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Ex-Direktor der US-Münzprägeanstalt: Wenn Flüchtlinge Bitcoin nutzen würden …

Edmund Moy ist der ehemalige Direktor der United States Mint, der für die Prägung von Dollar verantwortlichen Behörde. Der 58-Jährige gibt sich schon länger als Fan der virtuellen Währung. Gestern hat er getwittert: “Deutschland beginnt, den Bankenzugang für Flüchtlinge zu erleichtert. Hilfreich, aber es wäre unnötig, wenn diese Leute Bitcoin benutzen würden.” Wirklich?

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, haben wir derzeit eine Flüchtlingsdebatte. Seit ungefähr 1,5 Monaten vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Dutzende von Artikeln zu den Flüchtlingen erscheinen, so, als wäre es etwas ganz Neues, dass einige Länder in der Welt brennen und Menschen vor Gewalt nach Europa fliehen. Mit Edmund Moys tweet hat das Flüchlingsthema nun auch das bitcoinblog.de erreicht.

Hintergrund ist, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gestern ihre Vorschriften zur Eröffnung eines Bankkontos geändert hat. Bisher konnten viele Flüchtlinge kein Bankkonto eröffnen, da ihnen die notwendigen Papiere gefehlt haben. Die Folge war, dass Flüchtlinge Probleme hatten, Gehälter für Arbeit oder Sozialleistungen zu erhalten, da beides in der Regel ein Bankkonto erfordert. Nun sind die Banken verpflichtet, jedes Dokument anzunehmen, das den Briefkopf einer deutschen Ausländerbehörde trägt und Angaben zur Identität (Foto, Name, Geburtsort, Geburtsdatum, Anschrift) enthält.

Bargeld als Einstiegsdroge

Die BaFin erklärt diesen Schritt allerdings nicht mit sozialen Gründen, sondern mit dem Kampf gegen Geldwäsche: Wenn Flüchtlinge kein Bankkonto hätten, drohe die “Entstehung unkontrollierter Bargeldströme”.

Von Edmund Moys Vorschlag, den Flüchtlingen Bitcoins anstatt Bankkonten zu geben, dürfte die BaFin so gesehen nicht viel halten. Die Integration der Flüchtlinge ins bundesdeutsche Wirtschaftssystem ist eher ein sekundäres Ziel. Primäres Ziel ist die Kontrolle. Die BaFin möchte verhindern, dass die Flüchtlinge über Bargeld in die Schattenwirtschaft geraten. Bargeld wird hier also als eine Art “Einstiegsdroge” in die Geldwäsche bzw. den Schwarzmarkt betrachtet.

Dennoch: wie nützlich sind Bitcoins für Flüchtlinge?

Aber, nur mal theoretisch – könnte Moy dennoch recht haben? Könnten Bitcoins anstatt Bargeld für Flüchtlinge nützlich sein? Zum einen haben wohl die meisten Flüchtlinge Smartphones. Dies ist kein Zeichen von Luxus, sondern der oft einzige Wertgegenstand der Flüchtlinge, der ihnen hilft, per skype oder whatsapp mit Verwandten in Kontakt zu bleiben und sich auf der Flucht zu orientieren. Am fehlenden Smartphone bzw. Internet wird die Nutzung von Bitcoins für Flüchtlinge also nicht scheitern.

Aber können Flüchtlinge etwas mit Bitcoins anfangen? An sich schon. Es gibt mittlerweile Dutzende von “Brücken-Dienstleister”, die dafür sorgen, dass man eine Bitcoin-Wallet wie ein vollwertiges Bankkonto benutzen kann.

  • BitWage: Mit BitWage kann man sich sein Gehalt in Bitcoin auszahlen lassen. Dazu gibt einem BitWage eine Kontonummer, auf die der Arbeitgeber Geld überweist. BitWage wechselt dieses in Bitcoin und zahlt es an die gewünschte Adresse aus.
  • BitWala: Mit BitWala kann man SEPA-Zahlungen durch Bitcoin anweisen. Man gibt einfach die gewünschte SEPA ein und überweist den entsprechenden Betrag in Bitcoin an BitWala.

Mit diesen beiden Dienstleistern kann Bitcoin also ein Bankkonto vollständig ersetzen. Selbstverständlich fallen dabei ein paar Gebühren an. Eine weitere Möglichkeit, Bitcoins zu benutzen, ist es, sich mit Bitcoins eine Prepaid-Kreditkarte aufzuladen. Dazu gibt es verschiedene Anbieter. Bei all dem sollte man aber bedenken, dass der Bitcoin deutlich volatiler ist als der Euro. Das Geld wird damit dem Risiko von Kursschwankungen ausgesetzt.

Etwas komplizierter wird es, wenn die Flüchtlinge Geld an ihre Verwandten zuhause senden. Der Bitcoin-Remittance ist kein Problem, wenn das Empfangsland Vietnam, China, Mexiko, Argentinien, Brasilien, die USA oder die Philippinen ist. Die Länder, aus denen Leute nach Deutschland flüchten – Syrien, Serbien, Eritrea, Afghanistan, Irak – werden allerdings vom Bitcoin-Remittance kaum abgedeckt. Eventuell lohnt es sich, über eine Bitcoin-Prepaid-Kreditkarte oder BitWala andere Dienstleister zu benutzen. Teurer als eine Banküberweisung wird es kaum sein.

Über Rudi Seifert (35 Artikel)
Ist seit mehreren Jahren ein Bitcoin-Fan. Der Student hat das Mining mittlerweile zwar an den Nagel gehängt, aber seit einigen Monaten dafür die Feder in die Hand genommen. Für unser Magazin schreibt er meistens über aktuelle News.

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