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Was will die Finanzindustrie vom Bitcoin?

Nasdaq, die BNP Paribas, Barclays, Deloitte – in der vergangenen Woche haben gleich mehrere Schwergewichte der globalen Finanzindustrie bekundet, Bitcoin anzuwenden. Was genau wollen die Finanzinstitute von der Kryptowährung?

Wer nicht am Ball bleibt, verliert, und Unternehmen, die Innovationen verschlafen, gehen auf globalen Märkten unter. Banken und Finanzdienstleister, die nicht nur im globalen Wettbewerb stehen, sondern auch unter immer striktere Regulierungen, immer seltsamere Zinsvorgaben und einer immer schwächeren Legitimität bei den Bürgern leiden, stehen unter einem besonderen Innovationsdruck. Die Zeit, in der eine Bank einfach nur Geld annahm und überwies und sich darauf ausruhen konnte, sind vorbei.

Um sich im globalen Wettbewerb abzuheben und sich präventiv gegen die herausdämmernde Fintech-Branche zu behaupten, greifen Banken oft nach jedem technologischen Strohhalm, der ihnen das Überleben sichern kann. Für viele Banken und andere Finanzhäuser heißt dieser Strohhalm derzeit Bitcoin. Laut einer Umfrage unter rund 100 Bankern beschäftigen sich die Firmen von 47 Prozent der Mitarbeitern bereits mit der Blockchain, die hinter dem Bitcoin steht.

Die BNP Paribas

Am einfachsten dürfte die Lage bei der BNP Paribas sein: Die International Business Times schreibt unter dem Titel „The French Bitcoin revolution“ unter Berufung auf eine Quelle bei der BNP Paribas, dass die größte Bank Frankreichs den Bitcoin in einen ihrer Währungsfonds integrieren will. Dies werde man in einigen Wochen bekanntgeben. Die Beta-Tests seien schon abgeschlossen. Eine offizielle Stellungnahme wollte die Bank jedoch nicht abgeben.

Darüber hinaus scheint die BNP Paribas ein Interesse daran zu haben, „Bitcoin Technologie“ im Aktienhandel einzusetzen. Der Analyst Johann Palychata sagte, dies könnte ganze Teile der Branche redundant machen. Die Blockchain sei, so Palychata im Unternehmensmagazin Quintessence, ebenso transformativ wie die Dampfmaschine. In der Quintessence erschien bereits zuvor ein Artikel, der das große Potenzial des Bitcoins bzw. der Blockchain anpreißt.

Die NASDAQ

Die größte Börse der Welt hat schon vor einiger Zeit bekanntgegeben, dass sie die Blockchain nutzen möchte, um die Wertpapiere auf einem ihrer Marktplätze zu verwalten. Nun hat die Börse erklärt, dass man mit dem Modell bereits im vierten Quartal 2015 „live“ gehen werde. Damit würde die NASDAQ zur ersten Börse der Welt, die Blockchain-Technologie nutzt. Dies sei, so ein Sprecher von NASDAQ, ein wichtiger Schritt für die Wall Street, da durch die Blockchain der Handel mit allen Arten von Wertpapieren dramatisch beschleunigt und vereinfacht werde. NASDAQ arbeitet dabei mit dem Dienstleister Chain zusammen, der die technische Infrastruktur für Assets auf der Blockchain bereitstellt.

Aktienhandel durch die Blockchain?

Der Handel von „Assets“ aller Art über die Blockchain scheint eines jener Themen zu sein, in welchem der Bitcoin nicht als riskante Anlage oder legalistisch grauzoniges Geld empfunden wird, sondern als eine neue Technik zum effizienteren Verwalten einer Datenbank. Dies macht es für Banken natürlich erheblich einfacher, sich auf den Bitcoin einzulassen, da sie keine regulatorischen Probleme befürchten müssen.

Die Idee, die derzeit die Wall Street und wohl auch einige europäische Banken bewegt: Man nehme die Blockchain als eine irreversible, globale, dezentrale, sichere Datenbank, um dem bisherigen Kuddelmuddel im Aktienkauf, wo sich Broker, Custodian und Clearinghouse zwischen Käufer und Verkäufer pressen, ein Ende zu bereiten. Die Probleme, wie man eine Aktie sicher verwahrt, wie man ihre Übertragung sichert und wie man sie vor Double-Spends schützt, könnten durch einen schnöden Eintrag in der Blockchain gelöst werden.

Zahlreiche Startups und dezentrale Systeme, wie Counterparty, Open Assets, Colored Coins, Mastercoin, Factum, Chain oder das erst vor kurzem mit Investmentkapital unterstützte Symbiont entwickeln die Infrastruktur für dieses Ziel. Sie sollen neben der Handelsplattform zum einzigen Mittelsmann zwischen Käufer und Verkäufer werden, indem sie eine Lösung bereitstellen, um verifizierbare Daten in der Blockchain zu speichern.

Barclays

Laut dem britischen Marketingmagazine hat Barclays mit der schwedischen Wechselstube Safaello einen „proof-of-concept“ entwickelt. Um was es dabei genau geht, wird leider nicht verraten. Andeutungen aus dem Artikel gehen aber in die Richtung, mithilfe der Bitcoin-Blockchain Transaktionen, etwa im Settlement zwischen Banken oder Filialen, zu beschleunigen und zu sichern. Aber dies sind noch Spekulationen.

Société Générale

Diese große französische Bank hat vor wenigen Tagen ein Stellenangebot herausgegeben, in welchem sie für den Standort London einen „IT Developer on Bitcoin, Blockchains & Crypto-Currencies M/F“ sucht. Dieser solle in mehreren Sprachen programmieren, Proof-of-Concepts entwickeln, mit statistischen Tools die Entwicklung der Kryptowährungen beobachten und andere Mitarbeiter trainieren. Was genau der Plan ist, verrät die Stellenanzeige nicht.

Deloitte

Deloitte ist genau genommen keine Finanzinstitution, sondern eine der größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt. Die Firma hat bereits in mehreren Publikation eine sanft-stürmische Begeisterung für den Bitcoin ausgedrückt und auch schon einen Report geschrieben, in dem sie Regierungen empfiehlt, durch Zentralbanken eine Kryptowährung herauszugeben. In Australien hat sie sich nun der Australian Digital Currency Commerce Association angeschlossen, um gemeinsam Richtlinien für Best-Practice und Accounting für die Branche der virtuellen Währungen zu entwickeln. Das mag ein kleiner Schritt sein – aber es ist auch ein Bekenntnis einer der einflussreichsten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt: Der Bitcoin ist da, und wenn wir ein Geschäft damit machen können, dann werden wir es machen.

Über Markus Städler (23 Artikel)
Ist freier Journalist und Autor. Er beschäftigt sich überwiegend mit technologischen und wirtschaftlichen Themen. Seit er Ende 2013 den Bitcoin kennengelernt hat, ist die Kryptowährung sein absolutes Lieblingsthema geworden.

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