin an?

Die drei bisherigen und ein künftiges Halving

Sehr viel, wie wir sehen werden. Wir werden im folgenden die Bitcoin-Kurse rund um die bisherigen Halvings analysieren. Diese fanden an den folgenden Daten statt:

  • Block 210.000: 28. November 2012
  • Block 420.000: 9. Juli 2016
  • Block 630.000: 11. Mai 2020
  • Block 840.000: voraussichtlich 19. April 2024

Dem ein oder anderen wird hier auffallen, dass das Halving nicht exakt alle vier Jahre stattfindet, wie eigentlich geplant, sondern immer etwas früher. Dies liegt daran, dass die Hashrate steigt, aber sich die Schwierigkeit des Mining nur alle 2016 Blöcke anpasst, was etwa zwei Wochen sein sollten. Bis dahin produzieren die Miner etwas rascher Bitcoins, als geplant, was sich bis zum nächsten Halving kumuliert.

Nach dieser Anmerkung geht es los. Wir untersuchen die bisherigen Halvings mit vielen Charts.

Sehr viel deutlicher kann ein Muster nicht mehr ein

Unser erstes Diagramm ist die erste Reward-Ära. Eine Reward-Ära meint einen Zeitabschnitt, in dem je Block eine gewisse Menge Bitcoins geschöpft wird.

Die erste Reward-Ära dauerte vom 9. Januar 2009 – als Bitcoin live ging – bis zum 28. November 2012, als die Belohnung je Block von 50 auf 25 Bitcoins fiel. Diese Phase ist schon beinahe vorgeschichtlich, weil eine echte Preisfindung erst ab Anfang 2011 mit der Gründung von Mt. Gox möglich wurde.

Alle Charts von bitcoincharts.com

Dennoch hat die erste Reward-Ära alles, was zu einer Epoche von Bitcoin gehört: Sie hat ihre Blase – das war im Juni 2011, der Preis hatte sich etwa verdreißigfacht – und ihren Bärenmarkt – der Kurs verlor rund 80 Prozent von der Spitze der Blase aus. Am Ausgang der Reward-Ära aber hatte sich der Preis bei starken 10 Dollar deutlich höher als an ihrem Anfang stabilisiert.

Nicht viel anders sieht der Kurs in der zweiten Reward-Ära aus. Sie endete am 9. Juli 2016. Der Kurs bildete inihr zeitig eine kleine Blase mit etwa 260 Dollar, auf die bald die zweite, echte Blase folgte, die den Preis von etwa 100 auf mehr als 1.000 Dollar hob. Danach ging Bitcoin in den Bärenmarkt, während dem er von der Spitze gerechnet rund 80 Prozent abgab. Am Ende der Reward-Ära hatte sich Bitcoin bei etwa 500 Dollar stabilisiert – und sich damit seit Beginn der Epoche verfünfzigfacht.

Ihr werdet nicht glauben, was wir bei der dritten Reward-Ära zu sehen bekommen, die mit dem Halving am 9. Juli 2016 begann:

Genau! Der Kurs bildet eine Blase – der Wert steigt innerhalb einiger Monate um das Siebenfache – gefolgt von einem Bärenmarkt, in dem er Kurs um rund 70 Prozent einbricht. Am Ende der dritte Reward-Ära hat sich Bitcoin bei guten 8.000 Dollar stabilisiert – also seinen Wert seit Anbruch der Epoche fast verzwanzigfacht.

Zuletzt schauen wir uns noch die vierte Reward-Ära an, die am 11. Mai 2020 begann und am 19. April zu Ende gehen wird.

Sie sticht ein wenig heraus. Aber nur ein wenig. Auch sie hat ihre Blase – sie bildet eine hübsche Doppelspitze bei rund 65.000 Dollar, womit sich der Preis um mindestens das 6-fache erhöht hat – fällt danach massiv um mehr als zwei Drittel ab, stabilisiert sich – und springt, noch bevor die Ära zu Ende geht, auf ein neues Allzeithoch!

Die vierte Reward-Ära entspricht damit weitgehend dem Muster der vorhergegangenen, mit der einen nette Ausnahme, dass sie als einzige ihr eigenes Allzeithoch toppt.

