Newsticker

Russland und Iran wollen gemeinsame Plattform für CBDC und Token schaffen

Wüste im Iran. Bild ohne tieferen inhaltlichen Bezug zum Artikel ausgewählt. Fotografiert von Jeanne Menjoulet, geteilt via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Unter dem Druck der Finanzsanktionen weichen Russland und der Iran im Handel auf nationale Währungen aus. Die großen Probleme, die dies mit sich bringt, wollen die beiden Länder mit der Tokenisierung staatlicher Währungen und Finanzinstrumente mildern.

Russland und der Iran arbeiten angeblich zusammen an einer Plattform für digitale Währungen, CBDC, sowie Token.

Dies berichtet die russische Zeitung „Izvestia“ unter Berufung auf den Handelsattaché der iranischen Botschaft in Russland, Rahimi Mohsen.

Dem Handelsattaché zufolge arbeiten Iran und Russland daran, „neue Berechnungsmethoden“ einzuführen, darunter digitale Zentralbankswährungen (CBDC) sowie digitale Finanzinstrumente (Digital Financial Asset, DFA).

DFA sind eine spezielle regulatorische Konstruktion in Russland, über die es Unternehmen möglich ist, Finanzinstrumente zu digitalisieren, ob mit oder ohne Blockchain. So hat schon Ende 2022 das Fintech-Unternehmen Lighthouse eine Schuldverschreibung in chinesischen Yuan als DFA herausgegeben.

Mit Hilfe ihrer Zusammenarbeit wollen der Iran und Russland nun den Handel zwischen den beiden Staaten vereinfachen und die Auswirkungen von Sanktionen abmildern. Beide Länder sind seit vielen Jahren das Objekt von westlichen Finanzsanktionen; seitdem Russland die Ukraine überfallen hat und dabei vom Iran unterstützt wird, wurden die Sanktionen noch verschärft.

Schon heute sind die beiden Länder gezwungen, den bilateralen Handel mit nationalen Währungen zu begleichen, da Zahlungen in Euro oder Dollar unmöglich sind. Dabei aber treten verschiedene Probleme auf, beispielsweise die „Diskrepanz zwischen dem Marktkurs im Iran und dem staatlichen Kurs“.

Tatsächlich sind die Wechselkurse im Iran sehr verwirrend. Es gibt drei Kurse: Den offiziellen Kurs der Zentralbank, den NIMA-Kurs für Importeure und Exporteure, sowie den Preis auf dem freien Markt. Diese Preise schwanken in letzter Zeit dramatisch.

Während die offiziellen Kurse bei rund 40.000 Iranischen Rial je Dollar liegen, bezahlt man auf dem freien Markt wohl bereits mehr als 60.000 Rial. Die NIMA-Kurse sind traditionell noch ungünstiger als die offiziellen und werden von Importeuren nur bezahlt, weil sie es müssen.

Wegen der strengen Regulierung und den verwirrenden Kursen ist der private Dollar-Handel im Iran mittlerweile fast komplett in den Underground abgewandert. Laut Berichten wurden dort im März Rekord-Preise von 600.000 Rial je Dollar erzielt, was auf eine mittlerweile chronisch gewordene Dollar-Knappheit hindeutet. Dass diese Umstände die Bilanzierung von Importen und Exporten erschweren, versteht sich von selbst.

Digitale Währungen und DFAs sollen nach der Vorstellung von Russland und dem Iran diese Probleme lösen. Wie genau, bleibt aber unbekannt, eventuell durch Schuldverschreibungen, die in Fremdwährungen notiert werden, oder Bindungen an Gold. Womöglich hofft Russland, einen digitalen Rubel im grenzübergreifenden Zahlungsverkehr zu etablieren, um sich so der leidigen Wechselkurse zu entledigen.

