Bitcoin in Zahlen: Rasantes, aber asynchrones Wachstum – und ein bisschen Stagnation
Die Bitcoin-Wirtschaft in Zahlen
… oder: wie misst man die Akzeptanz einer neuen Währung? Es gibt zahlreiche Quellen – die “Key Adoption Metrics“, den “Bitindex” von Pantera – die eine rasend schnelle Bitcoin-Adoption konstatieren. Wir haben die Charts untersucht und mit vielen weiteren Zahlen und Kurven unterfüttert, um Ihnen einen Überblick zu verschaffen, wie es um die Bitcoin-Wirtschaft steht und was sich im vergangenen Jahr getan hat. Das Gesamtbild zeigt, dass die Bitcoin-Sphäre zwar tatsächlich rasant wächst, aber dieses Wachstum auch extrem asynchron ausfällt und zum Teil sogar mit Stagnation einhergeht. Insgesamt ergibt sich ein Bild, das vielleicht typisch für jeden aufstrebenden Markt ist – aber dennoch die Gefahr beinhaltet, dass eine Schieflage im Wachstum dasselbe abwürgt.
Es ist ja allgemein bekannt, dass man besser keiner Statistik trauen sollte, die man nicht selbst gefälscht hat. Zahlen sind immer ein Blick auf die Wirklichkeit, aber hinter ihrer Auswahl steht stets eine Perspektive – oder eine Intention. Wir listen in diesem Beitrag ein Reihe von Statistiken auf, die zeigen, wie es um das Bitcoin-Netzwerk steht und versuchen am Ende, aus all dem schlau zu werden.
Wachstum Ahoi!
Die Investment-Firma Pantera hat vorausgesagt, dass der Bitcoin-Preis gegen Ende des Jahres 1.250 bis 10.000 Dollar betragen wird. Das erste ist ein pessimistisches, das zweite ein optimistisches Szenario. Einen Grund in Zahlen legt sie mit dem BitIndex vor – eine Kurve, die sieben Schlüsselwerte verbindet, um den mittelfristigen Trend des Bitcoin-Preises abzuschätzen. Die Kurve zeigt, wenig überraschend, recht steil nach oben.
Kräftiges Wachstum voraus! Satte 350 Prozent in einem Jahr! Welche Werte werden aber benutzt? Es sind folgende: (1) Das Entwickler-Interesse auf GitHub, (2) die Akzeptanz bei Händlern, (3) die Anzahl von wikipedia views, (4) die Hashrate, (5) die User-Adoption gemessen durch die Anzahl Wallets und (3) das Transaktions-Volumen.
Der Index gibt den gesamten Anstieg aller verpackten Werte wieder, nennt aber keine konkreten Zahlen. Zum Glück gibt es die Coindesk Key Adoption Metrics, die beinah dieselben Daten hernehmen und den Juni 2012 mit dem Juli 2013 vergleichen. Das sieht dann so aus:
Wert | Juni 2014 | Juni 2013 |
---|---|---|
Wallets | 5.327.688 | 765.039 |
Akzeptanzstellen | 63.000 | keine Daten |
ATMs | 103 | keine Daten |
Adressen je Tag genutzt | 136.152 | 41.271 |
Anzahl Artikel in Mainstream-Presse | 9.500 | 2.163 |
Anzahl aktualisierter GitHip-Stellen | 12.365 | 675 |
Hashrate in Milliarden Hash/Sek | 111.194.683 | 162.269 |
Investment der letzten 12 Monate in Mio. $ | 202.7 | 17.1 |
Startups mit Investments | 49 | 7 |
Ok. Sieht ja alles ganz nett und nach steilem Wachstum aus, oder?
Allerdings sollten wir uns die Zeit nehmen, etwas genauer über die Werte nachzudenken. Was sagen sie wirklich über die Bitcoin-Akzeptanz aus? Wenn Bitcoin-Geldautomaten aufgestellt werden, heißt das nicht, dass sie auch benutzt werden. Und wenn die Mainstream-Presse über den Bitcoin schreibt, muss es die Leser nicht unbedingt interessieren. Und bedeutet Venture-Kapital automatisch Wachstum? Ist die Akzeptanz bei Händlern auch mit der Adoption am Markt gleichzusetzen? Der einzige Wert, der etwas über die Nutzung des Bitcoins aussagen könnte, ist die Anzahl der Wallets. Diese ist jedoch nicht belastbar. CoinDesk hat hierfür Daten von Blockchain.info, MultiBit.org, Coinbase, sowie Andreas Schildbach, dem Entwickler der Bitcoin Wallet für Android, benutzt. Es ist möglich, dass dabei auch Wallets mitgezählt worden sind, die längst verhungert sind, und dass ein Benutzer mehrere Wallets hat. Die Verachtfachung der Wallets bedeutet also nicht zwingend eine Verachtfachung der Nutzer.
