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Lighthouse: Crowdfunding als Open-Source-Software

Beacon ist eines der englischen Wörter für "Leuchtturm."Bild von scott1346 via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Lighthouse-App ist ein neuer Ansatz fürs Crowdfunding. Es gibt keinen Server, keinen Mittelsmann, keine Gebühr, keinen Treuhänder. Lighthouse ist Crowdfunding als Open-Source-Software. Die Software zeigt, dass es möglich ist, den Plattform-Kapitalismus durch Dezentralisierung zu überwinden – ist aber noch in der Beta-Version. Trotzdem macht das Bitcoinblog ein erstes kleines Crowdfunding-Projekt und lädt alle ein, es auch zu tun.

Die Lighthouse-App ist eine spezielle Bitcoin-Wallet, die Smart Contracts nutzt, um ein dezentrales Crowdfunding zu ermöglichen. Kurz gesagt wird Geld treuhänderisch verwaltet, ohne dass man einen Treuhänder braucht. Man kann in der Wallet einen Bitcoin-Betrag “pledgen”, das heißt, einem Projekt zuweisen. Dieser Betrag wird allerdings erst übertragen, wenn die vom Projektmacher anvisierte Summe an Geldern zusammengekommen ist.

Zum Beispiel: Ich hätte gerne 0,005 Bitcoin, um einen hasserfüllten Artikel über das Ripple-Netzwerk zu schreiben. Solange aber nur 0,00499 Bitcoin zusammenkommen, habe ich keinen Zugriff auf die Bitcoins, während die, die sie mir spenden WÜRDEN, sie jederzeit abziehen können. Das ganze funktioniert ohne einen Server, der es steuert, sondern wird alleine durch die Smart Contracts Funktion im Bitcoin-Protokoll realisiert. Es gibt, mit anderen Worten, kein Entkommen von der Regel, dass die Beträge erst ausbezahlt werden, wenn eine vorher angegebene Summe erreicht ist.

Das Medic Mobile Projekt hat sein Fundraising bereits abgeschlossen.

Die Lighthouse-Wallet: Das Medic Mobile Projekt hat sein Fundraising bereits abgeschlossen.

Technisch ist es relativ kompliziert und übersteigt, das muss ich zugeben, meinen Horizont. Auf irgendeine Weise werden Transaktionen verschmolzen. Wie auch immer – Experten sollten einfach mal einen Blick in die Lighthouse-FAQ werfen, die das Prinzip erklärt.

Um ein Projekt mit einem Bitcoin-Betrag nach Wahl zu “pledgen”, muss man eine Projektdatei in die Wallet importieren. Projekte findet man auf der Projektgallerie von Vinumeris. Derzeit sind vor allem Bitcoin-Projekte vorhanden, wie etwa die Entwicklung einer neuen Wallet, die sekündlich Mikrotransaktionen herausschießt oder diverse Verbesserungen von Bitcoin Core. Auch ein Charity-Projekt ist dabei, Medic Mobile, eine Wohltätigkeitsorganisation, die medizinische Open-Source Programme für Entwicklungsländer entwickelt.

Die auf Vinumeris ausgestellten Projekte sind nur eine Auswahl möglicher Projekte. Wie die Entwickler schreiben, ist der Bitcoin zu volatil – ja, ernsthaft, das sagen die Entwickler! – um für langfristige Projekte bereits eine Pledge-Datei zur Verfügung zu stellen. Stattdessen kann man Interesse bekunden, um dann per Email informiert zu werden, wenn genügend Interessenten zusammen gekommen sind. Dann gibt es wohl eine Datei zum Herunterladen. Das geht, finde ich, ein wenig am Kerngedanken vorbei.

Lediglich Medic Mobile steht derzeit als pledge-Datei zur Verfügung. Laden Sie es sich herunter, dann erscheint es automatisch in der Lighthouse-Wallet. Sie werden dann sehen, dass das Projekt bereits abgeschlossen ist. Sogar die Abschlusstransaktion ist mit einem Link verknüpft. Das ist sehr schön gemacht und kann Lighthouse zur tollen Wallet fürs Crowdfunding machen.

