Was die Bitcoin-Szene 2015 erwartet
12 Bitcoin Trends für 2015

Was wird 2015 bringen? Manches ist sicher, anderes noch Spekulation. 12 Trends und Ereignisse, die Sie in Ihren Bitcoin-Kalender für 2015 eintragen können. Sowohl gutes, als auch schlechtes. Dabei stoßen wir auch auf einige überraschend wichtige Charts.
Was lange währt wird: Der Winklevoss ETF kommt (vermutlich). Die beiden Winklevoss-Brüder, die weiterhin vor allem dafür bekannt sind, dass sie Facebook nicht gegründet haben, planen seit Mitte 2013, einen Bitcoin-ETF aufzulegen. Vielleicht wird es 2015 endlich so weit sein?
Sicher dagegen ist: Noch ein oder zwei weitere Pakete mit den von der Silk Road beschlagnahmten Bitcoins kommen unter den Hammer. Die US-Regierung hat bereits im vergangenen Jahr rund 70.000 Bitcoins versteigert. Fehlen noch 100.000. Die Versteigerung wird mit Sicherheit den Preis drücken, da sie im Mindesten dazu führt, dass große Käufe außerbörslich durchgeführt werden. Sollten die Bitcoin gar unter dem Marktpreis verkauft werden, könnte dies den Kurs weiter drücken. Immerhin ist eine Erleichterung zu erwarten, wenn sie vorbei ist.
Ebenfalls sicher: die BitLizenz wird in Kraft treten. Mit vielen Monaten Verspätung steht die New Yorker BitLizenz, die erste Lizenz eigens für virtuelle Währungen, kurz vor der Vollendung. Der Staat New York wird das umstrittene regulatorische Rahmenwerk vermutlich bereits im Frühjahr umsetzen. Ob es die Wall Street zum Bitcoin bringt, wie erhofft, oder ob es Start-Ups verscheucht, wie befürchtet, wird sich noch zeigen. Klar ist jedoch, dass sie Rechtssicherheit schaffen wird und den Akteuren der Wall Street die Gelegenheit gibt, ins Bitcoin Geschäft einzusteigen.
Der Europäischer Gerichtshof nimmt sich Bitcoin und der Umsatzsteuer an. Das Verfahren läuft bereits, die Eingaben der EU-Staten sind gemacht. Im Lauf des Jahres wird die EU wohl entscheiden, wie sich die Sache mit dem Bitcoin und der Umsatzsteuer zu verhalten hat. Dass uns dieses Thema unter den Nägeln brennt, haben wir schon mehrfach erwähnt.
Die Pokerindustrie wird sich dem Bitcoin zuwenden. Die Tendenzen im Lauf der letzten Monate zeigen klar, wohin es geht: Die Pokerbranche liebt den Bitcoin. Im Frühjahr wird zum Beispiel BitnPlay online gehen, die erste Bitcoin-only-Pokerplattform. Gerüchten zufolge wird auch Pokerstars folgen.
Weniger schön: die Anbieter von Cloudmining werden, sofern der Kurs nicht deutlich nach oben ausbricht, massive Probleme bekommen. Mining ist schon lange nur noch grenzlukrativ, und Cloudminer, die auf das Scrypt-Mining gesetzt haben, wurden durch das Aufkommen von Scrypt-Asics lädiert. Die meisten Anleger machen Verluste mit ihrem Cloud-Mining-Investment, schon alleine deswegen, weil die Stromkosten in Euro immer mehr vom Ertrag in Bitcoin fressen. Die Betrugsvorwürfe gegen die Anbieter häufen sich. Vermutlich werden wir Cloudmining 2015 vermehrt vor Gericht sehen.