Die Werte zur Händlerakzeptanz lassen sich dagegen durchaus konkretisieren. Zum Beispiel die Anzahl der bei Coinmap eingetragenen Händlern. Bitcoinpulse hat hierfür einen Chart:
Von etwa 326 im Juli 2013 auf beinah 5.000 im Juli 2014. Das ist ein sattes Wachstum. Bei Coinbase gibt es noch eine Liste von Händlern, die im Dezember 2013 mit 12.000 startet und heute bereits 34.000 aufweist. Die Nachfrage von seiten der Verkäufer besteht ohne Zweifel. Wie sollte es auch anders sein – für Händler ist der Bitcoin nahezu perfekt. Aber wie sieht es mit der anderen Seite aus?
Stagnierende Nutzung?
Der wohl wichtigste Wert für die tatsächliche Nutzung von Bitcoins wurde bei den beiden genannten Indexen nicht aufgeführt. Es ist die Anzahl täglicher Transaktionen. Diese wird von blockchain.info aufgezeichnet und zeigt eine nicht ganz so elefantenbabyhaft wachsende Kurve.
Ok, Juli 2013 waren es 30.000 bis 40.000 tägliche Transaktionen, Juli 2014 sind es 50.000 bis 70.000 Transaktionen. Das ist ein leichter Anstieg, der für die Bitcoin-Wirtschaft an sich jedoch recht enttäuschend ist und zudem seit September 2013 eher stagniert. Eine etwas fairere Kurve zeigt die Anzahl der täglichen Transaktionen ohne die hundert wichtigsten Adressen. Dies verdeutlicht, dass der Bitcoin, immerhin, breiter genutzt wird:
Diese Kurve wächst etwas stärker. Mit 50.000 Transaktionen je Tag sind die Werte leicht besser als im September / Oktober, und erheblich höher als im Juli 2013, als die Transaktionsanzahl zwischen 20.000 und 30.000 lag.
Als weiteren Werte kann man das Transaktionsvolumen messen:
Damit wären wir sogar bei einem gesunkenen Transaktionsvolumen je Tag. Während vor einem Jahr noch täglich 100.000 bis 300.000 Bitcoins überwiesen worden sind, sind dies heute nur noch 50.000 bis 200.000. Das bedeutet, obwohl im Verlauf des vergangenen Jahres gut 2 Millionen Bitcoins erzeugt worden sind, sind an einem Tag deutlich weniger Bitcoins in Bewegung. Was die etwas beunruhigende Frage aufwirft, wie die Nachfrage nach den virtuellen Münzen denn ansteigen soll, wenn täglich weniger davon verwendet werden?
Allerdigs ist dieser Vergleich etwas unfair, da der Wert eines Bitcoins erheblich gestiegen ist. Wenn man also stattdessen das geschätzte Dollarvolumen der Transaktionen betrachtet, kommt man zu einem anderen Bild:
Hier zeigt sich, dass das Transaktionsvolumen im Juli 2013 noch etwa 15 bis 30 Mio Dollar am Tag betragen hat und sich nun, im Juli 2014, zwischen 30 und 100 Mio Dollar bewegt. Der Bitcoin erweist sich damit als robustes Instrument, um höhere Millionenbeträge täglich zu überweisen. Coinometrics ordnet Bitcoin in der Liste der Zahlungsanbieter vor Xoom und nach Western Union ein.
Ein weiterer Indiz für die Aktivität des Bitcoin-Handels ist das gesamte Handelsvolumen aller Börsen in Dollar. Wieder blockchain.info:
Grob gesagt betrug dieses im Juli 2013 1 bis 3 Millionen Dollar und bewegt sich im Juli 2014 zwischen 2 und 5 Millionen. Also ein Wachstum von, großzügig gesagt, 100 Prozent.
Technische Werte
Es wurde oben ja erwähnt: Die Hashrate ist extrem gestriegen. Hashrate meint die Rate, mit der das Netzwerk Bitcoins erzeugt. Also die Power, die reingesteckt wird. Gemessen wird sie üblicherweise in Hashs / je Sekunde, wobei wir uns schon in einem Bereich befinden, in dem wir von Milliarden Hashs / Sekunde rechnen. Diesmal mit einem Chart von bitinfocharts.com:
Wie zu sehen ist, ist die Hashrate also von ungefähr 200 Terahashs (200 Billionen Hash / Sekunde) auf 125 Petahash (125 Billiarden Hash / Sekunde) gestiegen. Ergibt eine Steigerung um etwa 62.500 Prozent.
