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Die Travel Rule bei Bitcoin.de

Wer reist, führt ein Gepäck mit sich. So nun auch Bitcoin-Transaktionen. Bild von David Wan via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Kunden müssen bei Bitcoin.de seit einiger Zeit Informationen über die Zieladressen einreichen, bevor sie Bitcoins und andere Kryptowährungen auszahlen können. In dieser FAQ erklären wir, warum und wie es funktioniert.

Warum will Bitcoin.de jetzt plötzlich all diese Informationen von mir?
Was muss ich tun, um Bitcoins und andere Coins auszuzahlen?
Was ist ein VASP?
Wie lege ich eine Adresse bei einem VASP an?
Was ist, wenn ich nicht der Begünstigte bei einer Auszahlung an einen VASP bin?
Was ist, wenn mein VASP nicht in der Liste enthalten ist?
Was ist eine “Self-Hosted” Wallet?
Wie melde ich eine Adresse in einer Self-Hosted Wallet an?
Wie kann ich auf die Self-Hosted Wallet einer anderen Person oder eines Unternehmen auszahlen?
Wie lange dauert es, bis meine Adresse freigeschaltet ist?
Warum dauert meine Freischaltung so lange?
Betrifft die Travel-Rule auch Einzahlungen?
Meine Einzahlung ist eingefroren … Was nun?
Muss ich die Mittelherkunft komplett nachweisen?
Wie geht Bitcoin.de mit den von mir bereit gestellten Daten um?

Warum will Bitcoin.de jetzt plötzlich all diese Informationen von mir?

Die sogenannte “Travel Rule” (“Reiseregel”) ist eine internationale Regel zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Sie gilt seit langem im Bankwesen und betrifft seit einigen Jahren auch Krypto-Unternehmen, die sogenannten „VASPs“ (Virtual Asset Service Provider).

Die Travel Rule verlangt, dass jeder elektronischen Transaktion Informationen über den Sender und Empfänger beiliegen („mitreisen“). Sie gilt für Krypto-Dienstleister in Deutschland, in der EU, in den USA, Kanada, Australien, Japan und weiteren Ländern.

Die Travel Rule wird von der Financial Action Task Force (FATF), einen transnationalen Organ mit Nähe zur G20, verlangt. Länder, die sich ihr widersetzen, riskieren, auf der schwarzen Liste der FATF zu landen.

Was muss ich tun, um Bitcoins und andere Coins auszuzahlen?

Bitcoin.de verarbeitet weiterhin problemlos Auszahlungen in beliebiger Höhe in allen auf dem Marktplatz verfügbaren Kryptowährungen. Zuvor müssen Sie lediglich eine Adresse anlegen und freischalten lassen. Klicken Sie dazu auf “Zieladresse anlegen”.

Nach dem Klick auf den (orange gefärbten) Link gelangen Sie auf eine Übersicht mit Ihren Auszahlungsadressen. Wenn Sie noch keine freigeschaltete Adresse haben, ist diese Liste leer. Kicken Sie nun bitte auf “Neue Adresse anlegen”.

Nun landen Sie in einem Formular, in welchem Sie einige Informationen zur Adresse eingeben müssen. Nach einer Prüfung wird Bitcoin.de die Adresse aktivieren und Sie darüber informieren. In der Regel geschieht dies nach kurzer Zeit.

Auf den ersten Blick kann dieses Formular verwirrend sein. Im Nachfolgenden finden Sie daher einige Informationen, die Ihnen dabei helfen werden.

Was ist ein VASP?

Ein VASP ist ein „Virtual Asset Service Provider“: ein Unternehmen, das im Auftrag seiner Kunden Bitcoins und andere Kryptowährungen verwahrt und Überweisungen ausführt. Die meisten VASP, mit denen unsere Kunden zu tun haben, sind Kryptobörsen oder Online-Wallets.

Falls Sie nicht wissen, ob Sie an einen VASP auszahlen wollen, gibt es eine einfache Daumenregel: Wenn Sie keine „Self-Hosted“-Wallet verwenden, ist es ein VASP.

Wie lege ich eine Adresse bei einem VASP an?