Ebenfalls nicht so schön: Falls der Kurs nicht steigt, ist eine kleine Pleitewelle in der Bitcoin-Branche zu erwarten. Während ein Unternehmen wie bitcoin.de bereits funktioniert hat, als der Bitcoin weniger als 100 Euro wert war, hat die Bullenparty vor gut einem Jahr zu einer Vielzahl von Gründungen geführt, die damit gerechnet haben, dass der Bitcoin auch mit 1.000 Euro noch unterbewertet ist. Anstatt in einem 20-50 Milliarden Dollar Markt sind sie in einem 3 Milliarden Dollar Markt gelandet. Das kann, wenn es bleibt wie es ist, nicht für alle gutgehen. Es gibt nicht genügend Markt für alle.
Hart, aber notwendig: die Konsolidierung der Fundamentaldaten. Ich schreibe hier ja gerne von Charts. Die vielleicht wichtigsten Charts habe ich Ihnen aber noch gar nicht vorgestellt: Das Transaktionsvolumen in Dollar sowie die Kosten einer Transaktion.

Das Transaktionsvolumen in Dollar hat sich seit dem Sommer 2013 mindestens verdoppelt. Quelle: Blockchain.info
Das durchschnittliche Transaktionsvolumen in Dollar am Tag beträgt seit April 2014 etwa 50 Millionen Dollar. Vor der Novemberblase waren es etwa 20 Millionen Dollar, zwischen Januar und April betrug es auch mal mehr als 200 Millionen Dollar. Dass dieses Volumen trotz des rapide gesunkenen Preises seit April konstant geblieben ist, zeigt, dass ein immer größerer Teil der Marktkapitalisierung des Bitcoins benutzt anstatt gehortet wird.
Mein Lieblingschart ist der der Kosten je Transaktion. Dabei wird der tägliche Ertrag der Miner in Dollar durch die tägliche Anzahl von Transaktionen geteilt. Also: Mining-Ertrag/Transaktionen. Je höher der Bitcoin-Preis, desto teurer eine Transaktion, je mehr Transaktionen, desto günstiger der Preis.

Nachdem sie vor einem Jahr extrem teuer waren, sind Bitcoin-Transaktionen wieder etwas günstiger. Quelle: blockchain.info
Um nachhaltig zu funktionieren, muss die Anzahl der Transaktionen also mit dem Preis des Bitcoins steigen. Der Chartverlauf der letzten zwei Jahre zeigt deutlich, dass eben das nicht geschehen ist. Preis wächst exponentiell, Transaktionen wachsen linear. Im Januar 2014 kostete eine Transaktion so teilweise 80 Dollar. Im Januar 2015 sind es “nur” noch 13 Dollar, was etwa dem Stand vor der November-Blase entspricht. So gesehen wurde das Bitcoin-Netzwerk erheblich effizienter. Wer den Chart mit höherer Auflösung betrachtet, wird aber erkennen, dass es im Januar 2013 mit etwa einem Dollar je Transaktion noch deutlich effektiver war. Um auf diesen Stand zu kommen, müsste sich die Anzahl der täglichen Transaktionen bei gleichbleibendem Preis verzehnfachen.
Ebenfalls interessant ist ein Chart, der zeigt, wieviel der Ertrag der Miner in Prozent des täglichen Transaktionsvolumens beträgt.

Ein spannender Chart: die prozentualen Kosten des Transaktionsvolumens. Dazu wird das US-Dollar-Transaktionsvolumen durch den Ertrag der Miner berechnet. Dabei kommt heraus: je Bitcoin-Transaktion fallen gut 2 Prozent Gebühren ans Netzwerk an. Das war schon mal weniger, aber auch schon mal mehr. Quelle: blockchain.info
Diesem zufolge sind wir mit etwa 2 Prozent bereits fast wieder auf dem Niveau von Januar 2013 – während die Zeit von Januar bis September 2014 mit 4-8 Prozent sehr uneffektiv war. Alles in allem: der Bitcoin ist schon länger auf dem Weg, sich zu konsolidieren, aber, hach, er ist noch nicht am Ziel angekommen.
