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„Wir streben eine innovationsfreundliche Regulierung an.“

Das deutsch-österreichische Forschungsprojekt BITCRIME empfiehlt den Regierungen, Bitcoins durch Sperrlisten zu regulieren. Die Koordinatorin des deutschen Teilprojekts, die Juristin Dr. Paulina Pesch, erklärt im Interview, weshalb.

Frau Pesch, in den vor kurzem veröffentlichten Handlungsempfehlungen schreiben Sie, dass nicht klar ist, in welchem Ausmaß Bitcoins für kriminelle Zwecke verwendet werden. Sollte man nicht erwarten, dass Sie, nach mehreren Jahren der Forschung, genau das wissen?

Es ist relativ schwer nachzuvollziehen, welche Transaktionen in der Bitcoin-Blockchain kriminellen Zwecke dienen. Wir haben einige Anhaltspunkte, wie etwa die Adressen, die bei Ransomware und anderen Erpressungen angegeben werden, oder die Adressen, auf die Bitcoins nach Börsen-Hacks gesendet werden. Bei BITCRIME haben wir versucht, solche Anhaltspunkte durch empirische Daten zu untermauern, indem wir etwa die Daten von Polizeidiensten ausgewertet oder eine Umfrage unter Nutzern gemacht haben. Dabei hat sich herauskristallisiert, bei welchen Straftaten Bitcoins eingesetzt werden: es ist insbesondere der Drogenhandel im Darknet und die Erpressung durch Ransomware. Die dabei erlangten Bitcoins sind dann typischerweise auch Gegenstand von Geldwäschedelikten.

Eines der Resultate von BITCRIME ist ein Rat, wie man Kryptowährungen regulieren sollte. Was sind für Sie die Ziele der Regulierung?

Regulierung sollte verhindern, dass die Nutzer dieser durchaus innovativen Kryptowährungen nicht in einem Raum operieren, in dem das Recht nicht durchgesetzt wird. Regulierung sollte legale Nutzer davor schützen, ein Opfer von Erpressung zu werden, gewaschene Bitcoins zu erhalten oder auf eine andere Art mit kriminellen Handlungen in Berührung zu kommen.

Ein Verbot von Kryptowährungen lehnen Sie ab. Warum?

Ein Totalverbot würde verhindern, dass man die innovativen Aspekte von solchen Systemen nutzt und ihr Potenzial wie direkte globale Transaktionen oder Smart Contracts verwirklicht. Es würde zudem hart und nicht verhältnismäßig in die Rechte von Nutzer eingreifen und uns direkt in eine Linie mit wenig demokratischen Staaten wie China stellen. International wäre dies wenig anschlussfähig. Wir streben eine innovationsfreundliche Regulierung an.

Eine freiwillige Selbstkontrolle durch den Markt streben Sie aber auch nicht an. Weshalb?

Es gibt Vorschläge zur freiwilligen Selbstkontrolle, worunter Ideen des Whitelistings fallen: dass sich die Nutzer bei Zertifizierungsstellen mit ihren Adressen verifizieren. Allerdings kann man damit nicht präventiv gegen Straftaten vorgehen, da beispielweise ein Erpresser sich nicht registrieren lassen wird, und sein Opfer nicht darauf achtet, ob der Erpresser auf einer Whitelist steht. Das Problem, wenn wir Adressen mit Identitäten verbinden, ist zudem, dass es wegen der Transparenz der Blockchain zu Privacy- Problemen führen kann. Informationen werden in Datenbanken gespeichert, ausgetauscht, und wenn man die Adressen zu Clustern verbindet, bekommt man einen Totaleinblick in die finanziellen Aktivitäten der Nutzer. Das Problem ist weniger, dass die Behörden das bekommen, sondern was passiert, wenn die Daten verloren gehen oder gestohlen werden. Dann haben wir ein extremes Problem. Diese totale Transparenz von Bitcoin haben viele Akteure nicht auf dem Schirm, weil sie meinen, Bitcoin wäre anonym.

Die EU plant derzeit, die herkömmliche Regularien zur Verhinderung von Geldwäsche auf Kryptowährungen zu übertragen. Weshalb sehen Sie auch das eher kritisch?

