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„Viele Kollegen benutzen Gold, um sich vor Unsicherheiten zu schützen. Ich habe mir gedacht, dass Bitcoin dasselbe kann.“

Hendrik Leber (59) ist der Gründer von Acatis, einer Investmentfondsgesellschaft für Vermögensverwalter und Banken. Acatis verwaltet für seine Kunden etwa 3,5 Milliarden Euro – und ist der erste traditionelle Investor weltweit, der Bitcoin in sein Portfolio aufgenommen hat. Leber erzählt im Interview, wie er zu Bitcoin kam und welche Rolle die Kryptowährung im Portfolio einnimmt.

Sie haben kürzlich Bitcoin in den globalen Mischfonds Acatis Datini Valueflex aufgenommen. Wie kamen Sie dazu?

Es gab verschiedene Initiatoren. Zuerst habe ich Carsten Otto von P2P-Labs an der Uni erlebt. Nach seinem Vortrag habe ich zum ersten Mal verstanden, wie Bitcoin und Blockchain funktionieren. Ein zweiter Initiator war Patrick Hable, ein Miteigentümer des Think Tanks 2iQ, mit dem wir zusammenarbeiten. Er hält mich auf dem Laufenden und hat mir schon viel über Bitcoin erzählt.

Aus welchem Grund ist Bitcoin für Sie als Vermögensverwalter interessant?

Viele Kollegen benutzen Gold, um sich vor Unsicherheiten zu schützen. Ich habe mir gedacht, dass Bitcoin dasselbe kann. Er ist begrenzt, wird geschürft, die Notenbanken können nicht darauf zugreifen, er kann über Ländergrenzen transferiert werden. In Zeiten der Unsicherheit und der Manipulierbarkeit der Finanzmärkte ist Bitcoin eine echte Alternative.

Wie ordnen Sie Bitcoin als Teil des Portfolio ein?

Als ein Wirtschaftsgut, von dem ich mir erwarte, dass es in Zeiten von Inflation, Geldentwertung und Enteignung Bestand hat. Also als eine Art finanzieller Katastrophenschutz. Darüber hinaus gibt es eine zunehmende Nachfrage nach Bitcoin-Transaktionen, etwa derzeit in Indien oder von Gastarbeitern, während das Angebot begrenzt bleibt.

Wie ist das Verhältnis von Risiko und Ertrag von Bitcoin als Anlageinstrument?

Das Risiko ist schon sehr hoch. Es gibt die Kursschwankungen, wie man sie von Gold kennt. Dazu kommen technische Risiken, etwa dass die Konzepte hinter Bitcoin aus Gründen, die wir noch nicht kennen, scheitern können, etwa durch Quantenkryptographie. Und natürlich die Risiken von Diebstahl und Manipulation.

Der Ertrag dagegen ist mit einer Null als Basis schon mal besser als auf dem Geldmarktkonto. Wenn ich heute Liquidität parke, habe ich negative Renditen. Aber ich erwarte auch eine Kurssteigerung, weil die Nachfrage nach Bitcoin als Transaktionsmedium steigt, während das Angebot stabil bleibt.

Wie schneidet Bitcoin bisher in Ihrem Fonds ab?

Den ersten Kauf hatten wir am 7. Oktober. Seitdem ist der Kurs um 35,49 Prozent gestiegen. Das hat dem Fonds insgesamt eine Rendite von 1,06 Prozent erbracht. Wir haben mit Bitcoin bereits jetzt ungefähr eine Million Euro Gewinn gemacht. Das ist schon sehr gut und liegt im oberen Fünftel der Qualität unserer Anlagen.

Meinen Sie, dass Ihnen andere institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Versicherungen und Banken folgen werden?

Ich habe mit Kunden, also mit Versicherungen und Banken und so weiter, schon über Bitcoin diskutiert. Die finden das interessant, sind aber noch nicht so weit, einen wirklichen Schritt zu gehen. Manche Kollegen halten wie ich privat kleine Mengen Bitcoins, aber sind noch weit davon entfernt, sie in die professionell verwalteten Fonds zu integrieren. Ich denke, das wird schon kommen, aber es braucht noch Zeit.

Was ich gleichzeitig sehe, ist, dass die Banken bisher die Bedeutung von Blockchain für Transaktionen und den Wertpapierhandel fast komplett ausblenden. Es gibt einige Institute, die sich damit beschäftigen, aber das sind sehr wenige. Wenn mir jemand ein Girokonto in Bitcoin anbieten würde, mit Daueraufträgen, Wertpapieranlagen, Kreditkarte, Geldautomat und so weiter, dann wäre ich sofort dabei.

Sie haben Anteile am Bitcoin Tracker XBT gekauft. Können Sie sich auch vorstellen, als Fonds direkt Bitcoin zu kaufen?

Vorstellen schon, aber wir dürfen es nicht. Bitcoins direkt zu kaufen ist nicht zulässig, da sie nicht in der Liste der Anlageinstrumente aufgeführt sind, die wir wir benutzen dürfen. Es gibt nur sehr wenige Möglichkeiten für Investment-Gesellschaften, in Bitcoin zu investieren. Solange es noch keinen ETF gibt, ist der Bitcoin-Tracker XBT die beste davon.

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4 Kommentare zu „Viele Kollegen benutzen Gold, um sich vor Unsicherheiten zu schützen. Ich habe mir gedacht, dass Bitcoin dasselbe kann.“

  1. Super Interview, vielen Dank!

  2. Danke für das spannende Interview! Kann man irgendwo einsehen, wie viele Zertifikate Bitcoin-Tracker XBT ausgegeben hat?

  3. Dann ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann andere einsteigen. Und soweit ich weiss, versuchen doch einige in Amerika einen Bitcoin ETF herauszugeben.
    Es bleibt spanned in der Bitcoin Welt. Vor allem der Preis wird wohl wieder auf die 1000$ Marke zu gehen.
    Und ich sage euch: Sollte Bitcoin den Goldpreis überholen ( derzeit bei ungefähr 1160$),
    dann werden sehr viele einsteigen. Aber diesmal ohne das es zu einer grossen Blase kommen sollte…

  4. Ich hatte heute schon eine bullishe Grundstimmung, bevor ich den Artikel hier gelesen habe. Jetzt bin ich megabullish.

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