Ein Lighthouse-Projekt zu starten ist eine Sache von wenigen Klicks. Das verleitet auch zu doofen Projekten ...

Ein Lighthouse-Projekt zu starten ist eine Sache von wenigen Klicks. Das verleitet auch zu doofen Projekten …

Das beste: Jeder kann ein Projekt erstellen, wie er lustig ist. Er muss dazu lediglich in der Wallet seinen gewünschten Betrag eingeben und dann die Datei verbreiten wo er will. Schauen Sie mal hier: ich habe ein Projekt hineingestellt, dass ich einen hasserfüllten Artikel über Ripple schreibe, wenn ich 0,005 Bitcoin bekomme. Sie können die Datei herunterladen und in der Lighthouse-Wallet einen kleinen Betrag pledgen.

Anschließend müsse Sie mir leider die Datei zukommen lassen, damit ich sie wieder in der Wallet einlese. Am besten per Mail an christoph.bergmann@mailbox.org schicken. Man kann ein Projekt auch auf dem Server von Lighthouse hosten, wozu man es per Email an die Betreiber schicken muss. In dem Fall kann man es wohl auch unterstützen, ohne die Datei zurückzusenden, und man hat ein Problem, das mein Ripple-Hass-Artikel-Crowdfunding-Projekt hat: Die Unterstützer sehen nicht, wieviel bereits gespendet wurde. Es kann also passieren, dass zu viel gespendet wird, was dann nicht an mich, sondern als Gebühr an die Miner geht.

Aber was soll’s. Wer unter meinen Lesern Lust hat, selbst ein Crowdfunding-Projekt zu starten, schickt mir bitte als E-Mail eine Projektdatei. Ich werde sie dann nach vollkommen subjektiven Maßstäben bewerten und auf dem Blog vorstellen. Denn das ist vielleicht das beste an Lighthouse: Man muss keine Crowdfunding-Plattform betreiben, um eine Gallerie für Crowdfunding-Projekte vorzustellen.

 

 

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11 Kommentare zu Lighthouse: Crowdfunding als Open-Source-Software

  1. Nichtspender // 22. Januar 2015 um 15:54 // Antworten

    So gerne ich ja Ihren Ripple-Hassartikel lesen würde, so stelle ich dennoch die grundsätzliche Idee des Spendens mit Bitcoins und des Crowdfundings in Frage.

    Für mich ist es kein wirtschaftlicher Erfolg, wenn ab sofort jeder Bitcoin-Spenden annimmt. Das sagt nichts über die Qualität des Bitcoins aus, dass man ihn gerne umsonst nimmt. Umsonst nehme ich auch Simbabwe Dollar oder argentinische Pesos, auch wenn ich mir die niemals als Geldanlage kaufen würde.

    Wieso wird das als Erfolg verkauft, dass man sein Geld (gegen Transaktions-Gebühren?) an andere abgeben darf???

    Die “Spenden” werden üblicherweise sofort umgetauscht, was zu einem fallenden Kurs führt. Deswegen halte ich es für grundverkehrt in Bitcoin zu spenden oder zu damit einzukaufen, solange man noch schlechtes Geld wie Euro zur Verfügung hat. Immer erst weg mit dem schlechten Geld, das gute Geld bewahrt man auf für irgendwann, wenn man es wirklich braucht. Wer seine Bitcoins zu leichtfertig ausgibt oder spendet, der hat nichts von Wirtschaft verstanden. Er wird es später wahrscheinlich bereuen, so wie die Pizza für 10.000 BTC. Bitcoins sind das Wertvollste, was es überhaupt gibt. So etwas verschwendet man nicht sinnlos.

    Außerdem gibt es kein ROI, d.h. wenn Sie Ihren Artikel später für 50.000 Euro verkaufen, dann sind diejenigen, die (auch noch anonym) ihre Bitcoins gespendet haben die Zahl-Deppen. Es ist in etwa so wie mit dem Organspenden. Der Arzt verkauft deren Organe für Millionen und die Spender haben gar nichts davon, außer dass sie vielleicht aus Versehen (oder absichtlich) gehirntot diagnostiziert werden, aber nur ein vorübergehende Koma erleiden. Wenn man wenigstens etwas dafür (zu Lebzeiten) bekommen würde, dass man Organspender ist.