Die Gründe überlappen sich teilweise mit denen, die wir gegen ein Whitelisting haben. Die klassischen Geldwäscheregularien, die in Zukunft auch für Wallets und Börsen gelten sollen, könnte man mit den Stichworten Identifizieren, Überwachen und Melden beschreiben. Die Unternehmen müssen ihre Kunden kennen, sie müssen es melden, wenn ein Verdacht auf Geldwäsche vorliegt, und den Behörden dann die Informationen zu Transaktionen zukommen lassen. Wir kritisieren das zum einen, weil es nicht effektiv hilft, Kriminalität präventiv zu verhindern. Zum anderen fürchten wir auch hier, dass es den Datenschutz verletzt. Man kann die klassischen Verdachtsmomente der Geldwäsche nicht so einfach auf Bitcoin übertragen. Banken melden es beispielsweise, wenn ein Kunde viele Konten nutzt; bei Bitcoin ist das ja Standard und auch zu empfehlen, eben wegen der totalen Transparenz der Blockchain. Ein weiteres Problem ist, dass sich die Kriminellen vermutlich nicht bei regulierten Börsen registrieren lassen werden, weshalb eine solche Regulierung zwar den anständigen Usern schadet, aber die Kriminellen weitgehend unberührt lässt.

Der Ansatz, den Sie vorschlagen, sind Transaktionssperrlisten. Was spricht dafür?

Die Ideen ist es, die Transaktionen, die in Zusammenhang mit Straftaten stehen, etwa bei der Bezahlung einer digitalen Erpressung, in einer Liste zu markieren und es Intermediären wie Börsen oder Wallets grundsätzlich zu verbieten, Bitcoins aus Transaktionen anzunehmen, die auf dieser Liste stehen. So können wir zudem diese schmutzigen Bitcoins durch die ganze Blockchain verfolgen. Dies ist eine effektive Regulierung, die die Grundrechte am wenigsten belastet.

Müssen sich auch individuelle Nutzer an eine solche Blacklist halten?

Es ist in ihrem Interesse. Wenn ein Nutzer Bitcoins bekommt, die auf einer Sperrliste stehen, kann er sie ja nicht auf Börsen verkaufen. Natürlich kann man nicht verhindern, dass einem solche Bitcoins zugeschickt werden, aber als Händler beispielsweise sollte man in dem Fall keine Ware verschicken. Anders als bei dem Geld auf einer Bank, bei dem gleich das gesamte Konto eingefroren wird, vermischen sich die Transaktionsinputs innerhalb von Bitcoin-Wallets nicht, weshalb es möglich ist, dass der eine Input auf einer Adresse auf der Sperrliste steht, aber der andere nicht. Die User müssen dann natürlich verhindern, dass sich diese Inputs in einer Transaktion vermischen. Wenn eine solche Sperrliste international eingeführt wird – und nur so ergibt sie Sinn – wird sie auch in Wallets integriert werden, um zu verhindern, dass die User saubere und schmutzige Coins vermischen. In BITCRIME wurde erarbeitet, wie das technisch aussehen könnte..

Würden diese Sperrlisten auf für andere Kryptowährungen greifen, die wie Monero ein höheres Maß an Anonymität bieten?

Wir haben uns in BITCRIME auf Kryptowährungen wir Bitcoin konzentriert und Alternativen wie Monero noch nicht erforscht. Manchmal werden wir gewarnt, dass es zu einem Verdrängungseffekt kommen kann, dass also kriminelle Nutzer auf Monero oder andere Alternativen wie Zcash einsteigen. Wir antworten darauf, dass uns das recht ist, weil sich damit legale und illegale Systeme trennen – ein typisches Ziel der Geldwäschebekämpfung. Aber das haben wir noch nicht ausreichend erforscht, weshalb ich dazu nicht mehr sagen kann.

Ok. Wie verhält sich eine Sperrliste, wenn man Mixer benutzt, um seine Bitcoins zu verschleiern, oder sie zur Anonymisierung in andere Kryptowährungen, wie etwa Monero, wechselt und zurückwechselt?

