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Brave Browser integriert Bitcoin-Wallet um Publisher zu bezahlen

Der Brave Browser verspricht, schneller, sicherer und diskreter zu sein als alle anderen Browser. Der aktuellste Beta-Release hat zudem eine integrierte Bitcoin-Wallet. Mit dieser kann man einen festgelegten monatlichen Betrag auf die am meisten besuchten Webseiten verteilt. Haben wir damit endlich ein vernünftiges Modell, um den Journalismus ohne Werbung zu finanzieren?

Der Gründer von Brave ist wahrlich kein Unbekannter. Brendan Eich hat mit LiveScript einen Vorläufer des allgegenwärtigen JavaScripts erfunden und war an der Gründung von Firefox und der Mozilla Foundation beteiligt. Im Frühjahr 2014 war Eich für einen Monat Chef der Mozilla Foundation, musste aber zurücktreten, nachdem Kritik an seinem Engagement für erzkonservative Politik in den USA laut wurde.

Seit bald einem Jahr führt Eich nun ein Team von 14 Entwicklern an, die mit dem Browser Brave das Internet verändern sollen. Brave beruht auf der Google-Chrome Engine, ist Open Source, hat einen integrierten Adblocker, der Werbung, Popups und Tracker standardmäßig blockiert, sowie ein automatisches “HTTPS-Everywhere”. Brave soll dadurch schneller, sicherer und diskreter sein als alle anderen Browser.

Der Brave-Browser zeigt an, wieviel Werbung je Seite geblockt wird. Hier am Beispiel der Zeit, die ohne Blocker 23 Ads durch den Kanal jagen würde.

Der Brave-Browser zeigt an, wieviel Werbung je Seite geblockt wird. Hier am Beispiel der Zeit, die ohne Blocker 23 Ads durch den Kanal jagen würde.

Allerdings ist dies für alle, die Addblocker wie ublock verwenden, prinzipiell nichts neues, sondern eher ein Rückschritt in ein prämodulares Zeitalter. Dass ein Browser einen Adblocker und HTTPS-Everywhere standardmäßig integriert, ist eine gute Idee, aber keine Revolution. Sensationeller ist der nächste Schritt, den Brave geht: die Integration von Bitcoin und Payments.

Die aktuellste Beta-Version von Brave hat eine interne Wallet. Brave nutzt dafür die Multisig-Wallet von Bitgo (die den BitFinex-Hack überraschenderweise ohne bemerkenswerte Reputationsverlust überstanden hat) und erlaubt Einzahlungen über eine Bitcoin-Adresse oder via Coinbase über eine Debit- oder Kreditkarte.

Gute Idee: Man kann die Brave-Wallet mit Debit- bzw. Kreditkarten oder einer Bitcoin-Wallet füttern.

Gute Idee: Man kann die Brave-Wallet mit Debit- bzw. Kreditkarten oder einer Bitcoin-Wallet füttern.

Was aber plant Brave mit der Bitcoin-Wallet? Das Payment spielt im Browser eine wichtige, doppelte Rolle. Die eigentliche Idee von Brave ist es, Werbung und Tracker zu blockieren, dafür aber “gute” Werbung aus dem Brave-Werbenetzwerk einzublenden. Die Erträge sollen mit den Usern (und mit Brave) geteilt werden, was Brave zu einem Bitcoin-Faucet in Browserform macht. Und da solche Einnahmen (mehr oder weniger) anonym sein sollen, ist Bitcoin die einzig denkbare Zahlungsmethode, die in Frage kommt.

Während es bereits möglich ist, für jede Seite individuell Brave-Ads anzuwählen, scheint deren Ausstrahlung noch nicht aktiviert zu sein. Was jedoch in der neuen Beta-Version bereits läuft, ist es, ein monatliches Bitcoin-Guthaben an Publisher zu verteilen. Das ganze läuft denkbar einfach ab und sollte eigentlich bei jedem, der vom Online-Publishing lebt, Kopfschmerzen verursachen, da er vor lauter Jubeln so hoch gesprungen ist, dass er sich den Meckel an der Decke angeschlagen hat.

Jede Sekunde, die ein Tab offen ist, zählt. Brave erstellt ein Ranking der meistbesuchten Seiten und zahlt einen vorher eingezahlten Betrag Bitcoins an diese aus.

Jede Sekunde, die ein Tab offen ist, zählt. Brave erstellt ein Ranking der meistbesuchten Seiten und zahlt einen vorher eingezahlten Betrag Bitcoins an diese aus.

Man wählt dazu an, wieviel Euro man im Monat verteilen möchte – etwa 5 – und zahlt dann Bitcoin in diesem Wert auf den Brave-Browser ein. Sobald er eine Einzahlung registriert, zeichnet der Browser auf, wie viel Zeit man auf welchen Seiten verbringt und wieviele Seiten man liest, ranked das ganze und bestimmt, welche Partei wieviel bekommt. Am Ende des Monats sollen diese Beträge dann an die Publisher ausgezahlt werden. Dabei sorgt Brave mit verschiedenen anonymisierenden Technologien laut FAQ dafür, dass die Userdaten nicht mit der IP und den Bitcoin-Adressen verbunden werden.

Auf diese Weise ermöglicht Brave also, dass Publisher trotz Werbeblocker ohne großen Useraufwand an Erträge kommt. Ein spannendes Modell, von dem man hoffen kann, dass es Schule macht. Zumindest gibt es nun keine Ausrede mehr, nicht für Content zu bezahlen. Außer Geiz. Und der ist bekanntlich nicht mehr geil.

Über Christoph Bergmann (2637 Artikel)
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4 Kommentare zu Brave Browser integriert Bitcoin-Wallet um Publisher zu bezahlen

  1. Das Modell find ich super. Wäre Klasse wenn sich das auch bei nicht technikaffinen Branchen im Interent ankommen würde, z.B. Lifestyle, Mode, Schmuck, Kosmetik, Unterhaltung etc.

    Das würde zu einem für ein besseres “User Experience” da man eine Webseite oder Blog endlich mal ohne Werbebanner designen und gestalten kann. Zum anderen würde es für die Verbreitung von Bitcoins sorgen.

    Auf alle Fälle ein spannendes Modell. Fände ich Klasse wenn es sich durchsetzt.

  2. Ich frag mich wie die publisher an ihr Geld kommen? Im Browser selbst konnte ich dazu nichts finden. Muss man eine Tag auf die Seite einbauen oder die Seite irgendwo registrieren?
    Christoph hast Du dazu schon was gefunden?

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