Von den Halvings zu neuen Allzeithochs

Bevor wir nun dazu kommen, den sich bereits klar abzeichnenden Befund auszuwerten, schauen wir uns noch einige weitere Charts an, in denen die Halvings nicht Anfang und Ende, sondern die orange eingezeichnete Mitte bilden.

Alle Charts von bitcoincharts.com

Dieser Chart zeigt den Kurs sechs Monate vor und sechs Monate nach dem erste Halving. Die Monate um das Halving herum sind relativ langweilig, in ihnen passiert wenig. Der Preis schwankt um die zehn Dollar herum. Schon in dieser frühen Phase von Bitcoin hat der Markt das Halving offenbar eingepreist.

Nach etwa drei Monaten beginnt der Kurs jedoch zunehmend aggressiv zu steigen, um nicht ganz ein halbes Jahr nach dem Halving eine Spitze von 260 Dollar zu bilden. Danach kollabiert die Blase, doch der Kurs erholt sich rasch wieder.

Wenn wir aber noch ein Stück weiter heraus zoomen und die zwölf Monate vor und nach dem Halving ins Auge nehmen, verblasst die 260-Dollar-Spitze jedoch. Nach einigen Monaten der Stagnation schießt der Kurs im November 2013 in die Höhe. Er erreicht relativ genau 12 Monate nach dem ersten Halving seine Spitze bei 1.250 Dollar.

Etwas anders sehen die sechs Monate vor und nach dem zweiten Halving aus. Dieses Mal sticht das Halving selbst etwas deutlicher heraus. Der Kurs ist etwas davor ein Stückchen gesprungen, ignoriert das Halving weitgehend, aber führt danach noch seinen Bärenmarkt fort. Nach sechs Monaten hat er sich jedoch mit einem stabilen Aufwärtstrend erholt.

Dieser Trend setzt sich in den folgenden Monaten kraftvoll fort. Ein Jahr nach dem zweiten Halving, im Juli 2017, hat der Kurs längst ein neues Allzeithoch erreicht – ist aber noch ein gutes Stück vom Allzeithoch dieser Marktphase entfernt. Es wird noch ein halbes Jahr dauern, bis der Bullenmarkt dieser Reward-Ära seine Spitze erklimmt.

Ein Nicht-Ereignis ist auch das dritte Halving im Mai 2020. Der Kurs hat sich nach dem „Corona-Schock“ wieder erholt, genießt einen leichten Aufwind, und durchschneidet das Halving als wäre nichts. Einige Monate später setzt er jedoch zu einem kraftvollen Anstieg an, der ihn ein halbes Jahr nach dem Halving mit 16.000 Dollar nahe an das vorherige Allzeithoch führt.

Wie ihr wisst, war das nur der Anfang. Ein Jahr nach dem dritten Halving, im Mai 2021, hat Bitcoin längst ein neues Allzeithoch von gut 65.000 Dollar erreicht.

Sieht gut aus – wird euch aber enttäuschen

Was wissen wir also bisher? Es gibt einige feste Muster, die bei den bisherigen Halvings und Reward-Äras gegriffen haben:

  • Das Halving selbst ist ein Nicht-Ereignis. Es ist längst eingepreist, manchmal sogar so sehr, dass der Kurs nach ihm eher fällt als steigt. Wer darauf wartet, dass etwas tolles am 19. April passiert, wird vermutlich enttäuscht werden.
  • Langfristig aber stieg der Preis in jeder Reward-Ära kraftvoll. Als „harter Faktor“ treibt die gedrosselte Schöpfung neuer Bitcoins den Kurs ähnlich beharrlich nach oben wie eine Zinssenkung die Aktienkurse. Spätestens sechs Monate nach dem Halving ist Bitcoin wieder im Bullenmarkt, 10-15 Monate später knackt er ein neues Allzeithoch. Eine Ausnahme bildet die vierte und nun zu Ende gehende Reward-Ära, die ihr eigenes Allzeithoch kurz vor ihrem Ende getoppt hat.
  • Der Preis steigt dabei nicht nur linear, sondern eher exponentiell an: Er vervielfacht sich – aber nicht mit gleich bleibender Intensität. Stattdessen scheint der Effekt im Lauf der Zeit abzukühlen. Dies werden wir gleich genauer betrachten.