Wenn man an Mixer denkt, wäre es eine spieltheoretische Konsequenz aus der Sperrliste, dass nur noch Coins gemixt werden, die gelistet sind. Legale User würden das ja nicht mehr machen, weil sie damit riskieren, dass sie am Ende mit Coins dastehen, die selbst gelistet sind und von Börsen nicht mehr angenommen werden. Wenn ein Anonymisierungstool wie ein Mixer von keinen Kriminellen benutzt wird, ist es an sich egal, aber die Frage ist, ob der User das weiß. Anders als es die Geldwäscheregulierung der EU besagt, stellt für uns die Nutzung von Anonymisierungstools allein noch keinen Hinweis auf Geldwäsche dar. Das Austrocknen von Mixern steht aber im Einklang mit den im Rahmen der Global conference on countering money laundering and digital currencies erarbeiteten Regulierungsgrundsätzen.

Wenn wir uns den Wechsel in anonyme Altcoins vorstellen, könnte ein präventiver Effekt von Sperrlisten zum Tragen kommen. Denn der schmutzige Bitcoin, den man wechselt, der ist ja immer noch schmutzig, und es muss jemanden geben, der ihn annimmt. Im besten Fall nervt es, im schlechtesten wird man selbst zum Ziel der Strafverfolgung. Unsere Idee ist es, dass, wenn man eine internationale Sperrliste führt, ein schmutziger Bitcoin weniger wert ist als ein sauberer.

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29 Kommentare zu „Wir streben eine innovationsfreundliche Regulierung an.“

  1. Und das soll jemals funktionieren??? Ich denke eher nicht!

  2. Frau Pesch scheint die moderne Version von Don Quijote zu sein. Sehr ehrenhafte Absichten, aber keine Chance Erfolg zu sehen.

    Vielleicht im Jahre 2140. Wenn der letzte Bitcoin geschürft und die Menschheit von AI vernichtet wurde.

  3. dezentralFTWAllesAndereDumm // 26. Januar 2017 um 10:27 // Antworten

    “nicht in einem Raum operieren, in dem das Recht nicht durchgesetzt wird”

    Doch genau in diesen Raum sollen Sie operieren !

  4. Forschung? Bullshit! Daran ist genau nichts neu. Fragt mal Mike Hearn – müsst ihr garnicht, da hat er genug schriftlich im Netz hinterlassen. Und noch mehr wurden die Gründe warum das keine tolle Idee ist bereits dargestellt.

    Leider werden die Staaten sehr wahrscheinlich bei Unternehmen die Daumenschrauben anziehen. Die frühen Nutzer mit primären Interessen im Privatsphäreschutz werden damit in die Illegalität, ggf. in Altcoins, gedrückt und der Markt wird mit neuen Nutzern im Interesse der Unternehmen und Staaten bespielt. Gerade ob letzteres gut klappt steht in Frage.
    Jedenfalls sollte nun jeder Bitcoiner aufpassen wann was gesetzlich durchgesetzt wird und ob damit die eigene Position noch vereinbar ist. Das stärkt in jedem Fall die Gründe für eine Beteiligung in Monero (nein, nicht in Zcash!) und leider auch die Implementation von ColoredCoins für Mixer um die Wertdifferenz mit Gebühren/Vorteilen in ein Anreizsystem einzupreisen.

  5. “Unsere Idee ist es, dass, wenn man eine internationale Sperrliste führt, ein schmutziger Bitcoin weniger wert ist als ein sauberer.”

    Damit entsteht ein Markt für saubere und insbesondere für neue Coins. Quasi ein Geschenk an chinesische Mining Farmen.

    Andererseits hat der Staat ja die Pflicht Geldwäsche auch bei Cryptocoins zu verfolgen und Blacklisting ist da wohl der einzig halbwegs realistische Ansatz. Das wird Geldwäsche und Darknet Geschäfte nicht verhindern können (siehe Monero, xmr.to etc…), aber es würde den “legalen Nutzern” Sicherheit bei Bitcoinzahlungen geben. Letztlich ist das also vermutlich gut für Bitcoin.

  6. Mir stellt sich auch die Frage wer solche Sperrlisten denn erzeugen und pflegen sollte.

  7. Regierungen=Kopf+Tisch // 26. Januar 2017 um 11:13 // Antworten

    Achja und noch was zum Thema:

    “Legale User würden das ja nicht mehr machen, weil sie damit riskieren, dass sie am Ende mit Coins dastehen, die selbst gelistet sind und von Börsen nicht mehr angenommen werden.”