    Also eigentlich eine völlig sinnlose Sache diese Lighthouse-App. Kurz gesagt, wer seine Bitcoins spendet, der kann auch gleich seine Goldbarren aus dem Fenster werfen, hirnrissig ist beides.

    Soll aber keine Kritik an Ihrer Arbeit sein, die halte ich an sich schon für wertvoll. Nur es werden ja sicher viele Betrüger auf der Spendenwelle mitschwimmen und Bitcoins schnorren (jammer, jammer), dafür aber rein gar nichts liefern. Die echten Bedürftigen bleiben wie immer auf der Strecke. Deswegen – dagegen!

    • Vielen Dank! Toll, so eine ausführliche Meinung zu hören. Mal schauen, ob ich den Ripple-Hass-Artikel auch so schreibe 🙂 (sollte ja nur ein Exempel sein, und was blöderes ist mir spontan nicht einfallen, daher auch der superniedrige Gesamtbetrag)

      • Nichtspender // 22. Januar 2015 um 16:53 //

        Ich weiß ja, es ging Ihnen in erster Linie um das Smart-Contracting, d.h. die dahinterstehende Technologie. Das finde ich schon interessant, auch wenn ich lügen müsste, dass ich es wirklich verstehe.

        Also wenn das mit dem Ripple-Hass-Artikel ernst gemeint war, nur zu. Hier 0.005 auf gute alte Art:
        f0270b56814afa2b75e09b1713e90a259097f8b603b0a69172651181aaecf26d

    • Es soll ja auch Menschen geben, denen geht Gemeinwohl vor wirtschaftlichem Erfolg. Mal sehen, was sich am Ende durchsetzt… Der Kapitalismus ist nicht umsonst kurz nach dem Zusammenbruch…

      • Ja, aber nicht bei Goldsuchern.

      • Nichtspender // 23. Januar 2015 um 23:36 //

        Ääähem… ich habe gar nicht gegen das Spenden an sich. Solange es in schlechtem Geld geschieht, damit meine ich das Euro-Klopapier.

        Ich bin nur gegen das Spenden in Bitcoin aus den genannten 2 Gründen, weil es den Kurs drückt und weil es Betrüger anlockt. Nur Kapitalismus und Gier kann den Bitcoinkurs nach oben bringen, zuviel Altruismus schadet dem Bitcoin.

    • Der Kapitalismus bzw. Marktwirtschaft wie wir sie aktuell haben, läuft an vielen Stellen mittlerweile Limit und der Konsum an einem Maximum angekommen. Schon heute kann man feststellen, dass es wesentlich mehr Angebot als Nachfrage gibt, man als Konsument mit Produkten zugeballert wird und sich diese große Produktvielfalt nur noch durch niedrige immer weiter sinkende Preise erhalten lässt. Die Zeiten von Wachstumsraten >2% dürften wohl vorbei sein und wir uns an Wachstumsraten zwischen 0 und 2% anfreunden müssen.
      Ganz zu schweigen von den vielen benötigten Ressourcen, welche dieser Wachstums- und Konsumzwang mit sich bringt.

      Aus diesem Umfeld heraus entsteht ein zunehmendes Bestreben nach Alternativen wie Gemeinwohlökonomie, Ressourcenteilung, Crowdfunding, usw. und in diese Richtung passt diese neue Applikation in Verbindung mit Bitcoin sehr gut, weil Bitcoin diese Art von Crowdfunding überhaupt erst möglich macht, was mit den Simbabwe-Dollar eben nicht möglich wäre.
      Doch wie es bei jedem neuen Trend ist, ist nicht Alles wo Ressourcenteilung oder Crowdfunding draufsteht auch soetwas drin, sowie auch nicht jede Bitcoinapplikation den dezentralen revolutionrären Geist des Bitcoin in sich trägt.