Wenn Sie eine Adresse eines VASP freischalten lassen wollen, klicken sie den entsprechenden Radio-Button bei “Die Walletadresse wird von einem Kryptowertedienstleister verwaltet.”

In einer Liste von Kryptowertedienstleistern können Sie den von Ihnen verwendeten VASP suchen. Aufgrund der großen Menge möglicher VASP empfehlen wir, das Suchfeld zu nutzen. Anschließend müssen Sie noch bestätigen, dass Sie mit dem bei Bitcoin.de bekannten Namen bei dem VASP angemeldet sind.

 

Was ist, wenn ich nicht der Begünstigte bei einer Auszahlung an einen VASP bin?

Sie können auch Kryptowerte an einen anderen Begünstigten senden. In diesem Fall müssen Sie lediglich den Vor- und Nachnamen eingeben, mit dem die Person beim entsprechenden VASP angemeldet ist.

Was ist, wenn mein VASP nicht in der Liste enthalten ist?

In diesem Fall handelt es sich um einen VASP, der die Travel-Rule nicht eingeführt hat und dementsprechend keine Informationen entgegennimmt. In diesem Fall ist es Bitcoin.de nicht erlaubt, mit dem VASP zu interagieren.

Sie als Privatperson haben jedoch weiterhin das Recht, die Dienstleistungen dieses VASPs in Anspruch zu nehmen und Kryptowerte von Ihren Self-Hosted Wallets bei diesem einzuzahlen. Sie sollten allerdings wissen, dass manche andere VASPs dies als Hinweis auf Geldwäsche verstehen könnten.

Ein Sonderfall ist auch die Anwendung “Bison”, die zwar auch einzeln als VASP gelisted ist, in diesem Fall aber unter “Börse Stuttgart” zu finden ist.

Was ist eine “Self-Hosted” Wallet?

Eine „Self-Hosted“-Wallet ist im Grunde eine klassische Wallet: Sie laden eine Software auf ihren PC oder ihr Smartphone, die Ihnen erlaubt, die Schlüssel selbst zu verwahren.

Die Unterscheidung ist aber nicht immer eindeutig. Die allermeisten Wallets, die Sie auf ihren eigenen Systemen betreiben, sind zwar „self-hosted“. Es gibt aber Ausnahmen, etwa die Lightning-Wallets Wallet of Satoshi, Chivo oder Strike. Diese verwahren die Bitcoins treuhänderisch und sind damit VASPs.

Auf der anderen sind nicht alle Online-Wallets VASPs. Bei Blockchain.com beispielsweise verwalten die User ihre Schlüssel selbst, ebenso bei den Online-Interfaces von Hardware-Wallets wie Ledger oder Trezor.

Im Zweifel empfehlen wir daher, Ihre Wallet in der Liste der VASPs zu suchen. Wenn Sie sie dort nicht finden, ist Ihre Wallet „self-hosted“. In diesem Fall müssen Sie uns bestätigen, dass Sie sie mit den bei Bitcoin.de hinterlegten privaten Daten verwalten.

Wie melde ich eine Adresse in einer Self-Hosted Wallet an?

Wenn Sie eine Self-Hosted-Wallet verwenden, klicken Sie bitte den entsprechenden Radio-Button (“Die Wallet wird von mir selbst verwaltet …”). In diesem Fall geht Bitcoin.de davon aus, dass die Daten, die Sie bei Bitcoin.de zu Ihrer Adresse hinterlegt haben, auch für die Self-Hosted-Wallet gelten.

Wie kann ich auf die Self-Hosted Wallet einer anderen Person oder eines Unternehmen auszahlen?

Dies ist Bitcoin.de nicht möglich. Sie können nur auf Self-Hosted Wallets in eigenem Besitz auszahlen.

Wie lange dauert es, bis meine Adresse freigeschaltet ist?

Die Adressen werden derzeit noch manuell freigeschaltet. In der Regel geschieht dies innerhalb weniger Stunden.

Warum dauert meine Freischaltung so lange?

In Stoßzeiten kann es vorkommen, dass der Support von Bitcoin.de besonders beschäftigt ist. In diesem Fall bitten wir Sie um ein wenig Geduld.

