Blockstream kauft Wallet-Provider GreenAddress
Wird GreenAddress zum neuen userfreundlichen Interface der Core-Entwickler? Mit dem Kauf des Wallet-Unternehmens durch Blockstream ist davon auszugehen, dass sich die Zusammenarbeit von Core und GreenAddress weiter verengen wird.
Die Entwicklung von Wallets ist ein essentieller, aber leider chronisch unterfinanzierter Teil der Bitcoin-Wirtschaft. Wallet-Entwickler müssen nicht nur einen Weg finden, kryptographisch sicher Bitcoin zu verwenden, sondern auch ein nutzerfreundliches Interface bilden, das mit dem rasanten Fortschritt der Kryptowährungs-Technologie Schritt halten kann. Dieser schwere Job wird dadurch kaum vereinfacht, dass die Wallet-Entwicklung an sich nicht zu monetarisieren ist. Alle Wallet-Anbieter krebsen daher mit verschiedenen, bisher nur in Ausnahmefällen erfolgreichen, Geschäftsmodellen herum und bleiben in den meisten Fällen von Spenden und freiwilligem Engagement abhängig.
GreenAddress aus Malta machen da bisher keine Ausnahme. Die Multi-Sig-Wallet versucht sich zu finanzieren, indem sie für unbestätigte Transaktionen bürgt und damit prinzipiell ein Bitcoin-Payment in Echtzeit ermöglicht. Mit der Übernahme durch Blockstream lösen sich die Entwickler zumindest kurzfristig von der Abhängigkeit vom Erfolg dieses Geschäftsmodells. “Wir freuen uns, anzukündigen, dass wir GreenAddress gekauft haben, ein führender Entwickler von Walletsoftware mit Sitz in Europa,” schreibt Adam Back auf dem Blog von Blockstream, “GreenAddress hat wiederholt demonstriert, dass sie branchenweit führende Produkte entwickeln können, die Sicherheit, Privatsphäre und Bedienbarkeit priorisieren.”
Mit der “Expertise, der Erfahrung und den Ressourcen von Blockstream,” so Lawrence Nahum von GreenAddress auf dem Blog der Firma, “werden wir weiterhin GreenAddress verbessern.” Geplant sind unter anderem “eine plattformübergreifende Wallet-Library, die die Entwicklung aller Plattformen beschleunigt, verbesserte Privatsphäre und Sicherheit, und, natürlich, die Unterstützung von Sidechains über alle Plattformen hinweg.” Indem Sidechains Eingang in GreenAddress finden, können die User “nicht nur Bitcoin, sondern andere Assets und features, die in den kommenden Monaten und Jahren realisiert werden,” verwalten. Laut Nahum genießen Nutzer bereits die Vorteile der schon länger bestehenden engen Kooperation zwischen GreenAddress und Blockstream: das neue nLock backup feature.
Man kann an dieser Stelle GreenAddress nur gratulieren. Die Wallet-Entwicklung ist ein bisher äußerst untermonetarisierter und vernachlässigter Bereich, der trotz der harten und brillanten Arbeit zahlreicher freiwilliger Entwickler bisher noch weit unter seinem Potenzial bleibt. Mit der Fortentwicklung und dem Einsatz von Bitcoin-Skripten (SegWit, CSV, Lightning), dem Wettrüsten zwischen Wallets und Blockchain-Analysten sowie dem Aufkommen von “Blockchain-Technologien” (Colored Coins, Ethereum) wird diese Herausforderung in Zukunft kaum kleiner werden. Dass mit GreenAddress nun zumindest ein Team von Wallet-Entwicklern vorübergehend finanziell auf festen Beinen steht, kann man daher gar nicht genügend begrüßen.
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