    Dafür gibt es Bitsquare und andere dezentrale Börsen. In dem Sinne richtig nutzloser Müll was dort diskutiert wird. Überall diese super intelligenten studierten Menschen.. Hilfe.

  8. Es ist gut, dass Geldwäsche und schwere Straftaten bekämpft werden, aber das mit den Sperrlisten kann nicht funktionieren. Hier muss man noch etwas mehr forschen.

  9. Jacques Vrohmann // 26. Januar 2017 um 12:58 // Antworten

    Innovationsfreundliche Regulierung. Ein klassisches Oxymoron.

  10. Den Ansatz sehe ich positiv, weil es das Image des Bitcoin weiter aufwertet und Bitcoin nicht mehr als das “Geld” des Kriminellen betrachtet wird.

    Eine Sperrliste liese sich sicherlich realisieren, denn das Bitcoin-Netzwerk zu analysieren stellt kein großes Problem dar.

    Beispiel wie soetwas ablaufen könnte:
    Ein Krimineller erpresst Jemanden ( Ransomware ) und fordert eine Zahlung an eine Adresse X.
    Der betroffene Nutzer kann diese Adresse im Web “anzeigen”, womit die Adresse auf eine “vorläufige” Blacklist kommt. Im zweiten Schritt muss er nun nachweisen, dass es sich um eine Adresse eines Kriminellen handelt und die Adresse wandert auf die “Blacklist”.

    Handelsübliche Wallets sowie Börsen haben diesen Sperrfilter integriert und warnen den Nutzer, wenn ein Betrag aus einer solchen gesperrten Adresse stammt.

    Was daraus tatsächlich folgen könnte ist, dass der Wert des “schmutzigen” Bitcoin deutlich niedriger liegt als der Wert des sauberen Bitcoin.
    Interessant wäre noch zu wissen, was passiert, wenn man solch schmutzigen Bitcoin in die Hände bekommt. Ob diese dann von Behörden wieder “rein” gewaschen werden können?
    Andernfalls würde dies einen zunehmende Anzahl an nicht verwendbaren Bitcoins bedeuten.

    Der Ansatz jedenfalls gefällt mir besser als eine Generalüberwachung und Registrierung an allen Ecken und Enden.

  11. Benjamin Bitcoin // 26. Januar 2017 um 15:34 // Antworten

    Paulina Pesch träumt sicherlich auch vom Weltsozialismus. Eine Regierung sagt was erlaubt ist und alles darunter muss sich unterordnen. Wenn nicht alle mitmachen funktioniert das zum Glück nicht. Wer soll denn bestimmen welche Transaktion erlaubt ist? Etwa China?

    • hehe, anders als die EU dürfte China vielleicht mal die Möglichkeit haben, genau das zu tun 🙂

      • Benjamin Bitcoin // 26. Januar 2017 um 18:38 //

        Dann müsste das Mining aber wirklich zu 100% in China stattfinden, ansonsten kämen immer noch Transaktionen an China vorbei. Oder China müsste die gesamte Bitcoinwelt von einem Hardfork überzeugen. Realistischer wäre dass die Regierung dort einen Chinacoin einführt und alles andere einfach verbietet.

      • @Benjamin Bitcoin
        Das dürfte für China technisch schon heute durchaus machbar sein. Die “Great Firewall” hat bereits Deep Packet Inspection implementiert und könnte somit alle ” von außen eingehenden” Blöcke blockieren. Das würde immer eine Hardfork erzeugen, wenn jemand außerhalb Chinas einen Block mined. Da (deutlich) mehr als 50% der Hashingpower in China angesiedelt ist, dürfte sich immer die Chinesische Blockchain durchsetzen…