      Die Zukunft gehört meiner Meinung nach dem Crowfunding, hierbei jedoch dem “echten” Crowfunding, d.h. exklusive Crowdinvesting oder Crowdlending, sondern eine Spenden oder in Verbindung kleinen Dankeschön oder Produktvorbestellungen.
      http://de.statista.com/statistik/daten/studie/252385/umfrage/volumen-des-durch-crowd-funding-eingesammelten-kapitals-in-deutschland/

      • Nichtspender // 24. Januar 2015 um 0:12 //

        Crowdfunding und Spenden kann man ja mit schlechtem Geld machen. Der Euro ist bald eh nichts mehr wert, 10% Wertverlust und mehr in einer Woche sag ich nur.

        Man wirft ja auch nicht dem Bettler um die Ecke Goldmünzen und Diamanten in den Hut. Nein, da nimmt man auch die angelaufenen Münzen, die sich mal wieder angesammelt haben.

        Der Bitcoin ist eigentlich viel zu wertvoll für so linke Experimente, die sowieso immer in die Hose gehen.

    • “… dass man ihn gerne umsonst nimmt.”
      Pledges sind keine Spenden! Man bekommt eine Gegenleistung dafür!
      Also Waren oder Dienstleistungen, genau wie bei Idiegogo oder Kickstarter!
      Man zahlt halt nur per Vorkasse.
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      Crowdfunding-Plattformen auf Blockchain-Basis sind ein elementarer Schritt, den Fiat-Banken das Handwerk zu legen!
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      Eines der beiden klassischen Aufgabengebiete von Banken – Zahlungsdienstleistung – hat mit dem Bitcoin Konkurrenz bekommen.
      Das zweite klassische Aufgabengebiet – Kreditgeschäft – wird, so hoffe ich, mehr und mehr durch Crowdfunding abgelöst.

      Heute denken die Leute noch, es sei erstrebenswert durch Zocken mit Cryptowährungen mehr Fiat-Geld zu generieren.
      Spätestens nach einer vollständigen Entwertung von Fiat oder Enteignung des eigenen Vermögens werden sich die Menschen vielleicht mal mit dem Geldsystem auseinandersetzen und begreifen, WARUM es genau umgekehrt richtig ist.

      Ach wie schön wär’ doch die Welt, wenn sich nicht irgendwelche selbsternannten “Elitemenschen” das Recht herausnehmen würden, die Geldmenge nach Belieben zu beeinflussen. Dass das für die übrigen 99% schlecht ausgeht, müsste eigentlich seit der letzten EZB-Entscheidung jedem Europäer klar geworden sein. Dies ist aber scheinbar nicht der Fall!

      Also halten wir unsere Cryptos zusammen und warten auf den Zusammenbruch von Fiat?
      Ich finde das keine gute Idee.
      Cryptos müssen sich erst in den Köpfen der Menschen als das “gute” Tauschmittel durchsetzen. Und das passiert erst dann, wenn sie begreifen, WARUM Fiat das “schlechte” Tauschmittel ist.

      Dort sollten alle diejenigen, die es schon begriffen haben, ansetzen und Aufklärungsarbeit betreiben. Und in dieser Zeit dürfen sich die Blockchainanwendungen ruhig noch weiter vervielfältigen!

  2. Sehr guter Artikel, aber ich stimme damit überein, dass solange die Wertschöpfungskette in FIAT definiert ist und der Supermarkt keine Steine nimmt, ist der Anwendung limitiert.
    Jedoch kann man z.B. kleine Aufgaben und Internetangebote damit einfacher realisieren.

    Gerade der Bitcoin Trader kann sein Bitcoin Trading und damit seine Bitcoin Bots darauf abstimmen und so entwickeln lassen.

  3. Werner Müller // 23. Januar 2015 um 20:35 // Antworten

    Glücklicherweise gibt es ein größeres Angebot als Nachfrage. Das ist das Schöne an einer sozialen Marktwirtschaft. Herrlich für uns Konsumenten. Was ist Konsumzwang ? Wer zwingt Sie zu konsumieren ?

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