Hoffnungsvoll: das nächste Halfing wird eingepreist. Alle vier Jahre verringert sich die Belohnung, welche die Miner je gefundenem Block erhalten, auf die Hälfte. Da dank der Asics die Blöcke im Durchschnitt fast das ganze jahr 2014 über schneller als erwartet gefunden wurde, wird das nächste Halfing bereits irgendwann 2016 anstatt erst 2017 eintreten. Die erwartbare Verknappung der auf auf den Markt strömenden Bitcoins wird wohl bereits 2015 eingepreist werden. Das gibt Hoffnung darauf, dass der Preis irgendwann 2015 das machen wird, worauf wir 2014 vergeblich gewartet haben: steigen.
Entscheidend: Das Scalability-Problem wird immer ernster. Der bisher größte Block wurde am 4. Dezember 2014 mit 0,445 Megabyte an die Blockchain angehängt. Angesichts der Tatsache, dass die Größe der Blocks auf 1 Megabyte begrenzt ist, scheint es bei einem fortlaufendem Wachstum der Transaktionen unumgänglich, dass dieses Limit noch 2015 zum Problem wird. Es gibt bereits Pläne, das Limit anzuheben – was leider bedeutet, dass die Core-Developer tief im Source-Code wühlen müssen, und dass es zur Hard Fork kommt und alle Clienten updaten müssen. Ob dies rechtzeitig geschieht, wird sich zeigen.
Über die Währung hinaus: Die Blockchain 2.0 Anwendungen werden kommen: Sie heißen Medici, Reddit-Shares, Counterpary, Ethereum, Stellar, Ripple, BitIdent und mehr, und sie haben, zumindest zum Teil, die Rückendeckung großer Firmen oder einige Investmentmillionen. Wenn eine Bank oder google oder wer auch immer die Blockchain-Technik benutzen will – warum sollte sie deswegen auch die Währung Bitcoin mitnehmen?
Das Fiat-System schläft nicht. FinTech blüht, Startups und Internet-Konzerne versuchen, das bestehende Geld zu verbessern. ApplePay, der Facebook-Buy-Button, Google Wallet, die Deutsche Bank – digitales und mobiles Bezahlen gilt als Zukunftsbranche. Mit oder ohne virtuelle Währungen. Der Bitcoin hat zwar den Vorteil, dass er im Netz wohnt, aber um am Ball zu bleiben, muss er dennoch innovativ bleiben.
Zu Punkt 6:
CoinTerra könnte den Anfang machen:
http://www.reddit.com/r/Bitcoin/comments/2q958l/i_just_received_word_that_cointerra_is_closing/
Die letzten Auszahlungen für Cloudmining-Kunden liegen jetzt 3,5 Wochen zurück…
Der Artikel ist sehr informativ.
Vielen Dank.
Ich weiß, dass es nicht so gemeint ist, aber es liest sich so, als wenn eine Bitcoin-Transaktion bis zu $80 kostet. Für die Anwender einzeln kostet sie fast nichts. Deutlich unter 1 ct. Sollte man evtl. noch genauer herausstellen, welche Transaktionen gemeint sind.
Danke und super Artikel as always
Punkt 11: Der Entwicklung der Blockchain 2.0 (Ethereum, Codius/Ripple, etc) sehe ich eher gelassen entgegen. Smartverträge werden Zahlungsabläufe definitv krass verändern, dies wird aber noch ein paar Jahre dauern. Es gibt 2,5 Milliarden Menschen auf unserer Welt welche keinen Bankaccount haben und somit nicht am Finanzsystem teilhaben können, z.B. Waren über das Web kaufen um einen Laden zu betreiben und damit seine Familie zu ernähren. Bitcoin so denke ich wird Probleme lösen welcher Lösung unmittelbar bedarf. Bitcoin Automaten (ATM’s) sind dazu unbedingt erforderlich. Eine Webseite welche die weltweit vorhandenen ATM’s auflistet kann man unter http://coinatmradar.com einsehen. Gegenwärtig sind es 331, Tendez klar steigend.
ein reiner bitcoin-onlinepoker anbieter existiert seit sommer ’14. sealswithclubs ist der name.