  12. Wie soll das funktionieren?
    1. Zum Straftatbestand bedarf es einer Verurteilung. Erst ab diesem Zeitpunkt _könnte_ man einen rechtlichen Rahmen setzen, dass man die Coins auf eine Blacklist setzt. Alles andere ist Willkür. Es gibt ohnehin keine Möglichkeit, eine Transaktion in Echtzeit auf ihre Legalität zu prüfen. Was passiert, wenn diese sofort ausgegeben werden? Hat der legitime Empfänger dann im Nachhinein illegale Coins, obwohl er sie im Voraus geprüft hat?
    2. International gibt es verschiedene Gesetze bezüglich der Legalität bestimmter Handlungen / Waren. Man denke nur an Alkohol, Tabak, Medikamente, Drogen, Glücksspiel, (Sport-)Wetten Pornographie, Prostitution, Waffen. Wer bestimmt welche Coins, die unter Umständen damit in Verbindung stehen, illegal sind? Kann ich mit meinen Coins von einem Sportwettenanbieter in Deutschland bezahlen, in den USA aber nicht?
    3. Die Annahme, dass Mixing nur für illegale Zwecke missbraucht wird, ist nun ja, sehr begrenzt. Angenommen, ich bezahle meine Miete mit Bitcoin, möchte ich nicht, dass mein Vermieter sieht, wie viel ich in meinem Wallet habe und woher ich wie viel bekomme. Auch möchte ich unter Umständen nicht, dass mein Vermieter weiß, welche erotischen Vorlieben ich habe, wenn ich mich auf einer einschlägigen Seite anmelde oder etwas bestelle.

    OK, jetzt habe ich mir das ganze Paper angetan.

    Das Paper wirft sehr viele Begriffe durcheinander… Vor allem Bitcoin und Kryptowährungen an sich werden ständig in einen Topf geworfen und oft davon ausgegangen, dass alle so funktionieren wie Bitcoin.

    Auch gibt der Text an einigen Stellen ein zumindest seltsames Rechtsverständnis wieder:

    “Konkret könnten Miner verpflichtet werden, Transaktionen, die mit kriminellen
    Vorgängen zusammenhängen, zum Beispiel die Transaktion eines Erpressungsopfers,
    nicht in der Blockchain zu verarbeiten.”
    Man bestimmt also für das Opfer, dass es nicht bezahlen darf und im Gegenzug ggf. etwas sehr unangenehmes geschieht? Selbstbestimmung? Mal abgesehen davon, woher soll der Regulierer erfahren, dass eine Zahlung von einem Erpressungsopfer ausgeht?

    “Zu erwägen wäre der Versuch einer Einflussnahme auf die Entwickler der zugrunde liegenden Protokolle, etwa im Rahmen einer internationalen Standardisierung von Blockchain-Technologie.”
    “Standardisierung” nennt man dann einfach mal “innovationsfreundlich”.

    ” Auch ließe sich Einfluss auf das Miner-Verhalten nehmen, indem Mining-Pools oder die Herstellung von Vorprodukten für das Mining reguliert werden. Dem steht der Ansatz nahe, dass sich der Staat unmittelbar als dominierender Miner betätigt.”
    Wie soll das auf internationaler Ebene aussehen, die ja angestrebt wird?

    “Andererseits wäre eine bloß teilweise Entwertung der transferierten Krypto-Coins denkbar. Möglich wäre zunächst eine dem Anteil der in die Transaktion eingehenden inkriminierten Krypto-Coins entsprechende Entwertung (Haircut-Modell).”
    Interessante Rechtsauffassung. Illegal beschaffene Coins können legalisiert werden, wenn man dem Staat eine Steuer berappt. Die Erpressungsopfer und in Umlauf gebrachten Drogen sind dann nicht mehr wichtig.

    “Weil die Regulierungsansätze jeweils mit Eingriffen in die Grundrechte betroffener Akteure verbunden sind, hängt ihre Bewertung zunächst von ihrer Eignung zur Erreichung des prinzipiell legitimen Ziels der Prävention von Straftaten mit virtuellen Währungen ab; darüber hinaus ist erforderlich, dass es keine milderen ebenso effektiven Regulierungsmöglichkeiten gibt, und der Grundrechtseingriff auch verhältnismäßig im engeren Sinne ist.”
    Prävention über Grundrechte. Da nähern wir uns dem Rechtsstaat, in dem die meisten Mining Pools bereits sind.