Der zweite Chart zeigt die Schwierigkeit des Minens. Diese passt sich nach ungefähr 2100 Blocks an die Hashrate des Netzwerkes an. Sie ist von 26 Millionen auf 17,4 Milliarden gestiegen.
Ein weiterer technischer Wert ist die Anzahl von Full Nodes. Nodes sind Knoten im Netzwerk; ein voller Bitcoin-Node hat den Originalclienten und damit die gesamte Blockchain heruntergeladen und sichert so das dezentrale Netzwerk. Da die Größe der Blockchain mit jedem Block zunimmt, benötigt dies mehr und mehr Speicherplatz. War die Blockchain im Juli 2013 noch etwa 8 Gigabyte groß, umfasst sie heute bereits 19 Gigabyte. Exakte Daten über die Anzahl aktiver Nodes sind schwierig zu ermitteln. Getaddress macht Momentaufnahmen und kommt dabei auf gut 7.000 Nodes, die Tendenz ist zumindest im Verlauf der letzten 60 Tage leicht fallend. Historische Daten sind schwieriger zu finden, das einzige, was ich habe, ist ein chart von bitcoinpulse:
Demzufolge stagniert die Anzahl der Nodes seit dem vergangenen Jahr, mit einer klaren Tendenz, die Anzahl von Juli 2013 zu unterschreiten.
Zusammenfassung
Man könnte noch zahlreiche weitere Werte ermitteln: etwa die Anzahl von Handelsplätzen (die sich seit Juli 2013 vermutlich mindestens verfünffacht hat), der Anzahl der Bitcoin-Securities (die nach den rechtlichen Skandalen und Pleiten vermutlich eher gesunken ist), die Anzahl der Zahlungsdienstleister (die sich etwa verdreifacht hat) oder der Online-Wallets (die sich vermutlich verzehnfacht hat). Allerdings würde die steigende Zahl von Handelsplätzen, Zahlungsdienstleister sowie Online-Wallets vor dem Hintergrund eines stagnierenden Transaktionsvolumens und eines nur schwach gewachsenen Handelsvolumens das bisherige Fazit unterstützen: Die Bitcoin-Wirtschaft wächst stark, aber sehr asynchron. Einige Zahlen zum Vergleich (Wachstum in Prozent):
Anzahl Händler: ca. 1000
Anzahl Transaktionen: 142
Transaktionsvolumen in Dollar: 300
Preis: 650
Hashrate: 65.000
Solche Ungleichgewichte sind vermutlich Teil eines so rasanten Wachstums wie das des Bitcoins. Damit die eine Seite – die der Händlerakzeptanz, der Anzahl Börsen und Zahlungsdienstleister, der Miner-Industrie – jedoch nachhaltig ist, muss die andere Seite – das Transaktionsvolumen, das Handelsvolumen, der Preis – mitziehen.
So eine Aufstellung würde ich gerne mal von so manchen Altcoins sehen. Ich fürchte, das wird übel ausschauen, sehr übel. Akzeptanz ist nicht gerade die Paradedisziplin von Altcoins.
Das stimmt. Aber ein Altcoin der gerade schlagzeilen macht ist Vericoin und er hat sich zum
Ziel gesetzt, die akzeptanz und benutzerfreundlichkeit auf ein neues level zubringen.
#Vericoin ist zu empfehlen sich ihn genau anzuschauen viel wachstums potenzial und man kan ihn überall benutzen wo man auch mit bitcoin bezahlen kann.
also genauso wie Darkcoin,
der gerade abstürzt aus den Top 10 des Handelsvolumen.
VRC wird auch nur ein Coin , um Profit zu machen für diejenigen welche vor der aktuellen Blase eingestiegen sind.
mfg
Zitat:
“(1) Das Entwickler-Interesse auf GitHup,”
Watt denn? Gitarrenhupe?
Es heißt GitHub. –> https://github.com/
ups, danke für den Hinweis
“Hashrate meint die Rate, mit der das Netzwerk Bitcoins erzeugt”
Das ist leider ganz falsch! Bitcoins werden immer gleich schnell erzeugt, nämlich durchschnittlich alle 10min.
Die Hashrate gibt quasi die Anzahl der Lotterie – Lose pro Sekunde an oder anders gesagt, wie schnell nach der richtigen Lösung gesucht wird.
Ich muss zustimmen und hier meine Verwunderung über solch einen Fauxpas äußern. Auch “Anzahl aktualisierter GitHip-Stellen” klingt eher nach einer Drogenorgie als nach einer Entwicklerplattform.
Bitte zukünftig etwas mehr Augenmerk auf Namen legen (ich erinnere auch noch mal an Karpelès). Denn je mehr Fehler in die Texte kommen, umso unseriöser wirkt der Artikel
Das ist mir durchaus bewusst. Sorry, dass ich mich da missverständlich ausgedrückt habe.