Weder für Russland noch den Iran wäre ein solches Projekt die erste Ankündigung oder der erste Versuch, digitale Währungen zu schaffen. Der Iran hat schon vor Jahren eine goldgedeckte CBDC angekündigt, während Russland schon lange einen digitalen Rubel plant. Jedoch sind auch mehrere Jahre nach dem Beginn des russischen Massenmords in der Ukraine und den anhaltenden, immer weiter verschärften Finanzsanktionen gegen die beiden Länder noch immer keine Fortschritte erkennbar.

Die Ankündigung des iranischen Handelsattachés zeigt in diesem Kontext vor allem, dass die Finanzaktionen die beiden Länder trotz der „Dedollarisierung“ ihres bilateralen Handels schmerzen. Es ist möglich, im internationalen Handel auf den Dollar zu verzichten – aber es hat einen Preis.


Entdecke mehr von BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Über Christoph Bergmann (2819 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

3 Kommentare zu Russland und Iran wollen gemeinsame Plattform für CBDC und Token schaffen

  1. Russland will gemeinsam mit den BRICS Staaten schon länger eine Dollaralternative schaffen. Den Dollar ersetzt man aber nicht einfach mal so. Allein die Einführung des EUR hat viele, viele Jahre Vorarbeit – und Abgabe von finanzieller Macht – bedeutet. Wer hier erinnert sich noch an den ECU, den es lange vor dem EUR gab.
    Die BRICS Mitglieder haben deutlich unterschiedlichere nationale Interessen als EU-Mitglieder. Einfacher wäre es für BRICS eigentlich eine Währung zum Standard zu machen, auf die keins Ihrer Mitglieder nennenswerten politischen Einfluss hätte, wie z.B. eine dezentrale Kryptowährung (wie Bitcoin).

    Aber vielleicht ist es gut, dass Russland, Brasilien, Indien, China, … sich mit diesem Schritt der Machtabgabe so schwer tun.
    In dem Moment wo diese BRICS Entscheidung fallen würde, würde als Gegenreaktion Krypto in westlichen Ländern sicher hart verboten werden.
    So tun sich beide Seiten schwer, aber verbieten es nicht ganz, weil es dem gegnerischen Kollektiv schadet.

    Trotzdem wäre meine weit in der Zukunft liegende – und daher sicher sehr unsichere – Prognose, dass die BRICS Staaten diesen Schritt zuerst gehen werden.

  2. Was unser herrschendes Geldsystem den amerikanischen Petrodollar angeht sind wir scheinbar allmählich in einem Umbruch – bei der letzten Schulden-
    Explosion die alle ca. 80- 100 Jahre in unserem Zinseszinssystem stattfand gab es einen winzigen Versuch durch eine Privatunternehmer eine knappe Währung einzuführen, welche solange Erfolg hatte bis die Zentralbanken diese verboten (Gesell, Österreich). Die jetzige Chance unabhängig von Interessen der Grossmächte – hier meine ich nicht Staaten sondern die Privateigentümer der Zentralbanken auf eine faire Geldbasis zurückzuholen ist Bitcoin. Dabei muss man nicht unbedingt den Erzählungen der ‚think tanks‘ folgen um zu verstehen das monetäre Gerechtigkeit für alle von Vorteil ist. Egal auf welcher Seite man sich gerade politisch gesehen befindet. In der Tat gab es einen ähnlichen Zustand in der „Brakteaten Zeit“ – Geld wird genau dann nicht gehortet wenn sein Wert relativ zur Zeit ist. Der Anstieg des Bitcoin Werts wird daher parallel mit der Inflation einhergehend erst dann verstanden werden, wenn man erkennt, das Fiat Geld stärker verfällt als der Bitcoin – so die allgemeine Annahme. Ob es wirklich so kommen wird wissen wir nicht. Die Chancen stehen aber nicht schlecht dass mit jedem neuen Halving mit jedem neuen digitalen Bitcoin die virtuellen Werte der Derivatehandel an den Börsen, die einem Glücksspiel gleichen und heute noch dem Markt und damit den Menschen das Geld entziehen zu einem lang erhofften Ende kämen. Ein Ende des Zinseszins wie es in allen Weltreligionen seit jeher angemahnt wurde käme damit zu seiner Verwirklichung.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen