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Schwedische Reichsbank denkt über digitale Krone auf Blockchain-Basis nach

Die Reichsbank von Schweden. Bild von Arild Vågen. Lizenz: Creative Commons

Klar, Geld ist schon lange digital geworden. Dennoch sind die Pläne für eine E-Krone spannend, die die stellvertretende Direktorin der Zentralbank Schwedens in einem Interview vorstellt.

Cecilia Skingsley, die stellvertretende Direktorin der Schwedischen Reichsbank, hat jüngst der Financial Times (FT) ein Interview gegeben. Das Interview über Geld im 21. Jahrhundert steckt leider hinter einer PayWall aus dem 20. Jahrhundert, die viele Informationen von mir will (Telefonnummer, Kreditkartennummer, Job), aber nur wenig Zahlungsoptionen bietet (Kreditkarte, PayPal). Daher habe ich lediglich den Bericht über das Interview gelesen, den der skandinavische Ableger des Business Insider publiziert hat.

Also: Frau Skingsley erzählt, dass die Reichsbank darüber nachdenkt, eine digitale Krone zu erschaffen – die E-Krone -, nachdem die Benutzung von Bargeld in den letzten Jahren deutlich zurückgeganen ist. Die Anzahl von Noten und Scheinen im Umlauf ist seit 2009 um 40 Prozent gesunken, während Online-Shopping und Plastikkarten-Zahlungen deutlich zulegen. Da ist es naheliegend, dass die Zentralbank überlegt, eine digitale Version der Kronen herauszugeben.

Skingsley sagt nun, dass dies “so revolutionär ist wie die Einführung der Papierscheine vor 300 Jahren”. Die schwedische Reichsbank wurde 1660 zur ersten Zentralbank der Welt, die Papiergeld eingeführt hat – warum sollte sie nun nicht auch bei der Einführung von digitalem Geld eine Pionierrolle spielen?

Aber ist das wirklich innovativ? Ist nicht das meiste Geld im Umlauf sowieso schon digital, also nur Bits und Bytes auf Computern und Servern? Ja, ist es. Genauso wie ein Großteil des Geldes vor der Einführung der Papierscheine bereits als Wechsel oder Schuldnotiz “Papier” war. Und genauso wie die Geldscheine damals eine fundamentale Änderungen waren, könnte die Digitalisierung der Schwedischen Krone einen dramatischen Wandel darstellen.

Denn zum einen ist das derzeitige digitale Geld nur eine Art von Spiegelung der echten Krone. Die Geldmenge ist immer noch eine direkte (oder indirekte) Ableitung der verfügbaren Münzen und Scheine. Wenn die Reichsbank nun beginnt, E-Kronen anstatt der Scheine herauszugeben, wird die Geldmenge erstmals durch eine digitale Einheit verankert. “Was bedetet es für die Geldpolitik und die finanzielle Stabilität?” fragt Skingsley daher.

Zum zweiten ist das derzeitige E-Geld eine reichlich aristokratische Veranstaltung. Nur die Banken haben Zugang zu einem E-Geld-System, das von der Zentralbank gesteuert wird. Die von der Schwedischen Reichsbank angepeilte “E-Krone” hingegen würde – erstmals in der Geschichte überhaupt – den Bürgern und Unternehmern und Konsumenten den direkten Zugang zu einem digitalen Geld geben. Bye Bye Mittelsmann.

Hoffnungen, dass die E-Krone bald Wirklichkeit wird, sind allerdings verfrüht. Die Zentralbank stehe “noch in der frühen Phase”, diese Idee zu erkunden und ein Projekt zu starten, um verschiedene Möglichkeiten zu erforschen. Themen wie die Nachverfolgbarkeit, die Auslieferung und die Verzinsung von E-Geld werden noch zu erörtern sein.

Ob dabei wie bei der einzigen weltweit vorhandenen Digitalwährung, dem Bitcoin, auch eine Blockchain zum Einsatz kommt, ist noch ungewiss. Die Blockchain sei, so Skingsley, nur eine von mehreren Technologien, mit denen sich die Reichsbank beschäftige. Aber, immerhin: die Blockchain ist im Gespräch für Schwedens offizielle Währung.

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1 Kommentar zu Schwedische Reichsbank denkt über digitale Krone auf Blockchain-Basis nach

  1. Bedeutet “Bye bye Mittelsmann” auch Bye Bye Zentralbank?

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