Unter Umständen können auch die Daten, die Sie angeben, zu einer Verzögerung führen, etwa wenn Ihre Angaben widersprüchlich sind. In seltenen Fällen kommt es vor, dass der Support Sie kontaktiert, um einen Nachweis dafür zu verlangen, dass Sie tatsächlich Besitzer der Wallet sind.

Betrifft die Travel-Rule auch Einzahlungen?

Sie können wie bisher eine Adresse bei Bitcoin.de anlegen und Kryptowerte von einem anderen Dienstleister oder Ihrer eigenen Wallet einzahlen. Hier ändert sich für Sie zunächst nichts.

Wenn Sie Kryptowerte von einem anderen VASP einzahlen, wird dieser Daten über die Transaktion an Bitcoin.de senden. Wenn Sie dagegen von einer „Self-Hosted“-Wallet aus einzahlen, gehen wir in der Regel davon aus, dass Sie der Besitzer dieser Wallet sind.

Bitcoin.de ist als Empfänger verpflichtet, die empfangenen Daten zu prüfen. Nicht EU-Börsen (wie z.B. Binance) senden manchmal leider keine Daten. Hier muss Bitcoin.de die Daten von  Ihnen abzufragen. Wenn Sie hierbei “Self-Hosted”-Wallet angeben, muss die Zahlung leider retourniert werden.

Meine Einzahlung ist eingefroren … Was nun?

Wenn Sie Bitcoins oder andere Kryptowährung von einem VASP bei Bitcoin.de einzahlen, wird dieser in der Regel die notwendigen Informationen mitliefern. Hier bekommen Sie in der Regel nichts von der Travel-Rule mit.

Wenn Sie dagegen von einer self-hosted Wallet (oder einer nicht-EU-Börse) aus einzahlen, kann es vorkommen, dass Bitcoin.de einige Informationen erheben muss, bevor die Einzahlung freigegeben werden kann.

In der Regel geht es dabei darum, zu bestätigen, dass Sie der Sender sind und keine dritte Partei. In manchen Fällen müssen Sie nachweisen, woher Sie die Mittel haben. Dies ist eine im Bankwesen gängige Praxis, um Geldwäsche zu verhindern, die nun auch im Markt für Kryptowährungen gilt.

Unser Support wird Sie in diesem Fall kontaktieren.

Muss ich die Mittelherkunft komplett nachweisen?

Sie sollten die Mittelherkunft so gut wie nötig nachweisen. Bitcoin.de versucht dabei, die von Ihnen eingeforderten Informationen auf ein Minimum zu begrenzen, muss aber den regulatorischen Auflagen gerecht werden. Was konkret notwendig ist, wird Ihnen der Support erklären.

International ist es üblich, einen „Proof of Source of Funds“ einzureichen. Beglaubigte Kontoauszüge mit Gehaltszahlungen oder Kapitaleinkünften sind ein zuverlässiges Mittel. Auch Schenkungsverträge oder Erbscheine können ein guter Proof of Source of Funds sein. Wenn die Mittel durch frühe Investitionen in Kryptowährungen oder den Handel mit diesen stammen, können Sie dies durch Blockchain-Adressen bzw. -transaktionen sowie Bestätigungen oder Tabellen der beteiligten Börsen nachweisen.

Grundsätzlich kommt jedes Dokument in Frage, das einen soliden Nachweis dafür abgibt, dass die Mittel, die Sie auf Bitcoin.de einzahlen, aus legalen Quellen stammen. Was konkret notwendig ist, ergibt sich aus den Details der Einzahlung.

Wie geht Bitcoin.de mit den von mir bereit gestellten Daten um?

Wenn Sie eine Adresse anlegen, verknüpfen Sie diese mit Ihren privaten Daten. Bitcoin.de versteht, dass dies unangenehm ist und geht so vertraulich wie möglich mit diesen Daten um.

Allerdings muss Bitcoin.de die Daten über einen sicheren, verschlüsselten Kanal mit dem Empfänger teilen, wenn Sie die Kryptowerte an einen anderen VASP versenden. Wenn Sie dagegen auf Ihre eigene Wallet überweisen, bleiben die Daten bei Bitcoin.de.

Auch Ihre Daten über den Nachweis der Mittelherkunft bleiben vertraulich bei Bitcoin.de.