    “Da eine Aufnahme in die Sperrliste zur Kriminalitätsprävention nur notwendig ist, wenn die erlangten Krypto-Coins beim Täter oder Teilnehmer im Zeitpunkt der Urteilsverkündung nicht abgeschöpft werden können (z.B. weil dieser sie bereits weitertransferiert hat oder sich weigert, die privaten Schlüssel herauszugeben110), ist die Aufnahme in die Sperrliste auf diese Fälle zu beschränken bzw. dem Verfall (nicht dem Verfall von Wertersatz, wenn der Täter später noch auf die Krypto-Coins zugreifen kann) ein gesetzlicher Vorrang einzuräumen.”
    Dieser Satz alleine macht das Paper obsolet. Ein Täter muss seine Coins also immer nur an eine getrennte Wallet zu schicken, die ihm nicht zuzuordnen ist.

    Eine Erkenntnis sollte jedoch gelobt werden:
    “Eher abwegig ist dagegen die Vorstellung, dass staatliche Stellen dauerhaft in der Lage sein könnten, kryptographische Verfahren zu brechen und somit die Strafverfolgung zu ermöglichen.”

    Das Paper ist eine wahre Meisterleistung, Frau Dr. Pesch. Jeden steuerfinanzierten Cent wert! Nur eine Frage stellt sich mir doch noch: Warum heißt das Paper “Prävention von Straftaten mit Bitcoins und Alt-Coins | Handlungsempfehlung zur Regulierung virtueller Kryptowährungen”, aber man geht (gezielt?) Kryptowährungen wie Monero aus dem Weg?

    • Ich sehe es als einen Ansatz, nicht mehr und nicht weniger.

      Natürlich braucht es hierfür einen rechtlichen Rahmen und sicherlich auch eine zentrale Stelle, welche demokratisch legitimiert und kontrolliert wird, sonst wäre dies juristisch vermutlich auch anfechtbar.

      Die Anwendung kann auch “nur” auf regional begrenzter Ebene erfolgen, zumal ohnehin nicht alle Unternehmen, Tauschbörsen, etc. diese Blacklisten unterstützen werden. Dies stellt denke ich kein Problem dar, ob schmutzige Bitcoins in anderen Regionen anders behandelt werden. Denn irgendwann führt dies auch in anderen Regionen zu “Kompatibilitätsproblemen”

      Bezüglich Mixer, warum sollte es nicht Mixer geben, welche ebenfalls die Blacklist integriert haben?

      Für mich zumindest eine Art der Regulierung, mit der ich leben könnte.
      Zumal Regulierungen im verträglichen Maße dazu beitragen, dass sich Bitcoin im Mainstream immer mehr durchsetzen kann.

      • Diese “zentrale Stelle” haben wir bereits und das sind Gerichte. Nur wenn da jeder Witzbold eine Bitcoin Adresse “anzeigen” kann, wie Du weiter oben geschrieben hast, wird das schnell zu einer untragbaren Last für unsere Gerichte, die ohnehin schon mit unsinnigen Klagen überhäuft sind.

        Warum müssen wir in Deutschland alles und jeden sofort regulieren? Das mag in Zeiten der Industrialisierung funktioniert haben, aber dort wurde erst recht spät reguliert und deswegen konnten sich Innovationen (manchmal mit schmerzlichen Zwischenschritten) durchsetzen. Wenn wir heute jegliche Innovation im Keim ersticken, weil sie reguliert wird, bevor man genau sagen kann, was es wird und wie es sich genau auswirkt, dann werden wir nicht nur “Neuland” verschlafen und an die USA, China und sogar die ehemalige Sowjetunion (man schaue sich z.B. Litauen an) verlieren, sondern auch bald die Autoindustrie und unser Anliegen, die Kryptowährungen und Blockchain Technologie.

        Deutschland hat das Potenzial und (vergleichsweise) gute Bildungsstandards. Aber wenn wir es schaffen, einen Internetausdrucker wie Guenther Oettinger als Digitalkommissar in der EU zu platzieren, dann läuft leider gewaltig etwas schief. Und nein, “die Alternative” ist keine. Wir sollten uns aber wirklich mal überlegen, wie wir unseren verantwortlichen Politikern klar machen, wohin der Zug fährt. Mit oder ohne “uns”…

  13. Wow, erst jetzt habe ich den Flyer angeschaut, wofür der auch immer gut sein soll, gibt er eine interessante Information her…
    https://www.bitcrime.de/deutschland/Flyer_BITCRIME_DE.pdf

    “Das deutsche Teilprojekt hat ein Volumen von 1,8 Millionen Euro und wird mit einer Quote von 81 % vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.”
    Wieviele Mann/Fraujahre sind das an einer Uni?