In einer Tabelle gebe ich die Unterschiede in den Skalen grob wieder. Sie zeigt den Preis zum Tag des Halvings in Dollar, den Höchstpreis der darauf folgenden Reward-Ära sowie die Anzahl Tage vom Halving bis zu diesem.

Datum Halving Preis Halving Preis Spitze Tage von Halving zu Spitze
28.11.2012 12 1200 368
9.7.2016 663 18.000 522
11.4.2020 8740 65.000 320 / 549
19.04.2024 70.700 ??? ???

Vom ersten Halving zur lokalen Spitze stieg der Preis um das Einhundertfache. Vom zweiten Halving zur lokalen Spitze um das 27-fache, vom dritten Halving zur nächsten Spitze um das Siebenfache. Der exponentielle Anstieg flacht ab. Wenn sich die Logik hier fortsetzt, würde Bitcoin im folgenden Zyklus nur noch um das etwa Zweifache steigen, also auf etwa 150.000 Dollar. Ich weiß, ihr erwartet mehr.

Schauen wir uns daher die Spitzen an: Mit 1.200 Dollar übertraf die Spitze der zweiten Reward-Ära die der ersten um das 34-fache. Die 18.000-Dollar-Spitze der dritten Ära noch um das 15-fache, die der vierten Ära trotz der stolzen 65.000 nur noch um das 3,6-fache. Daher gilt die vierte Ära vielen auch als etwas enttäuschend. Wenn sie aber ein Muster bildet, das sich fortsetzt, wäre eine Spitze von 150.000 Dollar noch ziemlich optimistisch.

Natürlich müssen sich Muster nicht wiederholen. Es gibt dafür keine Garantie, und niemand, der es gut mit euch meint, würde euch versprechen, dass es so kommt, wie es bisher kam. Es kann besser kommen oder schlechter. Aber wenn Bitcoin seine bisherige Muster nicht im Stich lässt, stehen die Chancen gut, dass der Kurs auch dieses Mal wieder deutlich steigt – aber längst nicht so deutlich, wie viele hoffen.

Über Christoph Bergmann (2803 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

8 Kommentare zu Welche Folgen hat das Halving auf den Bitcoin-Preis?

  1. lsdmawieder // 9. April 2024 um 17:21 // Antworten

    Na gut, dann warte ich noch 12 Monate mit dem Verkauf. Danke für die Info. PS. Halving am 19.04.2024

  2. Dies liegt daran, dass die Hashrate steigt, aber sich die Schwierigkeit des Mining nur alle 1016 Blöcke anpasst, was etwa zwei Wochen sein sollten.

    Kleiner Tippfehler: Schwierigkeit wird alle 2016 Bloecke angepasst. Was dann den erwaehnten zwei Wochen entspricht.

    • Danke, ich habe bei der Zahl kurz gestutzt, als ich sie geschrieben habe. Jetzt weiß ich, warum 🙂

      • steffenkd // 14. April 2024 um 9:25 //

        Kenn ich.

        Bei mir wars neulich die „block maturity“.
        Ich haette meine Hand dafuer ins Feuer gelegt, dass die bei 120 Bloecken lag, aber dann warens doch nur 100^^

  3. Und wenn die US-Regierung und das BKA noch ihre beschlagnahmten Bitcoins in Höhe von 244.000 BTC leichtfertig auf den Markt werfen, wird das Halving vermutlich ohne Auswirkungen vorübergehen.

  4. Öl ist ein Rohstoff( oder auch Silber)der verbraucht wird und deshalb wirkt hier eine Drosselung der Fördermenge auf den Preis viel stärker wie bei Bitcoin(oder auch wie bei Gold!),wo die Gesamtmenge nur langsamer wächst als zuvor aber nicht sinkt.Denn nahezu alle Bitcoins stehen dem Markt theoretisch nach wie vor zur Verfügung.Wichtiger als diese Veränderung der Gesamtmenge ist meiner Meinung nach das Gesamtangebot an weltweitem Papiergeld ,die Zinsentwicklung und das Angebot anderer Alternativen zur Sicherung der Kaufkraft.

  5. Der Vergleich mit dem Öl hinkt, denn das mit dem Öl in den 70-ern kam überraschend, während das Halving bei Bitcoin bereits von Anfang an bekannt war.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen