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Trotz neuer Erkenntnisse: Aktenzeichen Mt. Gox weiter ungelöst

Das Mt. Gox-Desaster

Es gibt neues vom Fall Gox, auch wenn dies vor allem weitere Fragen aufwirft: Angeblich hat die Börse überraschend 200.000 Bitcoins gefunden. Dies trifft mit Community-Ermittlungen in der Blockchain zusammen, die eine ähnliche Summe in Bewegung beobachtet hatten. Ein US-Richter hat derweil still und leise Rechtsgeschichte geschrieben, als er den Klägern erlaubt hat, ihre Coins in der Blockchain zu suchen und dies in die Ermittlungen einzubringen. Damit sind sich Justiz und Bitcoin einmal mehr ein Stück näher gekommen.

Man kann einfach so 850.000 Bitcoins verlieren, und man kann mal einfach so 200.000 Bitcoins finden. In, wie Mt. Gox bekannt gab, einer “altformatierten” Wallet, als im Zuge des Insolventenschutzes ein Audit bei der Börse durchgeführt wurde. Laut Mt. Gox reduziert dies die Anzahl der fehlenden Bitcoins auf 650.000, von denen 550.000 den Kunden gehören.

Etwas früher in diesem Monat konnten sich Kunden wieder bei Mt. Gox einloggen und ihre Guthaben ansehen. Die Nachricht von den aufgefundenen 200.000 Bitcoins wurde sowohl mit Erleichterung als auch Skepsis aufgenommen. Viele der Kunden befürchten, dass die Börse die Coins absichtlich versteckt hatte um sie später heimlich zu verkaufen. Das Misstrauen gegenüber Mt. Gox könnte derzeit nicht größer sein.

Spuren in der Blockchain

Eine der spannendsten Entwicklungen rund um das Mt. Gox Drama ist es, dass die geprellten Kunden die Möglichkeit haben, selbst Ermittlungen aufzunehmen. Die Blockchain ist transparent und jeder kann in ihr den Spuren der Bitcoins folgen. Da sich Mt. Gox nach wie vor über alle umstrittenen und schwer zu glaubenden Details bedeckt hält, haben viele Mitglieder der Bitcoin-Szene eigenständig in der Blockchain nach den sogenannten Goxcoins gefahndet.

Ein erster Ansatz hierfür ist eine Adresse, auf die Mark Karpeless 2011 nach eigenen Angaben mehr als 400.000 Bitcoin überwiesen hatte, um zu beweisen, dass Mt. Gox nach einem Hack liquide war. Als sich anfang März knapp 200.000 Bitcoins in Bewegung gesetzt hatten, blieb das in der Blockchain nicht verborgen. Hunderte von Bitcoiner haben daraufhin verfolgt, wie sich diese massive Summe durch die Blockchain bewegte und woher sie kam. Herausgefunden haben sie dabei folgendes: Zum einen verkleinern sich die Beträge baumartig immer weiter, bis sie in Adressen mit jeweils 50 Bitcoins münden. Zum anderen besteht eine Verbindung zur Adresse, auf die Mark Karpeles 2011 400.000 Bitcoins überwiesen hatte. Zufall?

Anfangs des Monats hatte ein Richter in den USA ein neues Kapitel der Kriminalgeschichte aufgeschlagen. Er hatte den Teilnehmern einer Sammelklage gestattet, die verlorenen Bitcoins aufzuspüren. Damit werden die Kläger zu Detektiven und finanzielle Ermittlungen zur crowd-gesourcten Arbeit tausender Freiwilliger.

Ein weiteres Ergebnis der Blockchain-Ermittlungen hat dazu geführt, dass der Verdacht aufkam, die gestohlenen Goxcoins würden auf der größten Dollar-Börse Bitstamp verkauft. Ein user hat angebliche Beweise auf reddit und pastebin veröffentlicht und die Geschäftsführer von Bitstamp dazu aufgerufen, zu ermitteln. Wie valide die Beweise sind wage ich aber nicht zu beurteilen.

Auf die Spurensuche in der Blockchain scheint dieser Flashmob besser vorbereitet zu sein als die offiziellen Ermittler. Am 23. März erschien die englische Übersetzung eines japanischen Artikels auf Reddit, der erklärte, man habe die Abhebung von 530.000 Bitcoins von Mt. Gox zwischen dem 7. und 10. März gefunden. Das Dokument behauptet, dass “massive Bitcoin-Abbuchungen wurden gemacht, die unmöglich für jeden gewesen wäre der keine speziellen Zugangsrechte zur Börse hatte, so wie Mark Karpeles oder Behörden.”

Dies hat weiter Zweifel gestreut, ob Mt. Gox aufrichtig war, als die Börse am 28. Februar in einer Presseerklärung sagte, man habe 850.000 Bitcoins verloren: “Alles ist weg.” Die Ermittlungen werden weitergehen, das Rätsel bleibt weiterhin ungelöst.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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