    Vielleicht hätte man mit diesem Geld erforschen sollen, wie man Deutschland zu einem führenden Standort der Kryptowährungen machen kann? Die alte Vormachtstellung der deutschen Industrie verblasst nach und nach und wenn es um neue Technologien geht, werden diese durch voreilige Regulierung im Keim erstickt. Echte Weltkonzerne entstehen schon lange nicht mehr in Deutschland. “Neuland” haben wir bekanntlich verpasst, vielleicht könnte man bei Blockchain und Kryptowährungen noch etwas reißen?

    • Sehr geehrter Hr. Janowitz,

      vielen Dank für diese Info!

      Das Gesamtprojektvolumen betrug 2,4 Millionen Euro. Es freut mich zu erfahren, dass auch die österreichischen Steuerzahler noch etwas draufgezahlt haben, um in den Genuss dieses wunderbaren Juristentextes zu kommen. Wirklich innovationsfreundlich und sehr sinnvoll diese ganze Aktion. Gratuliere, Frau Doktor!

      Abschließend noch etwas zum Lachen: Hochrangige österreichische Politiker, u.a. ein “Bundesrat”, erwägen bereits ein komplettes Verbot von Bitcoin!

      • Vielen Dank für die Info zum österreichischen Beitrag! Aber Du darfst mich gerne Du-zen, wir sind hier unter Gleichgesinnten und zudem im Internet 😉
        Beste Grüße in den Süden!

  14. Vielen persoenlichen Dank paul janowitz, das du dir die Muehe gemacht hast, das Paper zu lesen und uns das Verstaendniss etwas zu erleichtern.

    “Auch ließe sich Einfluss auf das Miner-Verhalten nehmen, indem Mining-Pools oder die Herstellung von Vorprodukten für das Mining reguliert werden”
    -Das ist meiner Meinung nach der gefaehrlichste und validste Punkt hier an diesem Paper, egal wer es bezahlt hat und damit den Titel bestimmt.
    – Wir sollten aufpassen, nicht bei der Planung zu unserer eigenen Entmachtung aktiv und helfend mitzudiskutieren….strange world.


    Unsere Welt hat sich veraendert, unsere Welt hat sich verkauft –
    unsere Welt ist jetzt Mainstream.

    • Gerne, ich hatte gerade etwas Zeit und das Thema ist meiner Meinung nach zu wichtig um liegen gelassen zu werden. Und wenn ich mir schon so etwas antue, kann ich eine kurze Zusammenfassung mit der Community teilen und für etwas mehr Aufklärung sorgen. Bitcoin basiert auf einem Zusammenhalt der Community, den ich leider in letzter Zeit vielerorts sehr misse. Wenn wir untereinander keinen Konsens finden, wird er leider von außen (in Form von Regulierung und Verboten) viel einfacher gegen uns alle durchsetzbar werden.

      An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Christoph für seine tägliche Aufklärungsarbeit im deutschsprachigen Raum! Ohne dieses Blog wäre ich wohl nicht so schnell auf BITCRIME (btw. was für ein bescheuerter Name?) gestoßen…

      • Benjamin Bitcoin // 27. Januar 2017 um 14:50 //

        Haha, Bitcrime könnte auch gut der Name eines Darknet Markets sein.

  15. Frau Doktorin kotzt doch nur ab das sie btc nicht bei 3,- Euro gekauft hat… man kann mit jeder Währung Kriminelle sachen machen, egal ob elektronisch oder Physikalisch. Sie hätte lieber Finanzwesen Studieren sollen.

  16. Brechen wir das mal runter auf die Verwendung von Bargeld. Angefangen beim Bankomaten wird die Serienummer des Scheins einer Person zugeordnet. Jede Registrierkasse (das Wort bekommt gerade eine neue Bedeutung 🙂 ) im Supermarkt, Kiosk, Kino, Restaurant, Blumen- oder Sportgeschäft, HotDog-Stand etc. etc. registriert die Serienummer des Geldscheines (weil dies gesetzlich vorgeschrieben ist) und zeichnet so den Weg des Scheines nach. Würde dies funktionieren um Kriminalität zu unterdrücken? Natürlich nicht! Denn sobald ich den Schein welcher ich eben aus dem Bankomaten geholt habe, irgendwo ausgegeben habe und dieser als Wechselgeld einer anderen Person weitergegeben wird ist er entpersonalisiert. Man kann sehrwohl nachvollziehen wer diesen Schein ursprünglich aus einem Bankomaten geholt hat, aber gleich danach ist Schluss.

