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Bosch: Bitcoin als Taschengeld für Geräte

Intelligente Sensoren, die Daten verkaufen: Bosch-Parkhaus in Stuttgart am Flughafen. Bild von Mike Haller via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Das Internet-of-Things Lab von Bosch bloggt über den Bitcoin. Zwei PhD-Studenten haben sich einen 21 Bitcoin Computer bestellt und beginnen, mit ihm zu experimentieren. Für Bosch ist der 21 Bitcoin Computer das optimale Mittel, um Geräten ein Taschengeld zu geben, mit dem sie andere Geräte bezahlen könne, etwa um Daten zu erhalten.

Während die Finanzwelt derzeit auf “Bitcoin, die Technologie” abfährt und am liebsten die Kryptowährung außen vor lassen würde, begeistert sich Bosch zunehmend für “Bitcoin, die Währung”. Der Technologie-Mischkonzern mit einem Jahresumsatz von knapp 50 Milliarden Euro betreibt seit 2012 gemeinsam mit der ETH Zürich ein Internet-of-Things-Lab an der Universität St. Gallen. In diesem widmen sich mehrere Forscher unbeeinflusst vom täglichen Wirtschaften des Konzerns der Erforschung von Anwendungen des Internet-of-Things (IoT, zu Deutsch: Internet der Dinge) und der Geschäftsmodelle, die dasselbe mit sich bringen wird.

Über eines davon schrieb Markus Weinberger, Direktor des Labs, auf dem hauseigenen Blog bereits im Juni dieses Jahres. Unter dem Titel “Bitcoin: Ermöglicher des Internet of Things” (“enabler”) beschrieb er, wie mit dem Internet verbundene Geräte die erzeugten Daten gegen Bitcoins verkaufen können. In einem Beitrag vom 11. Dezember berichtet er nun darüber, welche Rolle der 21 Bitcoin Computer darin spielt, die Vision eines Internets, in welchem Geräte Daten verkaufen, wahrwerden zu lassen.

“Seitdem [der 21 Bitcoin Computer angekündigt wurde] warten unsere PhD-Studenten Dominic und Thomas ungeduldig auf die Ankunft unseres ersten 21 Bitcoin Computers. Vor kurzem haben sie zumindest eine kleine Erleichterung bekommen: Wir erhielten einen Fernzugang zu einem Gerät, das in den Büros von 21.co in San Franzisko steht. Also können wir jetzt aus erster Hand – wenn auch über die Fernbedingung – Erfahrungen mit dem Gerät (das die neue Internet / IoT Welt ist) machen.”

Weinberger erklärt, weshalb Projekte wie der 21 Bitcoin Computer so wichtig für Bosch sein können. Der Konzern arbeitet an zahlreichen IoT-Geräten und ist der führende Lieferant von microelectromechanischen Sensoren. “Viele dieser Anwendungen können von Szenarien profitieren, in denen die Geräte Daten von anderen Services und anderen Sensoren bekommen – so wie Heizsysteme, die Wetterdaten ziehen, oder Navigationssysteme, die Parkplatzdaten anfragen.” Wenn dies geschieht, könnte es notwendig werden, dass die Geräte auch für Daten bezahlen. “Dies würde es nötig machen, dass diese Geräte ihr eigenes Taschengeld haben. Und ein 21 Asic Chip bietet zumindest eine Möglichkeiten, wie die Geräte dieses Taschengeld generieren können.”

Das IoT-Lab von Bosch und der ETH Zürich beschäftigt sich bereits seit einiger Zeit mit dem Bitcoin. Der Doktorand Dominik Wörner ist etwa an einer Publikation beteiligt, die skizziert, wie sich durch den Bitcoin das künftige Geschäftsmodell “Sensing-as-a-service” entwickeln könnte. Die Idee ist, dass ein Bezahlmodell sicherstellen soll, dass diejenigen, die Daten produzieren, auch davon profitieren. Ein Beispiel wäre es, dass jemand eine private Wetterstation betreibt. Er kann die Daten nutzen, um sein Haus optimal zu beheizen. Er kann diese Daten aber auch an die Nachbarn verkaufen, die damit ihr Haus ebenso optimal beheizen können, an Firmen, die Wettervorhersagen produzieren, und an Klimaforscher, die mit solchen Daten ihre Simulationen füttern. Um solche Transaktionen durchzuführen, so Wörner und die Mitautoren, benötigt man jedoch ein passendes Zahlungssystem. Der Bitcoin bietet mehrere Vorteile: “Wir haben fünf Kerneigenschaften des Bitcoin-Protokolls identifiziert, die relevant für Sensing-as-a-service-Anwendungen sind: (1) Dezentralität und Offenheit (2) Pseudonyme Identifizierung, (3) geringe Gebühren und wenig Reibung, (4) Scriptfähigkeit und (5) kryptographische Nachprüfbarkeit.”

Denn der Bitcoin ist (derzeit) nicht nur ein funktionierendes System für Micropayment, das keinen Single-Point-of-Failure hat wie Zahlungsdienstleister wie PayPal, sondern er ist auch ein kryptographisches System, das es ermöglicht, Rezipienten von Zahlungen kryptographisch sicher und eindeutig zu identifizieren. Somit könnte eine Nutzung des Bitcoins durch mit dem Internet angeschlossene Geräte den doppelten Zweck erfüllen, sowohl ein Medium der Zahlung als auch der (pseudonymen) Identifizierung zu sein. Der 21 Bitcoin Computer könnte das optimale Instrument werden, um Geräten ein sich automatisch auffüllendes Taschengeld für ihre Shopping-Tour bei anderen Geräten zu verleihen.

Über Christoph Bergmann (2689 Artikel)
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3 Kommentare zu Bosch: Bitcoin als Taschengeld für Geräte

  1. Sehr interessant. Hatte den 21 noch nie verstanden aber so langsam dämmerts mir.

  2. Hallo Christoph,

    sehr guter Artikel, vielen Dank dafür. Ich bin mir nicht sicher ob der Bitcoin das richtige Instrument für Micro-Zahlungen für das Internet of Things ist. Ich halte Neuentwicklungen, die Echtzeitzahlungen ermöglichen, leichtgewichtig sind was die Hardwareanforderungen angeht, sowie gebührenfrei sind, für zielgerichteter. Ich denke hier könnte IOTA eine Lösung sein, welches als spezieller Token für das Internet of Things entwickelt wurde. Übrigens erste Coin ohne klassischen Blockchain (Tangle als Ersatz).

    Viele Grüsse Markus

    • Hallo Markus, ich hoffe, der Bitcoin wird zum Instrument von Micro-Zahlungen. Aber tatsächlich steht das derzeit in Frage, soweit ich weiß, vertraut 21 darauf, dass das Skalierbarkeitsproblem gelöst wird. Ob ein anderer Coin das (besser) kann, hängt wohl davon ab, ob er einen entsprechenden Wert erreichen wird. IOTA kenne ich noc nicht wirklich, klingt aber spannend.

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