Wie Banken vermutlich die Blockchain verwenden werden
Nachdem sich Banken bereits seit einiger Zeit mit der Blockchain beschäftigen, darf man nun erstmals vermuten, wie sie die neue Technologie verwenden werden. Das Startup R3CEV baut die erste Inter-Banken-Blockchain und ein Experte skizziert, wie kommerzielle Blockchains beschaffen sein könnten.
Wie so oft wird der Sache das größte Potenzial zugeschrieben, das die Leute am wenigsten verstehen. In der Banker-Szene gilt es zum Teil als ausgemacht, dass die Blockchain die nächste große Infrastruktur-Innovation der Finanztechnologie wird, obwohl die wenigsten Banker wirklich verstehen, was eine Blockchain macht, noch wie man sie im Finanzwesen einsetzen kann.
Das Startup R3CEV hat die Unterstützung von mehr als 40 Banken weltweit gewonnen, um die Blockchain-Revolution im Namen der Banken umzusetzen. Lange wurde gerätselt, was genau R3CEV plant – eine Schicht auf dem Bitcoin, eine andere Blockchain, eine eigene Blockchain? Nun gibt es erste Berichte, wie das Startup die Aufgabe angehen möchte.
Eine Blockchain ist im Prinzip nicht viel mehr als eine verteilte Buchhaltungssoftware. Die Blockchain erfasst, wer wem was überwiesen hat, verifiziert diese Information, speichert sie irreversibel in einer verteilten Datenbank und macht sie öffentlich nachvollziehbar. Die Blockchain gilt als Revolution in der Finanztechnologie, weil sie es prinzipiell ermöglicht, Transaktionen rund um den Globus beinah in Echtzeit zu bestätigen (was selbst innerhalb Deutschlands gewöhnlich 24 Stunden dauert und bei Kreditkarten Monate). Transaktionen können hier Geldüberweisungen meinen, aber beispielsweise auch den Austausch von Aktien und anderen Wertpapieren. Mit einer Blockchain ließe sich die Sicherheit der Transaktionen deutlich steigern, während die Betriebskosten dramatisch sinken würden.
Darüber hinaus ermöglichen Blockchains sogenannte “Smart Contracts”. Dies sind Verträge, die sich mehr oder weniger selbst ausführen, da sie so ähnlich wie eine Zeitbombe in eine Blockchain einprogrammiert sind, so dass ihre Ausführung unmöglich aufzuhalten ist. Solche Smart Contracts können nach Überzeugung mehrerer Banken den internationalen Handel revolutionieren.
Die bislang einzige wirklich unter Stress getestete Anwendung der Blockchain ist bislang der Bitcoin. Für Banken, die die Blockchain-Technologie ohne den Bitcoin verwenden wollen, stellt sich derzeit die Frage, wie dies technisch machbar ist. Die Bitcoin-Blockchain ist ja gerade deswegen so sicher, weil der Bitcoin so viel wert ist und daher die Miner Anreize haben, mehr Geld in Hardware zu investieren. Ob es technisch möglich ist, eine Blockchain zu nutzen, ohne eine eigene Währung zu erzeugen, ist bislang noch nicht bewiesen.
Mit einer Gruppe von Banken – darunter Barclays, Wells Fargo, Unicredit – hat R3CEV nun die erste Blockchain aufgesetzt. Genutzt hat das Startup dafür Microsofts Azure-Cloud-Service sowie Ethereum. Die teilnehmenden Banken konnten dadurch Transaktionen in Echtzeit rund um die Welt senden. Dabei wurde der Austausch von Werten jedoch nur simuliert, indem die Banken Token, die für Werte stehen, versendet haben. Dieses Experiment ist allerdings nur ein Zwischenschritt und lediglich das erste einer Serie von Projekten, in denen R3CEV mehrere Kandidaten für Blockchains bzw. “distributed ledger” testen möchte.
Gideon Greenspan, Gründer von Coin Sciences und MultiChain, ist jedoch nicht der Meinung, dass sich Ethereum als Blockchain der Banken durchsetzen wird. Der Blockchain-Experte breitet gegenüber der International Business Times seine Theorie über die von Unternehmen genutzte Blockchain auf. Greenspan unterscheidet dabei zwischen einer Blockchain für Transaktionen, wie die des Bitcoins, sowie einer Blockchain für Smart Contracts wie die von Ethereum. Die eine Blockchain ist gut dafür, um Transaktionen zu prozessieren, während die andere Programme onchain ausführen kann.
Greenspan ist der Ansicht, dass auch R3CEV nach Experimenten mit Ethereum auf eine eher an Bitcoin orientierte Blockchain zurückgreifen wird. Er skizziert weiter, dass eine kommerzielle Blockchain wohl aus zwei Schichten bestehen wird, von denen die eine lediglich Transaktionen und die andere Smart Contracts verarbeitet. So könnten die Knoten der Transaktionschain davor bewahrt werden, unter dem hohen Speicher- und Rechenbedarf von Smart Contracts einzuknicken.
Naja, wirklich viel Neues ist dabei auch nicht rausgekommen.
„Dabei wurde der Austausch von Werten jedoch nur simuliert, indem die Banken Token, die für Werte stehen, versendet haben“
Wie bisher vermutet, wollen sie Token einsetzen. Aber:
Für welche Werte? Wo sollen denn diese Werte herkommen? Wer schöpft/“mined“ diese denn?
Es ist und bleibt ein großes Rätsel wie die Banken-Blockchain aussehen könnte. M.E. ist da noch kein Ansatz in der Nähe der Bitcoin-Blockchain erkennbar…