    Wenn der Bitcoin-Preis eines Tages Stabilität erreicht gibt es keinen Grund mehr diesen über Wechselstuben zu Verwalten. BTC sollte dann über private Wallets von Person zu Person, von Geschäft zu Geschäft verwendet werden. Es ist ja der Sinn von Bitcoin Instanzen wie Banken oder Wechselstuben letztlich überflüssig zu machen. Mich beschleicht das Gefühl dass solche Blacklists uns dazu zwingen könnten Dienstleister zu benutzen und uns somit “die alte Finanzwelt” erhalten bleibt. Also bloss nicht von privat zu privat bezahlen, vielleicht kann ich das Geld im Supermarkt dann nicht mehr ausgeben. Ist letztendlich gleichzusetzen mit Bargeld-Abschaffung.

  17. Nicht gerade neues Thema… https://bitcointalk.org/index.php?topic=73385.0

  18. Der Drogendealer oder Erpresser nutzt Autos, Flugzeuge, Werkzeuge, Handies, Bargeld … alles wird täglich von Menschen mit bösen/illegalen Absichten benutzt. Aber nur bei dem Werkzeug Bitcoin will das System regulieren. Bargeld wurde da nie reguliert. Seit hundert Jahren ungefähr ist jegliche gesellschaftliche Veränderung immer gut fuer die Banken (andere wurden im Keim erstickt oder “reguliert”). Mit 50% aller Gewinne unserer Volkswirtschaft im Ruecken wird man leider auch Bitcoin in die Knie zwingen. Ich weiss nicht wann … aber der Tag wird kommen an dem unsere Banken den Bitcoin entweder verboten haben oder daran verdienen.

  19. Jetzt hab ich die perfekte Lösung: Dr.Pesch,s whitelabel/blacklist Administration macht dann in drei Kahren eine Abteilung bei der Bank weil die ja sowieso schon Abteilungen haben welche Credicard fraud aufspueren. Will ich meinen Bitcoin white haben muss der auf meinem Konto bei der Bank aufbewahrt werden da ja nur meine Bank in echtzeit das white/black entscheiden kann. Die Bank nimmt fuer den Dienst auch nur 2% pro Jahr … immerhin besser wie wenn mein Bitcoin 30% an Wert verliert wenn er grey, also weder white noch black ist. Dann sind die 10000 gutbezahlten und intelligenten Banklobbyisten ganz dick hinter Bitcoin! Leute das ist die Lösung: Gut fuer den Banksterbonus, gut fuer den Politiker und gut fuer unsere Kinder welche dann in einer auf einen Schlag entkriminalisietten Welt gluecklich leben werden.

  20. Man sollte sich lieber mal fragen, warum es so viel Kriminalität in Sachen Geld gibt und dort den Hebel ansetzen.
    Man tut ja so als seien Kryptos die Ursache der Kriminalität. Dabei sind sie nur ein Mittel.

    Die Ursache liegt in unserem System. Ändert das System, schützt den Menschen, statt ihn auszubeuten und die Kriminalitätsrate sinkt um 90%.

    Zudem ich gegen eine Regulierung, sprich Kontrolle bin die von einer Institution ausgeht. Der Sinn des Bitcoins ist ja dessen Freiheit und die Anonymität.
    Was haben wir gewonnen, wenn wir am Ende ein virtuelles Geld nutzen, das total durchleuchtet wird und wieder von denen kontrolliert, die wir gerade loswerden wollen?
    Dann haben wir kein Bargeld mehr um uns zu schützen, dann sind wir total offene Bücher.
    Gerade in so einem System in dem wir leben, mit Ausbeutung und künstlicher Knappheit und Profitmaximierung, wäre das ein tolles Eigentor.

    Bitcoin und die meisten dieser virtuellen Währungen stehen ja genau gegen die Regulierungen.
    Sie sollen Freiheit bedeuten.
    Mit einer Regulierung werden wir unsere Freihheit niemals erlangen.

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